Der Westfälische Friedenskongress, sowohl seine Vorgeschichte wie auch insbesondere sein Verlauf, zählen zu den meistuntersuchten Abschnitten der Geschichte der Frühen Neuzeit. Neue Erkenntnisse liefert die fortschreitende Aktenedition im Rahmen der Acta Pacis Westphalicae ; trotz des auf diese Weise erschlossenen, umfangreichen Quellenmaterials konnten zentrale Forschungsstreitpunkte bislang nicht beigelegt werden. Erinnert sei hier nur an die Frage der zwischenstaatlichen Friedensordnung, der Bedeutung des Westfälischen Friedensvertrags also für die europäische Staatenwelt, oder an die Schwierigkeit, angesichts der unterschiedlichsten Verhandlungsgegenstände und -ziele unter den vielen Kongressteilnehmern einen oder mehrere als Gewinner oder Verlierer zu bezeichnen. Beide Problemstellungen sind eng mit der Beurteilung des Verhältnisses zwischen Kaiser und Frankreich verknüpft.
In den letzten Jahren waren es vor allem die französischen Korrespondenzen, welchen die Editoren der APW ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. Gleichzeitig und durchaus in Wechselwirkung mit der Quellenerschließung fand die französische Diplomatie zwischen 1643 und 1648 das Interesse der Forschung, was zu einer Reihe viel beachteter Studien führte, unter denen diejenige Anuschka Tischers besonders hervorzuheben ist.
Das Feld, das den Rahmen der vorliegenden Arbeit bildet, ist also bereits ausführlich bearbeitet worden, und zwar auch schon durch die ältere Literatur. Angesichts der in großer Menge vorhandenen Werke zur Genese des Westfälischen Friedens würde eine Untersuchung, die sich auf die Darstellung des Verhandlungsverlaufes oder der Kriegsereignisse beschränkte, also wenig Erkenntnisgewinn versprechen. Dennoch bleibt eine solche Darstellung notwendiger Bestandteil und Ausgangspunkt jedes Beitrags zum Thema; daher werden hier zunächst die jeweilige auswärtige Politik des Kaisers und Frankreichs sowie ihrer beider diplomatischen Tätigkeiten für den Zeitraum von 1641 bis 1648 behandelt; Erkenntnisse aus den erwähnten, jüngst erschienenen Akteneditionen sollen für die französische Seite die bisherigen Forschungsergebnisse möglichst ergänzen. Die Politik des Kaiserhofs wurde zuletzt im Jahr 1979 ausführlich von Karsten Ruppert behandelt. Sie ist damit zumindest quantitativ weit weniger gut untersucht als die französische; ihre profunde Darstellung – vor allem im Hinblick auf das Gesandtschaftswesen – verlangte die Heranziehung zahlreicher weiterer Quellen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rahmenbedingungen
- Krieg und Frieden in der Frühen Neuzeit
- Die Ausgangslagen der Verhandlungsparteien 1635-1641
- Der Kaiser seit dem Prager Frieden
- Frankreich seit seiner Kriegserklärung an Spanien
- Die kaiserlichen und französischen Verhandlungsziele
- Die kaiserlichen Interessen
- Frankreich zwischen Hegemonial- und Friedenspolitik
- Die Hamburger Friedensvereinbarung
- Die Friedensverhandlungen zwischen Kaiser und Frankreich 1641-1648
- Von der Friedensvereinbarung bis zum Beginn der kaiserlich-französischen Gespräche 1644
- Streit um Verfahrensfragen und grundsätzliche Verhandlungspositionen
- Die Lösung der Kernprobleme
- Bayern als Faktor der französischen und kaiserlichen Politik
- Die französische Satisfaktion
- Der Vorvertrag vom November 1647
- Verzögerung und Abschluss des Friedensvertrages
- Diplomatie auf dem Westfälischen Friedenskongress
- Der Westfälische Friedenskongress als Zäsur
- Die Diplomaten
- Person und Aufgabe
- Die kaiserlichen und französischen Gesandten
- Zur Rolle der Mediatoren
- Zur Bedeutung von Herrschaftssymbolik und Zeremoniell
- Das Zeremoniell zwischen Kaiser und Frankreich als Indikator ihres bilateralen Verhältnisses
