Sucht im Alter wurde in unserer Gesellschaft sehr lange unterbewertet. So gab es im Jahr 2000 noch keine Studie, in der ältere Menschen einbezogen wurden. Dabei spielen Störungen, die durch den Gebrauch von Alkohol, Drogen, Medikamenten und Tabak entstehen eine große Rolle. Bei Alkohol wird oft die Meinung vertreten, dass eine Abhängigkeit nicht wirklich ernst genommen wird („Lass ihm doch sein Glas Wein, er hat doch sonst nichts mehr im Leben“). Dabei wird aber oft übersehen, dass es nicht nur bei diesen einem Glas bleibt. So dominiert die Sucht nach Alkohol den Alltag. So vernachlässigt der Betroffene Freunde und bisherige Interessen, es kommt zu einer Persönlichkeitsveränderung und im schlimmsten Fall droht er zu verwahrlosen. Dazu stellt sich die Frage, welche Rolle spielen Abhängigkeitserkrankungen im Alter? Sind ältere Menschen einem besonderen Risiko ausgesetzt? Gibt es spezielle Entstehungsbedingungen im Alter? Welche Hilfs- und Behandlungsmöglichkeiten gibt es für ältere alkoholkranke Menschen? Und welche Herausforderungen und Handlungsfelder ergeben sich hieraus für die Soziale Arbeit?
Inhaltsverzeichnis
1. Einführung
2. Begriffserklärung
2.1. Alter
2.2. Alkoholabhängigkeit
3. Alkoholismus im Alter
3.1. Entstehungsbedingungen
3.2. Auswirkungen im Alter
4. Beratung alkoholabhängiger Menschen im Alter
4.1. Zuweisungsmodi für die Inanspruchnahme der Beratung
4.2. Versorgungsstruktur für Alkoholabhängige ältere Menschen
4.3. Barrieren der Inanspruchnahme von Beratung
4.4. Ansätze für die Beratung alkoholabhängiger Menschen
4.4.1. Der personenzentrierte Ansatz
4.4.2. Der kognitive Ansatz
4.4.3. Der systemische Ansatz
4.5. Umgang mit älteren Menschen in der Beratung
5. Fazit
6. Literatur
„ Alte Menschen sind ja nicht alle gleich, wahrscheinlich sind sie es sogar noch weniger, als irgendeine andere
Altersgruppe: denn ihr langes Leben hat sie zu Individualisten gemacht. Eines unserer augenblicklichen Probleme ist, dass die Gesellschaft sich weigert, das zu verstehen, und alle alten Leute als „ gleich “ behandelt. “
(Pincus, 1992: 56-57)
1. Einführung
Sucht im Alter wurde in unserer Gesellschaft sehr lange unterbewertet. So gab es im Jahr 2000 noch keine Studie, in der ältere Menschen einbezogen wurden. Dabei spielen Störungen, die durch den Gebrauch von Alkohol, Drogen, Medikamenten und Tabak entstehen eine große Rolle. Bei Alkohol wird oft die Meinung vertreten, dass eine Abhängigkeit nicht wirklich ernst genommen wird („ Lass ihm doch sein Glas Wein, er hat doch sonst nichts mehr im Leben “). Dabei wird aber oft übersehen, dass es nicht nur bei diesen einem Glas bleibt. So dominiert die Sucht nach Alkohol den Alltag. So vernachlässigt der Betroffene Freunde und bisherige Interessen, es kommt zu einer Persönlichkeitsveränderung und im schlimmsten Fall droht er zu verwahrlosen. Dazu stellt sich die Frage, welche Rolle spielen Abhängigkeitserkrankungen im Alter? Sind ältere Menschen einem besonderen Risiko ausgesetzt? Gibt es spezielle Entstehungsbedingungen im Alter? Welche Hilfs- und Behandlungsmöglichkeiten gibt es für ältere alkoholkranke Menschen? Und welche Herausforderungen und Handlungsfelder ergeben sich hieraus für die Soziale Arbeit?
