To be or not to be, that is the question“ oder auch „Sein oder nicht sein, das ist die Frage.“ Wer Shakespeares „Hamlet“ gelesen hat, dem dürfte dieses Zitat des Protagonisten bekannt sein. Doch selbst wenn nicht, so hat sich dieser Ausdruck von 1600 heute zu einer allgemeinen Floskel etabliert. Doch so banal uns die Mundart auch von der Zunge gleitet, so komplexer und verstrickter ist die Meinungsverschiedenheit zum Sein und Nicht-Sein in ihrer ontologischen Fragestellung.
Essay
Zur Problematik der Nichtexistenz in „Was es gibt“ von Willard Van Orman Quine
„To be or not to be, that is the question“ oder auch „Sein oder nicht sein, das ist die Frage.“ Wer Shakespeares „Hamlet“ gelesen hat, dem dürfte dieses Zitat des Protagonisten bekannt sein. Doch selbst wenn nicht, so hat sich dieser Ausdruck von 1600 heute zu einer allgemeinen Floskel etabliert. Doch so banal uns die Mundart auch von der Zunge gleitet, so komplexer und verstrickter ist die Meinungsverschiedenheit zum Sein und NichtSein in ihrer ontologischen Fragestellung.
Klar ist, die Existenz oder vielmehr die Nichtexistenz von Dingen birgt spannende Fragen, welche auch der Philosoph Willard Van Orman Quine in seiner Zeit zu ergründen suchte. Ganz und gar nicht genau klar ist jedoch, inwiefern Quine mit seinen Überlegungen zu dieser Problematik den Kern der Sache trifft. Im folgenden werde ich näher auf das Werk „Was es gibt“ von Quine eingehen.
Besonders konzentrieren, werde ich mich auf seine Ausführungen zum Nicht-Sein und dem zugrunde liegenden Konflikt ontologischer und lexikographischer Ausdrücke. Schlussfolgernd werde ich mich mit der Fragestellung beschäftigen, ob Quines Überlegungen zur Problematik der Existenz und Subsistenz plausibel erscheinen oder ob die Möglichkeit der Ausbaufähigkeit bestehen könnte, seine Thesen zu erweitern.
„Was es gibt“ ist ein Werk der analytischen Philosophie und erschien erstmals 1948. Die Metaphysik steckte in jener Zeit noch in den Kinderschuhen. Quine's Aufsatz wird daher besondere Bedeutung zugesprochen, weil er Probleme in der Philosophie ansprach, die bisher nicht in Augenschein genommen wurden. Die Grundfrage der Ontologie bringt Quine mit recht wenigen Wörtern auf den Punkt, nämlich mit: Was gibt es? Umgehend kann Quine diese Frage auch recht ungeschminkt beantworten, nämlich mit dem knappen Wort: Alles! (Quine, S.9)
Obwohl Quine, wie wir im Seminar gelernt haben, ein Empirist war, so wird im Text deutlich, dass er die Unterscheidung von analytischen und synthetischen Sätzen zurück weist. Er hält diese Unterscheidung eindeutig für grundlegend verfehlt. Insbesondere von Kant sind mir die Unterscheidungen von synthetischen und analytischen Sätzen bekannt. Sätze wie „Alle Väter sind männlich“ wäre beispielsweise ein analytischer Satz. Denn die Wahrheit dieses Satzes ergibt sich bereits aus seiner Bedeutung heraus. Anders der Fall bei einem Satz wie „Ärmere Menschen haben weniger Geld als reiche Menschen.“ Einige Philosophen und Wissenschaftler erkennen in diesem Ausdruck einen synthetischen Satz. Er ist deswegen wahr, weil in unserer Welt bestimmte Dinge der Fall sind. Man könnte ihn empirisch untersuchen und daraus folgend seinen Wahrheitswert bestätigen. Doch wie sieht Quine Sätze? Wie interpretiert er sie und wie geht er dabei vor?
Gleich zu Beginn von „Was es gibt“ geht Quine auf seine Grundfrage und seine Antwort auf diese näher ein. „Die Möglichkeit verschiedener Auffassungen über einzelne Fälle bleibt bestehen und damit hat dann das Problem auch Jahrhunderte überlebt“ (Quine, S. 9), so spricht Quine die problematische Fragestellung der Nichtexistenz an oder der auch „das Problem des Nicht-Seins“ (Quine, S. 9).
Quine spricht gleich zu Anfang eine fiktive Meinungsverschiedenheit zweier Philosophen an, die aus seinen Überlegungen stammen. Der ausgedachte Philosoph Ixhausen behauptet, es gebe etwas, wovon aber Quine behauptet, dass es jenes nicht gebe. Um die Frage von seiner abstrakten Form zu lösen stellt Quine eine konkrete These auf, nämlich: „Pegasus gibt es“ (meint Ixhausen). Nun könnte Quine darauf hin erwidern: „Pegasus gibt es nicht.“ Doch in diesem Fall, so ist Quine überzeugt, begibt er sich in eine Zwickmühle. Denn es scheint ja so, das Pegasus bereits existieren muss, denn welchem Ding wird sonst Existenz abgesprochen?
Vielleicht könnte Quine sagen „Ich weiß nicht wovon du sprichst. Den Begriff Pegasus habe ich noch nie gehört.“ Doch selbst bei dieser Antwort, wäre eine Meinungsverschiedenheit nicht behoben, schätze ich.
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- Arbeit zitieren
- Julia Göthling (Autor:in), 2013, Zur Problematik der Nichtexistenz in „Was es gibt“ von Willard Van Orman Quine, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294317