Der Erzähler wird von dem Hausherrn Roderick Usher, der unter einer depressiven Nervenkrankheit leidet, gebeten, ihm als sein einziger Jugendfreund beizustehen. Schon bei der Ankunft fällt ihm die mysteriöse Umgebung und sein daher rührendes Unbehagen auf. Rodericks Zwillingsschwester Madeline stirbt während seines Aufenthalts, und auf Rodericks Wunsch wird sie nicht direkt begraben, sondern im Keller des Hauses in einem Sarg "zwischengelagert". Die folgenden Tage verbringen die beiden Freunde mit künstlerischer Betätigung. Eine Woche nach der Aufbahrung Madelines stellt sich jedoch ihr Scheintod heraus. Während der Lektüre einer Heldensage, die sich mit den Vorgängen im Schloß verwebt, befreit Madeline sich aus ihrem Sarg um mit letzter Kraft, ihren Bruder mit in den Tod zu reißen. Der Erzähler flüchtet aus dem Haus, welches darauf in den angrenzenden See stürzt.
Diese Kurzgeschichte wurde bereits aus vielen verschiedenen Blickwinkeln interpretiert und zu deuten versucht. Dabei wurde häufig die Frage nach der Glaubwürdigkeit des Erzählers gestellt, die bei Poe's Werken allgemein eine wichtige Rolle spielt. Sie findet sowohl ihre Anhänger als auch Abstreiter. Andere Ansätze befassen sich mit den geschilderten Krankheitssymptomen und ihrer Entsprechung in der Medizin bzw. in der Psychologie, oder mit Poes Weltsicht und seiner formulierten Kosmologie,1 in der sich der Held als Zentrum seiner Welt betrachtet. Grundlegend war jedoch immer die Frage nach dem richtigen Verständnis der Geschichte, und ob sie hinter ihrem oberflächlichen Inhalt, eine tiefere Bedeutung in sich trägt. Im Folgenden sollen nun mehrere Interpretationsansätze miteinander verglichen und gegeneinander abgewägt oder in Übereinstimmung gebracht werden.
1 Link, S.197
Inhalt
A: Einleitung: Edgar Allan Poe, The Fall of the House of Usher
B: Psychologischer Ansatz
1. Die primäre Struktur
2. Die Dreierbeziehung
3. Glaubwürdiger Erzähler?
4. Die Krankheitsbilder
C: Versteckte Bedeutung - Poes poetische Konzeption
1. Die Hinfälligkeit der imaginären Welt
2. Der Kreislauf der Natur
3. Poes Spott
Literaturverzeichnis
A: Einleitung: Edgar Allan Poe, The Fall of the House of Usher
Der Erzähler wird von dem Hausherrn Roderick Usher, der unter einer depressiven Nervenkrankheit leidet, gebeten, ihm als sein einziger Jugendfreund beizustehen. Schon bei der Ankunft fällt ihm die mysteriöse Umgebung und sein daher rührendes Unbehagen auf. Rodericks Zwillingsschwester Madeline stirbt während seines Aufenthalts, und auf Rodericks Wunsch wird sie nicht direkt begraben, sondern im Keller des Hauses in einem Sarg "zwischengelagert". Die folgenden Tage verbringen die beiden Freunde mit künstlerischer Betätigung. Eine Woche nach der Aufbahrung Madelines stellt sich jedoch ihr Scheintod heraus. Während der Lektüre einer Heldensage, die sich mit den Vorgängen im Schloß verwebt, befreit Madeline sich aus ihrem Sarg um mit letzter Kraft, ihren Bruder mit in den Tod zu reißen. Der Erzähler flüchtet aus dem Haus, welches darauf in den angrenzenden See stürzt.
Diese Kurzgeschichte wurde bereits aus vielen verschiedenen Blickwinkeln interpretiert und zu deuten versucht. Dabei wurde häufig die Frage nach der Glaubwürdigkeit des Erzählers gestellt, die bei Poe's Werken allgemein eine wichtige Rolle spielt. Sie findet sowohl ihre Anhänger als auch Abstreiter. Andere Ansätze befassen sich mit den geschilderten Krankheitssymptomen und ihrer Entsprechung in der Medizin bzw. in der Psychologie, oder mit Poes Weltsicht und seiner formulierten Kosmologie,[1] in der sich der Held als Zentrum seiner Welt betrachtet. Grundlegend war jedoch immer die Frage nach dem richtigen Verständnis der Geschichte, und ob sie hinter ihrem oberflächlichen Inhalt, eine tiefere Bedeutung in sich trägt. Im Folgenden sollen nun mehrere Interpretationsansätze miteinander verglichen und gegeneinander abgewägt oder in Übereinstimmung gebracht werden.