- Der richtige Titel - Die Hamburger Vereinbarung von 1641
- Der rechtmäßige Platz - Der Einzug der Gesandten in Münster
- Die Repräsentation - Die Haushaltung der Gesandtschaften
- Das direkte Zusammentreffen - Die Elsassverhandlungen 1646
- Die kaiserlich-französischen Beziehungen im Urteil der Forschung
- Die Diskussion um Friedensgewinner und -verlierer
- Zur Divergenz von Verhandlungsinhalten und Zeremoniell - Der Beitrag des kulturalistischen Ansatzes
- Zur Entwicklung des kaiserlich-französischen Verhältnisses nach 1648
- Schlussbetrachtungen
- Abkürzungsverzeichnis
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit befasst sich mit den kaiserlich-französischen Beziehungen im Zeitraum von 1641 bis 1648, insbesondere im Kontext des Westfälischen Friedenskongresses. Die Arbeit analysiert die Verhandlungsziele und -strategien beider Seiten, die Rolle des Zeremoniells in der Diplomatie und die Auswirkungen des Friedensvertrages auf das bilaterale Verhältnis.
- Die Verhandlungsziele und -strategien von Kaiser und Frankreich
- Die Rolle des Zeremoniells in der Diplomatie
- Die Auswirkungen des Westfälischen Friedensvertrages auf das kaiserlich-französische Verhältnis
- Die Bedeutung des Westfälischen Friedens für die europäische Staatenwelt
- Die Frage der Friedensgewinner und -verlierer
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Forschungsstand zum Westfälischen Frieden dar und erläutert die Zielsetzung der Arbeit. Sie hebt die Bedeutung der kaiserlich-französischen Beziehungen für die Gesamtentwicklung des Friedenskongresses hervor.
Das erste Kapitel beleuchtet die Rahmenbedingungen des Friedenskongresses, indem es die Kriegs- und Friedensverhältnisse in der Frühen Neuzeit sowie die Ausgangslagen der Verhandlungsparteien, Kaiser und Frankreich, im Zeitraum von 1635 bis 1641 beschreibt. Es werden die jeweiligen Interessen und Verhandlungsziele beider Seiten analysiert.
Das zweite Kapitel widmet sich den Friedensverhandlungen zwischen Kaiser und Frankreich von 1641 bis 1648. Es untersucht die Entwicklung der Verhandlungen von der Friedensvereinbarung bis zum Beginn der Gespräche im Jahr 1644, die Streitigkeiten um Verfahrensfragen und grundsätzliche Verhandlungspositionen sowie die Lösung der Kernprobleme, insbesondere die Rolle Bayerns und die französische Satisfaktion.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Diplomatie auf dem Westfälischen Friedenskongress. Es analysiert die Bedeutung des Kongresses als Zäsur in der europäischen Geschichte, die Rolle der Diplomaten und Mediatoren sowie die Bedeutung von Herrschaftssymbolik und Zeremoniell.
Das vierte Kapitel untersucht das Zeremoniell zwischen Kaiser und Frankreich als Indikator ihres bilateralen Verhältnisses. Es analysiert die Bedeutung des richtigen Titels, des rechtmäßigen Platzes, der Repräsentation und des direkten Zusammentreffens der Gesandten.
Das fünfte Kapitel beleuchtet die kaiserlich-französischen Beziehungen im Urteil der Forschung. Es diskutiert die Frage der Friedensgewinner und -verlierer, die Divergenz von Verhandlungsinhalten und Zeremoniell sowie die Entwicklung des bilateralen Verhältnisses nach 1648.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Westfälischen Frieden, die kaiserlich-französischen Beziehungen, die Verhandlungsziele und -strategien, das Zeremoniell in der Diplomatie, die Auswirkungen des Friedensvertrages, die europäische Staatenwelt, die Frage der Friedensgewinner und -verlierer.
- Quote paper
- M.A. Martin Bock (Author), 2005, Die kaiserlich-französischen Beziehungen 1641-1648, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294211
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