Architektur wird seit Jahrtausenden verwirklicht, die Theorie dieses Fachgebietes geht aber selten über Architekturgeschichte hinaus. Immer wieder werden die praktischen Planungs- und Baugrundlagen eines Vitruv und Alberti wiedergekaut und fälschlich als Theorie ausgelegt.
Heutige Architekten selbst stellen sich kaum die Frage, was Architektur eigentlich sei. Sie haben ein Berufsbild als Ziel gewählt und auch im Studium kaum Brauchbares zur Theorie erfahren. Die Frage nach einer Definition des Fachgebietes: Was ist eigentlich Architektur? wird kaum einer Betrachtung wert befunden.
Die Beantwortung dieser Frage ist aber der wesentliche Gegenstand einer Architektur-Theorie. Da helfen auch die vielen Bücher voller poetischer Zitate nicht weiter.
Diese Abhandlung stellt elementare Fragen und bietet Antworten an. Sie animiert auch in Teilbereichen zur Vervollständigung und eigenen Reflexion.
In ihrer Gesamtheit wird der Architektur zwischen Wissenschaft und Kunst der Platz angewiesen, wobei die technische Wissenschaft mit jeder Zeile ihre vordergründige Bedeutung verliert.
Architektur als Kunst und Ausdruck in der Art unserer Zeit ist bleibender und sichtbarer Markstein, den wir hinterlassen: nicht nur Verstand, auch Herz wird in der Architektur zu entdecken sein.
Die vorangesetzte philosophische Grundlage ist nicht unbedingte Basis dieser Architekturtheorie, aber auf das wesentlichste beschränkte Zusammenfassung der entmythologisierten Weltanschauung des 20. Jahrhunderts. Sie ist auch nach dem Hauptteil über die Architektur selbst und als Ergänzung nachträglich lesenswert.
INHALT
Vorwort
Die wissenschaftlich-philosophische Grundlage
A. Der Ausgangspunkt
B. Die Wissenschaft
C. Die Metaphysik
D. Die Philosophie
E. Die Religion
Die Architektur
A. Vorwort
B. Die Architekturwissenschaft
C. Die Metaphysik der Architektur
D. Die Definition der Architektur
E. Die Philosophie der Architektur
F. Der Fortschritt in der Architektur
G. Die Ideologien in der Architektur
H. Schlusswort
Vorwort
Architektur wird seit Jahrtausenden verwirklicht, die Theorie dieses Fachgebietes geht aber selten über Architekturgeschichte hinaus. Immer wieder werden die praktischen Planungs- und Baugrundlagen eines Vitruv und Alberti wiedergekaut und fälschlich als Theorie ausgelegt.
Heutige Architekten selbst stellen sich kaum die Frage, was Architektur eigentlich sei. Sie haben ein Berufsbild als Ziel gewählt und auch im Studium kaum Brauchbares zur Theorie erfahren. Die Frage nach einer Definition des Fachgebietes: Was ist eigentlich Architektur? wird kaum einer Betrachtung wert befunden.
Die Beantwortung dieser Frage ist aber der wesentliche Gegenstand einer Architektur-Theorie. Da helfen auch die vielen Bücher voller poetischer Zitate nicht weiter.
Diese Abhandlung stellt elementare Fragen und bietet Antworten an. Sie animiert auch in Teilbereichen zur Vervollständigung und eigenen Reflexion.
In ihrer Gesamtheit wird der Architektur zwischen Wissenschaft und Kunst der Platz angewiesen, wobei die technische Wissenschaft mit jeder Zeile ihre vordergründige Bedeutung verliert.
Architektur als Kunst und Ausdruck in der Art unserer Zeit ist bleibender und sichtbarer Markstein, den wir hinterlassen: nicht nur Verstand, auch Herz wird in der Architektur zu entdecken sein.
Die vorangesetzte philosophische Grundlage ist nicht unbedingte Basis dieser Architekturtheorie, aber auf das wesentlichste beschränkte Zusammenfassung der entmythologisierten Weltanschauung des 20. Jahrhunderts. Sie ist auch nach dem Hauptteil über die Architektur selbst und als Ergänzung nachträglich lesenswert.
Die wissenschaftlich-philosophische Grundlage
A. Der Ausgangspunkt
Der Versuch, umfassende Definitionen und Einsichten in einem Sachgebiet aufzuspüren, erfordert, dass erst ein fester Ausgangspunkt gefunden wird – eine feste Basis, von der man sich bei der Suche wegbewegen kann und die man auch nicht so schnell aus dem Auge verliert. Doch die Suche nach diesem Angelpunkt ist vage, denn was ist in uns und unserer Welt noch fest geblieben? Alles ist in verwirrenden Fluss geraten und alles, was noch fest erscheint, ist nur deshalb noch nicht ins Wanken geraten, weil wir den richtigen Ansatzpunkt für unseren Hebel noch nicht gefunden haben, um es zu stürzen.
Es ist zwar fast vermessen, über die Ursachen des Kosmos etwas auszusagen, aber einiges ist doch im Wirrwarr von Myriaden von Dingen und Sachverhalten zu sehen: Der Code dieser Welt und dessen Trend zu Wechsel und Beständigkeit.
Dieses Urprogramm ist deutlich an den materiellen Agglomerationen ablesbar: im Atom hat alles je nach Energieladung seinen beiläufigen Platz, und ein Kristall wird immer seine Moleküle dem Code folgend aneinander reihen wollen. Einmal entwickelte Systeme und Arten haben das Bestreben, so zu bleiben, wie sie sind und werden im Tier- und Pflanzenreich trotz kompliziertesten Vermehrungsmechanismen in unendlichen Auflagen immer wieder gleich reproduziert. Ebenso ist auch der Mensch, sein Nervensystem und sein Hirn von beständiger Gleichartigkeit. In Milliardenauflage ist es von möglichst gleichbleibender Struktur und Kapazität.
Vom menschlichen Hirn als dem größten und rätselhaftesten Computer der Welt, ist einerseits das umfassendste Bild der wirklichen Welt zu erwarten, aber das Hirn selbst ist auch wieder eine Realisation und ein Produkt des kosmischen Codes. Aus diesem Umstand wird einerseits eine Beschränktheit der Kapazität und Funktion des Menschen ersichtlich und andererseits eine verhängnisvolle Einsicht gewahr: Das Hirn als Hardware ist von kosmischer Software getragen und kann daher auch nur kosmische Software weitergeben und erzeugen. Es mag diese Überlegung ein Ansatzpunkt für ein spekulatives Weiterführen der Gedanken sein, vielleicht zur Einsicht führen, dass alles schon einmal da gewesen sein muss, aber unabhängig davon wird klar, dass der hirngesteuerte Mensch der eigentliche Angelpunkt und Festpunkt jeder nur möglichen Betrachtung sein muss, denn
- durch seine Sinne und seinen Intellekt wird die Welt erst registriert,
- einzig in seiner geistigen Welt werden Dinge und Sachverhalte in für ihn brauchbare Begriffe und Sätze transformiert,
- er ist als fragendes und sinnsuchendes Wesen das einzige Prisma, durch das ein Bild der Welt fällt und
- für ihn ist dieses Bild der Welt bestimmend als sein Weltbild.