2. Begriffserklärung
2.1. Alter
Die Weltgesundheitsorganisation unterteilt das Erwachsenenalter in drei Phasen. Erstens das sogenannte „zweite Lebensalter“, es umfasst die Altersspanne zwischen dem 45 und 59 Lebensjahr. Das „dritte Lebensalter“ die Zeitspanne zwischen dem 60 und 75 Lebensjahr. Das „vierte Lebensalter“ beginnt ca. mit dem 75 Lebensjahr (Winkler, 2005: 129).
In diesem Zusammenhangt lässt sich auch die Frage stellen, welche Bedeutung das Alter in unserer modernen Gesellschaft hat. So ist das Alter nicht nur ein Charakteristikum von Menschen, sondern auch ein integraler Aspekt, der zu der Struktur unserer Gesellschaft gehört (Bangali, 2004: 6). So ist das Alter eine persönliche Eigenschaft, die es den Menschen ermöglicht, andere Menschen oder Objekte einzuschätzen und ihnen Status zuweist. Oft wird alt sein oder alt werden in unserer Gesellschaft mit „verschlissen, verbraucht, out, wertlos, funktionslos, unattraktiv“ (Strauß, 2004: 11) verbunden. Diese Auswirkungen und Ansichten lassen sich dann in der Altersdiskriminierung wiederfinden.
2.2. Alkoholabhängigkeit
Von Alkoholabhängigkeit sprechen wir, wenn ein Mensch ständig oder wiederkehrend zwanghaft Alkohol konsumieren will und damit das Ziel verfolgt ein negatives Gefühl zu vermeiden oder ein positives Gefühl herbeizuführen. Die Weltgesundheitsorganisation bezeichnet Abhängigkeit als einen „Zustand periodischer oder chronischer Vergiftung, hervorgerufen durch den wiederholten Gebrauch einer natürlichen oder synthetischen Droge“ (WHO: 1957). Somit gilt jede Substanz als Droge, die im menschlichen Organismus Funktionen zu verändern mag. Sucht kann auch als unabweisbares Verlangen nach einem bestimmten Gefühls- oder Bewusstseinszustand beschrieben werden. Um von Sucht bzw. Suchtverhalten sprechen zu können, müssen 4 Merkmale vorhanden sein: Wiederholungszwang, Toleranzerhöhung, Abhängigkeit (physisch oder psychisch), Entzugs- erscheinungen.
Ob ein Verhalten in unserer Gesellschaft als Sucht bezeichnet wird, hängt auch immer von der gesellschaftlichen und individuellen Normierung ab. So kann Sucht als Verfehlung der gesellschaftlichen oder individuellen Werthaltungen betrachtet werden.
3. Alkoholismus im Alter
3.1. Entstehungsbedingungen
Die auslösenden Faktoren für eine Abhängigkeit im Alter sind vielfältig. Oft ist es ein schleichender Prozess, der auf dem Zusammentreffen mehrerer tiefgreifender Faktoren (wie Lebensveränderungen oder Lebenskrisen) beruht. Die Veränderungen lassen sich in drei Bereiche einteilen: den beruflichen, den körperlichen und den privaten Bereich (Lützenkirchen, 2010: 43). Im beruflichen Bereich kann sich mit dem Eintritt in den Ruhestand das soziale Netzwerk verändern. Es treten finanzielle Einbußen durch die Berentung ein, die Schulden nach sich ziehen können. Durch den geistigen Abbau kann es vorher aber schon zu Einschränkungen im Arbeitsleben kommen, was zu einem Verlust von sozialen oder professionellen Kompetenzen führen kann. Im schlimmsten Fall könnte ein Verlust des Arbeitsplatzes drohen. Im körperlichen Bereich gibt es vielfältige Einschränkungen, die sich mit dem fortschreitenden Alter häufen. Es kommt zu körperlichen Erkrankungen wie z.B. Seh- oder Hörschwächen, Diabetis oder Arthrose. Die Betroffenen können dadurch an Mobilität und Autonomie (Lützenkirchen, 2010: 44) verlieren. Durch einen möglichen Wechsel in die Pflegebedürftigkeit kommt es zu einer Abhängigkeit von anderen Personen oder Institutionen. Weitere Auslöser für eine Abhängigkeit lassen sich auch im privaten Bereich finden. Mit zunehmendem Alter kommt es immer häufiger zu einem Verlust von Bezugspersonen. Eine weitere Belastung kann die mögliche Pflegebedürftigkeit von Familienangehörigen sein oder der persönliche Verlust der Selbstständigkeit. Durch den Eintritt in den Ruhestand steht viel Zeit zur Verfügung, sodass ein neuer Lebenszweck gefunden werden muss. Mit dem Statusverlust kommt es häufig zu einem Abbau des Selbstvertrauens und es kann das Gefühl entstehen, nicht mehr gebraucht zu werden. Auch durch den Wegfall der traditionellen Großfamilie und des gemeinsamem Zusammenlebens mehrerer Generationen unter einem Fach fallen für ältere Menschen sinngebende Aufgaben (z.B. die Kinderbetreuung, Hausarbeiten) weg. Zudem können Gedanken an den eigenen Tod, der Vereinsamung oder dem Verlust der vertrauten Umgebung auftreten und somit einen weiteren Risikofaktor darstellen.
