„Wir leben in einer postsäkularen Kultur“, sagte Jürgen Habermas in seiner Friedenspreisrede im Oktober 2002 in der Paulskirche in Frankfurt. Dies wurde von der deutschen Öffentlichkeit einhellig als Sensation wahrgenommen. Kommentatoren in den Feuilletons bezeichneten diese Rede als "epochal".
Jedoch ist der Begriff der „Postsäkularen Kultur“ vieldeutig: Man kann ihn als Bedeutungsverlust von Religion oder als die Entstehung einer religiös neutralisierten modernen Staatlichkeit umschreiben. Wie auch immer man die heutige Zeit auf dem „Zahlenstrahl“ der Geschichte nennen will, Tatsache ist, dass die Lebenswelt sich verändert hat - nicht nur in Europa, sondern auf der ganzen Welt.
Durch die rasante Entwicklung der Informationstechnologie, kann der Mensch sich rund um die Uhr informieren, wie die Welt funktioniert und „was die Welt, im Innersten zusammenhält.“
Diese Frage beantwortete die Theologie noch vor ein paar Jahrhunderten mit der Gewissheit, dass Gott der Schöpfer und Weltenlenker sei und dass wir Menschen gut daran täten, einfach zu glauben. Doch mittlerweile, in unserer „postsäkularen“ Kultur spielen der (kirchlich-christliche) Glaube und die religiöse Tradition in immer weniger Gemeinschaften, sei es Familie, Schule oder Freizeit eine große Rolle. Glaube und Tradition sind oft nur noch in Form von den großen Festen im Jahreslauf, insbesondere an Weihnachten, oder in Form der Sakramente im Leben der Menschen präsent. Vor und nach Taufe, Kommunion bzw. Firmung machen Kinder und Jugendliche kaum mehr aktive Erfahrungen mit dem Glauben, der Tradition und der Gemeinschaft der Glaubenden einer Gemeinde.
Das bedeutet jedoch nicht, dass das Bedürfnis nach der Beantwortung von Sinn- und Lebensfragen, auf die unsere Kultur der Zweckrationalität keine befriedigende Antwort geben kann, nicht besteht. Die Sehnsucht nach Spiritualität und Sinnsuche in unserer Gesellschaft ist größer als je zu vor. Insbesondere in der Identitätsentwicklung von Kindern und Jugendlichen, nehmen diese Fragen einen großen Raum im Leben der Schüler ein. Aber auch viele Erwachsene sind auf der Suche nach Lebenssinn und Berufung, was besonders am Boom der Esoterischen Veranstaltungen und Bücher abzulesen ist. Auch von einer generell abnehmenden Bedeutung der Religion kann in globaler Hinsicht gar keine Rede sein. In den letzen Jahrzehnten haben alle Weltreligionen, der Industrialisierung, Urbanisierung und vermehrten Bildung zum Trotz, ihre Lebensfähigkeit erhalten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der fremde Gott - Chancen für eine „Negative Theologie"
- „Negative Theologie" - Der Sitz im Leben des modernen Menschen
- Die Suche nach neuen religionsdidaktischen Konzepten
- Die Erweiterung des Erfahrungsbegriffs in der Alteritätstheoretischen Didaktik
- Der Erfahrungsbegriff auf Grundlage der Dekonstruktion
- Die Begegnung mit der Alterität im Kontext des erweiterten Erfahrungsbegriffs
- Die Begegnung mit der Alterität im Religionsunterricht
- Alteritätstheoretische Didaktik zur Stärkung der Ambiguitätstoleranz
- Die Weiterentwicklung des individuellen Glaubens durch die Alteritätstheoretische Didaktik im RU
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht, inwiefern das Konzept der Alteritätstheoretischen Didaktik Schülern helfen kann, ihren Glauben zu entwickeln. Sie analysiert die Herausforderungen des Religionsunterrichts in der postsäkularen Kultur und die Notwendigkeit, neue religionsdidaktische Konzepte zu entwickeln, die den Lebenswelten der Schüler gerecht werden. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung der „negativen Theologie" und die Erweiterung des Erfahrungsbegriffs in der Alteritätstheoretischen Didaktik.
- Die Bedeutung der „negativen Theologie" in der postsäkularen Kultur
- Die Erweiterung des Erfahrungsbegriffs in der Alteritätstheoretischen Didaktik
- Die Rolle der Alterität im Religionsunterricht
- Die Stärkung der Ambiguitätstoleranz durch die Alteritätstheoretische Didaktik
- Die Weiterentwicklung des individuellen Glaubens durch die Alteritätstheoretische Didaktik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas in der postsäkularen Kultur dar und beleuchtet die Herausforderungen des Religionsunterrichts. Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der „negativen Theologie" und ihren Chancen für eine neue Gottesrede. Es analysiert die Kritik an der traditionellen Gottesrede und die Notwendigkeit, Gott „anderszudenken". Das zweite Kapitel untersucht die Relevanz der „negativen Theologie" für das Leben des modernen Menschen und die Bedeutung der Alterität im Kontext der Dekonstruktion. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Suche nach neuen religionsdidaktischen Konzepten, die den Bedürfnissen der Schüler gerecht werden. Das vierte Kapitel analysiert die Erweiterung des Erfahrungsbegriffs in der Alteritätstheoretischen Didaktik und die Bedeutung der Begegnung mit der Alterität im Religionsunterricht. Das fünfte Kapitel untersucht die Rolle der Alteritätstheoretischen Didaktik zur Stärkung der Ambiguitätstoleranz und die Weiterentwicklung des individuellen Glaubens durch die Alteritätstheoretische Didaktik im Religionsunterricht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Alteritätstheoretische Didaktik, die „negative Theologie", die postsäkulare Kultur, die Erweiterung des Erfahrungsbegriffs, die Begegnung mit der Alterität, die Ambiguitätstoleranz und die Weiterentwicklung des individuellen Glaubens im Religionsunterricht.
- Citation du texte
- Annette Maria Michalek-Rösch (Auteur), 2013, Alteritätstheoretische Didaktik. Ein Konzept für Schüler, um ihren Glauben (weiter) zu entwickeln?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294504
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