Dieses Weltbild wird ständig erweitert und verändert. Entdeckungen und Erfindungen sind selbst neue Dinge und schaffen eine Vielzahl von neuen Sachverhalten – gerade die vom Menschen selbst geschaffene Welt ist von größter Bedeutung für ihn. Vielleicht wesentlichster Inhalt seines Weltbildes.
Verhängnisvoll ist der Umstand, dass Sätze, die angeblich Sachverhalte bezeichnen, nicht unbedingt wahr sein müssen – besonders dort, wo es sich um sehr komplexe Sachverhalte handelt. Unsere Sprache ist oft nur ein krückenhaftes Instrument zu deren Darstellung. Aber auch falsche Sätze sind nicht selten von weltbewegender Bedeutung. Irrtum, Verführung und blanke Lüge sind Treibstoffe, die oft mehr bewirken als die viel farblosere Wahrheit.
Wer bei der Wahrheit bleibt, muss aber nicht zwangsweise ein engstirniger Agnostiker sein, denn neben den Sinnen ist der Intellekt als deren Erweiterung wirksam: Schon bevor man den Mond von hinten photographierte wusste man, dass er auch hinten rund und ähnlich seiner Vorderseite sei.
Das Weltbild als Bild der Welt und letztlich wieder als Bild des Menschen von sich selbst, ist der Ansatzpunkt nicht nur bei der Suche nach dem Standort der Architektur, sondern aller Dinge und Sachverhalte, deren wir habhaft werden wollen. Ich bin die absolute Quelle, spricht Husserl, und Fichte ist wohl ähnlich zu verstehen wenn er sagt: Damit ist das Ideale, das Ich, die erste Wirklichkeit und alles andere abgeleitete Wirklichkeit. Wie man mit einer gegebenen Schreibmaschine zwar unendlich viele Worte, aber doch nie einen neuen Buchstaben schreiben kann, so kann der Mensch mit seinem Hirn zwar unendlich viel erfinden und kombinieren, aber die gegebene Qualität des Hirnes setzt auch Grenzen.
Prosaisch heißt dies: Der Mensch ist das Maß aller Dinge oder: Der Mensch als physisch-psychisches Produkt dieser Welt ist in seiner Eigenart der einzige elementare Ausgangspunkt jeder Betrachtung – das Absolute ist der Mensch.
Es mag rätselhaft sein, dass der Mensch in seiner Konstruktion als Derivat der Welt nun seinerseits dieselbe voll in den Griff bekommen will.
Ähnlich wie ein Auge, das in sich selbst hineinschauen wollte, sucht der Mensch immer krampfhaft das sogenannte Absolute außerhalb von sich, wo er doch selbst das einzig Hardware-Absolute ist. Das Verhängnis ist die Beschränktheit seiner Weltsicht und die Beschränktheit seiner Einsicht. Es bemüht sich die Menschheit seit Jahrhunderten, unter Einsatz der ganzen Kapazität, Instrumente zu entwickeln, mit denen die Sinne übertroffen und erweitert werden. Mit dem Computer hat der Mensch auch die Kapazität und Geschwindigkeit des Hirnes übertroffen. Aber auch aus diesem System kann nicht mehr herauskommen, als Möglichkeiten in ihm enthalten sind.
Der Mensch hat keine Flügel und hat Fliegen gelernt, der Mensch kann ohne Luft nicht leben und hat es gelernt, Tage und Wochen tief im Meer und weit im leeren Weltraum zu verbringen. In Analogie dazu erscheint es vorstellbar, dass er nicht nur die Kapazität und Geschwindigkeit, sondern auch die qualitative Vielfalt seines Hirnes erweitern wird - die Beschränktheit der Hardware überwindet.
Ist diese Vision auch durchaus vorstellbar, so scheint doch der Zeitpunkt der Realisation recht fern, und es ist heute noch immer angebracht zu bemerken, dass der Mensch bei allen seinen geistigen Ausbruchsversuchen doch nur seine eigenen Grenzen entdeckt.
Weniger absurd ist eine einfache Betrachtung, welche die Welt als die Summe des Seienden beschreibt und diese wiederum dort, wo sie vom Menschen erkannt ist, als Teil in die Wissenschaft einreiht. Wo sie nicht erkannt ist, wird sie pauschal und in der Summe als Metaphysik bezeichnet.
B. Die Wissenschaft
Die erkannte Welt ist schlicht und einfach die wertfreie und voraussetzungslose Registrierung aller Dinge und Sachverhalte in Begriffen und Sätzen. Die geordnete Summe dieser wahren Sätze ist die Wissenschaft.
Wissenschaft besteht aus Aussagen in strenger Immanenz, die auf Beobachtung basiert, deren Bewährung und Ableitung. „Eine solche lose Sammlung von Sinnesdaten und Tatsachen ist bestenfalls eine Beschreibung, die alle die Fragen offen lässt, um deretwillen wir eigentlich die Beobachtungen und Versuche machen und die daher vom Standpunkt menschlicher Erkenntnisbemühungen aus unbefriedigend, ja wertlos wäre.“ (A. Wenzl)
Reine Wissenschaft ist wertlos.
Der Mensch sucht nicht schlechthin Wissen, sondern Einsicht. Wohl gerade deshalb, weil aus der Erkenntnis der objektiven Welt keine Werte und keine Normen für sein Handeln resultieren. Im Zeitalter der Wissenschaft und der Wissenschaftsgläubigkeit ist diese Einsicht besonders gravierend: Aus Faktizität lässt sich kein Soll erarbeiten.
So gründlich und so tief heute auch Grundlagenforschung betrieben werden soll, so wenig resultieren aus diesen reinen Fakten irgendwelche praktischen Zielsetzungen. Auch die detaillierteste Studie über die Bergbauern, die Landwirtschaft, über soziale Gruppen oder Minderheiten sagt nichts aus über das, was sein soll, über das, was geändert werden soll, über Wünsche und Ziele.
