Das Thema Corporate Social Responsibility, kurz CSR, erlangte durch die Medien in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung. Durch die Globalisierung, den Klimawandel und der Finanzkrise wird vermehrt Kritik an der Wertschöpfung von Unternehmen laut. Die vorrangigen Produktions- und Arbeitsbedingungen, vor allem in den Entwicklungsländern, stoßen zunehmend auf Ablehnung. Aber auch verursachte Naturkatastrophen, ausgelöst durch unachtsames Handeln von Unternehmen, schärfen das Bewusstsein der Konsumenten. Der Konkurrenzdruck der Firmen untereinander, sich auf den nationalen oder internationalen Märkten zu behaupten, setzt die Unternehmen zunehmend in die Pflicht, derartige Katastrophen zu vermeiden, um Gewinnverluste, auch auf dem Gebiet der Reputation, zu kompensieren. Die länderüberschreitenden Wirtschaftsaktivitäten der Unternehmen und die unterschiedlichen nationalen Gesetzgebungen erschweren ein weltweit annähernd ähnliches juristisches Verfahren gegenüber Verstößen, in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Umweltverletzungen. Trotz zahlreicher Prinzipien, Leitsätze und Richtlinien, wie z. B. den Global Compact Prinzipien oder den GRI Richtlinien, konnte bis heute kein international gültiges Rahmenkonzept für nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen gefunden werden. Durch Key Performance Indicators (KPIs) wird schon seit langem versucht unternehmerische Verantwortung zu bewerten. Jedoch ist ein messbarer Vergleich oft schwierig, wenn nicht unmöglich, aufgrund der unterschiedlichen Strategieausrichtungen, Branchen und Größen der Unternehmen. Durch die Untersuchung soll diese Problematik analysiert werden. Es soll geklärt werden, ob CSR durch KPIs messbar gemacht werden kann bzw. ob es überhaupt möglich ist, einen festgelegten Indikatoren-Katalog auf alle Unternehmen anzuwenden, mit dem Ziel, Unternehmensstrategien zu evaluieren und somit zu vergleichen.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Relevanz des Themas und Zielsetzung der Untersuchung
1.2 AufbauderArbeit
2 TheoretischeGrundlagenzuCSR
2.1 Definitorische Annäherung an den Begriff CSR
2.1.1 Einleitung
2.1.2 Entwicklungdes Nachhaltigkeitsgedankens
2.1.3 CSR Definition der Europäischen Kommission
2.1.4 CSR Definition nach ISO
2.1.5 CSR- Begriff im anglo-amerikanischen Raum
2.1.6 Resümee
2.2 Abgrenzung der Begriffe: CR, CSR, CC, CS und CG
2.3 Das Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung
2.3.1 BedeutungfürCSR
2.3.2 DieökologischeDimension
2.3.3 DiesozialeDimension
2.3.4 DieökonomischeDimension
3 CSR und Unternehmenserfolg
3.1 Wettbewerbsvorteile
3.2 Shareholder und Stakeholder Value-Ansatz
3.3 CSR Kommunikation durch Nachhaltigkeitsberichte
3.4 Die Interdependenz von Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
4 Bewertung von CSR-Strategien
4.1 GründefürdieBewertung
4.2 Steuerung und Regulierung durch Soft Law Instrumente
4.2.1 Überblick der Top CSR-Instrumente
4.2.1.1 Internationale Vereinbarungen: Global Compact, ILO-Kernarbeits- normen & OECD-Leitsätze
4.2.1.2 Reporting-Systeme: GRI, ESG-KPIs & DNK
4.2.1.3 Leitfaden: ISO-Norm
4.2.1.4 Rating-System: IÖW/future-Ranking
4.2.2 Der Einfluss von Soft Law Instrumente auf CSR
4.3 AnsätzezurMessungvonCSR
4.3.1 Einführung
4.3.2 KPI - die Grundlage zur Messung von CSR
4.3.3 Unternehmensinterne Messmethoden
4.3.3.1 Dieiooi-Methode
4.3.3.2 Das Konzept„futureparty"
4.3.4 Unternehmensexterne Messmethoden
4.3.4.1 CSR-Ratings:KLD-Rating &oekomCorporateRating
4.3.4.2 Indizes: Dow Jones Sustainability Index & FTSE4Good Index
4.3.5 Bewertung und Vergleich der vorgestellten Messansätze
5 AnalysederMessbarkeitvonCSR
5.1 Motivation
5.2 Beschreibung der Vorgehensweise
5.2.1 Zusammenstellung des KPI-Katalogs
5.2.2 Bewertungssystematik
5.3 Analyse und Bewertung der KPIs
5.3.1 ÖkologischeDimension
5.3.1.1 Kategorie: Ressourcen-Verbrauchsniveau
5.3.1.2 Kategorie:Emissionen
5.3.1.3 Kategorie: Abfallaufkommen
5.3.2 ÖkonomischeDimension
5.3.2.1 Kategorie: Kenngröße EBIT
5.3.2.2 Kategorie: Anteil aufgedeckter Compliance-Verstöße
5.3.2.3 Kategorie: Kundenzufriedenheit
5.3.2.4 Kategorie: F&E Innovationen
5.3.3 SozialeDimension
5.3.3.1 Kategorie: Mitarbeiterzufriedenheit
5.3.3.2 Kategorie: Mitarbeiterumschlag/Fluktuation
5.3.3.3 Kategorie: Fort- und Weiterbildung
5.3.3.4 Kategorie: Arbeitszeiten
5.3.3.5 Kategorie: Vergütung zwischen Männern und Frauen
5.3.3.6 Kategorie: Aufteilung Mitarbeiter nach bestimmten Merkmalen
5.3.3.7 Kategorie: Arbeitssicherheit
5.3.3.8 Kategorie: Anzahl der Auszubildenden
5.3.3.9 Kategorie: Ausfalltage
5.4 Zusammenfassung der Analyse-Ergebnisse
6 Fazit
Literatur- und Quellenverzeichnis
Anhang
Abbildungverzeichnis
Abbildung 1: CSR-Pyramide nach Carroll
Abbildung 2: Verhältnis von CSR, CC, CS und CG zur Nachhaltigen Entwicklung
Abbildung 3: Nachhaltigkeitsherausforderungen an Unternehmen
Abbildung 4: Zeitstrahl der wichtigsten CSR Regulierungen
Abbildung 5: Ziele von KPls
Abbildung 6: Bedeutsame Zusammenhänge im iooi-Modell
Abbildung 7: Ökologische Kriterien zur Bewertung von CSR
Abbildung 8: Ökonomische Kriterien zur Bewertung von CSR
Abbildung 9: Soziale Kriterien zur Bewertung von CSR
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Verhältnis vom „Business Case" zum „Social Case"
Tabelle 2: iooi-Matrix zur Planung des Engagements
Tabelle 3: iooi-Matrix zur Steuerung des Engagements
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
1 Einleitung
1.1 Relevanz des Themas und Zielsetzung der Untersuchung
Das Thema Corporate Social Responsibility, kurz CSR, erlangte durch die Medien in den letzten Jahren eine immer größere Bedeutung. Durch die Globalisierung, dem Klimawandel und der Finanzkrise wird vermehrt Kritik an der Wertschöpfung von Unternehmen laut. Die vorrangigen Produktions- und Arbeitsbedingungen, vor allem in den Entwicklungsländern, stoßen zunehmend auf Ablehnung. Aber auch verursachte Naturkatastrophen, ausgelöst durch unachtsames Handeln von Unternehmen, schärfen das Bewusstsein der Konsumenten. Der Konkurrenzdruck der Firmen untereinander, sich auf den nationalen oder internationalen Märkten zu behaupten, setzt die Unternehmen zunehmend in die Pflicht, derartige Katastrophen zu vermeiden, um Gewinnverluste, auch auf dem Gebiet der Reputation, zu kompensieren. Die länderüberschreitenden Wirtschaftsaktivitäten der Unternehmen und die unterschiedlichen nationalen Gesetzgebungen erschweren ein weltweit annähernd ähnliches juristisches Verfahren gegenüber Verstößen, in Bezug auf Arbeitsbedingungen und Umweltverletzungen. Trotz zahlreicher Prinzipien, Leitsätze und Richtlinien, konnte bis heute kein international gültiges Rahmenkonzept für nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen gefunden werden. Durch Key Performance Indicators (KPls) wird schon seit langem versucht unternehmerische Verantwortung zu bewerten. Jedoch ist ein messbarer Vergleich oft schwierig, wenn nicht unmöglich, aufgrund der unterschiedlichen Strategieausrichtungen, Branchen und Größen der Unternehmen. Durch die Untersuchung soll diese Problematik analysiert werden. Es soll geklärt werden, ob CSR durch KPls messbar gemacht werden kann bzw. ob es überhaupt möglich ist, einen festgelegten Indikatoren-Katalog auf alle Unternehmen anzuwenden, mit dem Ziel, Unternehmensstrategien zu evaluieren und somit zu vergleichen.
