Medienereignisse zeichnen sich durch eine Unterbrechung der alltäglichen Routinen und einen untypischen Programmablauf aus. Zu den Medienereignissen im Fernsehen zählt beispielsweise unter anderem die Fernsehübertragung einer Hochzeit eines Staatsoberhauptes, olympische Spiele oder auch, aus aktuellem Anlass, die Wahl von Papst Franziskus I. im Vatikan. Beim Eintritt dieser Ereignisse wird der Rezipient aus seiner gewöhnlichen Normalität gezogen und durch das Fernsehen als Teilnehmer in das jeweilige Medienereignis involviert. Da Massenmedien gerade bei Ereignissen, wie Katastrophen oder Krisen in der Auffassung des Rezipienten eine Rolle spielen, befasst sich diese Arbeit mit der Frage, welche Rolle beim Eintritt einer Krise durch die Massenmedien bzw. des Fernsehens eingenommen wird. Dabei wird zunächst auf die Rolle des Fernsehens beim Eintritt von Medienereignissen eingegangen. Darauf folgt ein Hauptgewicht auf die Rolle des Fernsehens beim Eintritt von Krisen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Hauptteil
Die Rolle der Massenmedien bei einem Medienereignis
Die Rolle der Massenmedien beim Eintritt einer Krise/Katastrophe
Fazit
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Einleitung
Die hier vorliegende Hausarbeit bezieht sich auf den Text „Krisen als Medienereignisse: Zur Ritualisierung mediatisierter Kommunikation im Fernsehen“ von Stephan Alexander Weichert. In dem Text definiert und erläutert Weichert die Bedeutung von Medienereignissen bzw. extremen Ereignissen1, insbesondere des Massenmediums Fernsehen. Des Weiteren beschreibt Weichert, dass Medienereignisse auf gewissen Ritualisierungsaspekten aufbauen, die in Relation mit einer anthropologischen Entwicklung stehen.
Rituale werden in der säkularen Gesellschaft als „ kommunikativ geprägte Handlungen “ (Weichert 2008, 314) verstanden, die in vielen Bereichen des sozialen und kulturellen Lebens vorkommen (2008, 314). Insbesondere bei Medienereignissen spielen Rituale eine besondere Rolle. Dabei wird auch von sozialen „Kollektivritualen“ gesprochen (Weichert 2008, 315). Die Hauptfunktionen der Rituale werden als kommunitär, stabilisierend, identifikatorisch- tranformativ, Gedächtnis stiftend, kurativ-philosophisch, transzendental und Differenz bear- beitend bezeichnet (2008, 315f.). Beispielsweise konstituiert ein kommunitäres Ritual eine Gemeinschaft, formt diese und gewährleistet einen emotionalen und symbolischen Zusam- menhalt (2008, 315f.). Dieses und alle anderen Rituale kommen immer wieder in einer gewis- sen Form in der strukturierten Publikation der Medienereignisse durch die Massenmedien vor.
Medienereignisse zeichnen sich durch eine Unterbrechung der alltäglichen Routinen und ei- nen untypischen Programmablauf aus, wobei die im letzten Absatz genannten Hauptfunktio- nen angewendet werden (Thiele 2006, 122). Zu den Medienereignissen im Fernsehen zählt beispielsweise unter anderem die Fernsehübertragung einer Hochzeit eines Staatsoberhauptes, olympische Spiele oder auch, aus aktuellem Anlass, die Wahl von Papst Franziskus I. im Vatikan. Beim Eintritt dieser Ereignisse wird der Rezipient aus seiner gewöhnlichen Normali- tät gezogen und durch das Fernsehen als Teilnehmer in das jeweilige Medienereignis invol- viert. Da Massenmedien gerade bei Ereignissen, wie Katastrophen oder Krisen in der Auffas- sung des Rezipienten eine Rolle spielen, befasst sich diese Arbeit mit der Frage, welche Rolle beim Eintritt einer Krise durch die Massenmedien bzw. des Fernsehens eingenommen wird. Dabei wird zunächst auf die Rolle des Fernsehens beim Eintritt von Medienereignissen einge- gangen. Darauf folgt ein Hauptgewicht auf die Rolle des Fernsehens beim Eintritt von Krisen.
Hauptteil
In diesem Abschnitt wird die eingenommene Rolle der Massenmedien bei einem Eintritt eines Ereignisses bzw. einer Krise diskutiert, wobei ein großer Bezug auf das Fernsehen gelegt wird. Zunächst werden Medienereignisse allgemein behandelt, worauf folgend der Hauptbestandteil auf Medienereignissen in Krisen- oder Katastrophensituationen liegt.