Bertrand de Jouvenel, Altmeister der französischen Zukunftsforschung, stellt die Kernfrage: „Jedes Jahr scheinen wir besser gerüstet, das zu erreichen, was wir wollen. Aber was wollen wir eigentlich?“
Der Satz von Sokrates, dass Wissen Tugend sei, ist aus dem Vorangeführten falsch, wenn uns zwar auch das einfachste Wissen nicht durch den wertfreien Raum zufliegt: Jede Art von erkenntnismäßiger Erfassung setzt ein darauf bezogenes Werterlebnis voraus. Allein die Auswahl des Beobachtbaren ist schon eine Wertung. „Der Erkenntnisbegriff ist untrennbar mit der Zielsetzung verknüpft.“ (Landgrebe)
Die Wissenschaft ist zwar wertfrei, basiert aber vorerst auf Zielsetzung und Bewertung. Es scheint so, als ob die Hierarchie der Werte ein Eigenleben führte, dessen Lebensstil sich ständig verändert. In dieser Veränderung ist eine Melodie erahnbar, wenn nicht gerade machtvolle und spontane Veränderungen am Werke sind.
Die Wissenschaft ist dort, wo sie gerichtetes Forschen ist, mit einem Ziel verbunden. Aus dieser Zielvorstellung folgt eine sinnvolle Auswahl aus der Unendlichkeit des Erforschbaren. Zielformulierung ist aber immer wertbezogen und anders nicht denkbar – so drängt sich die Eigenwelt der Werte in die Wissenschaft und stellt sie in Frage, wo Ziele vordergründig dominieren. Dort, wo Wissenschaft nur mehr garniert und pseudowissenschaftlich praktische Ziele untermauert, wird sie selbst oder mit dem Ziel gemeinsam zur Ideologie.
Wissenschaft ohne jedes Ziel vorerst als Selbstzweck betrieben, mag wohl einzelnen Wissenschaftlern optimales Vergnügen bereiten, es ist aber zumindest denkökonomisch falsch. Kann ins Unendliche getrieben werden.
Dieses reine und ziellose Sammeln von Dingen und Sachverhalten führt aber nicht selten zu einem Wissen, das seinerseits neue Wert- und Zielsetzungen induzieren kann. Die Zufallsentdeckung ist ihr extremes Beispiel.
Wo Ziele sich verselbständigen und die Wissenschaft verlassen, bewegen sie sich in den Bereichen der Illusion. Dort, wo diese isolierten Ziele in die Zukunft gesetzt werden, in den Bereich der Utopie.
Wissenschaft und Ziel bedürfen einander weniger, als man gemeiniglich annimmt und vertragen sich auch nicht sonderlich. Aber gerade in der Architektur kommt es zu einer Zwangsnachbarschaft der beiden, und sie leiden darunter: Die reine Wissenschaft wird unrein, das Klare Ziel wird unklar. Gerade diese Konfliktsituation ist ein inhärentes Element von Architektur und Planung.
C. Die Metaphysik
Die Metaphysik ist für viele Menschen ein an Spiritismus reichender Bereich der Spekulation und zutiefst suspekt, dies jedoch nur deshalb, weil man in der Wissenschaftstrunkenheit der letzten hundert Jahre die Beziehung zum Nichtgewussten verloren glaubt.
Die Neugier ist der Ursprung einer jeden Erkenntnis. Es scheint ein naturgesetzlicher Trend des fragenden und sinnsuchenden Wesens Mensch zu sein, das Reich der Erkenntnis immer weiter zu vergrößern. Die ewige Frage woher und warum, die sich aber nach jeder neuen Erkenntnis setzen lässt, führt so zu einer unendlichen Kausalitätsreihe, die kein Ende haben kann und eine erste Ursache jedenfalls ausschließt (Ceram). Wissenschaft ist eine unendliche Aufgabe (Kant). Das physikalische Erkennen reicht nur bis zur Feststellung von Naturgesetzen, darüber hinaus gibt es keine Erkenntnis (Mach). Das Gesetz von der Erhaltung der Energie beispielsweise ist zur Kenntnis zu nehmen, jede weitere Frage warum ist zwar zulässig, harrt aber, wie alle anderen Naturgesetze, ewig auf eine Beantwortung – ist also ewige Metaphysik.
Die naturwissenschaftliche Methodik muss letzte meta- physische Fragen offen lassen (Wenzl). So lässt sich für alle Ewigkeiten die vom Menschen nicht erkannte Welt in zwei Teile gliedern:
a) für den Menschen nicht Erkennbares und
b) für den Menschen Erkennbares, das aber noch nicht erkannt ist.
Metaphysik ist das Reich des Nichtwissens, das aus einem ewigen und einem nur vorübergehenden Teil besteht.
Als Denkmodell für die Welt der Wissenschaft und Metaphysik lässt sich eine durchlöcherte Kugelschale denken, bei der das feste Gefüge das Gerippe der Wissenschaft und die Löcher die weißen Flecken der Metaphysik darstellen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Erkenntniszunahme und Wissensvermehrung hat fürs Erste ein Zuwachsen der Löcher zur Folge. Diese Verkleinerung der weißen Flecken wäre ein sicheres Zeichen dafür, dass die Wissenschaft am besten Wege ist, in fernster Zukunft die Metaphysik zu ersetzen und dass letztlich alles gewusst wird, bis auf jenen Teil, der ewig unerkennbar bleiben wird.
Diesem wissenschaftsgläubigen Denkmodell steht aber ein anderes gegenüber, das wohl ebenso einleuchtend zu sein scheint. Jedes hinzukommende Wissen hat neben der Verkleinerung der Löcher gleichzeitig auch eine Vergrößerung des Durchmessers der Modellkugel zur Folge. Ohne den Sinn der Erkenntnisausweitung in Frage zu stellen, stellt sich in diesem Falle die Absicht der Verdrängung der Metaphysik als reine Sisyphusarbeit heraus.
Je mehr man schon weiß, desto mehr hat man noch zu lernen. Mit jedem Wissen nimmt das Nichtwissen im gleichen Grade zu oder vielmehr das Wissen des Nichtwissens (Schlegel). Obwohl es zweifelhaft erscheint, dass das Nichtwissen gerade im gleichen Maße zunehmen soll, so weist Schlegel doch generell auf die Zunahme des Durchmessers der Modellkugel hin.
