Mit der Frage nach Geschlechtergerechtigkeit beschäftigt sich die Autorin nicht allein aus aktuellem Anlass.
Seit mehreren Jahren ist dieses Thema in Kindertagesstätten oder Schulen aktuell. Die Autorin Ilka Weigand nimmt diese Thematik mit ihrem Buch auf und geht unter anderem auf unterschiedliche Aspekte in der frühkindlichen Betreuung ein.
Ilka Weigand ist selbst Erzieherin und Dipl. Sozialpädagogin. Durch ihre mehrjährige Arbeit in Krippe, Hort, Kindertagesstätte und Einrichtungen für Menschen mit Mehrfachbehinderung, greift sie auf fundiertes, praxisorientiertes Fachwissen zurück.
Weiterhin übernahm sie die Konzeption vom KIGA-Kongress, den Aufbau der ersten Fachmesse für Erziehern/innen, welcher später ein Teil der didacta wurde.
Frauen und Jungen - Eine pädagogische Herausforderung
1. Auflage 2012. Copyright by Vandenhoeck & Ruprecht GmbH & Co. KG, Göttingen. 128 Seiten. ISBN 978-3-525-70132-4. D: 17,99 EUR.
Mit der Frage nach Geschlechtergerechtigkeit beschäftigt sich die Autorin nicht einzig aus aktuellem Anlass. Seit mehreren Jahren ist dieses Thema in Kindertagesstätten oder Schulen aktuell. Die Autorin Ilka Weigand nimmt diese Thematik mit ihrem Buch auf und geht unter anderem auf unterschiedliche Aspekte in der frühkindlichen Betreuung ein. Ilka Weigand ist selbst Erzieherin und Dipl. Sozialpädagogin. Durch ihre mehrjährige Arbeit in Krippe, Hort, Kindertagesstätte und Einrichtungen für Menschen mit Mehrfachbehinderung, greift sie auf fundiertes, praxisorientiertes Fachwissen zurück. Weiterhin übernahm sie die Konzeption vom KIGA-Kongress, den Aufbau der ersten Fachmesse für Erziehern/innen, welcher später ein Teil der didacta wurde.
Im Vorwort, geschrieben von Armin Krenz, wird Bezug genommen auf die letzten zehn Jahre, in welcher sich die „Krise der Jungen“ entwickelt hat und welche Möglichkeiten sich bieten, Jungen in ihrer Entwicklung zu unterstützen um die „Krise“ zu bewältigen. Durch zahlreiche Berichte in den Medien sollte auf dieses Thema aufmerksam gemacht werden, damit die Bevölkerung sensibel damit umgeht. Trotz vieler Versuche wird dieser Materie wenig Beachtung geschenkt. Es ist nach wie vor üblich, dass in Kindertagesstätten sowie in Grundschulen das weibliche Geschlecht in Form von Erzieherinnen und Lehrerinnen dominiert. Auf Grund dieser Gegebenheiten bleiben die Interessen der Jungen wenig beachtet. Ein bedeutender Leitsatz im Rahmen der geschlechtergerechten Pädagogik ist: „Jungen brauchen eine geschlechtsbewusste Pädagogik, Pädagogen und Pädagoginnen mit einem differenzierten Blick auf geschlechtsbezogene Entwicklungsaufgaben, Erwartungen und Zumutungen:“ (S. 8) Das bedeutet, dass Jungen und Mädchen unterschiedliche Bildungsangebote benötigen und bei der Erziehung die Heterogenität berücksichtigt werden muss. Abschließend benennt Krenz die Perspektiven der Autorin, aus welchen sie dieses Thema betrachtet.
Im nächsten Teil des Buches „Einführung“ (S. 11) wird die Ilka Weigands, in Bezug auf diese Thematik, deutlich. Sie sagt, „…dass mit diesem Buch keine Gebrauchsanweisung für Jungen entstehen soll.“ (S. 12) Mit den Inhalten möchte die Autorin erreichen, dass der Blick für die Besonderheiten der Jungen geschärft wird und auf einen feinfühligen Umgang aufmerksam machen, welcher von großer Bedeutung ist. Des Weiteren gibt sie einen Überblick über den Inhalt des Buches.