Die Rolle der Massenmedien bei einem Medienereignis
Speziell das Fernsehen hat eine besondere Rolle bei einem Ereignis. Laut Dayan und Katz werden Ereignisse narrativ, perspektiv und inhaltlich geprägt. Diese Erfindungsgabe erklärt, dass Rezipienten, die eigentlich einen direkten Zugang zum Ereignis haben, sich oft für die Teilnahme am Ereignis für das Fernsehen entscheiden (Dayan und Katz 2001, 442). Aufgabe des Fernsehens ist es daher, dass Ereignis nicht nur darzustellen, sondern dem Rezipienten auch eine Äquivalenz zu einem festlichen Erlebnis anzubieten (2001, 413). Es behandelt das Ereignis nicht nur in einer narrativen Art, sondern bildet eine hohe Kohärenz verstreuter Ele- mente zu einem narrativen Spektakel (2001, 414). Hierbei wird ein Ereignis zu einem Medi- enereignis. Laut Thiele werden Ereignisse in drei verschiedene medientheoretische Modellie- rungen unterteilt. Im ersten Modell spricht Thiele von Ereignissen die als vormedial angese- hen werden (Thiele 2006, 123). Wobei das Fernsehen als „Tor zur Welt“ (2006, 123) genutzt wird und auf die Selektion, Abbildung und Verbreitung reduziert wird. Im zweiten Modell werden Ereignisse prinzipiell vormedial angesehen. Demnach gibt es eine vorangehende Be- richterstattung vor dem Ereignis (2006, 123). Unterschieden wird hier zwischen „genuinen“2, „mediatisierten“3 und „inszenierten“4 Ereignissen (2006, 123). Im dritten Modell wird erst durch die Mediatisierung, Diskursivierung und Visualisierung des Fernsehens ein Ereignis als Ereignis beim Rezipienten wahrgenommen (2006, 125). Thiele spricht davon, dass es Ereig- nisse ohne Medien nicht gebe - „kein Ereignis ohne Medien“ (2006, 125). Nach Engells Mei- nung sind Ereignisse als Teilmenge von Vorkommnissen zu sehen. Ereignisse konstituieren sich durch einen ständigen Auf- und Abbau von Erwartungen, sowie durch ständige Wieder- holungen (2006, 126). Demnach sind Medienereignisse nicht auf Objekte oder Subjekte zu- rückführbar, sondern hängen von der Regelhaftigkeit und Zufall ab (2006, 126). Doch auch beide sind der Meinung, dass das Fernsehen eine sehr relevante Rolle in Bezug auf die Ereig- nisse nimmt. Dayan und Katz sprechen dabei vom Fernsehen als „Hauptdarsteller“ (Dayan und Katz 2001, 413). Wie auch in der Einleitung beschrieben, können Medienereignisse den
Rezipienten aus der Routine herausziehen und ihn zur Teilnahme verleiten. Dabei wendet das Fernsehen visuelle Aspekte an, die darauf vorbereiten sollen, dass es sich im Folgenden nicht mehr um eine Routine handeln wird. Der konstitutive Ort der Medienereignisse ist der Ein- schub, die Überschreitung, die Unterbrechung, die Störung oder die Aufhebung. Dabei geht es um den erarbeitenden Prozess von der Meldung zum Ereignis (Thiele 2006, 128). Diese As- pekte haben auch bei der Berichterstattung von Krisen oder Katastrophen eine Relevanz.
Die Rolle der Massenmedien beim Eintritt einer Krise/Katastrophe
Plötzliche, unerwartete Geschehnisse wie Terroranschläge, Naturkatastrophen oder größere Unfälle jeglicher Art, über die über einen längeren Zeitraum berichtet wird, werden als Kri- senereignis bezeichnet. Es wird eine Situation wahrgenommen, in der es erscheint, dass die Wirklichkeit zusammen bricht (Weichert 2008, 321). Nach Weichert wendet das Fernsehen in derartigen Grenzsituationen besondere Verfahren an. Dabei werden den Journalisten schnelle Entscheidungen abverlangt, da unter extremem Zeitdruck gearbeitet wird.
Unter diesem Aspekt werden Reporter, die vor Ort sind oft als Helden wahrgenommen, da diese die Informationen an den Rezipienten in der Krisenberichterstattung übermitteln. Ein Beispiel dazu ist die RTL Auslandskorrespondentin Antonia Rados, die aus den nahöstlichen Krisengebieten berichtet
(Abbildung 1). Die säkulare Gesellschaft wird durch Katastro- phen verletzt. Um diese Verletzung zu heilen, handeln die Mas- senmedien bzw. das Fernsehen kurativ, indem traditionelle Ri-
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: RTL Auslandskorres- pondentin Antonia Rados bei der Krisenberichterstattung in Libyen tuale der Gesellschaft hervor geholt werden. Das Fernsehen versucht innerhalb kürzester Zeit Hintergründe, Erklärungen und Interpretationen des Ereignisses für den Rezipienten bereit zu halten und dem Vorgefallenen einen Sinn zu geben. Dies kann in Form von Informationsgra- fiken, Interviews mit Experten oder dem diskutablen Vorausschauen zur Minderung einer Katastrophe publiziert werden. Aufgrund dessen trägt das Fernsehen dazu bei, Panik in der Bevölkerung zu vermeiden und ihr ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln (Weichert 2008, 322). Medienereignisse, insbesondere bei Krisen streben nach einem Höchstmaß an Sichtbarkeit. Als Beispiel ist die Wiederholung der Fernsehbilder im Programmablauf zu sehen. So betont das Fernsehen, dass etwas Wichtiges stattgefunden hat, wobei aufgrund dieser Wiederholun- gen wichtige rituelle Verarbeitungsfunktionen erfüllt werden. Die Berichterstattung der Krise endet durch das Fernsehen erst, wenn Lösungen gefunden wurden (Weichert 2008, 323).
[...]
1 Medienereignisse in Krisen extremen Ausmaßes, wie zum Beispiel der Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 (Thiele 2006, 130) .
2 Ereignisse, die von der Berichterstattung als unabhängig gelten.
3 Ereignisse, die auch ohne das Fernsehen stattfinden können.
4 Ereignisse, die alleine organisiert werden um mediale Aufmerksamkeit zu erhalten.
- Citation du texte
- Manuel Dierkes (Auteur), 2013, Medienereignisse bei Krisen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295427
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.