Haben wir ein kulturelles Problem durch die soziale Ungleichheit, die sich durch unser Volk zieht und immer mehr die Gesellschaft auseinander klaffen lässt? Folgende Abschnitte aus dem Interview aus der taz mit dem Regisseur des neuen Kinofilms „Muxmäuschenstill“ soll unsere heutige gesellschaftliche Situation verdeutlichen:
taz:
"Herr Mittermeier, Mux, der Protagonist von "Muxmäuschenstill, sagt: "Ich bin ein Teil einer Gesellschaft, in der wir unsere Ideale verloren haben." Auch Jan Henrik Stahlberg, Drehbuchautor und Hauptdarsteller, spürt, "dass etwas faul ist im Staate". Was liegt dem Regisseur Marcus Mittermeier schwer auf der Seele?"
Mittermeier:
"Die Tatsache, dass wir mit Horst Köhler einen Bundespräsidenten bekommen, der aus der Wirtschaft kommt, signalisiert mir, dass es das ist, worum es in diesem Staate auch in Zukunft hauptsächlich gehen soll. Wir wollen einfach mit dem Film darauf aufmerksam machen, das unsere Gesellschaft, wenn sie so weitermacht mit ihren Klingeltönen, dämlichen Starbiografien von Oliver Kahn bis Dieter Bohlen und all dem anderen Quatsch, in ein riesengroßes moralisches Problem schlittert. Dann ist Mux der Mann der Stunde? Schließlich ist er der Reformer in Zeiten von Hartz IV, Bürgerversicherung und all den anderen Appellen an die Eigenverantwortung. Mux ist jemand, den die führenden Politiker cool fänden, weil er ein Macher ist, ein Gründer, ein Unternehmer. Einer, der konsequent die Solidargemeinschaft einfordert. Aber bei Mux muss man eben aufpassen, muss man genau unterscheiden zwischen seiner Haltung und seinem Verhalten. Das haben wir uns als wichtiges formales Mittel zurechtgelegt. Deckungsgleiches, konsequentes Handeln und Denken, das wäre ganz schnell langweilig. Mux löst durch sein brutales, asoziales und selbstherrliches Handeln stets das Gegenteil von seinem Idealismus ein."
Mit diesem Interviewabschnitt im Hinterkopf werden wir uns in dieser Arbeit mit dem Kulturbegriff und den verschiedenen Schicht-Modellen beschäftigen um die Kultur aus dieser spezifischen Problematik zu betrachten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Überblick
2.1. Kultur
2.2. Die Schichten in Gesellschaftssystemen
3. Kultur als schichtenspezifisches Problem
4. Fazit
5. Literatur
1. Einleitung
Haben wir ein kulturelles Problem durch die soziale Ungleichheit, die sich durch unser Volk zieht und immer mehr die Gesellschaft auseinander klaffen lässt?
Folgende Abschnitte aus dem Interview[1] aus der taz mit dem Regisseur des neuen Kinofilms „Muxmäuschenstill“ soll unsere heutige gesellschaftliche Situation verdeutlichen:
taz: Herr Mittermeier, Mux, der Protagonist von "Muxmäuschenstill, sagt: "Ich bin ein Teil einer Gesellschaft, in der wir unsere Ideale verloren haben." Auch Jan Henrik Stahlberg, Drehbuchautor und Hauptdarsteller, spürt, "dass etwas faul ist im Staate". Was liegt dem Regisseur Marcus Mittermeier schwer auf der Seele?
Marcus Mittermeier: Genau das war auch Teil der Diskussion, die Jan und ich geführt haben, als er mit der Idee, diesen Film zu machen, zu mir gekommen ist. Was soll wie kritisiert werden, und wie genau bringt man das dem Zuschauer nahe? Bei solchen Debatten überkam uns unwillkürlich die Wut. Welche Bedeutung zum Beispiel so ein Schwachsinn wie Klingeltöne in unserem Leben bekommen. Wir werden zu einer Gesellschaft, die ihre Grundlagen, ihren Konsens aufgibt. Und der Konsens beruhte auf einer solidarischen Wertegemeinschaft. Das wird negiert.
Inwiefern?
Wir werden eine rein ökonomisch orientierte Ansammlung von Ich-AGs. Die Tatsache, dass wir mit Horst Köhler einen Bundespräsidenten bekommen, der aus der Wirtschaft kommt, signalisiert mir, dass es das ist, worum es in diesem Staate auch in Zukunft hauptsächlich gehen soll. Wir wollen einfach mit dem Film darauf aufmerksam machen, das unsere Gesellschaft, wenn sie so weitermacht mit ihren Klingeltönen, dämlichen Starbiografien von Oliver Kahn bis Dieter Bohlen und all dem anderen Quatsch, in ein riesengroßes moralisches Problem schlittert.
Dann ist Mux der Mann der Stunde? Schließlich ist er der Reformer in Zeiten von Hartz IV, Bürgerversicherung und all den anderen Appellen an die Eigenverantwortung.
Mux ist jemand, den die führenden Politiker cool fänden, weil er ein Macher ist, ein Gründer, ein Unternehmer. Einer, der konsequent die Solidargemeinschaft einfordert. Aber bei Mux muss man eben aufpassen, muss man genau unterscheiden zwischen seiner Haltung und seinem Verhalten. Das haben wir uns als wichtiges formales Mittel zurechtgelegt. Deckungsgleiches, konsequentes Handeln und Denken, das wäre ganz schnell langweilig. Mux löst durch sein brutales, asoziales und selbstherrliches Handeln stets das Gegenteil von seinem Idealismus ein.
