Als am 23. August 1944 das mit Nazi-Deutschland verbündete Königreich Rumänien kapitulierte, begann der größte Exodus deutschstämmiger Bevölkerung aus Südost-Europa, der in der Geschichte der Neuzeit seines gleichen sucht. Mit dem Exodus der Donauschwaben aus Rumänien und Jugoslawien endete auch eine mehr als zweihundert Jahre dauernde Epoche der deutschsprachigen Besiedelung des Balkans. Auch wenn einige wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind, so wurde das Donauschwabengebiet nie wieder das, was es zur Zeit der Donaumonarchie und während der Zeit des Königreichs Rumänien und des Königreiches Jugoslawien war.
Der Terminus der „Donauschwaben“ wurde 1922 zum ersten Mal von der deutschen Südosteuropaforschung als eine stammeskundliche und siedlungsgeografische, aber auch als eine ethnologische und vor allem als eine historische Gruppenbezeichnung eingeführt. Dieser Sammelbegriff steht genauso wie der Begriff „Siebenbürger Sachsen“ für ein Konglomerat an Menschen, die aus den verschiedensten Teilen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation stammten, wobei die meisten aus den deutschsprachigen Gebieten Oberdeutschland stammten; die Meisten davon aus Schwaben. Diese war die namensgebende Volksgruppe gewesen. Das Ziel dieser innerhabsburgischen Migration war die Bevölkerungszunahme als ein Element merkantilistischer Wirtschaftspolitik. Außerdem wurde das Banat als eine „Vormauer der Christenheit“ gegen die osmanische Gefahr auf dem Balkan angesehen.
In dieser Arbeit soll es vor allem um eine Teilgruppe der Volksgruppe der Donauschwaben gehen, den sog. „Banater Schwaben“. Hierbei werde ich vor allem der Frage nachgehen, was die Beweggründe für die Auswanderung von etlichen Familien aus ihren ursprünglichen Heimaten waren und was sie dazu veranlasste, den beschwerlichen Reiseweg in das Banat über die Donau auf sich zu nehmen, um anschließend in ein ödes Gebiet zu gelangen, dass mehr Arbeit erforderte als ihre heimatlichen Äcker.
Inhalt
I. Vorwort
II. Die Quellenlage
III. Methodik
IV. Die Entstehung der Banater Schwaben
1.) Das Banat wird habsburgisches Kronland
2.) Die sogenannten Schwabenzüge
a) Der „Erste Schwabenzug“ unter Karl VI.
b) „Der große Schwabenzug“ unter Maria Theresia
c) Der „Dritte Schwabenzug“ unter Kaiser Joseph II.
3.) Zwischenfazit
V. Die Kolonisation des Banats als habsburgische Binnenkolonisation
1.) Der Begriff „Binnenkolonisation“
2.) Das Banat als Beispiel einer Binnenkolonie
3.) Zwischenfazit
VI. Der Umgang mit Minderheiten bei der Kolonisation des Banats
1.) Vorbemerkungen
2.) Der Umgang mit Minderheiten Anhand zweier Fallbeispielen
a) Die Ansiedlung spanischer Pensionisten
b) Der sog. Temeswarer Wasserschub unter Maria Theresia
3.) Kurze Bemerkungen zu den anderen Deportationen in den Banat
4.) Zwischenfazit
VII. Gesamtfazit
VIII. Literaturverzeichnis
1.) Primärliteratur
2.) Primärliteratur
a) Monografien
b) Aufsätze
c) Internet
I. Vorwort
Als am 23. August 1944 das mit Nazi-Deutschland verbündete Königreich Rumänien kapitulierte, begann der größte Exodus deutschstämmiger Bevölkerung aus Südost-Europa, der in der Geschichte der Neuzeit seines gleichen sucht. Mit dem Exodus der Donauschwaben aus Rumänien und Jugoslawien endete auch eine mehr als zweihundert Jahre dauernde Epoche der deutschsprachigen Besiedelung des Balkans.1 Auch wenn einige wieder in ihre Heimat zurückgekehrt sind, so wurde das Donauschwabengebiet nie wieder das, was es zur Zeit der Donaumonarchie und während der Zeit des Königreichs Rumänien und des Königreiches Jugoslawien war.
Der Terminus der „Donauschwaben“ wurde 1922 zum ersten Mal von der deutschen Südosteuropaforschung als eine stammeskundliche und siedlungsgeografische, aber auch als eine ethnologische und vor allem als eine historische Gruppenbezeichnung eingeführt.2 Dieser Sammelbegriff steht genauso wie der Begriff „Siebenbürger Sachsen“ für ein Konglomerat an Menschen, die aus den verschiedensten Teilen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation stammten, wobei die meisten aus den deutschsprachigen Gebieten Oberdeutschland stammten; die Meisten davon aus Schwaben. Diese war die namensgebende Volksgruppe gewesen.3 Das Ziel dieser innerhabsburgischen Migration war die Bevölkerungszunahme als ein Element merkantilistischer Wirtschaftspolitik.4 Außerdem wurde das Banat als eine „Vormauer der Christenheit“ gegen die osmanische Gefahr auf dem Balkan angesehen.5
In dieser Arbeit soll es vor allem um eine Teilgruppe der Volksgruppe der Donauschwaben gehen, den sog. „Banater Schwaben“.
Hierbei werde ich vor allem der Frage nachgehen, was die Beweggründe für die Auswanderung von etlichen Familien aus ihren ursprünglichen Heimaten waren und was sie dazu veranlasste, den beschwerlichen Reiseweg in das Banat über die Donau auf sich zu nehmen, um anschließend in ein ödes Gebiet zu gelangen, dass mehr Arbeit erforderte als ihre heimatlichen Äcker.
Und was waren die Beweggründe für die Herrscher aus dem Geschlecht der Habsburger, das diese so viel Geld und Zeit in die Kolonisation eines frisch eroberten Landstriches steckten? War es eine reine Kolonistationspolitik oder gab es mehr Beweggründe hierfür, wie die ständig ausbrechenden Kämpfe zwischen dem christlichen Abendland und dem muslimischen Osmanenreich? Oder war es eine, wie Steiner es nennt unter Einbeziehung des Begriffes „Internal Colonialism“ beschreibt, eine Binnenkolonisation innerhalb des Habsburgerreiches?
In der Forschungsliteratur zum Thema „Donauschwaben“ wird auch immer wieder die Frage aufgeworfen, ob der Banat nicht eine Strafkolonie der Habsburgermonarchie war. Ich werde diese Frage abschließend in meiner hier vorliegenden Arbeit Anhand von zwei Beispielen erörtern, denn nicht alle Kolonisten im Banat sind freiwillig dorthin gekommen, sondern etliche wurden auch gegen ihren Willen im Banat Zwangsangesiedelt.
Waren diese Deportationen, dabei handelt es sich um die Ansiedlung von spanischen Pensionisten unter Karl VI. und dem sog. „Wiener Wasserschub“6 durch Maria Theresia, wie Stefan Steiner es betont, wirklich Deportationen aus dem Geist einer rationalisierten Bevölkerungspolitik der Frühen Neuzeit heraus entstandenen Zwangsumsiedlungen zur Besserung der Bevölkerung7 oder waren die Deportationen, wie Andreas Helmdach diese beschreibt, eine militärische Verstärkung für die Grenzregion der neu erworbenen Gebiete?8 Und waren diese Zwangsumsiedlungen wirklich Bestandsteil einer „Sozialdisziplinierung“, wie Karl Vocelka dies sieht?9
II. Die Quellenlage
Obwohl der 2. Weltkrieg in Europas Archiven schwere Verluste verursacht hat, sind vor allem zur Geschichte der Donauschwaben noch einige Dokumente und Handschriften erhalten.
So hat gerade für die Erforschung der Impopulation des Banat Anton Tafferner in seiner fünfbändigen Quellensammlung „Quellenbuch zur Donauschwäbischen Geschichte“ einen wichtigen Beitrag zur Erforschung der donauschwäbischen (und für diese Arbeit besonders der Geschichte der Banater Schwaben) Geschichte einen wichtigen und nicht zu unterschätzenden Beitrag geleistet. Vor allem die Erläuterungen des frühneuhochdeutschen Vokabulars und der Einordnung einiger Dokumente in ihren historischen Zusammenhang macht die Arbeit mit diesen Quellen umso leichter. Ebenfalls von Bedeutung sind die Übersetzungen einzelner Dokumente aus dem lateinischen und ungarischen ins Deutsche.
Für die Erforschung des sog. „Wiener Wasserschubs“ allerdings braucht man eine andere Quellensammlung und zwar die der Wiener Hofkammer. Jedoch sind dort auf Grund der Zerstörung des Archives während des letzten großen Krieges in Europa die meisten Akten zu diesem Thema vernichtet worden10, so dass man auf die Arbeit von Konrad Schunemann zurückgreifen muss, in dessen Arbeit sich viele Quellen zum Thema Wiener Wasserschub findet.