1.2 Aufbau der Arbeit
Die Masterarbeit besteht hauptsächlich aus der fachliterarischen Recherche von Büchern und Artikeln und besteht aus einem theoretischen und einem analytischen Teil. Zu Beginn der Arbeit werden die theoretischen Grundlagen von CSR näher vorgestellt. Hierzu gehört die definitorische Annäherung an den Begriff CSR, sowie die Abgrenzung zu anderen Begrifflichkeiten. Im Folgenden wird näher auf das Drei- Säulen-Modell eingegangen. Dieses bestehend aus der ökologischen, sozialen und ökonomischen Dimension, die als Grundlage für das Konzept CSR dienen. Das anschließende Kapitel „CSR und Unternehmenserfolg" beschäftigt sich zu Beginn mit den unternehmerischen Wettbewerbsvorteilen durch die Anwendung von CSR- Strategien. Daraufhin wird der Shareholder Value und der Stakeholder Value vorgestellt und deren Wichtigkeit für die Unternehmen in Bezug zu CSR erläutert. Anschließend geht es um die Kommunikation der Unternehmensaktivitäten durch Nachhaltigkeitsberichte und deren Wichtigkeit für die Unternehmen. Den Abschluss vom Kapitel „CSR und Unternehmenserfolg" bildet die Auseinandersetzung des Zusammenspiels von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft für eine erfolgreiche Umsetzung von langfristigen CSR-Maßnahmen. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Bewertung von CSR im Unternehmen. Zu Beginn werden die Gründe zur Bewertung von CSR näher beschrieben. Danach werden wichtige Instrumente zur Steuerung und Regulierung von CSR vorgestellt und deren Einfluss auf CSR beurteilt. Das darauffolgenden Unterkapitel „Ansätze zur Messung von CSR" beschreibt einige der bedeutsamsten Messinstrumente für die Unternehmensverantwortung, wie z. B. Ratings und Indices. Nach dem vierten Kapitel endet der theoretische Teil der Masterarbeit. Es schließt sich der analytische Teil der Arbeit an. Die Grundlage der Analyse bildet ein zusammengestellter Indikatoren-Katalog. Dieser wurde mittels einer quantitativen Auswertung, der am häufigsten vorkommenden KPIs in bestimmten Richtlinien und Leitsätzen, katalogisiert. Die in der Analyse integrierten Kennzahlen aus den Nachhaltigkeitsberichten vom Unternehmen Tchibo und der BMW-Group wurden über deren Internetpräsenzen entnommen. Bei der Analyse wird unter anderem auf Kriterien wie die Unternehmensbranche und -größe, sowie den Unternehmensstandort eingegangen. Aber auch die Zusammensetzung und Anwendbarkeit der KPIs auf CSR-Strategien wird besonders untersucht und bewertet. Das vierte Kapitel endet mit der Zusammenfassung der Analyse-Ergebnisse. Schlussendlich wird im Fazit die Ausgangsfrage beantwortet, ob CSR mit Hilfe von KPIs messbar ist.
Zu Gunsten der besseren Lesbarkeit wird in der gesamten Masterarbeit die männliche Form verwendet, die das weibliche Geschlecht mit einbezieht.
2 Theoretische Grundlagen zu CSR
2.1 Definitorische Annäherung an den Begriff CSR
2.1.1 Einleitung
Der Gedanke der unternehmerischen Verantwortung ist keineswegs neu - moralische und ethische Orientierung wirtschaftlicher Aktivitäten haben eine lange Tradition.[1] Bis heute gibt es eine Vielzahl von Definitionsansätzen, die versuchen, eine gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen festzuschreiben und damit den Begriff CSR zu erklären. Durch die Vielzahl von Unternehmen und Märkten entwickelten sich unterschiedliche Auslegungen des Begriffs.[2] Auch hat die historische Entwicklung der Bezeichnung dazu geführt, dass im angloamerikanischen Raum in der Regel andere Inhalte unter CSR verstanden werden, als in Europa.[3] Im Nachfolgenden wird kurz auf die Entwicklung des Nachhaltigkeitsgedankens, sowie auf die zwei gängigsten Definitionen von CSR, eingegangen. Abschließend wird der CSR Begriff im anglo-amerikanischen Raum beleuchtet und im Resümee der Versuch unternommen, die wichtigsten Attribute von CSR herauszuarbeiten.
2.1.2 Entwicklung des Nachhaltigkeitsgedankens
Der Begriff der Nachhaltigkeit tauchte bereits im Jahr 1713 auf. In seiner Schrift „Sylvicultura Oeconomica" schuf Hans Carl von Carlowitz ein geschlossenes Werk über die Forstwirtschaft jener Zeit. Erstmalig findet sich in seinen Ausführungen zur forstlichen Nachhaltigkeit diese Begrifflichkeit. Er beschreibt unter anderem am Beispiel der Nutzung des Holzes als Energieträger, die Wichtigkeit eines zu schaffenden Gleichgewichtes innerhalb der Natur. Erst wenn nach der Nutzung des Holzes ein Wiederaufforsten und die Pflanzung neuer Bäume und deren Pflege erfolgt und die Natur die Möglichkeit hat, sich zu erholen und nicht nur kurzfristig rasche
Gewinnerzielung betrachtet wird, finden Ausgleichprozesse statt, die den Erhalt der Ressource Holz sichern.[4] Des Weiteren wurden die ersten politischen Nachhaltigkeitsideen auf internationaler Ebene verabschiedet und waren stark auf ökologische Aspekte orientiert. Im Jahr 1972 machte der Bericht „Grenzen des Wachstums" des Club of Rome erstmalig darauf aufmerksam, dass eine Verhaltensänderung, in Bezug auf das wirtschaftliche Wachstum, dringend notwendig sei. Die sich hieran anschließende Stockholmer Umweltkonferenz einigte sich auf ein gemeinsames und grenzüberschreitendes Vorgehen zum Schutz der Umwelt und eröffnete damit eine internationale Nachhaltigkeitspolitik. Ein weiterer wichtiger Abschnitt in der nachhaltigen Entwicklung ist der Bericht „Unsere gemeinsame Zukunft" der Brundtland- Kommission für Umwelt und Entwicklung im Jahr 1987. Durch den Bericht wurde erstmals ein Leitbild entwickelt, dass die ökologischen, sozialen und ökonomischen Probleme in ihrem globalen Zusammenhang widerspiegelten. Nachhaltigkeit wird hier als eine dauerhafte Entwicklung beschrieben, welche die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigen soll, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.[5] Die Erkenntnisse der Brundtland- Kommission wurden auf der UN-Umweltkonferenz „Umwelt und Entwicklung" 1992 aufgegriffen und u. a. eine Deklaration mit 27 Grundsätzen zur nachhaltigen Entwicklung, der sogenannten „Agenda 21", veröffentlicht. Die „Agenda 21" verdeutlichte, dass den Unternehmen eine gesellschaftliche Verantwortung für eine zukunftsfähige Wirtschaftsweise zugewiesen werden muss.[6] Neben der „Agenda 21" wurde auch der „Triple Bottom Line"-Ansatz auf der Konferenz von Rio entwickelt.[7] Das Drei-Säulenmodell ergänzt die ökonomische Dimension um eine soziale und eine ökologische. Das Ziel sollte eine ausgewogene Balance der drei Dimensionen, bei der Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung, sein.[8] Die CSR eines Unternehmens kann wesentliche Ziele einer nachhaltigen Entwicklung umfassen, grundsätzlich ist aber das Konzept der nachhaltigen Entwicklung kein Synonym zu CSR. Bei der
Nachhaltigkeit handelt es sich um einen Grundgedanken, ohne konkrete Handlungsanweisungen und mit einem hohen Abstraktionsgrad.[9]
2.1.3 CSR Definition der Europäischen Kommission