Wie im nachfolgenden versucht wird, ist eher anzunehmen, dass sich das Nichtwissen in weit größerem Maße mit dem Zuwachs des Wissens vermehrt. Jedes Ding und jeder Sachverhalt ist mit einer Vielzahl von anderen Dingen und Sachverhalten verknüpft. Sobald nun ein neues Wissensquant dazukommt, ist diese Vielzahl von Verknüpfungen nicht notwendig miterkannt und wirft demzufolge rein anzahlmäßig mehr Rätsel auf, als das neue Wissensquant löst. So vermehrt sich also das bewusste Nichtwissen in weit größerem Maße, als das zunehmende Wissen. Sicher verringert sich objektiv gesehen mit jedem neuen Wissen der Gesamtumfang des Nichtgewussten, aber subjektiv wird die Einsicht in diesen Bereich und die Zahl der Kontaktstellen mit ihm größer – wer mehr weiß, weiß auch mehr nicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Neben diesen Überlegungen ist es für die Wissenschaftsgläubigen, die auf die totale Erkenntnis abzielen, wohl auch einleuchtend, dass die Unendlichkeit des Ungewussten auch bei Verminderung um einen noch so großen endlichen Teil immer noch unendlich bleibt.
Die Kenntnis des Faktischen muss daher immer unvollständig bleiben (Heisenberg). Die Erkenntnis ist ein unendlicher Prozess (Havemann). Ob sich nun die Modellkugel bei zunehmendem Wissen aufbläht oder gleich groß bleibt, die Annäherung an ein Totalwissen über die Welt bleibt eine Sisyphusarbeit. Unabhängig davon stellen sich die Fragen: Gibt es für den Menschen generell nicht Erkennbares? Wie mächtig ist dieser Bereich? Jedenfalls trennt er uns ewig von totaler Erkenntnis und Welteinsicht.
D. Die Philosophie
Die Metaphysik beinhaltet Dinge und Sachverhalte, über die uns Informationen fehlen oder die in ihrer übergroßen Komplexität mit Hirn und Hilfsinstrumenten noch nicht fassbar sind. In diesen Fällen von Unbestimmtheit sind in der Kunst und Lehre der Auslegung hermeneutische Modelle notwendig, die nicht beweisbar, aber widerlegbar sind. Dadurch wird ein spielerisch-experimenteller Zugang zur Metaphysik der weißen Flecken möglich.
Die Beschäftigung und Auseinandersetzung mit der Metaphysik ist Philosophie (Russel). Reine Wissenschaft hat vor der Philosophie ihr Ende.
Erst die Philosophie greift über die Wissenschaft hinaus, indem sie vor allem nicht definierbare Dinge und Sachverhalte bearbeitet. Im völligen Gegensatz zur Wissenschaft stellt sie Spekulationen und Bewertungen an, ist aktiv gerichtet, stellt Querverbindungen her und behandelt auch das Unvollständige und Allgemeine. Die eigentliche Methode der Philosophie ist unwissenschaftlich. Die Philosophie formuliert auch Schwebungen, Strebungen und Tendenzen einer Zeit (Hildebrand). Sie kann auch mit Begriffen operieren, die durch ihre Komplexität nicht definierbar sind wie Liebe, Angst, Mut und die daher nur zum Teil Objekte der Wissenschaft sein können. Die Philosophie erfordert daher Mut zum ewig Unvollkommenen, zum Experiment, zum Modell und zum Griff nach dem Komplexen und Undefinierbaren. Wittgensteins Ausspruch “Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“, fehlt in diesem Zusammenhang die Überzeugungskraft, denn gerade das Unaussprechliche ist Gegenstand der Philosophie und wert, beredet zu werden. Wittgenstein ist daher als verengter Wissenschaftler entlarvt und seine populär gewordene Sentenz im Tractatus umzukehren: „Wovon man nicht sprechen kann – darüber muss man reden.“
Die Auseinandersetzung mit den erforschbaren weißen Flecken gipfelt in der Philosophie nicht nur im reinen Staunen über diese Rätsel. Erst dem Unerforschlichen ist dies adäquat: Das Erforschbare erforschen und das Unerforschliche ruhig verehren (Goethe). Die Natur ist Form, aber sie ist sich der Form nicht bewusst, sie denkt nicht an Form. Ein solches Denken ist nur dem Menschen möglich, weil er allein ein Empfinden für das Wunder hat (Kahn).
E. Die Religion
Eine weitere Möglichkeit der Auseinandersetzung mit den weißen Flecken neben den Bemühungen der Philosophie ist die Verkleisterung derselben mit dem Pflaster der Religion. Sie setzt einfach Dogmen als Antworten auf die ewigen Fragenreihen des warum und erlöst dadurch den Menschen vom ewigen Unbefriedigtsein. Religion ist die Summe der möglichen Interpretationen des Metaphysischen, Konfession ist die Anerkennung einer Einzigen.
Die Pflaster der Religion werden durch die Zunahme des Wissens für die Löcher zu groß. Bei Zuwachsen eines Loches gänzlich überflüssig. Durch das Anwachsen der Fragen nach jeder neuen Erkenntnis hört aber die Möglichkeit religiöser Verpflasterung naturgemäß nie auf.
Auf offene Fragen kann eine Philosophie nur unter Einbeziehung der inneren Erlebniswirklichkeit hypothetische Antworten wagen – auch wenn sie letztlich nur durch eine religiöse Entscheidung beantwortet werden können (Wenzel). Die Fragen offen zu lassen, wäre das Ende der Philosophie, aber auch der Religion.
Das kirchliche Dogma ist im allerbesten Fall die gutgläubige Behauptung eines Visionärs, an die zu glauben Hunderttausende oft nur durch Terrorismus gezwungen werden (Schnitzler).
Der Glaube ist die Hingabe an eine inkarnierte Wahrheit, nicht aber die Behauptung, dass etwas ist. Religion ist die Nutzanwendung des Glaubens – als Zweckinterpretation notwendig ideologisch.
Konfessionsgründer und Propheten sind Heilpraktiker des Unfassbaren, Priester, deren Sanitäter um das gläubige Volk von der Krankheit des Nichtwissens zu heilen.
Konfessionen sind ihrer Qualität nach nicht gleichwertig. Sofern sie die Dogmen bereits im Erkenntnisbereich ansetzen, sind sie primitiv, aber auch in der Interpretation der echten Metaphysik geht eine Rangordnung von simplen personalen Göttern bis zu abstrakteren Vorstellungen, die Kraft und Ordnung zum Inhalt haben.
Aus der phantasievollen Interpretation der Metaphysik lässt sich offensichtlich Unwahrscheinliches aussondern. Dass Gott einen Bart hat, ist sehr unwahrscheinlich. Dass irgend ein konfessioneller Gott irgendeiner Zeit existent war oder ist, ebenso.