B: Psychologischer Ansatz
Eine wichtige Leitfrage der psychologischen Interpretation lautet: Hat die Geschichte überhaupt übernatürliche Züge, oder kann alles auf einer psychologischen Ebene erklärt werden, und wie ist dann die Rolle des Erzählers zu verstehen. Die daraus resultierenden Folgefragen nach dem symbolischen Gehalt der detailliert beschriebenen "Nebensächlichkeiten" (Titel der Bücher in Rodericks Haus, oder seine Kunstwerke, etc.), sowie die Symbolik der Handlungsstruktur sollen als Beweise für den Sinn dieser Interpretations- und Deutungsmöglichkeit herangezogen werden.
1. Die primäre Struktur
Die primäre Struktur ist, nach Thompson, das Erleben des Lesers der zwei Aspekte der Geschichte. Zum einen die Übernatürlichkeit des Geschehens, und zum anderen ihre reale und konventionelle Erklärung. Daß wir diese konträren Aspekte gleichzeitig erleben, leitet sich aus der Subjektivität des Erzählers ab, mit deren Hilfe sich Poe aus der Festlegbarkeit der Bedeutung der Geschichte entzieht. Poe möchte dem Leser nicht eine Gewißheit über die Charaktere geben müssen, denn seiner Ansicht nach verhält es sich mit dem Menschen so: "er lasst sich nicht lesen" (Poe, Man of the Crowd, S.481).
Poes einleitende Beschreibungen haben den Effekt etwas Übernatürliches zu suggerieren, aber "There is no overstepping of the real".[2] Weil der Erzähler rationale Erklärungen sucht, für die Effekte, die diese Szene auf ihn ausübt, rechnen wir das Seltsame nicht seiner subjektiven Impression, sondern der Szene selbst zu. Diese Fehlleitung des Einschätzungsvermögens des Lesers ist beabsichtigt, und notwendig, andernfalls wäre später der Zweifel über des Erzählers Glaubwürdigkeit nicht mehr gegeben.
"Poe versucht den Leser nicht allein durch Logik seiner Argumente zu überzeugen, sondern stimmt ihn auf eine Gefühlslage ein, die ihn für das unglaubliche, das er zu berichten hat, empfänglich macht."[3] Und in diesem Fall bedarf es des Außenstehenden, um der Geschichte der Lähmung (Ushers) durch die Angst (des Erzählers) Leben zu verleihen".[4]
2. Die Dreierbeziehung
Am offensichtlichsten ist das traditionelle gotische Thema von Tod, Wahnsinn und Angst. Thompson sieht daher eine Dreierbeziehung zwischen dem Haus, dem Hausherren Usher und dem Erzähler. Diese Beziehung ist auch offen erkennbar, denn das Haus (sowie Ushers Haupt) ist beschrieben, als habe es die Form eines Totenkopfes, welcher ein Leitmotiv in der Geschichte darstellt, und überall zugegen ist. Dieses Leitmotiv reflektiert auch die innere Landschaft des Erzählers, so daß die Primärstruktur mit dem Leitmotiv einhergeht. Mit dem Sinken des Hauses, ist somit die ausschließliche Subjektivität jedes Bewußtseins dramatisiert, da der rationale Teil des Denkens, welcher sich an eine feste Struktur in der realen Welt klammern will, scheitern muß. (symbolisiert durch das Untergehen des Hauses).
Quinn streitet jedoch eine Ähnlichkeit des Hauses mit einem Totenkopf ab. Das Haus ist früher ein Schloß gewesen, welches so riesig proportioniert ist, daß eine Totenkopfform nicht vorzustellen ist. Die Fenster, die der Erzähler mit Augen vergleicht, wären der einzige Hinweis dafür, doch wird weder von menschlichen Augen noch von der Anzahl ZWEI gesprochen. Auch die Beschreibung des Gesichts von Usher entbehrt jeder Assoziation mit dem Haus. Daher sind die Beweise für eine Dreierbeziehung für Quinn nicht überzeugend.
[...]
[1] Link, S.197
[2] Thompson, S.145
[3] Link, S.192
[4] Link, S.193
- Arbeit zitieren
- Kristian Klett (Autor:in), 1997, Zu Edger Allan Poes "The Fall Of The House Of Usher", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29418
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