In dieser Arbeit werden wir uns dazu mit dem Kulturbegriff und den verschiedenen Schicht-Modellen beschäftigen, um die Kultur aus der schichtenspezifischen Problematik zu betrachten.
2. Überblick
Das Wort „ Kultur “ ist wohl eines des komplexesten unserer Sprache. Nach Eagleton wird es wohl nur von dem Wort „Natur“ an Bedeutungsreichtum übertroffen. Natur wird sogar mitunter als das Gegenteil von Kultur bezeichnet.[2]
Die Einteilung der Gesellschaft in Klassen und Schichten kennen wir spätestens seit Karl Marx und Max Weber, die die Unterteilungen der Mitglieder von Gesellschaften an z.B. wirtschaftlichen Faktoren vorgenommen haben.
Die Definition der beiden Begriffe dient an dieser Stelle dazu, dass wir eine einheitliche Vorgabe machen, um uns dann den schicht-spezifischen Problemen zuwenden zu können.
2.1. Kultur
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Kultur“ ist „Urbarmachung“ oder die Pflege des natürlichen Wachstums. Das Wort für eine der vornehmsten menschlichen Betätigungen entnehmen wir also Feldarbeit, dem Kultivieren und Ernten.[3]
Hillmann bezeichnet mit „Kultur“ die Gesamtheit der Lebensformen und Wertvorstellungen und der daraus geformten Lebensbedingungen einer Bevölkerung durch menschliche Aktivitäten in einem historisch oder räumlich begrenzten Rahmen. Zu diesem Kulturverständnis gehören alle von vorangegangenen Generationen übernommen und im Prozess der Weiterentwicklung und Veränderung befindlichen materiellen Gestaltungsformen der Umwelt wie z.B. Bauten, Werkzeuge etc.. Das Wissen und die Nutzung von gesetzmäßig ablaufenden Naturprozesse, wie z.B. in der Wissenschaft und der Technik, gehören zur Kultur wie auch alle gesellschaftlichen Ideen, Werte, Ideale und Sinngebungen. Allerdings sind die Grenzen von einer Kultur zur anderen nicht immer eindeutig bestimmbar und oftmals fließend. Ansatzpunkte zur Abgrenzung können z.B. Sprache, moralische Anschauungen oder soziale Formen des Zusammenlebens sein.
Nach Hillmann hat die Entstehung und institutionelle Differenzierung von Kulturbereichen bzw. von funktionsspezifischen Subsystemen wie Wirtschaft, Recht, Religion, Kunst, Erziehung u.a. die allgemeine Kultursoziologie zugunsten entsprechender Spezial-Soziologien an wissenschaftlicher Bedeutung abnehmen lassen.[4]
Die multikulturelle Gesellschaft sind Staaten mit Bevölkerungsteilen unterschiedlicher ethnischer und kultureller Herkunft, Prägung und Orientierung und entsteht durch wachsende internationale Migration.
Auf Deutschland bezogen schreibt Nolte, dass wir in einer Massenkultur leben, die durch massenhaften Konsum geprägt ist und uns durch das kommerzielle Fernsehen beeinflusst. Allerdings ist die Massenkultur nicht nur auf RTL2 und Co beschränkt, sondern bezieht auch die konventionellen Medien wie die Bücher von Effenberg und Bohlen genauso mit ein wie eine mediale Inszenierung des Lebens ganz allgemein.[5]
Auch wenn die Menschen in unserem Land entscheiden können, ob sie beim Zappen bei RTL2 oder dem Sender Arte stoppen, oder ob sie bei Aldi einkaufen bzw. abends beim Edel-Italiener essen gehen, formt die Massenkultur zugleich eine neue Klassenkultur der Unterschiede, da sich die Menschen der Unterschicht z.B. den Edel-Italiener schon lange nicht mehr leisten können und unser gesamter Staat ist auch nicht mehr in der Lage, dass Konzept der „fürsorglichen Vernachlässigung“ durchzuhalten und fortzuführen. Die Kassen sind leer und somit ist eine materielle Absicherung und Fürsorge kaum noch möglich, wobei die Vernachlässigung in sozialer und kultureller Hinsicht gar nicht erst zum Tragen kommen kann, so dass sich finanziell schlechter gestellte Mitglieder[6] der Gesellschaft in unserer Massenkultur nur noch an den Rand und in die Armut gedrängt fühlen können.
Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel im politischen Umgang mit den Unterschichten also und auch bei der gesamten Betrachtung unserer Kultur.
Um die Tragweite zu verstehen, folgt jetzt erstmal ein Definitionsangebot zur Thematik der Klassen und Schichten.
[...]
[1] Glombista, Birgit; 2004; S.17
[2] Eagleton, Terry; 2001; S. 7
[3] ebd.
[4] Hillmann, Karl-Heinz; 1994 – 4. Aufl.; S. 460
[5] Nolte, Paul; 2003; Ausgabe 52
[6] Nur zur Vereinfachung für den Leser wählen wir die männliche Form der Substantive
- Citar trabajo
- Frank Mattioli-Danker (Autor), Anne Behrendt (Autor), 2004, Kultur und Gesellschaft - Kultur als schichtenspezifisches Problem, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29505
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