Es gibt zwei methodische Hauptansätze zur Klärung erkenntnistheoretischer Fragen, den Apriorismus und den Naturalismus. Diese beiden Begriffe werde ich später erläutern. Die Begriffsanalyse, mit der vorhandene Begriffe erklärt werden sollen, kann als das Hauptinstrument des Erkenntnistheoretikers betrachtet werden. Mit ihr analysiert er Begriffe, indem ein Satz in einem Satzschema dargestellt wird. Die erste Grundfrage der Erkenntnistheorie ist, was wir mit dem Begriff „Wissen“ meinen, wenn wir ihn gebrauchen. Deshalb möchte ich die Begriffsanalyse anhand dieses Begriffes erläutern.
Es gibt zwei methodische Hauptansätze zur Klärung erkenntnistheoretischer Fragen, den Apriorismus und den Naturalismus. Diese beiden Begriffe werde ich später erläutern. Die Begriffsanalyse, mit der vorhandene Begriffe erklärt werden sollen, kann als das Hauptinstrument des Erkenntnistheoretikers betrachtet werden. Mit ihr analysiert er Begriffe indem ein Satz in einem Satzschema dargestellt wird. Die erste Grundfrage der Erkenntnistheorie ist, was wir mit dem Begriff „Wissen“ meinen, wenn wir ihn gebrauchen. Deshalb möchte ich die Begriffsanalyse anhand dieses Begriffes erläutern.
Um die Bedeutung des Wortes „Wissen“ zu klären, benötigen wir zum Beispiel folgenden Satz „S weiß, dass p“, wobei für „S“ beliebige Subjekte eingesetzt werden können und für „p“ entsprechende Behauptungssätze. Dann muss der Erkenntnistheoretiker einzelne notwendige und zusammen genommen hinreichende Bedingungen, dass der Satz wahr ist, aufführen. Diese Wahrheitsbedingungen enthüllen dann, nach Ansicht der wahrheitstheoretischen Semantik, die Bedeutung des Satzes. Dazu geht man in zwei Schritten vor. 1. Schritt: eine Bedingung, die auf den ersten Blick plausibel scheint, aufstellen. 2. Schritt: Beispiele finden, mit deren Hilfe man feststellen kann, ob die Bedingungen notwendig oder hinreichend sind. Bei einem Beispiel für „S weiß, dass p“ bei dem die Bedingung nicht erfüllt ist, bedeutet, dass die Bedingung nicht notwendig ist. Findet man ein Beispiel bei dem alle Bedingungen erfüllt sind, aber man dennoch nicht sagen kann, dass „S weiß, dass p“, sind die Bedingungen nicht hinreichend. In beiden Fällen muss die Liste der Bedingungen modifiziert werden. Im ersten Beispiel würde man die Bedingung verwerfen, während man im zweiten Beispiel weitere Bedingungen vorschlagen würde, die dem Beispiel standhalten. Wie man den Erläuterungen entnehmen kann, sind Beispiele für die Begriffsanalyse wichtig. Unsere Reaktion auf diese Beispiele ist sogar entscheidend für das Ergebnis der Analyse, denn bestimmend für den Ausgang der Begriffsanalyse sind Umstände unter denen wir glauben, den Satz „S weiß, dass p“ wahrheitsgemäß verwenden zu können.
Vor allem die Aprioristen, die ihre Erkenntnis unabhängig von der Erfahrung (a priori) gewinnen, machen sich die Begriffsanalyse zu nutzen und klären die Natur von Wissen im gewöhnlichen Sinn des Wortes. Die Naturalisten dagegen, welche versuchen ganz auf apriorische Erkenntnis zu verzichten, bevorzugen die Begriffsexplikation. Diese sieht vor, einen Begriff wie Wissen durch die Darstellung seiner Merkmale bestimmen zu können und er somit im gewöhnlichen Sinn des Wortes vielleicht überhaupt keine Natur hat. Die zweite Grundfrage der Erkenntnistheorie hinterfragt die Natur des Wortes Wissen.
Beide Grundfragen werden von Aprioristen und Naturalisten unterschiedlich beantwortet. Letztere nutzen die Begriffsexplikation, mit der sie klären wie wir sprechen sollen, statt wie wir tatsächlich sprechen, um die Natur des Wissens zu erforschen. Eine Menge Philosophen bevorzugen die naturalistische Vorgehensweise, da man in der Philosophie so wie in der Wissenschaft vorgehen sollte. Man kann vielleicht einige Fragen mit Hilfe der Begriffsanalyse durch apriorische Erkenntnis beantworten, allerdings gibt es auch genügend philosophische Fragestellungen bei denen die reine Erkenntnis nicht ausreicht und zumindest andere Methoden hinzugezogen werden sollten.
Dennoch sollte man die Begriffsanalyse nicht gleich verwerfen, da sie nämlich nicht immer zu einer finalen Definition führen muss. Notwendige und hinreichende Bedingungen sind zwar beide unerlässlich für eine Wesensdefinition, allerdings können bereits einige wenige notwendige oder hinreichende Bedingungen dabei behilflich sein uns ein besseres Verständnis über eine Problematik zu verschaffen. Schließlich soll die Begriffsanalyse dabei helfen eine Übersicht über die zu verwendenden Begriffe zu erstellen. Beim Problem lösen ist es essentiell eine Übersicht über die Begriffe zu haben und dabei spielt es keine Rolle ob man sie durch Wesensdefinitionen, notwendige und/oder hinreichende Bedingungen, Aufführen von relevanten Beispielen oder logischen Rekonstruktionen erhält. Um eine philosophische Problemstellung zu lösen kann man versuchen, komplexe Begriffe auf grundlegende Begriffe zu reduzieren oder eine Übersicht der Beziehungen zwischen diesen grundlegenden Begriffen zu erstellen. Oder aber man klärt nur die begrifflichen Beziehungen, die zur philosophischen Problemstellung führen. Wie man in den Einzelfällen vorzugehen hat, hängt von dem Problem und den zu erörternden Begriffen ab. In dem o. a. Beispiel „Wissen“ sind sich die meisten Philosophen einig, dass eine Definition mit notwendigen und hinreichenden Bedingungen Aufschluss über den Begriff geben sollte.
Im Folgenden möchte ich ein paar Einwände aufführen, die man gegen die Begriffsanalyse erheben kann. Mit Hilfe der Begriffsanalyse kann man Begriffe verständlich machen und ihre Natur klären. Leider kommt dabei die eigentliche Problematik oft zu kurz, denn man widmet sich zu sehr den Wörtern. Die Begriffsanalyse wird also der philosophischen Problemlösung nicht immer gerecht. Sollte man dagegen gar nicht erst von einer empirischen Untersuchung ausgehen, stellt man fest, dass die Analyse von „Wissen“ unausweichlich ist, um etwas über dessen Natur herauszubekommen. Es gehört also schon zum Handwerk des Philosophen Begriffe zu analysieren damit philosophische Probleme besser gelöst werden können. Dabei handelt es sich gar nicht so sehr um die Analyse der Begriffe, sondern die begrifflichen Beziehungen und das Verständnis über sie. Schließlich helfen diese Beziehungen oftmals das philosophische Problem zu begreifen und zu lösen.
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- Citation du texte
- Arlind Oseku (Auteur), 2011, Methoden der Erkenntnistheorie. Eine Begriffsanalyse der Methoden des "Apriorismus" und "Naturalismus", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/293770