Wie zuverlässig diese Quellen im Einzelnen dann sind, ist schwer auszumachen, da es an Vergleichsmaterial auf Grund der Zerstörungen aus dem letzten Weltkrieg mangelnden Akten fehlt. Dennoch ist es, abgesehen von einigen wenigen Akten, die das Feuer des Krieges überlebt haben, eine wichtige Quellensammlung für den Wiener Wasserschub geworden, auf den selbst andere Historiker wie Stephan Steiner verweisen und diese auch benützen.
Bezüglich der Frage, ob man die Kolonisation des Banats als typische habsburgische Kolonisationspolitik ansehen kann, werde ich mich auf die entsprechenden Quellen in der oben genannten Quellensammlung von Anton Tafferner berufen; außerdem auf der Idee des „Internal Colonialism“.11
III. Methodik
Für die drei Hauptgebiete meiner Arbeit (der Entstehung der Banater Schwaben, das Banat als Beispiel der habsburgischen Kolonisationspolitik und dem Umgang mit Minderheiten) wendete ich drei verschiedene Methoden an:
Für das erste Hauptgebiet benützte ich die Methodik von Hayden White, der den historischen Text als ein literarisches Kunstwerk bezeichnete.12 Indem ich nun alle mir vorhandenen Quellen zur Besiedelung des Banats zusammenbringe „werden [sie] dadurch verstehbar gemacht, daß sie den Kategorien der Plotstruktur subsumiert werden, in der sie als Geschichte bestimmter Art kodiert sind.“13 Denn „es ist nicht die gleiche Geschichte, die hier und dort erzählt wird.“14
Für den zweiten Hauptteil, den der Kolonisationspolitik, werde ich mich auf den soziologischen Terminus der Internal Colonoialism berufen. Laut dem Sociology Dictonary wird der Begriff Internal Colonialism wie folgt Definiert: „The economic exploitation of a group within a society whereby their labor is sold cheap an they are made tp pay dear für products and services.“15
Den letzten Hauptteil werde ich mit der Methodik der Diskursanalyse bewerkstelligen, wie sie Michel Foucault in seinem Buch „Archäologie des Wissens“ beschrieben hat. Hierbei habe ich besonders die kulturgeschichtlichen Rahmenbedingungen und auch die Geistesströmungen des damaligen Zeitgeistes berücksichtigt, um erklären zu können, warum es zu den Deportationen gekommen ist.
IV. Die Entstehung der Banater Schwaben
1.) Das Banat wird habsburgisches Kronland
Als im Jahre 1552 unter dem Ansturm der Osmanen die ungarische Festung Temeswar fiel, ging das seit diesem Zeitpunkt zum Königreich Ungarn gehörige Banat in das Osmanische Reich über.16 Die bis zu diesem Zeitpunkt madjarisch-katholische Bevölkerung des Banats verschwand fast vollkommen aus diesem Gebiet; die meisten wurden entweder getötet, sind geflohen oder wurden verschleppt.17 An ihrer Stellte trat nun eine rumänisch-serbische Bevölkerung griechisch-orthodoxem Glaubens.18
Die bis dahin vorherrschende Komitatverfassung wurde von den Osmanen abgeschafft und dafür wurde ihre eigene Verwaltungsstruktur eingeführt.19
Diese Komitatverfassung der Ungarn war der Hauptträger des ungarischen Herrschaftsgedankens.20 Eingeführt von König Stephan (Stephan der Heilige, 1000-1038) um dessen Herrschaft zu schützen, war sie nicht nur die unterste Gesetzgebungsinstanz, sondern auch die erste und zweite Exekutiv- und Judikativinstanz in Ungarn des Mittelalters.21 Diese Verfassung, die den Ungarn so eigentümlich war, sollte auch nach Befreiung Ungarn von den Osmanen nicht mehr in Kraft treten.22
Während dem großen Türkenkrieg von 1683 bis 1699 mit der Schlacht bei Kahlberg und der Wende vor Wien23 wurde das Banat wieder Schauplatz der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den christlichen europäischen Fürsten und dem muslimischen Osmanischen Reich. Dieser Krieg endete mit dem Frieden von Karlowitz 1699, der jedoch noch keine Befreiung des Banats mit sich brachte.24 Erst der Türkenkrieg von 1716 bis 1718 und der Eroberung der Festung Temesburg (Temeswar) durch Prinz Eugen von Savoyen brachte dem Banat die Befreiung von den Osmanen.25 Im Frieden von Passarowitz 1718 wurde das Banat endgültig habsburgisches Kronland.26
Unter dem Namen Temeswarer Banat wurde das Banat habsburgisches Verwaltungsgebiet und somit auch habsburgische Krondomäne.27 Obwohl die ungarischen Stände nach der Befreiung Ungarn und dem Frieden von Passarowitz auf dem Pressburger Landtag eine Wiederangliederung des Banats an Ungarn verlangten, geschah diese nicht, da Prinz Eugen eine solche Wiedervereinigung mit Ungarn ablehnte und Kaiser Leopold I. von seiner ablehnenden Haltung diesbezüglich überzeugen konnte.28
Schon während der Befreiungskriege des Donauraumes 1683 bis 1718 hatte das Habsburgerreich sich theoretisch mit der Wiederbesiedelung der eroberten Gebiete befasst.29 In der Denkschrift „Einrichtungswerk des Königreichs Hungarn in Sachen des status politici, cameralis et bellici“ vom 15. November 1689 an Kaiser Leopold I. verlangte Kardinal Kolonich eine Wiederbevölkerung der volksarmen und neuerworbenen Gebiete in Ungarn.30
Diese Denkschrift kulminierte in das 1. Habsburgische Impopulationsgesetz von 1689.31 Dieses Impopulationsgesetz sieht vor, dass die Besiedlung der neuen Gebiete mit freyen Burger und Unterthanen32 von statten gehen soll. Wörtlich heißt es:
Was gestalt höchstgedachte Käyserl. Und Königliche Mjestät zu besserer Auffhelffung, Wider Erhebung und Bevölckerung deroselben duch eine Zeit wehrende inn- und äußerliche Krieg und destwegen von allen Seithen vorgegangene hin-, her-, und Durchzüch und Lagerungen, so großer sowohl Feindlicher, als aigner Armaden und Auxilar Völcker, fast gantzlich zu Grund gerichteten und abgeödeten Erb-Königreichs Hungarn allergnädigist entschlossen, alle und jede, was Standes, Nation, und Religion, inn- oder außer Landts die seynd, welche sich in gedachten Königreich Hungarn und demselben angehörigen Landen Häußlich nider zulassen Lust und Sinn haben, sowohl in Städten, als auff dem Landt, für freye Buger und Unterthanen, jedoch respectu deren anderen Erbländer, die ohne dem der Zeit mehrere Unterthanen zu stüfften nöthig haben gegen Vorzaigung ordentlicher Loß = Brieff gnädigst an- und ein-zunehmen; […]33
In diesem Impopulationspatent verspricht Kaiser Leopold I. also eine Wiederansiedlung von Kolonisten in den neu erworbenen Gebieten, die vorher von den Osmanen besetzt waren und jetzt verödet sind; die ungarischen Stände sollen ihn auf dieses Versprechen nochmals auf ihrem Landtag in Pressburg im Jahre 1722/1723 aufmerksam machen und ihn auffordern, sein gegebenes Versprechen zu erfüllen.34
Die Legitimationsgrundlage dafür, dass der Kaiser den Wiederaufbau der neuen Gebiete verordnen konnte, war der Grundsatz des jure gladii, da es in diesem Gebiet die Türkenherrschaft seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in die Kontinuität der mit der Vertreibung der adeligen madjarischen Grundbesitzerschaft automatisch aussetzende Komitatsverfassung eine tiefe Zäsur geschlagen hatte. Das Land war zum Zeitpunkt der Besetzung durch das kaiserliche Heer ohne eine besitzende Herrenschicht und so dem Zugriff einer dominalen Besitznahme durch die Kammer durchaus freigegeben.35
Die ersten Siedler, die auf Grund dieses Patentes ins das Banat einwanderten, kamen zum größten Teil aus Schwaben, welches damals noch zu den vorderösterreichischen Gebieten, in denen die Habsburger Landesherren waren, gehörte.36 Ihr Hauptsiedlungsgebiet waren die von den Osmanen befreiten Städte – z. B. Temeswar – zu deren Wiederaufbau und Wiederherstellung diese sich verpflichteten.37
Zu den Trägern der allerersten Kolonisten gehörten, neben dem Einrichtungswerk von Kollonich, auch private ungarische Grundherren, die ein Interesse daran hatten, auf ihren vom Krieg verwüsteten Landgütern Siedler anzusiedeln, damit diese wieder kultiviert werden konnten.38
2.) Die sogenannten Schwabenzüge
Unter dem Begriff der Schwabenzüge versteht man die massenhafte Ansiedlung von deutschen Kolonisten im Gebiet der Donauschwaben. Das Gebiet der Donauschwaben erstreckte sich über das Temeswaer Banat (ein Gebiet, das zwischen der Donau, der Theiß und der Maros liegt), das Sathmar Gebiet und der Bukowina.39
Es gab drei Schwabenzüge und die Beweggründe für die, die an diesem Zügen partizipierten, mögen wohl für alle drei Züge, mehr oder weniger stark in ihrer Ausprägung, gleich gewesen sein.
