Man stelle sich folgendes Szenario vor: Man erwacht aus tiefer Benommenheit in einem rechteckigen, dunklen Raum ohne Fenster, dessen geflieste, einst weiße Wände mit dickem Schimmel bedeckt sind. Eine ranzige Badewanne befindet sich dort, eine dreckige, alte Toilettenschüssel; der Boden ist verschmiert, alles riecht nach Alter und Verfall. Man hat Bewegungsfreiheit, doch ist man an einem Knöchel mit einer schweren, großgliedrigen Kette an die Wand gefesselt. Dann erkennt man, dass man nicht allein ist: an der gegenüberliegenden Wand ist ein Zellengenosse angekettet, und in der Mitte, zwischen beiden, liegt, in einer Lache aus eigenem Blut, mit einem Diktiergerät in der einen, einer Pistole in der anderen Hand und dem Gesicht nach unten, eine Leiche. Und damit nicht genug, denn die hinter den beschlagenen Spiegeln hängende Überwachungskamera und eine Uhr, Instrumente eines Systems der Überwachung, wie einem auf den zweiten, weniger geschockten Blick hin klar wird, vermitteln einem das Gefühl, nicht nur gefangen zu sein, sondern aus irgendeinem Grund von einem Unbekannten beobachtet zu werden.
Ohne Frage ist dies eine Szenenbeschreibung, die einem höchstens im schlimmsten Alptraum einfallen würde, und genauso ergeht es Adam Stanheight und Dr. Lawrence Gordon, den beiden Protagonisten von James Wan's Horrorschocker Saw (2004). Auf den ersten Blick kann man sich nun fragen, was der äußerst gewaltbereite und blutrünstige Streifen um den Sinn des Lebens in der Theater- und Medienwissenschaft zu suchen hat, doch eben genau in der vorher beschriebenen Szene liegt der für diese Arbeit interessante Fokus. Es geht um Raumdarstellung und Beobachtung, sehen und gesehen werden, gesehen werden, ohne selbst zu sehen, zu sehen, ohne gesehen zu werden. Alles Situationen nicht nur aus dem klassischen Akteur-Zuschauer-Schema, sondern ebensolche, die sich in der politischen Philosophie von Michel Foucault und Jeremy Bentham wiederfinden.
Inhaltsverzeichnis
- Inhaltsangabe
- Einleitung: Der Panoptische Raum In James Wan's „Saw“
- Einige Worte Zur Filmhandlung
- Reviving Bentham: Das Badezimmer Als Panopticon
- Die Organisation Des Panopticon
- Die Wirkung Des Panopticon
- Inspired By Foucault: John Kramer Als Machtkonstrukteur Und Gefängnisstruktur
- Foucaults Verständnis Von Macht
- Die Wahl Der Opfer
- Resümee: Politische Philosophie Im Horrorfilm – Zufall Oder Anspielung?
- Literatur- Und Quellenverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Horrorfilm „Saw“ von James Wan im Hinblick auf die Darstellung von Überwachung und Macht. Der Fokus liegt dabei auf der Gestaltung des Raumes und der Interaktion der Figuren innerhalb dieses Raumes. Die Arbeit untersucht, wie die panoptische Architektur des Badezimmers, in dem die Haupthandlung des Films spielt, die Machtverhältnisse zwischen den Figuren beeinflusst und wie diese Machtstrukturen durch die Anwendung von Foucaults Theorien über Überwachung und Strafe interpretiert werden können.
- Panoptische Architektur und Raumgestaltung
- Machtstrukturen und Überwachung im Film
- Die Rolle der Figuren und ihre Interaktion
- Interpretation der Handlung im Kontext von Foucaults Theorien
- Die Bedeutung des Unheimlichen und der Atmosphäre im Horrorfilm
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den panoptischen Raum in James Wans „Saw“ vor und führt in die Thematik der Überwachung und Macht im Film ein. Die Handlung des Films wird kurz zusammengefasst, um den Leser mit den Protagonisten und dem Setting vertraut zu machen.
Das Kapitel „Reviving Bentham: Das Badezimmer Als Panopticon“ beleuchtet Benthams Idee des Panopticon und analysiert, wie diese im Film umgesetzt wird. Die Organisation des Panopticon, die Überwachungskameras und die räumliche Anordnung der Figuren werden im Detail betrachtet. Die Wirkung des Panopticon auf die Figuren und ihre psychologische Verfassung wird ebenfalls untersucht.
Das Kapitel „Inspired By Foucault: John Kramer Als Machtkonstrukteur Und Gefängnisstruktur“ erklärt Foucaults Verständnis von Macht und zeigt, wie John Kramer, der Antagonist des Films, diese Machtstrukturen nutzt. Die Wahl der Opfer und die Art und Weise, wie Kramer sie manipuliert, werden im Kontext von Foucaults Theorien über Überwachung und Strafe analysiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Panoptischen Raum, Überwachung, Macht, Horrorfilm, „Saw“, James Wan, Jeremy Bentham, Michel Foucault, Gefängnisstruktur, Atmosphäre, Raumgestaltung, Figureninteraktion, psychologische Verfassung, Manipulation, Opferwahl.
- Quote paper
- Ava Sergeeva (Author), 2011, Das unheimliche Badezimmer. Überwachung und Macht in James Wan's "Saw", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/294074
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