Ohne Selbstauskunft komme ich nicht zu Gott (Feuerbach). Gott ist eine Chiffre, die immer ausgetauscht werden kann. Zur Umschreibung, dass es keinen konfessionellen Gott gibt, treiben Philosophen, ein holprig-sprachliches Verwirrspiel, obwohl gerade diese Einsicht eine der markantesten Änderungen im Weltbild der Menschen der neuen Zeit darstellt.
Die Architektur
A. Vorwort
Architektur ist ein vielverwendetes Wort und ein vielschichtiger Begriff. Die Architektur einer Symphonie oder einer abstrakten Plastik sind sehr unterschiedliche, aber durchaus zulässige Bezeichnungen neben der Architektur einer Fassade, eines Gebäudeensembles oder einer ganzen Stadt. Innenarchitekten und Landschaftsarchitekten sind Sonderfachleute, die aber den eigentlichen Inhalt ihres Fachgebietes von der Begriffsbestimmung her kaum kritisch prüfen.
Die Fragen, die deshalb gestellt werden sollen, lauten: Was ist eigentlich Architektur? Wie lautet die Definition?
Der Versuch dieser Definition für das Wort Architektur zu finden, lässt die Möglichkeiten offen, dass einerseits eine solche Definition schon gefunden und vorhanden ist, andererseits eine solche nicht existiert und das Erarbeiten einer solchen nützlich sei.
Auf der Suche nach bereits gegebenen Definitionen stößt man auf wenig ernste Versuche. Wie Definitionen klingende Aphorismen über Architektur finden sich in der einschlägigen Literatur aber zuhauf.
Diese oft geistreichen Sinnsprüche beleuchten zeitweilig in treffender Weise bestimmte Teilgebiete, sind jedoch allesamt nicht als Versuch einer ernsten und umfassenden Definition zu werten.
Einige Definitionsversuche entlarven sich selbst als Simplifizierungen oder aphoristische Kapriolen:
Le Corbusier: „Architektur ist das weise, geregelte, wunderbare Spiel der Körper unter dem Licht.“
Louis Kahn: „Man könnte sagen, dass Architektur das sorgfältig bedachte Schaffen von Räumen ist.“
Hans Hollein: „Architektur ist der Wille des Menschen, seine Umwelt selbst zu bestimmen“ oder auch von ihm „Alles ist Architektur.“
Es mag wohl konkretere und ernstere Versuche von Architektur-Definitionen geben. In der Fachliteratur wird im allgemeinen der Begriff so verwendet, als ob er ewig bekanntes Allgemeingut wäre – die Verwirrung in Fachkreisen und die leichtfertige Verwendung des Wortes zeigt aber, dass das Erarbeiten einer Definition höchst sinnvoll ist. Auch wenn man nur in die größtmögliche Nähe einer Definition vordränge, wäre der Begriff für alle weiteren Gespräche brauchbarer.
„Dass das Ideal einer erschöpfenden Antwort nie erreichbar, ja irrational ist, kann das Streben nach einer näherungsweisen bestverantwortlichen Antwort so wenig wertlos machen, wie wir bei einer Irrationalzahl auf die Berechnung verzichten können, weil wir wissen, dass wir doch nie an ein Ende kommen können.“ (Wenzl)
Der Versuch, eine Definition des Wortes Architektur zu finden, führt so wieder zur durchlöcherten Denkmodellkugel, bei der alles Wissen als fester Stoff und alles Nichtwissen als Loch in dieser festen Kugel erscheint. Wäre nun Architektur in seiner Gesamtheit definierbar, dann müssten alle Teile von Architektur auf dem festen Teil der Erkenntnisse vorzufinden sein.
Es sei vorweg dahingestellt, wie viel am Begriff Architektur echte Erkenntnis und Wissenschaft sei, aber jedenfalls ist nur dieser feste Teil als Architektur- Wissenschaft zu bezeichnen. Ein allfällig anderer Teil, der auch zum Begriff der Architektur gehören sollte, aber noch nicht dem Bereich der Wissenschaft zuzuzählen ist, ist das Nichtwissen in der Architektur oder deren Metaphysik. Die Beschäftigung mit diesem Bereich ist Architektur-Philosophie.
B. Die Architekturwissenschaft
Die Architekturwissenschaft ist die Sammlung voraussetzungsloser und wertfreier Sachverhalte, die das Bauen und das Gebaute betreffen – die allesamt in wahre Sätze transformierbar sind.
Die Architekturwissenschaft ist völlig wertneutral, der Qualitätsbegriff ist erst ein Faktor ihrer Anwendung. Optimales Wissenspotential bewahren Archive, globale Informationen, digitale Speicher.
„Die reine Erkenntnis hat mit ihren technischen Anwendungen nichts zu tun und ist daher völlig neutral – sie hat weder Gutes noch Böses an sich, sondern befriedigt lediglich unsere wissenschaftliche Neugier.“ (Mach)
In der reinen Wissenschaft gibt es keine Werte, erst durch ihre Anwendung werden die Dinge und Sachverhalte mehr oder weniger wert befunden. Wissenschaft und Philosophie sind daher anderssprachig: Die Technik als angewandte Wissenschaft ist daher von Philosophie durchdrungen und spricht so wie sie.
Wissenschaft wird erst in der Technik nach ihrem Wert gewogen.
Architekturwissenschaft ist nicht nur Bautechnik und Bauphysik allein, sie ist auch das weite Feld der funktionellen Entsprechungen und des gestalterischen Wissens, das aber außerhalb jeder Diskussion zu stehen hat. So sind beispielsweise die Erkenntnisse von Zug und Schub im Stahlbetonbau Erkenntnisse der Architektur und für sie selbst gestaltbestimmend.
Wo aber Architektur über die Wissenschaft und Theorie hinaus auch ihre Anwendung inkludiert, greift sie über das feste Gefüge des Erkenntnisgerippes hinaus in die Metaphysik und wird zumindest teilweise undefinierbar.
C. Die Metaphysik der Architektur
Die Architektur wird wohl zum wesentlichen Teil dem Künstlerischen zugeordnet, als Sparte des Bauens scheint sie aber fürs Erste eher handfest und weniger metaphysisch zu sein. Sofern ein Definitionsansatz nicht nur als reine Phänomenologie der Werke verstanden wird (1a-1c), basiert er vorwiegend auf Handlung. Handlung ist aber nie wissenschaftlich, sondern auf dem Willen zur Tat und auf Bewertung begründet.
Das Handeln ist seinerseits in Bewertung, im Soll und der Ethik begründet – daher metaphysischen Ursprungs.