3.2. Auswirkungen im Alter
Die Alkoholabhängigkeit im Alter kann individuelle Auswirkungen für den Betroffenen haben, es gibt aber allgemein gültige Folgen und Konsequenzen, unter denen viele alkoholabhängige ältere Menschen leiden. Diese können in psychosoziale, körperliche und psychische Auswirkungen unterteilt werden. Auf der psychosozialen Ebene kann es zu Diskriminierung und Ausgrenzung kommen, des Weiteren können finanzielle Probleme, sowie als Folge der Ausgrenzung eine zunehmende Vereinsamung eintreten. Durch den exzessiven Konsum kann Alkoholabhängigen ein Arbeitsplatzverlust drohen, sie entwickeln ein höheres Gewaltpotential und es können vermehrt familiäre und soziale Probleme auftreten (Lützenkirchen, 2010: 26). Durch den Alkoholkonsum rutscht der Betroffene in einen Teufelskreis: Probleme, die durch den Alkoholkonsum entstehen, werden versucht durch weiteren Konsum zu lösen. Durch einen übermäßigen Konsum kommt es auch zu körperlichen Einschränkungen und Schäden. So kann es z.B. Erkrankungen der Leber, Bauchspeicheldrüse und des Verdauungstraktes, Herzkreislauf-erkrankungen, Muskel- und Knochenerkrankungen oder zu einem geschwächten Immunsystem kommen (Lützenkirchen, 2010: 26). Auf der psychischen Ebene kann es beispielsweise zu Angstzuständen, Depressionen, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsverlusten oder Persönlichkeitsveränderungen kommen. Wenn der Betroffene in einen Entzug kommt, gewollt oder ungewollt, kann es zu schwerwiegenden Entzugserscheinungen, ins besondere auf körperlicher Ebene kommen. Der Alkoholkonsum hat also weitreichende Auswirkungen und Folgen auch für den älteren Menschen.
4. Beratung alkoholabhängiger Menschen im Alter
4.1. Zuweisungsmodi für die Inanspruchnahme der Beratung
Ein älterer alkoholkranker Mensch kann durch unterschiedliche Zuweisungsmodi in die Beratung kommen: Wenn er sich nicht direkt in die Behandlung begibt, was in den wenigsten Fällen vorkommt, kann es zu einer Überweisung oder Zuweisung über Allgemeinärzte, Krankenhäuser, Angehörige oder Betriebsärzte/Arbeitgeber kommen. Einige der Gründe die zur Alkoholabhängigkeit führen, z.B. die Isolierung, führen gleichzeitig auch dazu, dass diese Menschen keinen Zugang zu der Beratung finden. So kann man vermuten, dass es wahrscheinlich einen hohen Prozentanteil gibt, der keine Hilfe beansprucht.
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- Stephanie Drinkgern (Author), 2015, Alkohol im Alter. Beratung alkoholabhängiger Menschen im Alter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294390
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