Im Jahr 2001 veröffentlichte die Europäische Kommission ein Grünbuch zu CSR mit dem Titel „Europäische Rahmenbedingungen für die soziale Verantwortung von Unternehmen". Ziel war es, die soziale Verantwortung der Unternehmen auf europäischer und auf internationaler Ebene zu fördern.[10] Das Grünbuch der Europäischen Kommission definiert CSR als Konzept, „das den Unternehmen als Grundlage dient, auf freiwilliger Basis soziale Belange und Umweltbelange in ihre Unternehmenstätigkeit und in die Wechselbeziehung mit ihren Stakeholdern zu integrieren."[11] Der Ausdruck Stakeholder kann mit dem Wort Anspruchsgruppen übersetzt werden. Hierzu zählen alle Personengruppen, die direkt oder indirekt von den unternehmerischen Tätigkeiten betroffen sind und diese beeinflussen. Stakeholder können klassifiziert werden in interne und externe Anspruchsgruppen. Zu den internen Stakeholdern eines Unternehmens zählen u. a. Mitarbeiter, Manager und Eigentümer und zu den externen Stakeholdern: Medien, Konsumenten und Investoren.[12] Im Oktober 2011 hat die Europäische Kommission eine neue Strategie zur sozialen Verantwortung der Unternehmen vorgelegt. In dieser neuen Strategie wird CSR „als die Verantwortung von Unternehmen für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft" beschrieben. Außerdem heißt es: „Damit die Unternehmen ihrer sozialen Verantwortung in vollem Umfang gerecht werden, sollten sie auf ein Verfahren zurückgreifen können, mit dem soziale, ökologische und ethische, Menschenrechtsund Verbraucherbelange in engerer Zusammenarbeit mit den Stakeholdern in die Betriebsführung und in ihre Kernstrategie integriert werden."[13] Die neu erschienene CSR Strategie ist breiter angelegt als die ältere Definition, denn neben sozialen und Umweltbelangen werden in der neuen Fassung erstmals ethischen Aspekte und
Menschenrechte mit einbezogen. Die Kommission spricht bewusst nicht mehr von Freiwilligkeit. Sie macht klar, dass nicht gesellschaftliches Engagement generell gemeint ist, sondern verantwortliches Management des Kerngeschäfts.[14]
2.1.4 CSR Definition nach ISO 26000
Auch die ISO 26000 beinhaltet eine CSR Definition. Die internationale ISO Norm zur gesellschaftlichen Verantwortung (Social Responsibility) wurde zwischen den Jahren 2004 und 2010 entwickelt und liegt somit zeitlich zwischen den beiden EUDefinitionen von 2001 und 2011. Die Norm richtet sich nicht nur an Unternehmen, sondern an alle Organisationen und verwendet deshalb die Bezeichnung Social Responsibility (SR), anstatt Corporate Social Responsibility (CSR). CSR wird in der ISO 26000 als „Verantwortung einer Organisation für die Auswirkungen ihrer Entscheidungen und Aktivitäten auf die Gesellschaft und Umwelt durch transparentes und ethisches Verhalten [...]"[15] beschrieben. Die ISO 26000 spricht im Vergleich zu der Definition der EU-Kommission von 2011 die gleichen Sachverhalte an. Die Unternehmen sollen eine Verantwortung für ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft übernehmen und entsprechende Vorkehrungen in ihre Gesamtorganisation integrieren und anwenden. Außerdem sollen geltendes Recht und internationale Verhaltensstandards eingehalten werden.[16]
2.1.5 CSR- Begriff im anglo-amerikanischen Raum
CSR als Managementstrategie hat seinen Ursprung in angelsächsischen Ländern und wurde erst in den letzten Jahren international verbreitet. Wissenschaftlich setzte sich erstmalig der US-Wirtschaftswissenschaftler Howard R. Bowen mit dem Thema in den 1950er-Jahren auseinander. Mit der Publikation „Social Responsibilities of the Businessman" vertrat er die Ansicht, dass sich die soziale Verantwortung von Unternehmen, an den gesellschaftlichen Erwartungen und Werten, zu orientieren hat.[17] In den 1960er-Jahren lag die Betonung noch bei der Verantwortung der Manager. Mit Keith Davis im Jahr 1967 verschob sich jedoch die Auffassung von CSR. Jetzt trat das Unternehmen als gesamte Organisation in den Mittelpunkt.[18] Eine bis heute viel zitierte CSR-Definition veröffentlichte Archie Carroll in den 1970er Jahren: „The social responsibility of business encompasses the economic, legal, ethical, and discretionary expectations that society has organizations at a given point in time."[19] Carroll unterteilt mit seinem CSR-Pyramidenmodell, die Gesamtverantwortung eines Unternehmens in vier Ebenen. Die ökonomische, die rechtliche, die ethische und die philanthropische Verantwortung.[20] Nach seiner Darstellung ist die Erzielung von Überschüssen die Basis jedes Unternehmens. Aus diesem Grund ist die ökonomische Verantwortung eines Unternehmens, nämlich „profitabel wirtschaften", die unterste Ebene und die Basis der CSR-Pyramide. Über dieser Ebene liegt die juristische Verantwortung, das Einhalten von Gesetzen, gefolgt von der ethischen Verantwortung und an der Spitze der Pyramide ist die philanthropische Verantwortung, nämlich die Bestrebung, ein „guter Bürger" zu sein.[21]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: CSR-Pyramide nach Carroll
Quelle: Eigene Darstellung nach Schwartz und Carroll, 2003, S.504
Schließlich wurden in den 1980er-Jahren diverse Normen und Richtlinien für multinationale Unternehmen veröffentlicht. In den letzten Jahren wird CSR in den USA immer mehr als Kerngeschäft im Unternehmen angesehen. Michael E. Porter und Mark R. Kramer entwickelten im Jahr 2006 den Terminus „strategische CSR" hierfür. Der ökonomische Nutzen wird nun mehr in den Vordergrund gerückt. Gegenwärtig wird von Porter und Kramer das Konzept „Shared Value" weiterentwickelt. Inhaltlich werden mit diesem Konzept Rahmenbedingungen zusammengefasst, welche die Konkurrenzfähigkeit eines Unternehmens verbessern sollen. Andererseits beschreibt es wirtschaftliche und soziale Bedingungen, die dazu beitragen, dass sich die Gemeinschaft verbessert, in deren Umfeld sich das Unternehmen bewegt. Es wird auf den Zusammenhang zwischen dem gesellschaftlichen und dem wirtschaftlichen Fortschritt hingewiesen und seine Wechselwirkung erklärt, mit dem Hintergrund, dass Unternehmen Produkte und Dienstleistungen hervorbringen, die zur Beseitigung von gesellschaftlichen Problemen dienen sollen und somit Werte für das Unternehmen und die Gesellschaft schaffen. Im Vergleich zu der ISO 26000 und der EU Kommission gehen die Überlegungen zu CSR aus dem anglo-amerikanischen Raum aber grundsätzlich in die gleiche Richtung.[22]
2.1.6 Resümee
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass eine eindeutige Definition von CSR vielen Autoren nach wie vor schwer fällt. Speziell im europäischen Raum wurde der Begriff der Freiwilligkeit zum prägenden Element der Debatte. Jedoch wird, aufgrund der großen Unterschiede in den nationalen Rechtsstandards, ein internationaler Vergleich deutlich erschwert. In Europa sind zum Beispiel viele CSR-Bereiche schon gesetzlich geregelt.[23] Trotzdem zeigen die verschieden Definitionen von CSR eine Gemeinsamkeit auf: es geht um die Lösung gesellschaftlicher Probleme.[24] Weiterhin ist CSR ein Teilbereich der Nachhaltigkeit, welcher sich größtenteils auf ökologische und soziale Herausforderungen spezialisiert. Die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens wird eher als Rahmenbedingung angesehen.[25] Letztlich kann CSR durch folgende Attribute beschrieben werden:
1. CSR umschreibt den freiwilligen Beitrag der Wirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung.
2. CSR betrifft soziale, ökologische und ökonomische Belange.
3. CSR ist langfristiges unternehmerisches Engagement über Rechtsvorschriften (Compliance) hinweg.
4. CSR muss in den Geschäftsprozess integriert sein.
5. Bei der Umsetzung von CSR sollten die Interessen der Stakeholder angemessen berücksichtigt werden.
2.2 Abgrenzung der Begriffe: CR, CSR, CC, CS und CG
Die Bezeichnung Corporate Responsibility (CR) steht für die gesamte unternehmerische Verantwortlichkeit: für jeden Einfluss auf die Gesellschaft und Umwelt. CR beinhaltet die Strategien der Corporate Social Responsibility (CSR), der Corporate Governance (CG) und der Corporate Citizenship (CC). In Deutschland wird der Begriff CSR oft synonym mit dem Begriff CR angewandt.[26] In Diskussionen stellte sich die Bezeichnung „social" (sozial) schnell als unpassend heraus, da es oft mit dem Gedanken des Ehrenamts in Beziehung gesetzt wurde.[27] Das Konzept CC bezeichnet das gesellschaftliche Engagement eines Unternehmens außerhalb der eigentlichen Geschäftstätigkeit, das sich üblicherweise auf das lokale Umfeld bezieht. Hierunter fallen Spenden und das Sponsoring (corporate giving), die Gründung gemeinnütziger Unternehmensstiftungen (corporate foundations) und das Engagement von Mitarbeitern für soziale Zwecke (corporate volunteering).[28] Aktivitäten, die unmittelbar auf das Unternehmen ausgerichtet sind, wie z. B. berufsbezogene Weiterbildungen, werden nicht als CC verstanden.[29] Bei CC handelt es sich oftmals um eine spontane Maßnahme, wie das Sponsoring eines Fußballvereins, dagegen spricht CSR explizit die soziale und ökologische Dimension des Wirtschaftens an. Bei CSR geht es nicht darum, was mit den Gewinnen passiert, sondern wie sie erwirtschaftet werden.[30] Dagegen sieht die Strategie Corporate Sustainability (CS) die Integration von der ökonomischen, ökologischen und sozialen Dimension zu einer Einheit vor. Alle Produkte und Dienstleistungen sollen bei diesem Prinzip einer nachhaltigen Wirtschafts- und Lebensweise dienen.[31] Demgegenüber bezeichnet der Begriff CG den rechtlichen und faktischen Ordnungs-rahmen für die Leitung und Überwachung eines Unternehmens. Dazu gehört die Kompetenzverteilung unter den Gesellschaftsorganen, Hauptversammlung, Aufsichtsrat und Vorstand im Hinblick auf Leitung und Kontrolle der Gesellschaft.[32] CG dient als Regelwerk guter Unternehmensführung, welches besonders die Interessen der Anteilseigner in den Blick nimmt und für eine angemessene Machtausübung zwischen Agent (Auftragnehmer) und Principal (Auftraggeber) sorgen soll.[33] Durch CG soll verhindert werden, dass die Eigeninteressen der Shareholder und bestimmter Stakeholder nicht auf Kosten des Unternehmensgesamtinteresses durchgesetzt werden können.[34]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
Abbildung 2: Verhältnis von CSR, CC, CS und CG zur Nachhaltigen Entwicklung
2.3 Das Drei-Säulen-Modell der nachhaltigen Entwicklung
2.3.1 BedeutungfürCSR
Ziel einer nachhaltigen Unternehmensführung ist die Integration der drei Dimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales in die Strategie des Unternehmens und die Erreichung einer ausgewogenen Balance (Drei-Säulen-Modell). Keiner von den Aspekten sollte isoliert betrachtet werden. Der CSR-Ansatz beschäftigt sich besonders mit der gesellschaftlichen Perspektive, aber auch ökologische Bereiche sind von hoher Bedeutung, da die klassische Unternehmensaufgabe das Erreichen eines möglichst guten ökonomischen Ergebnisses ist.[35] Nur mit der Erwirtschaftung von Erträgen, können Unternehmen langfristig sozial und ökologisch handeln. Das gleiche Prinzip gilt auch umgekehrt. Nur wenn Unternehmen sozial und ökologisch handeln, können sie langfristig Erträge erwirtschaften. Damit CSR vollständig funktionieren kann, sollten daher alle drei Elemente des magischen Dreiecks - Ökologie, Ökonomie und Soziales-von den Unternehmen berücksichtigt werden. Im Folgenden werden die drei Dimensionen konzentriert vorgestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 3: Nachhaltigkeitsherausforderungen an Unternehmen
Quelle: eigene Darstellung
2.3.2 Die ökologische Dimension
Das Ökosystem wird durch jede menschliche Handlung beeinflusst. Zu den wichtigs- ten Umweltproblemen zählen unter anderem der Treibhauseffekt, der Rückgang der Biodiversität und die Zerstörung der Ozonschicht. Um den Ausmaß der Umweltbelastung bewerten zu können, müssen die Umwelteinwirkungen der Unternehmen erfasst werden. Das Ziel sollte die zukünftige Reduzierung von umweltbelastenden und/oder schädigenden Faktoren sein, um Lebensräume für künftige Generationen zu erhalten.[36] Für Unternehmen bedeutet das u. a.:[37]
- Minimierung des Ressourcenverbrauchs und der Emissionen
- Förderung der Wiederverwertung und der Rückführung
- Einsatz von erneuerbaren Energien
2.3.3 Die soziale Dimension
Das Management von Unternehmen steht vor der Herausforderung, sowohl erfolgreich auf dem Markt zu agieren, als auch den sozialen Ansprüchen der Stakeholder zu genügen. Einige bedeutsame soziale Aspekte sind:[38]
- die Gleichberechtigung von Mann und Frau in ihrer beruflichen Entwicklung
- dieAbschaffungvonKinderarbeit
- die Korruptionsbekämpfung und die Minimierung von Gesundheits- und Sicherheitsrisiken am Arbeitsplatz
Das Ziel der sozialen Nachhaltigkeit ist die Herstellung bzw. Förderung von menschenwürdigen Lebens- und Arbeitsbedingungen heute und in derZukunft.[39]
2.3.4 Die ökonomische Dimension
Der ökonomische Gedanke jedes Unternehmens ist die Steigerung des Unternehmenswertes. Bei der ökonomischen Nachhaltigkeitsherausforderung geht es um die Maximierung des ökonomischen Ertrags unter Aufrechterhaltung der Ressourcen von heute und in der Zukunft.[40] So versuchen Unternehmen ihren Umsatz mittels neuer nachhaltiger Produkte zu steigern. Auch zählt die Reputationserhöhung durch die Verbesserung des Markenwerts dazu, wie auch die Senkung von Umwelt-, Sozial- und Führungsrisiken. Die Grundlage des ökonomischen Effizienzverständnisses sind monetäre Erfolgsgrößen. Im Kontext der Nachhaltigkeit wird dieser Gedanke um ökologische und soziale Aspekte erweitert.[41] Hierzu gehören u. a. folgende Beispiele:
- Erhöhung der Kundenzufriedenheit
- Wertschöpfung aus Innovationen
3 CSR und Unternehmenserfolg
3.1 Wettbewerbsvorteile
Durch CSR-Aktivitäten können mittel bis langfristig Nutzenpotenziale für Unternehmen und Interessensgruppen erreicht werden. Der Nutzenzuwachs kann sowohl monetärer wie auch nicht-monetärer Art sein.[42] Als eines der wohl wichtigsten Erfolge von CSR gilt der Reputationsaufbau bzw. der Imagegewinn eines Unternehmens. Durch die Unterstützung der Stakeholder kann dieser an Wert gewinnen. Zu den Interessensgruppen eines Unternehmens zählen u. a. Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Wettbewerber, lokale Gemeinschaften, Gewerkschaften und Shareholder. Weiterhin können sich Vorteile durch engagiertes Mitarbeiterverhalten ergeben. Mitarbeiter, die sich mit ihrem Unternehmen identifizieren, arbeiten motivierter und beeinflussen somit positiv den Gewinn eines Unternehmens. Auch die Qualität der angebotenen Dienstleistungen und Produkte wird stark von der Mitarbeitermotivation beeinflusst. Weil die Mitarbeiter wichtige Kontakte zu Lieferanten und Kunden aufbauen, ist ihre Unternehmenseinstellung von höchster Bedeutung, um ein positives Unternehmensbild zu übermitteln. Auch das Kundenvertrauen kann durch transparente CSR-Aktivitäten vertieft werden. Durch größeres Vertrauen in den Betrieb können Missverständnisse vermieden werden. Neben potenziellen Shareholdern, die eher in Unternehmen investieren, welche transparent wirtschaften und einen guten Ruf besitzen, werden auch die Beziehungen zu Geschäftspartner, wie Lieferanten oder Produzenten eines Unternehmens, durch CSR- Aktivitäten gestärkt.[43] Die nachfolgende Übersicht zeigt beispielhaft die möglichen Vorteile von CSR-Aktivitäten für ein Unternehmen:[44]