Kurt Diemer brachte es in seinem Aufsatz über die Ursachen und den Verlauf der Auswanderung aus Oberschwaben im 18. Jahrhundert auf den Punkt:
Im 18. Jahrhundert gab es – bedingt durch das Erbrecht und durch eine nach der Verheerungen am Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhundert wieder wachsende Bevölkerung – breite klein- und unterbäuerliche Schichten. Wenn deren von vornherein schon prekäre wirtschaftliche Lage sich durch Missernten und Kriege noch weiter verschlechterte, blieb vielen – vor allem Jungen und Armen – als Ausweg nur mehr die Auswanderung.40
Der Hauptgrund für die Auswanderung in das Banat war somit nicht nur die Zunahme der Bevölkerung an der Basis der frühneuzeitlichen Sozialpyramide41, sondern auch eine zunehmende Verarmung der Bevölkerung.42 Gerade in der Zeit der vielen großen innerdeutschen Kriegen, wie dem Polnischen Thronfolgerkrieg (1722 bis 1735), den drei Schlesischen Kriegen (1740 bis 1763) und den damit verbundenen Belastungen der Bevölkerung in Form von Kriegssteuern, Missernten, Hungersnöten, Naturkatastrophen und auftretenden Viehseuchen, wurde den bereits jetzt schon verarmten bäuerlichen Schichten noch mehr zugemutet.43 Da Ungarn nach den Türkenkriegen völlig entvölkert, dagegen „Deutschland“ völlig überbevölkert war und ein sozialer Aufstieg auf Grund der Gesellschaftsform der Frühen Neuzeit kaum bis gar nicht möglich war, war der einzige Ausweg für diesen Teil der Bevölkerung, der ohne eine Aussicht auf ein Fortkommen innerhalb der erstarrten sozialen Pyramide war, die Auswanderung in die entvölkerten Teile Ungarns.44
Diese Auswanderung gingen aber nicht ohne Schwierigkeiten von statten, wie noch zu berichten sein wird, denn die Landesherren der auswanderungswilligen Bevölkerungsteile verweigerten oftmals diese Auswanderung mit ihrer merkantilistischen Denkweise. Diese besagt, dass ein Staat nur dann mächtig und stabil ist, wenn es eine große Bevölkerungsanzahl vorweisen kann.45
Als Ziel der Migration in das Banat für die habsburgischen Kaiser und Könige von Ungarn jedoch war die Bevölkerungszunahme des Gebietes als elementarer Bestandteil der vorherrschenden merkantilistischen Wirtschaftspolitik.46 Die in das Banat eingewanderte deutsche Bevölkerung wiederum verfügte über Kenntnisse in der modernen Landwirtschaft und im Gewerbe, die für die einladenden Grundherren und impopulierenden Habsburger von größtem Interesse waren.47
Es ist verständlich, dass die alten Landesherren ihre „Landeskinder“ nicht gehen lassen wollten. Man sollte hierbei bedenken, was für ein Exodus an Steuergeldern, Soldaten und guten Arbeitskräften dieses für den jeweiligen Landesherrscher bedeutete. Jedoch war auch die Sehnsucht der Auswanderer nach einer besseren Zukunft verständlich, die diese sich in den Auswanderungsgebieten des Banats bzw. des Donauschwabengebietes erhofften.
Doch kommen wir nun zu den einzelnen Schwabenzügen und schauen uns an, wie diese von statten gingen und welche die jeweiligen Beweggründe der Herrscher waren, Kolonisten in den Banat zu schicken.
a) Der „Erste Schwabenzug“ unter Karl VI.
Das Banat unter der Herrschaft Kaiser Leopold I.
Unter Kaiser Leopold I. wurde die ungarische Königskrone im Mannesstamm und im zweiten in weiblicher Erbfolge zuerkannt, so dass man von diesem Zeitpunkt von einer Doppelmonarchie sprechen kann.48 Zwar hat das Geschlecht der Habsburger schon im Mittelalter erbliche Ansprüche auf die ungarische Krone gehabt, doch erst nach der Befreiung Ungarns von der Osmanenherrschaft wurde diese auf den Landtagen in Pressburg im Jahre 1687/88 und 1722/23 offiziell anerkannt.49
Schon bald machte man sich daran eine neue Verwaltung Ungarn einzurichten. So wurde im Jahre 1686 eine provisorische Verwaltung auf Grundlage des Kriegsrechts (de jure belli) eingerichtet und die Abschaffung der alten Komitatverfassung Ungarn ipso facto bestätigt.50 Die Träger der neuen Verwaltung des im Jahre 1689 neu Eingerichteten Königreichs Ungarn wurden die Kriegskommissaren und die Kameralinspektionen der Wiener Hofkammer.51 Oskar Feldtänzer, der eine mehrbändige Monografie über die Donauschwaben geschrieben hat, beschreibt das Verhältnis zwischen den ungarischen Ständen und dem habsburgischen Herrscherhaus wie folgt:
Die Verhältnisse im habsburgischen Ungarn waren seit dem Regierungsantritt Leopold I. (1658) gekennzeichnet durch das Ringen um die Vorherrschaft zwischen königlicher und ständischer Macht.52
So ist es auch verständlich, dass ein Verwandter aus dem Hause Österreich, Prinz Eugen von Savoyen, der große Feldherr der Türkenkriegen, sich mit aller Macht gegen eine Angliederung des Banats an Ungarn aussprach und dieses Gebiet lieber als Teil der habsburgischen Erblande, in Form einer Krondomäne, sah. Die Einrichtung einer Neoacquistenkommission für die neugewonnen Gebieten Ungarn tat dabei ein Übriges.53
Durch die Einrichtung des Banats als Krondomäne wurde diese in den Status einer kameralen Reichsprovinz erhoben, in der alle Macht vom Kaiser ausging bzw. von den von ihm eingesetzten Behörden und Beamten.54
Da die Krondomäne nach den Türkenkriegen zum größten Teil entvölkert und verarmt waren, wobei das Banat dabei am schwersten mitgenommen war55, entschloss man sich dazu, das Banat wieder zu bevölkern. Hierzu wurde das bereits oben erwähnte Impopulationspatent herausgegeben, in welchem auch die Vorzüge für die angesprochen wird, die sich freiwillig zu Kolonisation des Banats eingefunden haben. So berichtet das Patent, dass denselben nicht allein die Häuser in Städten umb ein ganzt geringen Pryß und Werth, auf dem Land aber gar umbsonst […] Fünff Frey Jahr von allen Gaaben und Robathen verliehen; nicht weniger zu Behueff deren Bau-Unkosten die Bau-Materialien auff jedes aigenen Unkosten aller Orthen frey und ohne Bezahlung einiger Mauth oder anderen Gebührnussen auffzubringen und zuerzeigen erlaubt […] Solchemnach ist weiteres Ihro Käyserl. und Königliche Majestät gnädigster Will und Mainung, inmittels pro emedio temporaneo zu verodrnen, daß allen und jedem ohne außnahmb, wer da wollte Grundstücker, als Aecker, Wissen, Weinberg und Gärten umb ein geringes Schreibgelt und bloß gegen Raichung eines Pfenning Dienst in recognitionem Dominii außer des Zehnds abzulesen und zu bauer erlaubet seyn solle [….]56
Es waren demnach vor allem strategische und wirtschaftliche Erwägungen, die Kaiser Leopold I. dazu veranlasste, „im Banat neben deutschen Beamten, Handwerker und Kaufleute auch deutsche Bauern anzusiedeln.“57
Wie aus dem oben geschriebenen hervorgeht, wurden den Kolonisten vor allem eines versprochen: Freiheit von allen Abgaben. Die deutschen Ansiedler sollten Freijahre von allen damaligen Steuern und Leistungen gewährt werden58, damit diese sich im Banat ansiedeln können und bis zur ersten Ernte, mit der sie sich dann selbst versorgen sollte, ein so weit wie möglich sorgenfreies Leben hat.