Da das Begriffsgebäude der Architektur so zum wesentlichen Teil aus nicht definierbaren Teilen besteht und vorwiegend Handlung ist, ist es vorwiegend metaphysisch mitbestimmt: das Gespräch über Architektur ist zwangsweise immer ein philosophisches.
Bewertung selbst setzt nichts in Gang, erst der Wille zur Tat ist entscheidend – fallweise unabhängig von der Bewertung oder ihr sogar entgegengesetzt.
Die Verwertung der Architekturwissenschaft hat den Rang einer Erfindung, der Architekt den eines Erfinders. „Jede Erfindung beruht auf einer Erkenntnis und besteht in einer Verwertung derselben für irgendeinen Zweck. Mit dieser Verwertung verliert die Erkenntnis ihren ursprünglich neutralen Charakter und nimmt eine Wendung zum Guten oder Bösen, je nachdem die Erfindung dem Aufbau oder der Zerstörung dient.“
Die wesentlichen Elemente der Architektur, die neben der Architekturwissenschaft den metaphysischen Teil darstellen, sind Wertung – Soll – Tat – Folgen. In dieser Reihenfolge nacheinander bedient sie sich wissenschaftlich des wertfreien Materials oder pseudowissenschaftlich in der Ideologie.
Primäre Wertung ist Sympathie. Reine Gefühlsreaktionen auf Dinge und Sachverhalte sind primäre Wertungen. Wertgemeinschaften gleicher Gefühlsreaktion und Sympathie verkörpern und prägen einen primären Stil in der Wertung. Werturteile sind objektivierte Gefühle. Werturteile können des weiteren Ursache für Wertgemeinschaften sein. Diese verkörpern und prägen im Gleichklang einen ideellen Stil.
Der Stil ist die Übereinstimmung in einer auf religiös- oder profan-metaphysischem Glauben begründeten Axiomatik ohne objektive Gültigkeit. Die Einstimmigkeit täuscht oft objektive Wahrheitsgeltung des Urteiles vor.
„Die Erfahrungswelt ist wertirrational. Die Welt ist kein wertrationaler Kosmos.“ (Topitsch)
„Werte sind nicht Gegenstände des Erkennens, sondern Erlebnisinhalte.“ (Geiger)
„So hat sich bei der Analyse der Metaphysik der negativen ebenso wie der intentionalen immer wieder gezeigt, dass werthafte Forderungen und wertbestimmte Modellvorstellungen hier die eigentlich entscheidende Rolle spielen. Die metaphysischen Probleme ergeben sich folgerichtig aus dieser Tatsache.
Man darf nicht vergessen, dass jene intentionalen Denkformen nie von sich aus wertschaffend gewirkt haben, sondern nur imstande sind, jeweils schon vorgegebenen Wertungen erhöhte Autorität zu verleihen. Diese primären Wertungen entspringen ganz anderen Quellen, nämlich meist einfachen menschlichen Lebensnotwendigkeiten und Lebensansprüchen, die von allen ideologischen Verkleidungen und Verklärungen unabhängig sind.“ (Topitsch)
Die ethischen Normen sind in ihrem Wandel und in ihrer Zeitabhängigkeit als ethischer Stil zu bezeichnen. Dieser ist der Überbau für die Einzelwertung und das auf das Tun bezogene Soll. Sie sind metaphysisch und daher nicht gesamtheitlich definierbar.
Die Erkenntnisse selbst veranlassen uns zu keiner Handlung.
Erst das Soll ist die Triebkraft dazu und führt als Willensakt und Zielsetzung zur Handlung selbst. Dieses Soll ist nicht erkenntnistheoretisch definierbar und daher nicht ein Bestandteil des Erkenntnisgerippes.
Aus einem Ist ist kein Soll ableitbar. De facto ist vieles, aber de facto kann nichts sein sollen.
„Die Vernunft sagt mir niemals, was ich zu wollen habe, sondern stets nur, wie ich ein Gewolltes erreichen, ein Unerwünschtes vermeiden kann.“ (Geiger)
„Aus der Erkenntnis der objektiven Welt können keine Konsequenzen für die Normen des Handelns gewonnen werden.“ (Landgrebe)
Architektur ist nur dort wo sie reine Architektur-Wissenschaft ist definierbar. Da sie aber vorwiegend Ergebnis von Handlungen ist, ist sie wegen der metaphysischen Wurzeln des Handelns mit Sicherheit nicht in ihrer Gesamtheit definierbar. Eine Definition der Architektur muss folglich immer unvollständig bleiben.
D. Die Definition der Architektur
Architektur könnte als allgemeinster Begriff rein phänomenologisch nur auf Dinge oder Werke bezogen werden. Dieser sieht nur die Gestalt als Resultat eines nicht weiter zu erforschenden Vorganges ihrer Entstehung.
Bei Miteinbeziehung der Entstehungs–Komponente wird ihre Definition mit zwingender Sicherheit unsauber, aber im vollen Bewusstsein dieses Mangels können sehr allgemeine Definitionsansätze gewagt werden. Der Rahmen reiner Gestaltwissenschaft wird dadurch gesprengt, aber in einer philosophischen Bearbeitung werden weit tiefere Einsichten in die Architektur ermöglicht.
Zwei Qualitätsvarianten für die Architekturdefinition bieten sich an:
1. Architektur ist das sinnlich registrierbare Zusammenwirken der die Gestalt bestimmenden Wesensmerkmale (phänomenologische Definition).
2. Architektur ist das Zusammenwirken der die Gestalt bestimmenden Wesensmerkmale unter Beachtung der Ursachen (philosophische Definition).
Auch der begriffliche Umfang von Architektur kann sehr unterschiedlich angesetzt werden. Von der Vorstellung, dass alles Architektur sei, bis zur Einengung, dass Architektur nur für vom Menschen Gebautes gelten kann, gibt es eine Vielfalt von Möglichkeiten der Abgrenzung.
Drei Umfangsvarianten für die Architekturdefinition seien als Möglichkeiten angeführt:
a. Architektur betrifft alle Dinge
b. Architektur betrifft alle vom Menschen geschaffenen Dinge
c. Architektur betrifft nur Bauten des Menschen.
Die Kombination dieser Umfangsvarianten mit der rein phänomenologischen oder der philosophischen Definition von Architektur ergibt sechs verschiedene Definitionsmöglichkeiten.