Unternehmensleitung:
- „Licence to operate" = gesellschaftliche Akzeptanz
- Frühzeitiges Erkennen ökologischer und ökonomischer Risiken
- Geringere Anfälligkeit gegenüber Schadensersatz-Forderungen
Personal:
- Erhöhung der Produktivität und Effizienz allgemein
- Mitarbeitermotivation
- Verringerung der Fehlzeiten und Fluktuation
Finanzmarkt:
- Steigerung der Attraktivität am Finanzmarkt
- Auswirkungen auf den Aktienkurs
- Reputation und Image
Marketing/Vertrieb:
- Durchsetzung höherer Produktpreise
- Vertriebsunterstützung
- Finden neuer Partner durch Dialoge mit kritischen Gruppen
Einkauf:
- Stärkung der Partnerschaft mit Auftragsnehmern (Zulieferkette)
- Finden neuer Partner durch Dialoge mit kritischen Gruppen
Bis heute ist es dennoch schwierig, die direkten Auswirkungen von CSR-Aktivitäten von Unternehmen auf ihre Leistungsbilanz zu ermitteln, da die Messbarkeit strittig ist. In jedem Fall müssen die CSR-Aktivitäten strategisch geplant und umgesetzt werden, damit sie auch auf langer Sicht einen potenziellen Nutzenzuwachs erzielen können.[45] Eine gut umgesetzte CSR-Strategie bringt eine „Win-Win-Situation" für Unternehmen und für die Gesellschaft.[46] Der Konsument erhält einen zusätzlichen Mehrwert mit dem Produkt, die Hersteller positionieren sich über eine positive Reputation und die Arbeitnehmer finden angemessene Arbeitsbedingungen vor.[47]
3.2 Shareholder und Stakeholder Value-Ansatz
Der Shareholder Value-Ansatz setzt sich aus den beiden englischen Wörtern, „Shareholder" zu deutsch „Aktionär" und „Value" zu deutsch „Wert", zusammen.[48] Der Shareholder Value Ansatz ist eine Unternehmensstrategie, mit dem Ziel, den Marktwert des Eigenkapitals zu steigern und somit den Nutzen für die Aktionäre zu maximieren.[49] Dabei stehen die Interessen der Eigentümer eines Unternehmens im Mittelpunkt. Die Ausschüttungen an die Anteilseigner sollen durch den Ansatz langfristig maximiert werden. Als Grundlage zur Beurteilung wird die Kapitalwertmethode zu Hilfe gezogen. Bei einem positiven Kapitalwert kommt es zu einem Wertwachstum des Unternehmens. Bei einem negativen Kapitalwert kommt es zu einer Wertminderung des Unternehmens.[50] Ein zentraler Kritikpunkt des Shareholder Value-Ansatzes ist die kurzfristige Erfolgsausrichtung des Managements. Es setzt sich immer mehr die Sichtweise durch, dass die Unternehmen ihr Handeln nicht ausschließlich im Sinne der Anteilseigner ausrichten sollten, sondern auch gegenüber anderen Anspruchsgruppen, wie Kunden und Arbeitnehmern. Der Shareholder Value-Ansatz wird demnach dem nachhaltigen unternehmerischen Handel nicht gerecht, da der Erfolg eines Unternehmens heutzutage nicht mehr ausschließlich von materiellen Faktoren abhängt.[51] Dagegen verfolgen die Stakeholder eines Unternehmens andere Interessen, als die Sharehoder. Der Stakeholder Value-Ansatz setzt sich aus den beiden englischen Wörtern, „Stakeholder" zu deutsch „Anspruchsgruppe" und „Value" zu deutsch „Wert", zusammen. Mit dem Stakeholder Value-Ansatz sollen die Ansprüche der Stakeholder an das Unternehmen erfüllt werden.[52] Das Ziel des Stakeholder Value- Ansatzes ist die Schaffung von Mehrwert, für die Gesamtheit oder für wesentliche Teile der Stakeholder.[53] Der Stakeholder Value wird für die Unternehmen immer bedeutender, da die Stakeholder zunehmend auf ethisches, ökologisches und soziales Wirtschaften achten. Die Öffentlich- keit wird zudem immer kritischer. Durch die Offenlegung der CSR-Maßnahmen versuchen die Betriebe, das Vertrauen und Verständnis der Konsumenten zu wecken.[54] Bei diesem Konzept müssen zu Beginn alle relevanten Stakeholder und deren Anliegen ermittelt werden. Daraufhin werden diese nach ihrer Bedeutsamkeit für das Unternehmen gewichtet. Der Stakeholder Value-Ansatz ist demnach ein Konzept, bei dem neben den Aktionären, auch weitere Anspruchsgruppen berücksichtigt werden und Nutzen für diese geschaffen wird. Nichtsdestotrotz bleibt der wirtschaftliche Gewinn die Grundlage für das gesellschaftliche Engagement der Firmen. Nur wettbewerbsfähige Unternehmen sind in der Lage gesellschaftliche Probleme zu lösen.[55] Um die Anspruchsgruppen zu erreichen, veröffentlichen die Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte, auf die im nächsten Unterkapitel näher eingegangen wird.
3.3 CSR Kommunikation durch Nachhaltigkeitsberichte
Die CSR Kommunikation der Unternehmen erfolgt mit Hilfe von Nachhaltigkeitsberichten, auch CSR Berichte genannt. Mit den Berichten wollen die Unternehmen versuchen, ihre Aktivitäten zur Übernahmen gesellschaftlicher Verantwortung zu veröffentlichen und somit dem Informationsbedarf aller Interessensgruppen zu decken.[56] Die Nachhaltigkeitsberichterstattung umfasst die Ermittlung, Rechenschaftslegung und Veröffentlichung der Leistungen eines Betriebes, bezüglich seiner festgelegten Ziele einer nachhaltigen Entwicklung. Die einzelnen Schritte zur Herstellung eines CSR Berichtes können wie folgt beschrieben werden:
Schritt 1: Die Rahmenbedingungen für den CSR-Bericht klären
Schritt 2: Themen und Anspruchsgruppen der Berichterstattung identifizieren
Schritt 3: Ziele für den Bericht und die CSR des Unternehmens ableiten
Schritt 4: CSR-relevante Daten und Informationen sammeln
Schritt 5: Den Bericht schriftlich verfassen
Schritt 6: Den Bericht graphisch gestalten
Schritt 7: Den Bericht verbreiten
Grundsätzlich ist die Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichtes freiwillig.[57] Dennoch veröffentlichen immer mehr Unternehmen CSR-Berichte. Das hat verschiedene Gründe. In den meisten Fällen versuchen die Unternehmen, mittels der Nachhaltigkeitsberichte, ein positives Bild nach Außen zu suggerieren. In den seltensten Fällen findet Kritik am eigenen Verhalten statt. Stattdessen nutzen viele Unternehmen die CSR-Berichte als Instrumente zur Selbstdarstellung.[58] Aber nicht nur die Selbstdarstellung der Unternehmen wird zunehmend kritisiert, sondern auch die Tatsache, dass durch die freiwillige Publizität keine Markttransparenz erreicht werden kann. Schließlich werden nur Unternehmen Nachhaltigkeitsberichte veröffentlichen, die sich davon einen Wettbewerbsvorteil erhoffen. Bislang können sich die Unternehmen bei der Berichterstellung an Richtlinien und Standards orientieren, wie dem GRI oder der SA8000.[59] Da diese aber auch keinen verpflichtenden Charakter haben, wird dem Problem, einer besseren Vergleichbarkeit von CSR-Berichten, nicht entgegengewirkt. Eine mögliche Lösung, um eine vertrauenswürdige und vergleichbare Informationsbasis für Marktentscheidungen zu erschaffen, wäre eine gesetzliche Offenlegungspflicht für alle relevanten Unternehmen.[60] Diese Offenlegungspflicht gibt es in Deutschland bislang nur für ökologische Kennziffern und gilt nur bei Unternehmen mit einer bestimmten Größe, mit dem Zweck, vor wirtschaftlichen Risiken frühzeitig zu warnen.[61] Andere Länder wie Spanien und Schweden sind in diesem Punkt weiter. Hier müssen alle öffentlichen Unternehmen einen Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen. Dennoch gibt es in keinem Land eine umfassende, sanktionsbewehrte Offenlegungspflicht für die Unternehmen, zu den eigenen sozialen und ökologischen Kriterien ihres Geschäftsfeldes und zu deren Lieferanten. Aber nicht nur die Politik muss einschreiten, damit CSR-Maßnahmen einen langfristigen Erfolg erzielen können, auch die Gesellschaft und die Wirtschaft muss ihren Teil dazu beitragen. Das nachfolgende Unterkapitel wird sich mit dieser Interpendenz beschäftigen.