Diese Freijahre gehen auf einen Maßnahmenkatalog des Vorsitzenden der 1688 gegründeten „Kommission zur Einrichtung des Königreichs Ungarn“59, Kardinal Graf Leopold von Kollonich (1631 bis 1707), zurück. Kardinal Kollonich, der selber Präsident der Ungarischen Hofkammer von 1672 bis 1684 war, war ein Anhänger des Gedankens eines einheitlichen habsburgischen Reiches und somit selbstverständlich ein Feind der ungarischen ständischen Bestrebungen, wobei er dennoch keine Schädigung der ungarischen Interessen beabsichtigte, da er selber Ungar war.60 Gerade weil er seine Laufbahn in Ungarn angefangen hatte, galt er als der Fachmann für ungarische Angelegenheiten61, weshalb man ihm auch, zusammen mit Franz Joseph von Krapf, die Leitung des neu gegründeten Einrichtungswerke übertrug.62 Kollonich und von Krapf erarbeiteten zusammen einen Maßnahmenkatalog, um mit diesen Maßnahmen Kolonisten für das Banat anzuwerben.63 Zu den von diesen beiden Personen ausgearbeiteten Maßnahmen gehörten unter anderem die bereits im Impopulationspaten angesprochenen Freijahre von allen Abgaben und Dienstleitungen; außerdem sollte keine Diskriminierung der Kolonisten auf Grund ihrer Nationalität und ihrer Religion64 stattfinden, mit der einzigen Ausnahme in Festungen und Städten.65 Neben den Freijahren kam noch die Begrenzung des Robots auf drei Wochentage, sowie die Erleichterung des Eintritts für Handwerker in eine Zunft in den Städten.66
Schon in diesen Punkten des Einrichtungswerks merkt man, dass der Aufbau des Banats im Sinne einer staatlich gelenkten Wirtschaftpolitik auf Grundlage der damals gängigen Wirtschaftstheorie des Merkantilismus war, mit dem Ziel der Steigerung der Bevölkerungszahlen im Banat.67 Die Beweggründe dafür beschreibt Márta Fata in einem ihrer Aufsätze wie folgt:
Ein- und Auswanderung stellte in der Frühen Neuzeit ein zentrales Instrument zur Regulierung der staatlichen Bevölkerungspolitik dar. Besonders zur Zeit der Entstehung des modernen Staates im 18. Jahrhundert betrachtete man die Bevölkerung im Sinne der vorherrschenden merkantilistischen Wirtschaftslehre als Grundlage der wirtschaftlichen Prosperität. […]
Da man von der Erhöhung der Bevölkerungszahl die umfassende Mobilisierung sämtlicher wirtschaftlicher Kräfte des jeweiligen Staates zu dessen militärischer und politischer Machtgewinnung erhoffte, war man bestrebt, die Bevölkerung mit allen Mitteln zu vermehren. Die Ansiedlung von Einwanderern aus dem Ausland war eine der schnellsten, wenn auch nicht eine der billigsten Lösungen.68
Das Banat unter der Herrschaft Kaiser Karl VI. und der Beginn des sogenannten „Ersten Schwabenzug“
Die eigentliche Ansiedlung von Kolonisten im Banat begann unter Kaiser Karl VI. in einem Zeitraum von vier Jahren (1722 bis 1726) als eine große ländliche Kolonisation mit etwa drei- bis viertausend Familien unter verkehrspolitischen und militärischen Gesichtspunkten.69 Da das Banat von den donauschwäbischen Siedlungsgebieten das Gebiet war, das am längsten in osmanischem Machtbereich verblieben war, wollte Karl VI. die Gelegenheit nützen und dieses Gebiet mit deutschen Siedlern impopulieren.70 Der damalige Statthalter des sog. Tesmeswarer Banats, Graf Mercy, brachte diese Impopulation, zusammen mit den zwei Kolonistenwerbern Franz Albert von Craußen und Johann Franz Flack, zustande.71
Die Legitimation dieser Kolonistenwerber, „um Auswanderungswillige aus südwestdeutschen Gebieten für die Ansiedlung im Banat zu gewinnen“, war ein kaiserliches Patent, welches diesen ausgestellt wurde, damit sie „den Transport der Kolonisten in das Banat“ durchführen konnten.72 Die Ausstellung eines kaiserlichen Sammelpasses war der Beginn des Ersten Schwabenzuges unter Karl VI.. Dieser Sammelpass erlaubte den Kolonisten alle Landesgrenzen ohne Hindernisse passieren zu können, um zügig ins Banat zu gelangen.73
Wie bereits erwähnt, wurden Kolonistenwerber eingesetzt, deren Werbetätigkeiten sich von Worms aus über die oberrheinischen Kreise nach Lothringen, in die Kurpfalz, Baden, Hessen-Darmstadt, Hessen-Kassel, Nassau, Speyer, in das Elsass bis nach Fulda und Hersfeld erstreckten.74 In einem Werbezettel aus dem Jahre 1718, der in Biberach kursierte, heißt es:
Es würdet jedermänigkeit wissend gemacht, daß, welche mit Vorwissen und Bewilligung Ihrer etc. gnädigen Herrschafften, Lust haben, sich unter deß Ungarischen in Wien residierenden Agenten […] haußhäblichen niederzulassen, sich bey Herrn Franz Felbinger, […] anzumelden haben, welcher dann mit Vollmacht versehen, denen dahin Kommenden für eigen eingeraumt wird: [es folgen die Besonderheiten, die für die Kolonisten vor Ort erhalten, wie es im Impopulationspatent vorgesehen ist].75
Es ist ersichtlich, dass die Ausreise aus den verschiedenen Territorien des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation nur auf Grundlage der Erlaubnis der jeweiligen Landesherren geschehen durfte. Hierzu heißt es in einem Begleitschreiben zum Werbezettel, welches in Riedlingen publiziert wurde:
Da [im Schwarzwald] werden sich Leuth genug finden, zumahl die under den Clöstern stehen, die ihrer Leibeigenschaft dadurch abkommen können.76
Gerade für die unfreien Bauern war eine Auswanderung in den Banat vorteilhaft. Diese konnten dadurch ihrer Leibeigenschaft entfliehen und als freie Bauern versuchen eine bessere Zukunft für sich und ihre Familie aufzubauen.
Jedoch mussten sich die Bauern, die auswandern wollten, von ihrer Leibeigenschaft freikaufen, was bedeutete, dass sie all ihr Hab und Gut verkaufen mussten, um das notwendige Geld, in der Regel zehn Prozent ihrer Eigentums, für diesen Freikauf aufzubringen.77 Um ihnen dann aber den Start zu erleichtern, erhielten die Kolonisten für die spätere Zeit bis zur ersten Ernte einen Vorschuss von Lebensmitteln und Staatsgetreide, welches in den nächsten Jahren zurückgegeben werden musste.78 Außerdem erhielten die Siedler eine Reisehilfe vom „Staat“ in Höhe von einem Gulden und dreißig Kreuzern für jeden Erwachsenen ab fünfzehn Jahren; dies aber nur, wenn sie auch wirklich im Banat ankamen, was nicht immer der Fall war, da einige Kolonisten von ungarischen Grundherren schon auf ihrer Reise durch Transdanubien abgefangen bzw. abgeworben wurden.79
Für die Landesherren der auswandernden Bevölkerung war diese Impopulation des Banats nichts Erfreuliches. Ausgehend von der merkantilistischen Wirtschaftslehre, die betonte, dass eine hohe Bevölkerungszahl zu einer politische Stabilität beitrug80, weshalb die frühneuzeitlichen Staaten auch immer darauf bedacht waren „eine aktive Immigrationspolitik zu betreiben“81, waren die Landes- und Territorialherren nicht über die Immigrationspolitik ihrer Kaisers erfreut. Die Landesherren befürchteten „den Verlust an Produktions- und Wirtschaftskraft“ was gleichbedeutend mit „der Minderung des Steueraufkommens ihrer Territorien“ war.82 Auch bedeutete ein solcher Massenexodus an Bevölkerung für die Landesherren, dass ihr Territorium nicht attraktiv genug ist. Harald Kleinschmidt brachte dies in seiner Monografie „Menschen in Bewegung“ wie folgt auf den Punkt:
Die Forderung des Herrschenden, sie möchten eine aktive Immigrationspolitik betreiben, wurde zudem begünstigt durch die damals gern geglaubte These, dass es keine natürliche Obergrenze für die Bevölkerung eines Raumes gebe, sondern aller Wohlstand und alle Stabilität von der guten Ordnung des Bodenbaus und der Zivilisierung der Bevölkerung abhänge. […] Migration über die Grenzen herrschaftlicher Territorien hinweg wurde hingegen wahrgenommen als legitime Kündigung bestehender und Eingehen neuer Herrschaftsverträge durch faktisches Handeln.83
Die Reaktion der Landesherren auf diese Migration von Untertanen war die Erhöhung der Ablösesummen für die Untertanen, so dass viele vor einer Auswanderung auf Grund der hohen Summen zurückschreckten.84 Der Kaiser reagierte auf diese Maßnahmen damit, dass er die Landesherren eindringlich bittet, doch ihre Untertanen auswandern zu lassen. In einem Brief Karl VI. an den Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt vom 20. April 1722, in dem er um eine Erleichterung der hessischen Auswanderung in das Erbkönigtum Ungar bittet, heißt es:
Wir mögen Deiner Durchleucht gnädist nicht bergen, wesgestalten hin und wieder im Römischen Reich eine Anzahl von ohngefähr Sechshunter teutschen Familien und darunter auch einige aus dero Lande sich bey unserer in dem Temeswarer Banat aufgestellten Kaiserl. Administration aungegeben, daß sie dahin abzuziehen und sich allda niederzulassen gesonnen seyen. […] Als gesinnen wir an Deine Deurchleucht hirmit gnädnist, Sie wollen diejenigen Familien, so sich aus obgedachten dero Lande nach unserem Erkönigreich Hungarn zu begeben willens seynd, nicht allein gerne ohne entgelt entlassen […] gegen Vozreigung unseres aus Unser Kaiserl. Geheimen Reichs-Hof-Cantzley gefertigten und von Uns eigenhändig unterschiebenen Kaiserl. Orginal-Passes allerorthen zu Wasser und Land frey, sicher und unaufgehalten, ohne Abforderung einiger Mauthzoll, Aufschlag oder derley Anlagen, passiert und denselben zu förderlicher Fortkommen aller guet Will und Vorschub erwießen werden mögen; hieran erweißen Durchleucht einen dem gemeinen Christlichen Wesen zur Wohlfahrt angedeichenden guten Dienst […]85
Es gab also, trotz des im Generalpass geschriebenen Bitte, die Kolonisten ohne Hindernisse auswandern zu lassen, wohl doch etliche „staatliche“ Repressionen dem Teil der Bevölkerung gegenüber, die ins Königreich Ungarn (und besonders ins Banat) immigrieren wollten.