Sämtliche sechs Definitionen sind nebeneinander gebräuchlich und werden mit dem Wort Architektur bezeichnet. Für die Auseinandersetzung mit dem Inhalt muss aber jeweils die begriffliche Klarstellung den sechs Typen nach fixiert werden. Bei entsprechender Deutlichmachung können alle sechs Typen parallel Verwendung finden. Eine rein wissenschaftliche Definition der Architektur beinhaltet nur das Sosein von Dingen und Sachverhalten, die in den zu fixierenden Umfang fallen.
Die drei phänomenologischen Definitionsvarianten von Architektur:
1.a) Reine Gestalt aller Dinge
Diese rein phänomenologische Beschreibung der Art und Weise von Agglomeration betrifft alle Dinge. So gibt es auch Architektur von Bergen, Landschaften, Steinen, Städten, Gedichten, vom Musik und Häusern. Deren Gestalt ist immer determiniert, aber schwer zu erklären.
1.b) Reine Gestalt aller Menschenwerke
Der Umfang ist auf die vom Menschen geschaffenen Werke eingeschränkt, was bedeutet, dass es neben Architektur von Häusern und Städten auch die Architektur einer Symphonie oder eines Romans gibt.
1.c) Reine Gestalt der Bauten
Der Begriff des vom Menschen Gebauten und der dadurch abgesteckte Umfang ist unklar, aber sehr geläufig. Ob ein Wohnwagen etwas Gebautes ist, dessen Gestalt als Architektur erscheint, ist sicher eine Grenzfrage zum Design. Jedenfalls wird ein daneben montiertes, in der Fabrik vorfabriziertes Fertighaus sicher in diesen Umfang miteingeschlossen.
Die Kunsthistoriker bedienen sich häufig dieser Definition zur reinen Gestaltanalyse von Bauten – sie münden in schlichter Beschreibung.
Die drei philosophischen Definitionsvarianten von Architektur:
2.a) Schaffung und Gestalt aller Dinge
Die gestaltbestimmenden Ursachen liegen bei elementaren Dingen und Werken in kosmisch oder global gültigen Naturgesetzen.
Die Gleichwertigkeit der Richtungen führt beispielsweise zum Atom und zur Seifenblase, die Gesetzte der Gravitation zu den gerichteten Strukturen der Statik. Im Bereich des Lebendigen ist die Art des Stoffwechsels gestaltbestimmend, ebenso die Art der Selbst- und Arterhaltung, der Vermehrung, der Verteidigung und Aggression. Die unübersehbare kybernetische Komplexität der Gestaltdetermination von höherorganisierter Materie ist nur in kleinen Teilbereichen vom Menschen erfahrbar.
2.b) Schaffung und Gestalt aller Menschenwerke
Der Schaffungsprozess wird als integrierender Bestandteil der Entstehung und die Entstehung selbst als wesentliches Element des Werkes aufgefasst. Dadurch wird Architektur weit mehr als bloße Gestaltsbeschreibung und führt auch in die Bereiche des Sozialen, der Kunst und der Politik.
2.c) Schaffung und Gestalt der Bauten
Diese allgemein als Baukunst zu bezeichnende Definition bezieht die Umstände des Entstehens in die Determination der Bauwerke mit ein. So wird Architektur schon wegen der unvollständigen und komplexen Information in die historische Situation eingebettet als ewiges Wunder empfunden.
Zu den Kreationen des Menschen ist ein Motivenbericht zur Erklärung sehr nützlich, wobei die Entstehung einer besonderen Architektur leicht oder schwer nachvollziehbar sein kann. Auch die Ablesbarkeit ist oft sehr unterschiedlich. Leichte Ablesbarkeit und Nachvollziehbarkeit werden häufig als Kriterien hoher Qualität bewertet.
Der künstlerisch Schaffende dokumentiert sich selbst in seiner persönlichen Eigenart in den Wesensmerkmalen des Gebauten. Nicht selten überwiegen aber die äußeren Einflüsse der Bautechnik, der Gesetze, der Politik, der Wirtschaftlichkeit, des Stiles und der Mode.
Die ersten drei rein phänomenologischen und die drei philosophischen Definitionen sind alle legitim, müssen aber für jeden Diskurs festgelegt werden. Wer sich nicht auf eine gemeinsame Definition festlegen kann, landet in Grundsatzdiskussionen und im ideologischen Dissens.
Der Autor schlägt als geeignetste Definition die philosophische 2.c vor, die Architektur auf Bauten einschränkt, aber den Schaffungsprozess und die notwendige Ideologie mit einbezieht. Da alle – wirklich alle – Bauten in dieser Definition beinhaltet sind, stellt sich sofort die Frage nach deren Qualität.
Zynisch kann man behaupten, dass zwar alles von Menschen Gebaute Architektur ist, aber fast zur Gänze ohne Qualität und gestalterisch unter jeder Kritik.
E. Die Philosophie der Architektur
Jede über reine Phänomenologie der Dinge hinausgehende Reflexion über Architektur ist Teil ihrer Philosophie. Die Beschäftigung mit der Entstehung, ihren Wurzeln und mit den wertorientierten Anforderungen, die der Mensch an sie, an das Bauen und an das Design stellt, führen weit aus der Wissenschaft hinaus in die Philosophie von Architektur.
Unter der Annahme von Architektur als Schaffung und Gestalt aller Menschenwerke (2.b) oder nur von Bauten (2.c) wird deutlich, dass alles Nicht-Menschenwerk der Architektur entbehrt. Nur bildlich kann von Architektur gesprochen werden – statt äußerlich reine Gestalt und innerlich Struktur wahrzunehmen. Da der vorgenannte Definitionssatz das Werk des Menschen und notwendig dadurch den Schaffungsprozess desselben beinhalten muss, endet jede Betrachtung der Architektur im metaphysischen Bereich von Wertung, Soll und Entscheidung. Zur Darstellung von Metaphysik und reiner Wissenschaft in der Architektur sei der Entstehungsprozess in vier Schritten dargestellt.
Entstehung und Schaffung von Architektur
1. Schritt: Der Entschluss zur speziellen Aufgabe, Statuierung der Anforderungen als Soll -Statuierung = metaphysischer Schritt. Zielgerichtetes Forschen setzt ein darauf bezogenes Werterlebnis voraus und Soll-Statuierungen sind erst recht über das reine Wissen hinaus vom erweiterten Wissen des Möglichen und der Sicht für das Unmögliche getragen. Die Eigenschaften des Menschen, über das blanke Wissen hinaus Einsicht und eine Art der metaphysischen Erfahrung haben zu können, wird in der Auswahl der Anforderungen offenkundig.
Die Anforderung können ethischen Normen ent- oder widersprechen; sie können einschränken, ausschließen und überschneiden sich oft mit anderen Anforderungen.