3.4 Die Interdependenz von Politik, Gesellschaft & Wirtschaft
Die gegenwärtigen gesellschaftlichen Herausforderungen werden immer komplexer. Gesellschaftliche und politische Akteure stehen vor großen Hürden, die von einzelnen Personen nicht gelöst werden können. Da politische Instrumente im Bereich von CSR meist Soft Law Instrumente sind, ist die Zusammenarbeit von Unternehmen, Konsumenten und dem Staat unabdingbar, um den Gedanken von nachhaltigen Wirtschaften voranzutreiben.[62]
Die heutige Wirtschaft kann die globalen Probleme des 21. Jahrhunderts, wie den Klimawandel, die Ausbeutung der natürlichen Ressourcen und die Instabilität der Finanz- und Währungsmärkte, nicht alleine bewältigen.[63] Durch die Globalisierung und den damit verbundenen abnehmenden Regulierungsfähigkeiten und auch - bemühungen der Regierungen, bei einem gleichzeitigen Machtzuwachs der Unternehmen, muss die Unternehmensverantwortung mehr in den Mittelpunkt rücken.[64] Viele Modelle der traditionellen neoklassischen Ökologie, wie die Selbstheilungsund Steuerungskräfte der Märkte, sind widerlegt worden.[65] Die Politik muss eine aktive Rolle einnehmen und Vorgaben wie u. a. Obergrenzen für den Ressourcen- und Naturverbrauch festlegen, damit die Wirtschaft verpflichtet wird und nicht nur neue ökonomische Nischen bedient.[66] Staatliche Regulierungen und gesetzliche Vorgaben sind notwendig, um das Gemeinwohl zu schützen. Natürlich müssen Unternehmen auch profitabel wirtschaften, um am Markt bestehen zu bleiben. Wichtig ist aber, die Art und Weise, wie der Umsatz generiert wird. Wenn dieser auf Kosten der Umwelt oder entlang der eigenen Lieferkette geschieht, muss dagegen vorgegangen werden. Darüber hinaus ist jedes Unternehmen mehr oder weniger auf die Biodiversität und Ökosystemleistungen angewiesen, um dauerhaft auf dem Markt agieren und wachsen zu können. Dennoch konnte nachgewiesen werden, dass gerade die gegenwärtigen Geschäftspraktiken der Unternehmen, eine der Hauptursachen für den starken Verlust an biologischer Vielfalt sind.[67] Die Überprüfbarkeit ist aber nach wie vor schwierig. Eine Offenlegungspflicht für Unternehmen zu den ökologischen, sozialen und menschenrechtlichen Aspekten ihres Kerngeschäfts wird dringend benötigt. Die Wirtschaftsunternehmen sind zwar nicht primär für die Beseitigung von ökologischen und sozialen Missständen verantwortlich, können sich aber durch verantwortliches Handeln gegenüber Konkurrenten absetzen. Ein Beispiel ist die Ölkatastrophe, hervorgerufen durch die Explosion einer Ölplattform vom BP-Konzern im Golf von Mexiko. Die Reputation des Unternehmens, sowie die Unternehmenswerte des Unternehmens, litten unter diesem Vorfall.[68] Verantwortungsvolle, langfristig orientierte und damit auch nachhaltige Management-konzepte sichern somit auch die Marktfähigkeit eines Unternehmens ab. Daher wird CSR immer mehr als Managementstrategie, anstatt als reine PR Maßnahme, angesehen.[69] Die Erwartungen an die Unternehmen sind hoch: sie sollen auf der einen Seite ihre Produktion und Produkte nachhaltig ausrichten und auf der anderen Seite darstellen, welchen Input sie für eine nachhaltigere Gesellschaft liefern.[70] Die Aufgabe der Politik muss es sein, ein positives Umfeld für CSR zu schaffen. Nur so kann CSR die Märkte nachhaltig verbessern und gewinnbringend für Gesellschaft und Unternehmen sein. Weiterhin wird CSR zunehmend zu einem Wettbewerbsfaktor. Insbesondere die Glaubwürdigkeit und Transparenz ist entscheidend für die Stakeholder. Auch bei der Findung neuer Mitarbeiter ist eine überzeugende CSR-Strategie ein klarer Vorteil. Maßnahmen wie flexible Arbeitszeitmodelle, die Einrichtung einer betriebseigenen Kinderbetreuung oder die Berücksichtigung von Pflegezeiten in der Angehörigenarbeit verbessern das Arbeitsklima und somit die Zufriedenheit der Arbeitnehmer. Neben der Wirtschaft und der Politik ist die Haltung der Konsumenten von entscheidender Bedeutung. Der Konsument entscheidet letztlich als Käufer, was auf dem Markt bestehen kann. Die Nachfrage regelt das Überleben am Markt. Durch das stetig steigende Bewusstsein der Konsumenten, gelangen die Unternehmen immer mehr unter Druck, nachhaltig zu produzieren. Konsumenten sind nicht nur an guten Produkten und Dienstleistungen interessiert, sondern auch an den Umständen, unter denen sie produziert wer- den.[71] Mit dem Kommunikationskanal Internet kam es zu einer Zunahme der Transparenz und der Partizipationsmöglichkeiten und somit auch zur Einflussnahme der Konsumenten.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass eine nachhaltige Entwicklung nur dann erfolgreich sein wird, wenn sie ganzheitlich umgesetzt wird. Hierfür müssen Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten und die gleichen Ziele verfolgen. Auch die Ansprüche der Stakeholder werden wohl in den nächsten Jahren weiter steigen. Für die Unternehmen wird es somit immer wichtiger, die Auswirkungen ihres Handels zu bemessen und zu bewerten. Darüber hinaus sind auch die Kunden zu nachhaltigem Konsum angehalten. Bei steigendem Bedarf nach nachhaltigen Produkten, muss sich das Wirtschaften der Unternehmen wandeln.
4 Bewertung von CSR-Strategien
4.1 Gründe für die Bewertung
Durch messbare Aussagen über die CSR-Strategie eines Unternehmens kann Transparenz und Glaubhaftigkeit signalisiert werden. Dadurch können sich die Unternehmen im Vergleich zu ihren Wettbewerbern abheben und als zukünftiger Arbeitsgeber Pluspunkte bei den Bewerbern sammeln. Zugleich können die Konsumenten, durch eindeutige und nachvollziehbare Kennzahlen, leichter von den unternehmerischen Verantwortlichkeiten überzeugt werden. Weiter Gründe für die interne Bewertung von CSR im Unternehmen sind u. a. folgende:[72]
- Zielkontrolle und kontinuierliche Verbesserung
- Kosten-Nutzenabgleich
- Fokussierung des Managements auf die wichtigsten StakeholderErwartungen
- Benchmarking gegenüber anderen Akteuren
- Verbesserung der Kommunikation
- Beurteilungvon potenziellen Kooperationspartnern
Durch die Bewertung der CSR-Maßnahmen soll der „Social Case" und der „Business Case" eines Unternehmens dargestellt werden. Als „Social Case" wird die positive Wirkung von CSR auf die Gesellschaft beschrieben.[73] Das Ziel des Unternehmens ist nicht primär die Gewinnmaximierung, sondern Lösungen für soziale Angelegenheiten zu finden.[74] Der „Business Case" bezeichnet die positiven Auswirkungen für den langfristigen Wert eines Betriebes. So gehören u. a. Kosteneinsparungen durch energieeffizientere Produktion dazu, sowie auch Gewinne durch nachhaltigere Produkte.[75] Die folgende Tabelle stellt das Verhältnis vom „Business Case" zum „Social Case" dar.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten.