Das erste Kapitel „Der Erwerb von Identität und Geschlechtsidentität bei Jungen“ (S. 15) ist in fünf Unterkapitel unterteilt. Das erste Unterkapitel „Junge oder Mädchen?“ (S. 17), befasst sich mit der Bedeutung und der Wichtigkeit der Festlegung des Geschlechts bereits bei der Geburt. Die Aussage, dass es ein gesundes Kind ist, ist nicht ausreichend. Die Festlegung des Geschlechts vermittelt den Menschen Sicherheit und man kann sie kategorisieren. Es kann zu Verunsicherungen kommen, wenn Menschen das Geschlecht nicht eindeutig feststellen können. Bei der Klärung dieser Unsicherheiten sollen wissenschaftliche Theorien helfen. Im Rahmen der Soziologie heißt es, „Menschen sind darauf angewiesen, sich als kontinuierlich und kohärente Person zu erleben und auch von anderen so wahrgenommen zu werden.“ (S. 19) Die Identität des Geschlechts entwickelt sich unter Beachtung der Zuschreibung von Geschlecht im Kontext zu den äußerlichen Geschlechtsmerkmalen und ebenso in der Auseinandersetzung mit der Umwelt. Diese beiden Grundstrukturen müssen aufeinander abgestimmt werden, was eine hohe Kompetenz erfordert. Darüber hinaus sollen z. B. Eltern Raum und Möglichkeiten anbieten, in welchen die Kinder die Geschlechtlichkeit vorfinden können. Diese sollte aber nicht exakt zugeschrieben werden. Daraus folgt, dass sich die Geschlechtsidentität nur entwickeln kann, wenn Kinder beide Modelle erleben. Besonderes Augenmerk wird auf das immer wieder zu reflektierende Verhalten gelegt. Bereits im ersten Teil des Buches schreibt die Autorin, dass die Persönlichkeitsentwicklungsprozesse an die Interaktionen mit Bezugspersonen gekoppelt sind. Diese werden in den ersten Lebensjahren von weiblichen Personen dominiert. „Frauen sind also eng verzahnt mit der Ausbildung der zentralen Kompetenz der Persönlichkeitsentwicklung - und somit auch mit der Möglichkeit, die innere und äußere Realität auszubalancieren.“ (S. 24) Jedoch herrscht dadurch ein Ungleichgewicht in der Entwicklung der Geschlechtsidentität von Jungen und Mädchen. Die Entwicklung sollte in gleichem Maße von Frauen und Männern begleitet werden. Bevor die Autorin zum folgenden Unterkapitel „Das biologische Geschlecht“ (S. 26) übergeht, gibt sie einen Ausblick auf die anschließenden Kapitel und beendet dieses mit einem Fazit. Weigand weist darauf hin, dass in Bezug auf das Thema Geschlecht, zwei Begriffe im Mittelpunkt stehen. „Gender für das soziologisch/kulturell geprägte Geschlecht und Sex für das biologische Geschlecht:“ (S. 26) Das was der Mensch visuell wahrnimmt ist nicht immer ausreichend um einen ganzheitlichen Rückschluss ziehen zu können. Die Autorin geht so weit auf die Entwicklung des Geschlechts ein, indem sie Bezug auf die Befruchtung bis hin zur achten Schwangerschaftswoche nimmt. „Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Weiterentwicklung vom Embryo auf Weiblichkeit ausgelegt.“ (S. 27) Wird dann die Zelle mit einem Y-Chromosom befruchtet, beginnt die männliche Entwicklung. Noch tiefergehend wird beschrieben, dass es ein morphologisches Geschlecht und ein Chromosomengeschlecht gibt, welche nicht immer übereinstimmen. Das bedeutet, dass die äußeren Merkmale auf einen Jungen oder ein Mädchen hinweisen. Bei der Durchführung eines Zellabstriches, bei welchem die Chromosomen untersucht werden, muss es nicht unbedingt zum gleichen Ergebnis kommen. Darüber hinaus werden weitere Chromosomenanomalien beschrieben. Bevor das nächste Unterkapitel mit dem Titel „Das soziologische Geschlecht“ (S. 30) folgt, wird dieses mit einem Fazit abgeschlossen. Der Begriff des soziologischen Geschlechts (Gender) steht im Kontext mit der Umweltseite. Die Autorin nimmt Bezug auf Carol Hagemann-White, eine Gegnerin der traditionellen Soziologie. Diese sagt: „Das Geschlecht wird jedoch dem Verhalten zugewiesen und ist explizit nicht den äußerlichen Geschlechtsmerkmalen zuzuordnen.“ (S. 30) Es folgen weitere Ausführungen über die Bestimmungsmöglichkeiten des Geschlechts. Des Weiteren nimmt Weigand Bezug auf eine von Hagemann-White durchgeführte Studie aus dem Jahr 1978. Diese zeigt ein modernes Bild von Jungen und Mädchen und von Mann und Frau, denn „Mädchen und Frauen sehen sich selbst weniger geschlechtstypisch geprägt als Jungen und Männer das von sich behaupten.“ (S. 32) Festzustellen ist, dass Menschen sich am wohlsten fühlen, wenn sie mit Eigenschaften ausgestattet sind, welche beide Geschlechter betreffen. Diese Identifikation wird als androgyn bezeichnet. Weigand fasst dieses Unterkapitel zusammen und schließt ab mit einem Fazit. In dem nun folgenden Unterkapitel wird die „Sozial-kognitive Entwicklung in Verbindung mit Geschlechtsidentität“ (S. 33) beschrieben. Auch hier wird deutlich, dass die Geschlechtsidentität ein Zusammenspiel aus Anlage und Umwelt ist. Die Autorin zeigt einige Theorien der kognitiven Entwicklung auf und legt ein Augenmerk auf die sozio-kulturellen Theorien. Kinder lernen im zwischenmenschlichen Kontext mit der Umwelt. Es ist wichtig dass Kinder sich in diesem Kontext entwickeln, welcher andere Menschen und deren Empfindungen einschließt. „Im logischen Umkehrschluss werden die Kinder diese Kontexte dann auch wiederrum selbst formen.“ (S. 36) Auf den nun folgenden Seiten (S. 37-42) werden unterschiedliche Theorien in Bezug auf die Auswirkungen auf die Geschlechtsidentität dargestellt. Abschließend fasst die Autorin die beschriebenen Theorien zusammen, zeigt einige Beispiele auf und beendet das erste Kapitel mit einer prägnanten Zusammenfassung inklusive Ausblick auf das zweite Kapitel.
Im zweiten Kapitel „Bindung als Grundlage für Erziehung“ (S. 47) beschreibt Ilka Weigand in fünf Unterkapiteln folgende Themen: „Jungen sind das schwächere Geschlecht“ (S. 49), „Bindung in der frühen Kindheit“ (S. 52), „Männer und Jungen“ (S. 56), „Frauen und Jungen“ (S. 62) und „Die Triade Mutter - Vater - Sohn“ (S. 84). Zu Beginn wird aufgezeigt, warum Jungen nicht das starke Geschlecht sind.
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- Quote paper
- Daniela Siebert (Author), 2013, Rezension zu „Frauen und Jungen – Eine pädagogische Herausforderung“ von Ilka Weigand, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/293157
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