Seit geraumer Zeit zeichnet sich auf Seiten der privaten Fernsehsender ein neuer Trend ab. Das Nachmittagsprogramm sowie der Vorabend werden mit einer ganz bestimmten Sendungsart regelrecht überhäuft. Auf den ersten Blick wirken die Inhalte dieser Sendungen wie eine Art Dokumentation und daher real. Im Vor- bzw. Abspann wird mit dem Hinweis „Alle handelnden Personen sind frei erfunden.“ allerdings darauf aufmerksam gemacht, dass diese Inhalte nicht echt sind, sondern alles gespielt wird. Die Tatsache, dass es sich um inszenierte Fernsehdramen und nach Drehbuch agierende Laiendarsteller handelt, schadet den Formaten jedoch nicht, sie erzielen nicht selten sogar beachtliche Einschaltquoten. Die Rede ist von Scripted Reality.
Wie der Titel dieser wissenschaftlichen Forschungsarbeit bereits ankündigt, besteht das Hauptinteresse darin, Erkenntnisse über die Nutzungsmotivation der Scripted Reality-Rezipienten zu gewinnen. In Anbetracht des enormen Erfolges dieser Art des Fernsehens stellt sich der Autor in der vorliegenden Untersuchung daher die Frage, welchen Reiz die fiktiven, intimen Geschichten von ihnen unbekannten, frei erfundenen Personen auf die Zuschauer auswirken. Die Rede ist häufig von Voyeurismus, manchmal sogar von moralischem Verfall. Liegt der Zuwendung ein spezifisches individuelles Bedürfnis zugrunde? Oder stellen die Scripted Reality-Formate einfach eine Sendungsform des Realitätsfernsehens dar, die Authentizität bietet und zugleich bestens unterhält und Ablenkung verspricht?
Da die individuelle Fernsehnutzung und die dahinter stehenden Bedürfnisse und Motive der Rezipienten sehr eng mit persönlichen Eigenschaften und Merkmalen verknüpft sind, wird untersucht, welchen Einfluss verschiedene individuelle Faktoren auf die Zuwendung zu Scripted Reality ausüben. So wird nicht nur die Lebenszufriedenheit der Rezipienten, sondern auch deren individuelle Reizsuchetendenz und der soziale Kontext, genauer gesagt der Umfang an interpersoneller Interaktion, ins Auge gefasst. Dabei wird zusätzlich das allgemeine Fernsehverhalten der Rezipienten und dessen Auswirkung auf den Scripted Reality-Konsum untersucht. Das Forschungsinteresse bezieht sich demzufolge nicht nur auf die Aspekte, die den Konsum dieser Formate motivieren, sondern liegt auch darin, inwieweit sich die Nutzungsmotivation innerhalb des Publikums unterscheidet und durch welche Faktoren diese beeinflusst wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hintergrund und Ziel der Arbeit
- Aufbau der Arbeit
- Scripted Reality als Teilbereich des Reality TV
- Der Ursprung des Fernsehgenre Reality TV
- Einordnung innerhalb des Reality TV
- Charakteristische Merkmale des Scripted Reality
- Scripted Reality-Formate im deutschen Fernsehen
- Medienwirkungsforschung
- Der Uses-and-Gratifications-Ansatz
- Konzept und Ursprung
- Prozessmodelle und Weiterentwicklungen
- Kritik am Uses-and-Gratifications-Ansatz
- Fernsehnutzungsmotive in der Uses-and-Gratifications-Forschung
- Bedürfnisse und Motive
- Motivkataloge
- Instrumentelle und ritualisierte Mediennutzung
- Das Eskapismus-Konzept
- Das Konzept der parasozialen Interaktion
- Zwischenfazit
- Der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Fernsehnutzung
- Soziodemographie
- Individuelle Merkmale
- Sensation Seeking
- Interpersonelle Interaktion und Einsamkeit
- Lebenszufriedenheit
- Allgemeine Fernsehgewohnheiten
- Empirische Forschungsergebnisse zu Reality TV und Scripted Reality
- Empirischer Teil
- Forschungsfragen
- Hypothesen
- Untersuchungsdesign: Online-Fragebogen
- Aufbau des Fragebogens
- Konzeption des Fragebogens
- Fernsehgewohnheiten
- Fernsehdauer und Fernsehnutzungssituation
- TV-Genrepräferenzen
- Fernsehverhalten
- Fernsehverhalten in Bezug auf Scripted Reality
- Nutzung von Scripted Reality-Formaten
- Nutzungsmotive
- Online-Aktivität
- Individuelle Merkmale
- Sensation Seeking
- Interpersonelle Interaktion
- Lebenszufriedenheit
- Soziodemographische Daten
- Durchführung der empirischen Studie
- Pretest
- Online-Befragung
- Stichprobe
- Ergebnisse