Tabelle 1: Verhältnis vom „Business Case" zum „Social Case"
Quelle: Vgl. Corporate Citizenship in Deutschland, 2008, S.27
4.2 Steuerung und Regulierung durch Soft Law Instrumente
Laut Europäischer Kommission beruht CSR auf der Freiwilligkeit der Unternehmen. Durch die Maßgabe der Freiwilligkeit sollen Unternehmen bewogen werden, schneller aktiv mitzuarbeiten, ohne einen riesigen bürokratischen Aufwand in Kauf zu nehmen. Dagegen fordern Gewerkschaften und NGOs mehr Verbindlichkeiten mittels transparenter und sanktionierbarer Regeln. Durch diese Verbindlichkeiten soll es möglich werden, Unternehmen aufzudecken und an die Öffentlichkeit zu bringen, die CSR nur als reine PR-Maßnahme verstehen und sich damit versuchen „schön zu waschen" (Greenwashing).[76] Unter Greenwashing wird ein zu Unrecht beanspruchtes nachhaltiges Engagement bezeichnet.[77] Wenn Unternehmen die festgelegten Regeln nicht einhalten, sollen Sanktionen folgen. Diese sollen einen Reputationsverlust zur Folge haben. Um eine Kontrolle der Unternehmen zu gewährleisten, könnten u. a. die Gewerkschaften mehr in den Verifizierungsprozess einbezogen werden oder es könnte eine unabhängige dritte Instanz gebildet werden.[78] Die meisten Unternehmen verfügen über einen Verhaltenskodex, auch „Code of Conduct" genannt, zudem sich die Unternehmen und/oder ihre Mitarbeiter selbst verpflichten.[79] Neben den spezifischen Unternehmensleitlinien existieren auch zahlreiche externe Standards, Leitsätze und Empfehlungen zum Thema der gesellschaftlichen Verantwortung. Diese Leitlinien stellen die Stakeholder eines Unternehmens und das Management dieser Stakeholder-Ressourcen als prägnant für eine effektive und effiziente Ausführung von CSR-Maßnahmen heraus.[80] Hierzu gehören unter anderem die ISO 26000, die OECD Leitsätze, die zehn Prinzipien des UN Global Compact, der deutsche Nachhaltigkeitskodex (DNK) und die Global Reporting Initiative. Als Soft Law werden nicht rechtsverbindliche Übereinkünfte, Absichtserklärungen oder Leitlinien bezeichnet. Der Gegensatz zu Soft Law ist Hard Law, dessen Vollzug für alle Beteiligten Pflicht ist.[81] Diese Soft Law Instrumente liegen in erster Linie bestimmten international-rechtlichen Standards zu Grunde. Gerade die neueren Instrumente, ab dem Jahr 2000, enthalten stets das Verbot von Kinderarbeit, das Verbot von Zwangsarbeit, das Gebot der Nicht-Diskriminierung sowie das Recht auf Vereinigungs- und Kollektivverhandlungsfreiheit.[82] Die bestehenden Richtlinien und Standards zur Steuerung von CSR können in vier verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Hierzu gehören:[83]
- Leitfaden für Managementsystem z. B. ISO 26000
- Reporting-System z. B. GRI
- Rating-System z. B. IÖW/future-Ranking
- Leitprinzip: Internationale vereinbarung z. B. ILO Kernarbeitsnormen
Der nachfolgende Zeitstrahl zeigt die chronologische Veröffentlichung der bedeutendsten CSR-Instrumente. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird kurz auf die wichtigsten Soft Law Instrumente eingegangen und abschließend deren Einfluss auf CSR erläutert.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Zeitstrahl der wichtigsten CSR Regulierungen
Quelle: eigene Darstellung
4.2.1 Überblick der Top CSR-Instrumente
4.2.1.1 Internationale Vereinbarungen: Global Compact, ILO-Kernarbeits- normen & OECD-Leitsätze
Der Global Compact der Vereinten Nationen ist eine internationale Vereinbarung und besteht aus zehn Grundprinzipien, die in vier Bereiche gruppiert sind:[84]
1. Arbeitsnormen
2. Umweltschutz
3. Menschenrechten und
4. Korruptionsbekämpfung
Der Global Compact katalogisiert Grundwerte und fordert Unternehmen auf, diese anzuerkennen, zu unterstützen und soweit wie möglich umzusetzen. Das Aufnahmeverfahren ermöglicht Interessenten relativ einfach beizutreten. Mit der Aufnahme ist die Verpflichtung gekoppelt, die zehn Grundprinzipien umzusetzen.[85] Mit mehr als 8.700 Teilnehmern aus über 140 Ländern ist der Global Compact der weltweit größte Zusammenschluss von Organisationen.[86] Die Prinzipien des Global Compact haben dazu geführt, dass die nachhaltige Unternehmensführung, und besonders die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen, wieder in das öffentliche Interesse gerückt werden.[87] Die Anwendung der Grundsätze wird aber nicht nachverfolgt. Im Mittelpunkt steht die Selbstregulierung der Unternehmen. Deswegen bringen Kritiker dem Global Compact wenig Vertrauen entgegen. Sie befürchten, dass die Unternehmen sich nur mit der Mitgliedsbezeichnung schmücken wollen. Auch die Tatsache, dass der Global Compact keine Haftung und Sanktionen bei Verstößen vorsieht, verstärkt dieses Misstrauen.[88]
Die acht ILO-Kernarbeitsnormen sind wie der Global Compact eine internationale Vereinbarung. Durch die Normen werden die grundlegenden Rechte der Arbeit geregelt.[89] Außerdem sollen soziale Konflikte und der Wettbewerb unter den Staaten, auf Kosten der Arbeitsbedingungen, vereitelt werden.[90] Die Mitgliedsstaaten der ILO stehen in der Pflicht, regelmäßig über die Umsetzung der von ihnen ratifizierten Übereinkommen, sowie über den Stand ihrer nationalen Gesetzgebung, in Bezug auf das Arbeitsrecht und den Arbeitsschutz, Auskunft zu geben. Die Basis der Kernarbeitsnormen bilden vier Grundprinzipien der ILO:[91]
1. Verbot der Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf
2. Vereinigungsfreiheit und Recht auf Kollektivverhandlungen
3. Beseitigung der Kinderarbeit sowie der
4. Zwangsarbeit
Die OECD-Leitsätze für Multinationale Unternehmen gelten neben dem UN Global Compact und den ILO-Kernarbeitsnormen als eines der wichtigsten Instrumente zur Regulierung von verantwortungsbewusster Unternehmensführung . Die Leitsätze fallen unter die Kategorie „Leitprinzip: internationale Vereinbarung" und sie sind nicht rechtsverbindlich. Insgesamt haben 34 Mitgliedstaaten der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), wie auch acht weitere Staaten den Verhaltenskodex für weltweit verantwortliches Handeln von Unternehmen unterschrieben. Im Jahr 2011 hat die OECD die Leitsätze erweitert. Jeder Sektor muss sich seitdem nach dem Kodex richten (auch Finanzbranche) und die gesamten Geschäftsbeziehungen eines Unternehmens dürfen keine negativen Auswirkungen verursachen. Auch inhaltlich gibt es Veränderungen. So enthalten die Richtlinien ein eigenes Kapitel zu Menschenrechten. Weitere Aufforderungen sind zum Beispiel:[92]
- die Bezahlung von fairen Löhnen
- die Bewertung der unternehmerischen Umweltauswirkungen
- dieSenkungvonEmissionenund
- die korrekte Informationsübermittlung an die Kunden.
Die OECD Leitsätze gehen auf Arbeitsbedingungen, Sicherheit, Risikomanagement und Rohstoffbeschaffung ein und sind daher für die Realisierung nachhaltiger Wertschöpfung hilfreicher als die Prinzipien des UN Global Compacts.
[...]
[1] Vgl. Shareholder Value Approach versus Corporate Social Responsibility, 2009, S.89
[2] Vgl. Was ist Corporate Social Responsibility?, 2010, S.1
[3] Vgl. CSR und Nachhaltigkeitsmanagement, 2013, S.5
[4] Vgl. Nachhaltigkeit, 2006, S.14
[5] Vgl. Nachhaltige Unternehmensführung, 2013, S.20
[6] Vgl. Nachhaltigkeit-Unternehmensverantwortung-Mitbestimmung, 2011, S.17 ff.
[7] Vgl. Nachhaltige Betriebswirtschaftslehre, 2013, S. 56
[8] Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: Triple Bottom Line und Triple Top Line http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/1_3_b_triple_bottom_line_und_triple_top_line_1532.htm, (16.12.13)
[9] Vgl. Abgrenzungvon CSR Begriffen: http://www.csr-bw.de/234.html, (10.03.14)
[10] Vgl. Nachhaltigkeit-Unternehmensverantwortung-Mitbestimmung, 2011, S.23 f.
[11] Europäische Kommission, Grünbuch Europäische Rahmenbedingungen für soziale Verantwortung von Unternehmen, 2001, S.366
[12] Vgl. Handbuch Werte Management, 2004, S.527
[13] EU Kommission: Eine neue EU-Strategie (2011-14) für die soziale Verantwortung der Unternehmen, 2011, S.7
[14] Vgl. Mythos CSR, 2011, S.13
[15] DIN ISO 26000, 2011, S.11
[16] Vgl. CSR und Nachhaltigkeitsmanagement, 2013, S.8
[17] Vgl. Nachhaltigkeit-Unternehmensverantwortung-Mitbestimmung, 2011, S.17 f.