Die Antwort aus Hessen-Darmstadt, die Anton Tafferner mit den Worten „die Regierung von Hessen-Darmstadt war von dem kaiserlichen ‚Angesinnen‘ und ‚Begehren‘ wohl nicht begeistert“86 kommentierte, ließ nicht lange auf sich warten. Im Hessischen „Votum“ vom 13. Juni 1722 heißt es:
Weilen poberwehntes Angesinnen zu accordiren umb deswillen bedenklich fället, indeme, wann denen Unterthanen keine Nachsteuer oder Abzugsgelder abgefordert, auch Sie zollfrey und aller orthen passiret werden sollen, viele düchtige Einwohner, zumahlen da die Abgiften der Zeiten groß, hingegen alles wohlfeil ist, mithin der Landtmann sich in die Länge ohnmöglich mehr zu erhalten vermag, vielleicht beweget werden dörfften, hinwegzuziehen, als befindet man sich bey Fürstl. Regierung der ohnmaaßgebenden Meynung, daß dieser Sache halber zuforderst mit einigen banachbarten, absonderlich mit Chur-Mayntz und Hessen-Cassel zu communicieren und dero Meynung, was Sie hierunter zu thun gesonnen, auszubitten wäre, da sodann auch nach Einlangung deren Antwort des weiteren statuiret werden kann.87
Man erbittet sich also Bedenkzeit. Nicht nur, dass man dem Kaiser sein Gesuch nicht ohne weiteres ablehnen kann, macht die Meinungsfindung in Hessen-Darmstadt schwierig, sondern man möchte das Vorgehen auch mit den anderen Landes- und Territorialfürsten absprechen. Diese befürchteten, dass auch gut ausgebildete Bevölkerungsteile ins „Ausland“ auswandern könnten. Das Ergebnis dieser Absprache war, dass man zwar die eigenen Untertanen ohne zusätzliche Abgaben wie Zoll- und Mautgebühren ziehen lässt, diese dafür aber erst nach der Entrichtung der Schuldigkeiten, d.h. Freikauf von der Leibeigenschaft und Begleichung des zehnten Pfennigs, sowie der Manumissionsgebühr das Land verlassen dürften.88 Hierzu schreib der Kurfürst von Mainz am 11. Juli 1722 als Antwort auf einen Brief des Landgrafen von Hessen-Darmstadt vom 27. Juni 1722:
[…] Wir bloß allein aus guthem Willen undt zu Ehren Höchsterwehnter Seiner Kayserl. May. Einige von Unseren Unterthanen ohnentgeltlich entlassen werden, jedoch daß sie zuforderist ihre Schulden abtragen, undt ihnen anbey bedeutet werde, daß wir sie allenfalls über kurtz oder lang, da diselebe ihrer noch übrigen Mittel entblößet, nicht wiederum im Erzstift aunnemen lassen könnten, noch würden; […]89
Derselben Meinung war auch der Landgraf Karl von Hessen-Kassel in seinem Brief vom 8. September 1722.90
Doch bevor noch die ersten Kolonisten das Banat besiedeln konnten, musste zunächst der ungarische Landtag in Pressburg sein Votum zur Impopulation abgeben. Dies geschah im Jahre 1722/23 mit dem Votum De impopulatione regni. Im Entwurf91 dazu heißt es:
In Anbetracht dessen möge Eurer Hoch Geheiligten Majestät belieben […] auf daß jeder, der freien Standes ist und in dieses Königreich übersiedeln möchte, sicher kommen könne und […] auf wenigsten 6 Jahre von öffentlichen Lasten befreit sein solle […]; ferner sollen die Grundherren, die ein zahlreiches Volk besitzen und wenn sie überflüssige Untertanen haben […] gleichfalls die Freiheit und Möglichkeit haben, solche Untertanen in er Form einer Kolonie zur Bevölkerung von dergleichen wüsten Gegenden auch in andere Komitate zu verlegen. […] auch sonstige Güter […] möge Ew. Majestät anderen, wohlverdienten, eingeborenen Landeskindern, besonders solchen, die ein zahlreiches Volk besitzen, kostenlos verleihen.92
Und in den Grundartikel der donauschwäbischen Kolonisation, die auf dem Pressburger Landtag verabschiedet wurden, heißt es93:
Seine Hoch Geheiligte Majestät wird gütig erlauben, daß freie Personen jeder Art ins Land gerufen werden, die von jeder öffentlichen Steuer für 6 Jahre zu befreien sind und daß diese Freiheit im ganzen Lande verkündet werden kann. [Es folgen noch einige Bestimmungen, dass der Kaiser sich diesbezüglich mit den anderen Landesherren verständigen muss; das der Kaiser Erbansprüche auf Landgüter berücksichtigen muss bei der Verteilung des Siedlungsgebietes und das bei der Verteilung von Land solche besonders berücksichtigt werden müssen, die sich besonders ausgezeichnet haben.]94
Nachdem also nun die Formalitäten bezüglich der Auswanderung von Kolonisten in das Banat geklärt waren, konnte man nun dazu übergehen die Schwabenzüge zu organisieren.
Der „Erste Schwabenzug“
Als Ziel des Ersten Schwabenzuges wurde eine merkantilpolitische Entwicklung des Banats durch populationspolitisch bestimmte Bevölkerungsdichtung und landwirtschaftliche Erschließung der Krondomäne bestimmt.95 Hierzu war es zunächst aber einmal notwendig, dass man bei den Ortsämtern nachfragte, ob überhaupt Bedarf an Kolonisten bestünde, bevor man anfangen konnte geeignete Orte für die Impopulation zu bestimmen.96 Diese Bestimmung von geeigneten Orten wurden vielfach unter militärischen und verkehrspolitischen Gesichtspunkten gewählt: Zuerst sollten diese Gebiete besiedelt werden, die an der Militärgrenze zwischen der Donau im Süden und der Marosch im Norden lagen, danach erst wurde der Mittlere Teil des Banats besiedelt.97 Das Ziel war, ein Hauptverkehrsnetz zu schaffen, dass im Frieden dem Handel, im Kriegsfall jedoch dem Durchmarsch von Armeen dienen konnten, ohne auf nicht deutsche Bevölkerung treffen zu müssen; der Durchmarsch und der Handel sollte also vor allem, soweit es möglich war, durch deutsche Dörfer gehen, da man von diesen eine größere Loyalität, vor allem gegenüber den habsburgischen Truppen, zuschrieb.98 So entstanden zwischen 1719, dem Jahr, dass als Vorläufer für den Ersten Schwabenzug gelten kann, und dem Jahre 1734, das Jahr indem erneut ein Krieg der Habsburger mit den Osmanen ausbrach und der Besiedlung des Banats Einhalt gebot, etwa sechsundsechzig Dorf- und Stadtneugründungen im Banat.99
Die Kolonisten erhielten, sobald diese im Banat angelangt waren, nur ein Grundstück, welches sie erstmals von Unkraut und Sträuchern säubern mussten, um anschließend selber ihr Haus zu bauen. Ihr notwendiges Wirtschaftsinventar mussten sie selber kaufen.100
Ein gedrucktes Werbepatent zur Auswanderung in das Banat, das vom kaiserlichen Administrations-Fiskal und Oberkommissar Johan Franz Flack (also einer der zwei berühmtesten Kolonitenwerber) herausgegeben wurde, beschreibt was genau die Kolonisten im Banat zu erwarten hatten:
Erstlich sollen besagten Familien eine namhaffte gute und außerlese Städt Marck Flecken und Förffer in erwehntem Bannat mit allen Appertinentien […] erblich, und zwar umbsonst, als wann alles soilches vor baares Geld wäre erkaufft worden, aus sonderbahren allerhösten Kayserlichen Hulden und Gnaden eingeraumet [erhalten].101
Außerdem wird den Kolonisten erlaubt, dass sie sich wann auch einige 40, 50 oder mehr Familien weger guter Einverständuß sich zusammenschlagen sollten, umb allein unter sich zu wohnen und eine ganzt neue Ort auffzurichten, wird uns soll ihnen auch vor sich und ihre anwachsende Kinder ein zulängliches Terrain an Waldungen, Aecker, Wein-Gärten, Wiesen und Viehe-Weydt, […] gegeben werden.102
Des Weiteren besagt das Werbepatent, dass die Unterthanen in mehrbesagtem Bannat in 3 Classen als gantze, halbe, und viertel-Burger oder Bauern eingetheilet sey; [es werden nun die Klassen definiert, wobei eines feststeht, dass wer reicher ist auch in eine höhere Klasse kommt] […] gar keiner Leibeigenschafft, Frohn-Diensten, Zinßen oder Pacht untergeben […] Immidate eintzig und allein Kayserlich, keses wegen aber eines Fürsten oder Graffen oder sonstigen Privat-Grund-Herrn unterthan seyn und bleiben sollen […]103
In einem anderen Werbepatent vom 30. September 1736 wird den Siedlern verspochen:
Versprochen wird, diese Leut an lauter solche Gegenden anzusetzen, wo es ihnen weder an frischem Wasser, noch an Fruchtbarkeit der Erden im mündesten ermanglen soll, wird auch einem jeder an Aeckern und Wiesen, als Waydung und Wald, wie nicht weniger zu Wein-Gärten so viel Grund unentgeltlich zutheilen, als einer von den vermöglichsten Bauern in Teuschland schwerlich wird zu genießen haben, ja so viel als nur immer einer zu bestreitten sich getrauet.104
Dies sind also die versprechen, die die Kolonistenwerber auf Geheiß des Kaisers in Werbepatenten den Siedlern aussprachen.
