Es zählt zu den ältesten Fragen des Rechts, welche Informationen ein Vertragspartner seinem Konterpart zukommen lassen muss und inwieweit etwas verschwiegen werden darf. Schon im römischen Recht war es Cicero, der sich in seinem Werk de officiis früh mit den Informationspflichten beschäftigte. Der durchschnittliche Verbraucher ist in seinem Alltag einer Vielzahl von Gefahrenquellen ausgesetzt, dabei seien im Einzelnen gefährliche Güter und Produkte, irreführende oder falsche Angaben sowie unbillig benachteiligende Vertragsbedingungen zu nennen, welche die schwache Stellung des Verbrauchers manifestieren und einen Informationsbedarf hervorrufen. Information scheint demzufolge ein zunehmend probates Mittel des Verbraucherschutzes zu sein, das vor allem in der vorvertraglichen Phase eingesetzt werden kann. Damit aber ein durchschnittlich informierter Verbraucher den Vertrag entsprechend seinen Vorstellungen abschließen kann, muss er mit Informationen versorgt werden. Daher legt der Gesetzgeber dem Unternehmer eine Reihe von Informationspflichten auf, insbesondere dort, wo er Verträge mit Verbrauchern schließt. Wer als Unternehmer Fernabsatzverträge (§312 b BGB),Teilzeit-Wohnrechtsverträge (§ 481 BGB2), Verträge im elektronischen Geschäftsverkehr (312 e BGB) oder Reiseverträge (§ 651 a BGB) eingeht, ist dazu verpflichtet seine Kunden, welche Verbraucher sind, vor Vertragsschluss mit Informationen zu versorgen, die im Detail in Art. 246 EGBGB und in den §§ 2-11 BGB-Informationspflichten-Verordnung geregelt sind, auf welche die einschlägigen Vorschriften des BGB verweisen. Neben denen aus dem BGB und der BGBInformationspflichten-Verordnung folgenden Informationspflichten können den Unternehmer weitere Informationspflichten treffen. Besondere Bedeutung kommt dabei im öffentlichen Recht der Einführung gesetzlicher Kennzeichnungsvorschriften über Produktqualität und Produktsicherheit etwa im Bereich des Lebensmittelrechtes und des Arzneimittelrechtes zu.
Inhaltsverzeichnis
- I. EINLEITUNG
- 1. PROBLEMSTELLUNG
- 2. ZIELSETZUNG UND AUFBAU
- II. BEGRIFFSERKLÄRUNG INFORMATION OVERLOAD
- 1. ZUM BEGRIFF DER ,, INFORMATION"
- 2. ZUM BEGRIFF DER ,, INFORMATIONSÜBERLASTUNG"
- III. INFORMATIONSPFLICHTEN
- 1. INFORMATIONSPFLICHTEN ALS INSTRUMENT DES VERBRAUCHERSCHUTZES
- A) SACHGRÜNDE FÜR INFORMATIONSPFLICHTEN
- B) SCHUTZRICHTUNG VON INFORMATIONSPFLICHTEN AUF MIKRO- UND MAKROJURISTISCHER EBENE
- 2. ÜBERFORDERUNG DES INFORMATIONSPFLICHTIGEN
- A) PROBLEM
- B) NOTWENDIGKeit der DarstellUNG VERTRAGSRECHTLICHER INFORMATIONSPFLICHTEN
- AA) EXPLIZITE INFORMATIONSPFLICHTEN
- BB) IMPLIZITE INFORMATIONSPFLICHTEN
- CC) UNÜBERSICHTLICHKEIT VERSTREUTER INFORMATIONSPFLICHTEN
- C) ERWEITERUNG DER INFORMATIONSPFLICHT ZUR INFORMATIONSBESCHAFFUNGSPFLICHT
- D) FUNTKIONSKREIS DES INFORMATIONSPFLICHTIGEN
- E) NEGATIVE AUSWirkungen in Form DER ÜBERFORDERUNG
- F) SANKTIONIERUNG VON VERSTÖßEN GEGEN VERTRAGSSCHLUSSBEZOGENE INFORMATIONSPFLICHTEN
- AA) ALLGEMEINE RECHTSFOLGEN VON INFORMATIONSPFLICHTVERSTÖBEN
- BB) SPEZIFIZIERTE RECHTSFOLGEN: VERLÄNGERUNG DER WIDERRUFSFRIST
- 3. ÜBERFORDERUNG DES INFORMATIONSBERECHTIGTEN
- A) ANKNÜPFUNG AN DIE VERBRAUCHERROLLE UND INFORMATIONELLE DEFIZITE
- B) OBLIEGENHEIT ZUR SELBSTINFORMATION
- c) GEBOTENER UMFANG DER INFORMATION UND KRITERIEN DER ZUMUTBARKEIT
- D) DYSFUNKTIONALE WIRKUNGEN VON INFORMATIONSPFLICHTEN INSBESONDERE INFORMATIONSÜBERFLUTUNG
- AA) GRENZEN DER INFORMATIONSVERARBETUNGSKAPAZITÄT
- BB) FOLGEN DER INFORMATIONSÜBERLASTUNG
- IV. KRITISCHE WÜRDIGUNG
- 1. INFORMATION ALS ALLHEILMITTEL?
