Wer kennt sie nicht, die guten Vorsätze, welche sich bekanntlich gehäuft zum Jahreswechsel in die Köpfe der Menschen schleichen. Weniger rauchen, weniger trinken, pünktlicher sein, mindestens zehn Kilo Hüftspeck verlieren. Und ist ein weiteres Jahr ins Land gezogen, werden die nicht eingehaltenen Vorsätze ganz einsichtig mit der folgenschweren Willensschwäche gerechtfertigt. „Meine Frau kocht zu gut“, sagt der Pfundskerl. „Ich hatte so viel Stress im vergangenen Jahr“, sagt der Zigaretten-Liebhaber. „Mein Wecker klingelt zu leise“, so witzelt der Unpünktliche.
Das alltägliche Phänomen der Willensschwäche ist allgegenwärtig, so schient es auf den ersten Blick. Jedoch ist es umso überraschender, dass die Existenz und sogar die Möglichkeit von Willensschwäche aus der philosophischen Perspektive außerordentlich umstritten ist. Reichen die Meinungen dazu weit auseinander oder sind gegebenenfalls sogar Parallelen zu dieser Problematik auffindbar?
In dieser Arbeit möchte ich gerne näher auf die Problematik des Phänomens der Willens-schwäche eingehen. Zum einen geht es darum, den Ursprung und die Bedeutung von Willensschwäche abzugrenzen. Dazu werde ich mithilfe eines chronologischen Verlaufs die differenzierten Ansichten verschiedener bedeutsamer Philosophen einblenden. Zum einen werde ich Gedankengänge der antiken Philosophen Sokrates und Aristoteles mit in diese Arbeit einbeziehen, bevor ich einen zeitlichen Sprung in das 13. Jahrhundert mache, um mir die Überlegungen des Philosophen Thomas von Aquin zur Willensschwäche-Problematik anzuschauen.
Ganz besonders stark werde ich dabei den Text von Ursula Wolf „Zum Problem der Willensschwäche“ in meine individuell gebildeten Überlegungen mit einbeziehen und ihre Kommentare zu den Ansichten der verschiedenen Perspektiven, die sich über die Jahrhunderte gebildet haben, einblenden. Diese drei zeitlichen Abrisse stellen lediglich punktuell eingeflossene Meinungen zu einer breit gefächerten und noch immer andauernden Debatte dar. Demnach ist weder die Richtigkeit noch die Falschheit des Phänomens der Willensschwäche der Fokus dieser Arbeit. Wichtig ist mir, Kenntnis zu erlangen, das dieses Phänomen zum einen in Frage gestellt wird und zum anderen ist es mir ein Anliegen auf anregende Diskussionspunkte Stellung zu nehmen. Werden wir beispielsweise bei einigen Handlungen von einer „Blindheit“ gesteuert, so wie es Aristoteles beschreibt? Ändern wir unseren Wunsch-Status nach Belieben, wie es Aquin andeutet?
Gliederung
1.Einleitung
2.Der Ursprung der Willensschwäche
2.1.Sokrates und Aristoteles Position zur Willensschwäche
2.2.Thomas von Aquins Position zur Willensschwäche
2.3.Davidsons und Kennys Position zur Willensschwäche
3.Abschließender Vergleich
4.Quellenverzeichnis
- Citation du texte
- Julia Göthling (Auteur), 2014, Das Problem der Willensschwäche in der antiken und modernen Philosophie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294175
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