Doch wie sah die Wirklichkeit für die ersten Kolonisten im Banat aus?
Wie bereits oben erwähnt bekam jede Familie ihr versprochenes Stück Land, doch mussten sie dieses selber bereinigen, ihr Haus selber bauen und ihr Werkzeug sich selber beschaffen. Die aus den verschiedensten Regionen Deutschlands kommenden Kolonisten105 mussten aber nicht nur mit dem unkultiviertem Land kämpfen, sondern auch mit Krankheiten, Unglücksfälle und klimatischen Bedingungen. Bereits auf der Hinreise zum Banat gab es viele Schiffsunglücke auf der Donau, die nicht nur das ganze Hab und Gut der Kolonisten zerstörte, sondern auch vielen das Leben kostete.106 Die, die das Glück hatten solche Unglücke zu überleben oder erst gar nicht die Erfahrung von Schiffsunglücken machen durften, kamen im Banat in ein Klima, dessen sie nicht gewohnt waren und ihre Kräfte aufs äußerste strapazierte.107 Wer auch hier dann das Glück hatte, dass ihm die klimatischen Bedingungen nichts ausmachten, hatte eine große Chance an Malaria zu erkranken und zu sterben.108 So entstand auch das Sprichwort unter den Banater Schwaben: „Der erste hat den Tod, der Zweite hat die Not und der dritte hat das Brot.“109
Aber nicht nur Schiffsunglücke, Klima und Seuchen verringerte die Zahl der Kolonisten und der Impopulationswilligen, sondern auch der Unwille einiger Siedler, die gefährliche Reise auf der Donau weiter zu bestehen verringerte die Zahl der Kolonisten, die auch tatsächlich im Banat ankamen. So berichtet der Kolonistenwerber Johann Franz Albert Crauß über das Schicksal der im Reich angeworbenen Kolonisten im Banat im Jahre 1722:
Wan nun ich diesen Sommer durch, schon über 300 Familien dahier abgeschickt, auch würcklich vorgestern noch selbst wiederumb 40 Familien mit anhero gebracht, so mußte ich nun gegen alles Verhoffen vernehmen, daß die Wenigste von den Ersteren hienunter kommen, die Mehreste aber unter Weegs […] ausgestiegen und dar verblieben […]110
Also nicht nur Schiffsunglücke brachte eine geringere Zahl von Kolonisten in das Banat, sondern auch stellenweise der Unwille der Siedler weiter die beschwerliche Fahrt anzutreten und lieber an einer anderen Stelle den Dienst unter einem anderem Gutsherren einzunehmen.
Aus einem Beschwerdebrief schwäbischer Kolonisten vom 17. Juli 1724 an den Kaiser geht ein Grund für den vorzeitigen Ausstieg aus der Impopulation hervor und zwar der der abgeforderten Transportkosten, die zum Teil das gesamte Vermögen einer Familie aufbrauchte.
Eüer Kayserliche Mayestät, komen Mir Sammentlich von einem ankomendten Reichsß Transport, an undt aufgenohmene getreüe Vassallen, welche in 500 gueth gesünet sein, sich in des König Reich Ungarn nidterzulassen undt ansessig zu machen, unß auch die Freyheit mit Kayserlichen Brivilegh Briefen ertheillet ist wordten, Inhalt deßen, daß mir sammentlich mit allen biß an Orth und Endt, Zoll und Mauth, wie auch deßen Flöß und Schifarth frey gehalten und geliefert werdten sollten biß in das Comitat, alwo mir angewisen werdten sollten. Nun aber gleich zu Marxheymb, alwo mir samentlich auf die Donau geseßen, gleich Kopf für Kopf einen Reichß Thaler Lifergetz zu bezahlen [hatten] […] doch aber ietzt widter in Wien das andtere Mahl gefodtert wirdt […].111
All diese Missstände führten dazu, dass die kaiserliche Hofkammer sich gezwungen sah vier Erlässe herauszugeben, die am 11. Januar 1723 veröffentlicht wurden.
In diesen Erlässen wird immer wieder betont, dass die Kolonisten nur dann ihre Vergünstigungen und Beihilfen erhalten sollen, wenn sie auch tatsächlich im Banat angelangt sind, womit das Abwerben und „Austeigen“ unterwegs verhindert werden soll. Außerdem wird den Siedlern ein finanzielles Entgegenkommen seitens der kaiserlichen Hofkammer eingeräumt, damit diese sich nicht ganz so stark verschulden müssen.112
Das Ende des Ersten Schwabenzuges
Das Ende des Ersten Schwabenzuges kam plötzlich mit dem einbrechen des erneuten Krieges zwischen den Osmanen und den Habsburgern (dem sog. Türkenkrieg von 1737 bis 1739), welches das Banat zum Kriegsschauplatz machte und diese Gegend fast vollständig verwüstete.113
Die mangelhaften Abwehrmaßnahmen im Banat waren, nach der Meinung von Alexander Krischan, der Grund, warum das Banat überhaupt zum Kriegsschauplatz werden konnte und die, wie er es nennt, „Vernichtung des geschlossenen deutschen Sprachgebietes im Süden“ zur Folge hatte.114
In der Tat flohen etliche Deutsche aus dem Banat, wenn sie nicht gerade getötet oder abgefangen und als Sklaven verkauft wurden, die jedoch nach dem Kriegsende nicht mehr ins Banat zurückkehren wollten.115 Oskar Feldtänzer schreibt dazu:
Als nach Kriegsende und dem Belgrader Frieden, das Banat wieder unmittelbares Grenzland wurde, kehrte die Reste der Geflüchteten nicht mehr in die Ansiedlungen zurück, sondern ließen sich in den nordbanatischen Dörfern nieder, […].116
Das Resultat des Ersten Schwabenzuges
Die erste Ansiedlung von Kolonisten unter dem habsburgischen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation Karl VI. brachte dem Banat eine Ansiedlung von etwa drei bis viertausend Familien, wobei der Großteil der Kolonisten Bauern und Handwerker waren.117 Diese Siedler schafften es ein fast geschlossenes deutschsprachiges Gebiet aufzubauen, dass erst durch die Tatsache, dass der Banat zum Kriegsschauplatz wurde, wieder zunichte gemacht wurde.118
Das vom Grafen Mercy ausgerufene Hauptziel, demnaechst diese Örther nicht allein mit mehreren [Familien] zu versträken, sondern auch noch viele zu populiren119, scheiterte jedoch an den schwierigen Bedingungen, die die Siedler im Banat vorfanden.
Krankheiten, unbekannte klimatische Bedingungen und Abwerbungen bzw. Aufgabe des Siedlungswunsches sowie der neu aufgeflammte Krieg gegen die Osmanen erschwerte die Besiedlung des Banats unter Karl VI. Nichtsdestoweniger wurde aber im Ersten Schwabenzug der Grundstein für die nächsten Impopulationsmassnahmen gelegt, auf denen Karls Nachfolgerin, Maria Theresia, aufbauen konnte.
b) „Der große Schwabenzug“ unter Maria Theresia
Nach dem, für Maria Theresia erfolgreiche, österreichische Erbfolgekrieg gingen immer wieder deutsche Auswanderungstransporte mit reichsdeutschen Siedler in den Banat, um dort die Lücken, die der Krieg gegen die Osmanen hinterlassen hat, zu füllen.120 Dieser erneute Versuch das Banat zu populieren wird gemeinhin als Der große Schwabenzug bezeichnet. In dieser Epoche wanderte die Majorität an Kolonisten in das Banat ein, trotz oder vielleicht auch gerade wegen der nicht sehr günstigen Bedingungen, die die Siedler dort nach dem Türkenkrieg vorfanden.121
Dem Frieden von Belgrad folgend wurde das Banat wieder an das Habsburgerreich zurückgegeben. Dies hatte zur Folge, dass die Österreicher wieder eine Militärgrenze mit den Osmanen hatten, nachdem die Osmanen im vorhin genannten Frieden Nordserbien und die Kleine Walachei erhielten.122
Die Impopulation des Banats unter Maria Theresia wird in der Literatur gemeinhin in eine frühtheresianische Siedlungsphase, die Siedlungsphase die nach Kriegsende entstand, um die allergrößten Lücken in der Banater Bevölkerung zu füllen und die zerstörten Ortschaften wieder aufzubauen123, und in die Zeit des großen Schwabenzuges, in der eine Massenimmigration in das Banat stattfand, gegliedert.