- 2. DEFIZITE IN DER STRUKTURIERUNG DER INFORMATIONSPFLICHTEN
- A) HINDERNISSE EINER ALLGEMEINEN INFORMATIONSPFLICHT
- B) MANGELNDE SYSTEMATIK
- 3. VERBRAUCHERERZIEHUNG
- 4. DAS PROBLEM DER INFORMATIONSKOSTEN
- 5.MINDERWERTIGE QUALITÄT DER INFORMATIONSPFLICHTEN
- 6. IRREALITÄT DER PRÄMISSEN DES INFORMATIONSMODELLS
- A) HOMO OECONOMICUS
- B) VERBRAUCHERSOUVERÄNITÄT
- V. LÖSUNGSMÖGLICHKEITEN UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN
- 1. INSTRUMENTE ZUR VERBESSERUNG DER INFORMATIONSQUALITÄT
- A) REDUKTION KOMPLEXER INFORMATION
- AA) VERSTÄNDLICHKEIT
- BB) GRIFFIGKEIT
- CC) INDIVIDUALITÄT
- B) INFORMATIONSINTERMEDIÄRE
- C) ART UND WEISE DER PRÄSENTATION
- 2. ZUKUNFTSPERSEPKTIVEN DER GEMEINSCHAFTSRECHTLICHEN INFORMATIONSPFLICHTEN
- A) EINPASSUNG IN EIN EUROPÄISCHES VERBRAUCHERSCHUTZGESETZBUCH
- B) EINPASSUNG IN EIN EUROPÄISCHES ZIVILGESETZBUCH
- C) GEPLANTE VERBRAUCHER-RICHTLINIE
- D) GEMEINSAMer ReferenzrahMEN
- VI. ERGEBNISSE UND AUSBLICK
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Problematik der Informationsüberlastung von Verbrauchern und Unternehmen im Kontext von Informationspflichten im deutschen Verbraucherrecht. Die Arbeit analysiert, wie Informationspflichten als Instrument des Verbraucherschutzes wirken und welche Herausforderungen und Risiken mit der Überlastung durch diese Pflichten verbunden sind.
- Die Rolle von Informationspflichten im deutschen Verbraucherrecht
- Die Auswirkungen von Informationsüberlastung auf Verbraucher und Unternehmen
- Die Grenzen der Informationsverarbeitungskapazität von Verbrauchern
- Mögliche Lösungen zur Optimierung der Informationsqualität und -vermittlung
- Zukünftige Entwicklungen im Bereich der Informationspflichten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Informationsüberlastung im Kontext des deutschen Verbraucherrechts ein. Sie erläutert die Problematik und die Relevanz der Untersuchung.
Kapitel II definiert den Begriff der Informationsüberlastung und beleuchtet die Bedeutung von Information im Kontext von Verbraucherrecht.
Kapitel III analysiert die Funktion von Informationspflichten im Verbraucherschutz und untersucht die Überforderung, die sowohl für den Informationspflichtigen als auch den Informationsberechtigten entstehen kann.
Kapitel IV widmet sich einer kritischen Würdigung des Informationspflichtenmodells und beleuchtet Defizite in der Struktur und der Qualität der Information.
Kapitel V präsentiert Lösungsansätze zur Verbesserung der Informationsqualität und diskutiert Zukunftsperspektiven für die Gestaltung von Informationspflichten im europäischen Kontext.
Schlüsselwörter
Verbraucherrecht, Informationspflichten, Informationsüberlastung, Verbraucherschutz, Informationsqualität, Informationsvermittlung, Homo oeconomicus, Verbrauchererziehung, Europäisches Verbraucherrecht.
- Quote paper
- Lena Teplitcaia (Author), 2012, „Information Overload“. Überforderung von Verbrauchern und Unternehmen durch Informationspflichten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295400