[18] Vgl. CSR und Nachhaltigkeitsmanagement, 2013, S.8
[19] Vgl. Corporate Citizenship in Deutschland und den USA, 2011, S.19
[20] Vgl. Das Konzept Corporate Social Entrepreneurship, 2011, S.5
[21] Vgl. Idee und Wirklichkeit der Unternehmensverantwortung, 2010, S. 82
[22] Vgl. CSR und Nachhaltigkeitsmanagement, 2013, S.8
[23] Vgl. Warum übernehmen Unternehmen gesellschaftliche Verantwortung?, 2006, S. 27
[24] Vgl. Organisationskommunikation und CSR, 2008, S.88
[25] Vgl. Bedeutung der internationalen CSR-Diskussion für Nachhaltigkeit und die sich daraus ergebenen Anforderungen an Unternehmen mit dem Fokus Berichterstattung, 2004, S.70
[26] Vgl. Nachhaltigkeit-Unternehmensverantwortung-Mitbestimmung, 2011, S.19 f.
[27] Vgl. Corporate Social Responsibility als Teil der Unternehmensstrategie, 2009, S.60
[28] Vgl. Nachhaltigkeit-Unternehmensverantwortung-Mitbestimmung, 2011, S.19 f.
[29] Vgl. Corporate-Citizenship Forschung in Deutschland, 2008, S.33
[30] Nachhaltigkeit-Unternehmensverantwortung-Mitbestimmung, 2011, S.19 f.
[31] Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: Abgrenzung der Begriffe: CR, CSR, CC, CS und CG, http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/abgrenzung cs csr cc 1501.htm, (18.12.13)
[32] Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon: Corporate Governance, http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/corporate-governance.html, (19.12.13)
[33] Vgl. Idee und Wirklichkeit der Unternehmensverantwortung, 2010, S. 77
[34] Vgl. Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, 2007, S.16
[35] Vgl. Bedeutung der internationalen CSR-Diskussion für Nachhaltigkeit und die sich daraus ergebenen Anforderungen an Unternehmen mit dem Fokus Berichterstattung, 2004, S. 72
[36] Vgl. Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, 2007, S.15
[37] Vgl. 4managers: Corporate Social Responsibility, http://4managers.de/management/themen/corporate- social-responsibility/, (14.01.14)
[38] Vgl. Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, 2007, S.15f.
[39] Vgl. Nachhaltigkeitsmanagement deutscher Unternehmen im Siegel der Berichterstattung, 2013, S.8
[40] Vgl. ebda.
[41] Vgl. Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, 2007, S.16f.
[42] Vgl. Entwicklung einer Studie zur Messung und Darstellung der Korrelation zwischen CSR-Engagement und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in Deutschland, 2012, S.39
[43] Vgl. Corporate Social Responsibility, 2008, S. 26f.
[44] Vgl. Corporate Social Responsibility (CSR) - Wege zur Nachhaltigkeit, 2007, S.15f.
[45] Vgl. Das CSR-ABC, http://www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-1EAFCFA3- 16438085/bst_engl/Das%20CSR-ABC.pdf, S. 4f., (10.03.14)
[46] Vgl. Idee und Wirklichkeit der Unternehmensverantwortung, 2010, S.71
[47] Vgl. Das Prinzip Verantwortung, 2009, S. 118
[48] Vgl. Shareholder Value, 2000, S.1
[49] Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon: ShareholderValue, http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/shareholder-value.html, (14.01.14)
[50] Vgl. Wirtschaftslexikon: Shareholder Value, http://www.wirtschaftslexikon24.com/dZshareholder- value/shareholder-value.htm, (14.01.14)
[51] Vgl. Der Shareholder Value-Ansatz, 2005, S.41ff.
[52] Vgl. ebda
[53] Vgl. Corporate Citizenship und Shareholder Value, 2007, S.25
[54] Vgl. ErfolgsfaktorVerantwortung, 2006,S.21f.
[55] Vgl. ebda.
[56] Vgl. Mythos CSR, 2011, S.200
[57] Vgl. Verantwortliche Unternehmensführung überzeugend kommunizieren, 2010, S.90
[58] Vgl. Nachhaltigkeitsberichte im Vergleich, 2006, S.48
[59] Vgl. Verantwortliche Unternehmensführung überzeugend kommunizieren, 2010, S.90
[60] Vgl. Mythos CSR, 2011, S.193
[61] Vgl. ebda., S.194
[62] Vgl. Kooperation oder Konfrontation?, aus: Forum NachhaltigWirtschaften, 04/2012, S.62
[63] Vgl. Nachhaltige Ökonomie, aus: Forum Nachhaltig Wirtschaften, 04/2012, S.74
[64] Vgl. Nachhaltigkeit-Unternehmensverantwortung-Mitbestimmung, 2011, S.7
[65] Vgl. Nachhaltige Ökonomie, aus: Forum Nachhaltig Wirtschaften, 04/2012, S.74
[66] Vgl. Proteste in Rio, aus: Forum Nachhaltig Wirtschaften, 04/2012, S.73
[67] Vgl. Der Ast auf dem man sitzt, aus: Forum Nachhaltig wirtschaften, 2012, S.38
[68] Vgl. Wie gut ist mein Ruf?, 2012, S.154
[69] Vgl. CSR: Nur Gutes tun ist viel zu wenig, http://diepresse.com/home/bildung/weiterbildung/541092/CSR_Nur-Gutes-tun-ist-viel-zu-wenig, (18.12.13)
[70] Vgl. Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen, 2007, S.3
[71] Vgl. Idee und Wirklichkeit der Unternehmensverantwortung, 2010, S.20
[72] Vgl. Strategische Einbettung von CSR in das Unternehmen, 2012, S.341
[73] Vgl. Corporate Social Responsibility in der Wirtschaftskrise, 2010, S.108
[74] Vgl. Entwicklung einer Studie zur Messung und Darstellung der Korrelation zwischen CSR-Engagement und Wettbewerbsfähigkeitvon Unternehmen in Deutschland, 2012,S.39
[75] Vgl. Corporate Social Responsibility in der Wirtschaftskrise, 2010, S.108
[76] Vgl. Nachhaltigkeit-Unternehmensverantwortung-Mitbestimmung, 2011, S.31 f.
[77] Vgl. Nachhaltigkeitslexikon: Greenwashing, http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/greenwashing_1710.htm (02.01.14)
[78] Vgl. Nachhaltigkeit-Unternehmensverantwortung-Mitbestimmung, 2011, S.31 f.
[79] Vgl. Corporate Social Responsibilty in der Unternehmenskommunikation, 2010, S.28
[80] Vgl. Entwicklung einer Studie zur Messung und Darstellung der Korrelation zwischen CSR-Engagement und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in Dtl., 2012, S.12
[81] Vgl. JuraForum Lexikon: Soft Law, http://www.iuraforum.de/lexikon/soft-law, (30.01.13)
[82] Vgl. Corporate Social Responsibility - Instrumente zur Gestaltung transnationaler Arbeitsbeziehungen, 2008, S. 198
[83] Vgl. Kurzgutachten der Systematik bestehender CSR-Instrumente: http://www.csr-in- deutschland.de/fileadmin/user upload/Downloads/CSR in Deutschland/CSR Forum/BMAS 04 imug CSR- Instrumente Endbericht Vers4 2012 08 09.pdf, (10.03.14)
[84] Vgl. CSR und Value Chain Management, 2014, S.78
[85] Vgl. ebda.
[86] Vgl. DerGlobal Compact: http://www.unglobalcompact.org/Languages/german/, (05.01.14)
[87] Vgl. CSR und Value Chain Management, 2014, S.78
[88] Vgl. Mythos CSR, 2011, S.29
[89] Vgl. ILO Kernarbeitsnormen: http://www.csr-in-deutschland.de/ueber-csr/glossar/Lhtml, (04.01.14)
[90] Vgl. Nachhaltigkeit-Unternehmensverantwortung-Mitbestimmung, 2011, S.33
[91] Vgl. ILO-Kernarbeitsnormen: http://www.csr-in-deutschland.de/ueber-csr/glossar/Lhtml, (04.01.14)
[92] Vgl. Lexikon der Nachhaltigkeit: OECD-Leitsätze, http://www.nachhaltigkeit.info/artikel/oecd_leitsaetze_fuer_multinationale_unternehmen_1017.htm, (30.12.13)
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