Und obwohl auch vor der theresianischen Machtübernahme die Ansiedlung Deutscher nie ganz zum Stillstand gekommen ist, lief sie doch erst wieder mit dem Sieg Maria Theresias im Erbfolgekrieg wieder an.124 Davor wurden eher aus Nordserbien geflohene Serben und Rumänen sowie Bulgaren im Banat angesiedelt, die dem Banat nicht nur ihr multiethnisches Gepräge gaben, sondern auch als Verstärkung der habsburgischen Garnisonen dienen sollten, wie die Militärsiedlungen von serbischen Grenzsoldaten an der Grenze zum Osmanischen Reich verdeutlichte.125
Doch wie gingen beide Impopulationen des Banats in der Zeit Maria Theresias vonstatten? Auf diese Frage möchte ich nun im Folgenden näher eingehen.
Der Verlauf der erneuten Ansiedlung von Kolonisten im Banat in den Jahren 1746 bis 1751 – Die sog. frühtheresianische Kolonisation Durch den österreichischen Erbfolgekrieg und den mit ihm in Verbindung stehenden ersten Schlesischen Krieg bekam das Banat unter Maria Theresia eine neue Stellung als Grenzprovinz und Rohstofflieferant für die habsburgische Gesamtmonarchie.126 Aber nicht nur die wirtschaftliche Bedeutung des Banats war ausschlaggebend für eine Neuauflage der Banater Impopulation, sondern auch die Steigerung der Bevölkerungszahlen in Hinblick auf die neue Militärgrenze und der damit verbundenen höheren Chance, schneller und mehr Soldaten zu erhalten machte es Maria Theresia leicht eine Neuauflage der Kolonisation zuzustimmen.127
Dieser Gedanke stand in engem Zusammenhang mit der Nachricht, dass andere „ausländische“ Mächte Impopulationsmaßnahmen vorantrieben, die das Vorgehen der österreichischen Staatsmänner (und in diesem Fall auch Staatsfrau) beeinflussten.128
Wie bereits des Öfteren in anderen Zusammenhängen erwähnt, stand die Impopulation des Banats unter merkantilistischen Gesichtspunkten, der vor allem auch die Förderung der Immigration mit gleichzeitiger Verhütung der Migration in Verbindung stand. Immigration wurde als die wirksamste Maßnahme zur Stabilisierung der Bevölkerungszahlen angesehen, was gleichzusetzen ist mit der Stabilisierung der Macht des „Staates“.129 Damit zusammenhängend war auch die Idee, dass Stabilität und Wohlstand in einem Herrschaftsgebiet nur durch Wachstum der Bevölkerung zustande kam.130 Immigration trug also, so das theoretische Konzept, zur politischen Stabilität eines Landes bei.131 Man kann sich vorstellen, wenn alle frühneuzeitlichen Landesherren so dachten, dass es zu einem Wettbewerb unter den Territorialherrschern um Immigranten kam, bei dem das Habsburgerreich selbstverständlich nicht untätig zu schauen wollte.132 Und so fasste man also den Entschluss, die Besiedelung des Banates wieder aufzunehmen.
Um diesen Entschluss auch in die Tat umsetzten zu können, gründete Maria Theresia am 24. Juli 1745 die Hofdeputation in Banaticis, Tansylvanicis et Illyricis, die, abgesehen vom Militär und dem Rechnungswesen, also den Finanzen, für alles was das Banat, Transilvanien und Dalmatien zuständig war und der die Temeswarer Landesadministration unterstellt wurde.133
Diese Hofdeputation entwickelte, zusammen mit der Wiener Hofkammer als leitendes Organ, das Ziel den Bergbau und die Viehzucht, also zwei Grundlegende Elemente für das Leben und dem Handel im Banat, zu fördern. Hierfür ging man schon in den 1740iger Jahren dazu über verstärkt bergmännische Kolonisten im Banat anzusiedeln, wobei man auf Kumpels aus der Steiermark, Tirol und Siebenbürgen zurückgriff, die bereits über gute Kenntnisse Unter Tage verfügten.134
In diesem Zusammenhang ist auch der Entwurf des sog. Banater Systems durch Graf Kolowrat zu nennen.
Dieser Entwurf sah vor, dass zunächst die deutschen Kolonisten nur für die Kultivierung öder Landstriche bzw. Gegenden zuständig waren, während die aus den italienischen Erblanden der Habsburger importierten Italiener Reis, Indigo und andere Farbstoffe sowie Rohseide135 anbauen sollten. Hierzu ist ein Kaiserliches Rescript an die Cameral Administration zu Temesvar vom 9. Juni 1736 erhalten, dass zur Anlegung teütscher und, wegen Emporbringung der Seiden Erzeügung, auch welscher Dörfer nicht nur angeregt sondern auch mit jährlich 10 tausend Gulden gefördert werden soll.136 Diesbezüglich gibt es auch ein Reskript der Kaiserlichen Hofkammer an die Temeschburger Kaleraladministration, in der es um die Anpflanzung von Maulbeerbäumen zusammen mit der Ansiedlung von deutschen Familien im Banat geht.137 Ebenfalls liegt uns ein Mandat Maria Theresias an die Temeswarer Landesadministration wegen der Besiedlung des Pädiums Billed mit deutschen Familien beinhaltet. Darin heißt es:
[…] und ihr soliches für die Populierung deren deütschen Familien antraget. Bei dieser Bewandsame also ergeht hiermit Unser gnädigster Befehl, […] auf dieses Jahr gegen dafür bezahlenden 1500 Gulden zu überlassen; […] Gestalten Wir gar nicht thunlich befinden, widerholtes Praedium Eürem Antrag nach mit denen in das Banat neü kommenden deütschen Familien zu besetzen, sondern hat ihr Eüch an Unseren diesfahls schon ergangenen Befehl zu halten, zufolge welichen die darunter anlangende deütsche Familien an solchen Orthen, wo dergleichen sich schon befinden, […] untergebracht werden.138
Aus diesen drei Quellen geht hervor, dass die frühtheresianische Kolonisation des Banats noch unsystematisch war. Vor allem sollten nur dort Kolonisten angesiedelt werden, wo es bereits deütsche Familien139 gibt. Die Produktion von Rohstoffen und Nahrungsmittel hatte somit also Vorrang vor einer Erschließung weiter Teile des Banats.
Man war anscheinend aber auch vom Umfang der auswanderungswilligen Bevölkerung überrascht. So gibt es mehrere Mandate und Befehle Maria Theresias über die zu beachtenden Grundsätze bei der Ansiedlung deutscher Familien im Banat140 und über die Ansiedlung von Kolonisten an sich. Anscheinend gab es keine wirkliche Übereinstimmung zwischen Wien und der Temeswarer Landesadministration, was auf das Fehlen einer klaren Konzeption über Transport und Ansiedlung der Kolonisten hindeutet.141
Erst unter Graf Perlas kam es dann zu einer Verbesserung der Koordination der Impopulation des Banats, als dieser die finanzielle Stabilisierung des Impopulationsgebietes und dessen Kolonisten anordnete.142
Auch liegt uns beispielsweise ein Insinuat der kurpfälzischen Regierung in Mannheim an Kurfürst Karl Theodor vor, die diesen bittet, mittellosen „Emigranten“ nach Ungarn ziehen zulassen143.
Es gab wohl nicht nur ein Interesse der Untertanen an eine Immigration nach Ungarn, sondern auch der Landesregierungen an einer Impopulation des Banats, auch wenn diese letztlich nur darauf hinauslief, ihre unliebsamen Teile der Bevölkerung loszuwerden. Wohl mag es aber auch daran gelegen haben, dass es in den deutschen Fürstentümern eine große wirtschaftliche Not gab und man sich nur dadurch behelfen konnte, dass man eben die mittellosen „Emigranten“ in ein anderes Herrschaftsgebiet abschob, damit diese dort der jeweiligen Regierung zur Last fallen konnte.144
Doch sollte mal wieder ein Krieg die Besiedelung des Banats unterbrechen. Diesmal waren es nicht die Osmanen, mit denen die Habsburger im Kriegszustand waren, sondern die Preußen. Es ging um Schlesien und der Siebenjährige Krieg beendete – vorläufig – die Kolonisation des Banats und mit ihr die frühtheresianische Kolonisation.
Es sollte aber nicht lange Dauern und der große Schwabenzug rollte von der Mitte Europas hinab ins südöstliche Europa auf den Balkan, um die Donauschwaben respektive die Banater Schwaben endgültig auf dem Balkan und in Ungarn zu etablieren.