- Deskriptivstatistische Beschreibung der Stichprobe
- Soziodemographische Beschreibung der Stichprobe
- Allgemeine Fernsehgewohnheiten der Befragten
- Angaben zur Scripted Reality-Nutzung
- Angaben zu den individuellen Merkmalen
- Verifikation und Falsifikation der Hypothesen
- Identifikation der Nutzungsmotive der Scripted Reality-Rezipienten
- Befunde zur Nutzungsmotivation der Scripted Reality-Rezipienten (Hypothese la bis 1c)
- Der Einfluss soziodemographischer Daten auf die Scripted Reality-Sehdauer (Hypothese 2a bis 2c)
- Der Einfluss soziodemographischer Daten auf die Nutzungsmotivation der Scripted Reality-Rezipienten (Hypothese 2d und 2e)
- Der Einfluss des Merkmals Sensation Seeking auf die Nutzungsmotivation der Scripted Reality-Rezipienten (Hypothese 3a bis 3c)
- Der Einfluss des Umfangs an interpersoneller Interaktion auf die Nutzungsmotivation der Scripted Reality-Rezipienten (Hypothese 4a bis 4e)
- Der Einfluss der Lebenszufriedenheit auf die Nutzungsmotivation der Scripted Reality-Rezipienten (Hypothese 5a bis 5c)
- Der Einfluss allgemeiner Fernsehgewohnheiten auf die Scripted Reality-Sehdauer (Hypothese 6a)
- Der Einfluss allgemeiner Fernsehgewohnheiten auf die Nutzungsmotivation der Scripted Reality-Rezipienten (Hypothese 6b und 6c)
- Übersicht der Ergebnisse der Hypothesenprüfung
- Vergleich der Einflüsse auf die Zuwendung zu Scripted Reality
- Resümee
- Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse
- Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Phänomen Scripted Reality und untersucht die Nutzungsmotive der Rezipienten. Die Arbeit zielt darauf ab, die Rezeption dieser Fernsehformate im Kontext der Uses-and-Gratifications-Theorie zu analysieren und den Einfluss verschiedener Faktoren auf die Sehdauer und die Nutzungsmotivation zu beleuchten.
- Das Genre Scripted Reality und seine Einordnung innerhalb des Reality TV
- Die Rezeption von Scripted Reality im Lichte der Uses-and-Gratifications-Theorie
- Der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Nutzungsmotivation von Scripted Reality
- Die Identifikation und Analyse der Nutzungsmotive von Scripted Reality-Rezipienten
- Die empirische Untersuchung der Rezeption von Scripted Reality anhand einer quantitativen Online-Befragung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Scripted Reality ein, erläutert die Zielsetzung der Arbeit und gibt einen Überblick über den Aufbau. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Genre Scripted Reality als Teilbereich des Reality TV, beleuchtet seinen Ursprung und seine charakteristischen Merkmale, sowie die Einordnung in das Reality TV. Kapitel drei befasst sich mit der Medienwirkungsforschung und fokussiert auf den Uses-and-Gratifications-Ansatz, dessen Konzept, Prozessmodelle und Kritik. Außerdem werden Fernsehnutzungsmotive in der Uses-and-Gratifications-Forschung näher beleuchtet, sowie der Einfluss verschiedener Faktoren auf die Fernsehnutzung. Kapitel vier beschreibt den empirischen Teil der Arbeit, die Forschungsfragen und Hypothesen, das Untersuchungsdesign, den Aufbau des Fragebogens und die Durchführung der Studie. Kapitel fünf präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung, die deskriptivstatistische Beschreibung der Stichprobe, die Verifikation und Falsifikation der Hypothesen und einen Vergleich der Einflüsse auf die Zuwendung zu Scripted Reality. Das Resümee fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen, diskutiert diese und gibt einen Ausblick auf zukünftige Forschungsfragen.
Schlüsselwörter
Scripted Reality, Reality TV, Uses-and-Gratifications-Theorie, Nutzungsmotive, Fernsehnutzung, Rezeption, quantitative Rezipientenbefragung, Online-Fragebogen, Sensation Seeking, Interpersonelle Interaktion, Lebenszufriedenheit, Soziodemographie, empirische Forschung.
- Citation du texte
- Diplom Sozialwissenschaftlerin Daniela Fritsch (Auteur), 2013, Scripted Reality. Der Reiz der inszenierten Realität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/295210
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