Die große theresianische Impopulation im Banat nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges – Der sog. große Schwabenzug (1763-1771)
Es ist pro systemate zu setzen, daß die Population in dem Banat, so viel möglich, zu erweitern und soweit es nur thunlich, durch Teütsche zu veranlassen, darzu vorzüglich die inner dem Land durch Austrocknung der Moräste sich ergebende neüe Ländereyen anzuordnen und somit die Chatholische Religion in allen Districten einzupflanzen, wie nicht minder auch die Union möglicherdingen zu befördern, dabey jedoch aller Gewalt und Zwang zu vermeiden und endlich auf die Errichtung mehrerer Städte fürzudenken seye.
[...]
1 vgl. Dokumentation der Vertreibung III, 59E-80E.
2 vgl. Felldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 25; Fata, Donauschwaben, 536, 1.
3 ebd.; siehe auch Fata, Donauschwaben, 535, 2.
4 vgl. Fata, Donauschwaben, 536, 1.
5 vgl. Fata, Donauschwaben, 536, 2.
6 In der Literatur wird dieser Wasserschub auch „Temeswarer Wasserschub“ genannt. Ich werde im Folgenden die diese Bezeichnung gebrauchen.
7 vgl. unter anderem Steiner, Deportationen, 75.
8 vgl. Helmdach, Bevölkerungspolitik, 54.
9 vgl. Vocelka, Sozialdisziplinierung, 119.
10 vgl. Steiner, Wasserschub, 203.
11 vgl. Steiner, Deportationen, 77 , 79 Fn. 15; im Kapitel „Mehtodik“ werde ich näher darauf eingehen.
12 vgl. White, Kunstwerk, 127,128.
13 s. White, Kunstwerk, 132.
14 vgl. Foucault, Archäologie, 11.
15 vgl. www.sociology.socialsciencedictionary.com/Sociology-Dictorary/INTERNAL_COLONIALISM (aufgerufen am 15. Juli 2013)
16 vgl. Kallbrunner, Banat, 11.
17 ebd.
18 ebd.
19 ebd.
20 vgl. Csekey, ZAOEA, 269.
21 ebd.
22 vgl. Wolf, Temesvarer Banat, 17.
23 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 29.
24 vgl. Kallbrunner, Banat, 12.
25 ebd.
26 vgl. Wolf, Temevarer Banat, 17; Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 31.
27 vgl. Wolf, Temesvarer Banat, 17, 19.
28 vgl. Wolf, Temesvarer Banat, 17; Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 33.
29 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 33.
30 ebd.
31 ebd.
32 Quellenbuch 1, 53.
33 ebd.
34 Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 33.
35 s. Krischan, Banat, 33.
36 Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 34.
37 ebd.
38 ebd.
39 vgl. Dokumentation der Vertreibung III, 7E-11E.
40 s. Diemer, Auswanderung, 31.
41 vgl. Diemer, Auswanderung, 32.
42 vgl. Diemer, Auswanderung, 37.
43 vgl. Diemer, Auswanderung, 38-39.
44 vgl. Diemer, Auswanderung, 40.
45 vgl. Kleinschmidt, Menschen in Bewegung, 123-124.
46 vgl. Fata, Donauschwaben, 536, 1.
47 vgl. Fata, Donauschwaben, 535, 2.
48 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 39.
49 ebd.
50 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 42.
51 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 39, 42.
52 s. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 37.
53 ebd.
54 vgl. Krischan, Banat, 33.
55 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 45.
56 s. Quellenbuch 1, 54.
57 vgl. Krischan, Banat, 34.
58 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 46.
59 Im Folgenden als „Einrichtungswerk“ bezeichnet.
60 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 47.
61 ebd.
62 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 48; anders: Menges, Kollonitsch, 467-469.
63 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 49.
64 Zunächst sollten nur Katholiken im Banat angesiedelt werden, da man in „Wien befürchtete […], dass Protestanten mit ihren ungarischen Religionsverwandten, den Aufständischen um Tölköly, und dadurch auch mit den Türken gemeinsame Sache machen könnten, und [man] war sich ihrer politischen Zuverlässlichkeit nicht sicher“, weshalb in den Festungen und Städten auch nur Katholiken das Bürgerrecht, mit allen ihren Privilegien, verliehen wurde. (vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 46). Außerdem sollten die katholischen Kolonisten an der ungarischen Militärgrenze auch eine „Vormauer der Christenheit“ gegenüber der osmanischen Bedrohung darstellen (vgl. Fata, Donauschwaben, 536, 2).
65 ebd.
66 ebd.
67 vgl. Krischan, Banat, 34.
68 s. Fata, Joseph II., 123.
69 vgl. Krischan, Banat, 35.
70 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 110.
71 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 159-160.
72 ebd.
73 vgl. Quellenbuch 1, 66-67.
74 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 160.
75 s. Quellenbuch 1, 67-68.
76 S. Quellenbuch 1, 68-69.
77 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 161.
78 ebd.
79 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 161-162.
80 vgl. Kleinschmidt, Menschen in Bewegung, 130.
81 s. Kleinschmidt, Menschen in Bewegung, 124.
82 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 162.
83 s. Kleinschmidt, Menschen in Bewegung, 124,131.
84 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 163.
85 s. Quellenbuch 1, 77-78.
86 s. Quellenbuch 1, 80.
87 s. Quellenbuch 1, 79.
88 vgl. Quellenbuch 1, 80.
89 s. Quellenbuch 1, 82.
90 vgl. Quellenbuch 1, 82-84.
91 In der Übersetzung von Anton Taffener.
92 s. Quellenbuch 1, 91-93.
93 Ebenfalls in der Übersetzung von Anton Taffener.
94 s. Quellenbuch 1, 93-95.
95 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 163.
96 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 164.
97 ebd.
98 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 165.
99 ebd.
100 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 164.
101 s. Quellenbuch 1, 123.
102 ebd.
103 s. Quellenbuch 1, 124.
104 s. Quellenbuch 1, 137.
105 Feldtänzer benennt folgende Gebiete: Ober- und Niederösterreich, die österreichischen Erbländer, Vorderösterreich, Kurmainz, Kurtrier, Speyer, Worms, Fulda, Würzburg, Bayern, Zweibrücken, Baden, Schlesien und Westfalen (vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 166).
106 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 168.
107 ebd.
108 ebd.
109 Dies Bedeutet, dass die erste Generation von Kolonisten der Reihe nach den Tod an den klimatischen Bedingungen bzw. an Krankheiten fanden, während die zweite Generation alles mühselig aufbauen musste, damit die dritte Generation die Früchte der Arbeit der zweiten ernten konnten .
110 s. Quellenbuch 2, 184.
111 s. Quellenbuch 4, 168.
112 vgl. Quellenbuch 2, 186-190.
113 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 182-183.
114 vgl. Krischen, Banat, 35.
115 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 183.
116 s. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 183.
117 vgl. Krischan, Banat, 35.
118 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 183; Krischan, Banat, 35.
119 s. Quellenbuch 4, 147.
120 vgl. Krischan, Banat, 36.
121 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 238.
122 ebd.
123 ebd.
124 ebd.
125 ebd.
126 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 243.
127 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 223.
128 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 232.
129 vgl. Kleinschmidt, Menschen in Bewegung, 128-129.
130 vgl. Kleinschmidt, Menschen in Bewegung, 123-124.
131 vgl. Kleinschmidt, Menschen in Bewegung, 130.
132 vgl. Kleinschmidt, Menschen in Bewegung, 131.
133 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 243.
134 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 239-240.
135 Vor allem Maulbeerbäume, auf denen die Seidenraube lebt, sollten angebaut werden, um die Seide anschließend ernten zu können.
136 vgl. Quellenbuch 5, 114-115.
137 vgl. Quellenbuch 5, 124-125.
138 s. Quellenbuch 5, 123-124.
139 Der Begriff deütscher Familien ist hier wohl eher im weitesten Sinne zu verstehen, also eher im Sinne der sehr latenten Grenzen des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und den Herrschaftsgebieten der Habsburger. Oskar Feldtänzer Listet die Nationalität dieser deütschen Familien wie Folgt auf: Odenwälder, Östtereicher, Böhmer, Schlesier (es handelt sich hier offenbar um Flüchtlinge aus dem, im Frieden von Berlin und im Frieden von Dresden, an Preußen gefallene Schlesien), Westpreußen, Serben aus Belgrad, Lothringer, Schwaben aus dem Schwarzwald, Rheinländer, Luxemburger und Elsässer (vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 240-241). Es ist ersichtlich, dass es sich hier um fast ausschließlich (mit Ausnahme von Westpreußen, dem Rheinland und Serbien) um habsburgische Erbländer handelt.
140 vgl. Quellenbuch 5, 126-127. Darin heißt es: […] mithin dann Ihr besorget sein werdet, auf daß diese Leüte nicht unter dem freien Himmel […] gelassen, sondern die ankommende Familien schon anbefohlenermaßen in die Temesvarer [es folgt eine Auflistung von Städten] eingetheilet werden.
141 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 267, 273.
142 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 275.
143 vgl. Quellenbuch 5, 123.
144 vgl. Feldtänzer, Donauschwäbische Geschichte, 267.
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