Die Art und Zahl der einzelnen Soll-Statuierungen sind der Anfang der Entstehung von Architektur. Sie bestimmen alle folgenden Schritte.
2. Schritt: Die funktionelle Rückführung der Soll-Statuierungen auf Fakten und Sachverhalte = wissenschaftlich analytischer Schritt.
Dieser Schritt ist der einzige wissenschaftliche und weitgehend wertfreie in der Entstehung und im Werden von Architektur. Das Akzeptieren der Soll-Statuierungen macht sie zu wertfreien Voraussetzungen für den Schritt, wo der Speicher des Wissens in seiner Brauchbarkeit zur festgelegten Soll-Erfüllung abgefragt wird. Jene Dinge sind auszumachen, die durch inhärente Sachverhalte das einmal statuierte Soll erfüllen.
Falls aus einer Vielzahl von Ding-Sachverhalt-Kombinationen mit gleicher Soll-Erfüllung eine Auswahl zu treffen ist, wird dieser wissenschaftliche Schritt wieder verlassen und tritt in die Metaphysik des nächsten Schrittes.
3. Schritt: Die angewandte Synthese der ausgewählten Ding-Sachverhalt- Kombination zur Soll-Erfüllung = metaphysischer Schritt.
Schon bei einfachsten, einzelnen und isolierten Anforderungen ist die Soll-Erfüllung häufig nicht erreichbar. Ursachen sind Informationslücken, zu große Komplexität, Kontradiktionen in der Soll-Statuierung und ähnliches.
Bei diesem Schritt zeigt sich deutlich, dass die Technik als Disziplin über die analytische Wissenschaft hinausgeht, indem sie das Experiment der Synthese wagt und wagen muss.
Erst in diesem dritten Schritt der synthetischen Technik werden Wissenschaft, Dinge und Sachverhalte werthaft.
4. Schritt: Die stufenweise oder spontane Verschmelzung, der Einzel-Soll-
Erfüllungen zum zielentsprechenden Gesamtergebnis = metaphysischer Schritt.
Schon einfachste Aufgaben bestehen aus einer Vielzahl detaillierter Soll-Statuierungen, wissenschaftlichen Bearbeitungen und technisch-synthetischen Verschmelzungen. Die nebeneinander parallel oder sich überkreuzenden Prozesse erfordern eine ständige Rückkoppelung, sodass schon bei kleinen Anforderungsgruppen das Ergebnis nie als eindeutiges Derivat derselben determiniert werden kann.
Dieser immer wieder neu beginnende Prozess der Verfeinerung führt meist schwerfällig und zäh zu einer Ergebnisvielfalt mit großer Bandbreite.
Genial wirkende Spontanverschmelzung von vielfältigen Einzelsynthesen überraschen oft bei Meistern, die sich eben durch eine tiefere Einsicht und metaphysische Erfahrung in ihrem Sachgebiet auszeichnen.
Erfindungen (und Architektur steht im Range einer Erfindung) sind häufig Verschmelzungen in einer spontanen Zusammenschau, deren synthetische Einzelschritte erst im nachhinein rekonstruiert werden können.
Alle Soll-Statuierungen und anderen metaphysischen Einzelschritte sind geeignete Ansatzpunkte für vielfältige Ideologien , denen ein eigenes Kapital gewidmet ist.
Das komplexe Erscheinungsbild der Architektur in ihrer Entstehung ist auch ein breites Feld für mögliche Fehlentscheidungen. Durch die Einschaltung der Wissenschaft wird der zweite Schritt frei von Fehlern, sofern das Wissen und die Methoden ausreichen. Die Wissenschaft spielt aber in der Architektur nicht die entscheidende Rolle. Ihre Überbewertung führt in die Ideologie des Wissenschaftsaberglaubens.
In den metaphysischen Schritten der Entstehung von Architektur spielt der Zufall als unbekannte Determination eine oft nicht unwesentliche Rolle.
Sofern die Anforderungen erkenntnismäßig fassbar und wissenschaftlich verarbeitbar sind, folgern daraus theoretisch Lösungen. Bei einer außerordentlich kleinen Zahl von Anforderungen gibt es zwingende Lösungen: „form follows function“, wobei die Funktion vom Menschen statuiert ist. Der Schraubenschlüssel sei hier als Beispiel genannt.
Bei großer Zahl von Anforderungen beeinflussen sie sich gegenseitig derart, dass eine Vielzahl von gleichwertigen Lösungen möglich wird. In der Architektur ist meist eine zwingende Lösung undenkbar, aber das ungenau arbeitende Computer-Hirn versucht in optimale Nähe einer theoretisch denkbaren Ideallösung zu kommen. Für Großbaustellen mit hunderten Firmen und Konsulenten ist eine Logistik der Bauabwicklung, Koordination und Finanzierung unabdingbar – sie kann auch formbestimmend sein.
Louis Kahn sagt zur metaphysischen und wissenschaftlichen Komponente in der Architektur.
„Ein großes Gebäude muss meiner Meinung nach mit dem Unmessbaren beginnen, muss sich in messbare Elemente verwandeln, während es entworfen wird, und muss am Ende unmessbar sein.“
„Auf die gleiche Weise muss ein Bauwerk in der unmessbaren Aura beginnen und durch das messbare hindurchgehen, um vollendet zu werden.“
„So führt der Weg vom Immateriellen zum Materiellen und wieder zurück zum Immateriellen, d.h. zuletzt zur Transzendenz.
Die Anforderungen in der Architektur
Anforderungen als Soll-Statuierungen sind notwendige Voraussetzungen der Architektur. Dem Maß der Anforderungen entsprechend kennt man die weitestgehend anforderungsfreie, künstlerische Plastik, die anforderungsbestimmte Architektur und den anforderungsdominierten Ingenieurbau. Grenzfälle sind die nutzbare Plastik und die funktionslose Architektur. Plastik kann so auch als zweckfreie Architektur und Architektur formal als zweckgebundene Plastik verstanden werden.
Durch Überbetonung der konsensualen Anforderungsentsprechung und pseudowissenschaftlicher Determination wird in besonderen Ideologien versucht, das metaphysische Element aus der Architektur hinauszudrängen.
Anforderungen sind Zielvorgaben für kreative Kräfte zur Schaffung von zielentsprechenden Werken. Sie schließen alles aus was ihnen widerspricht, sie stecken die Grenzen ab, innerhalb derer die Lösungen liegen, welche die Anforderungen befriedigen. Diese Anforderungsgrenzen sind für die einzelne Anforderung und das Zusammenspiel von rivalisierenden Anforderungsgruppen sehr entscheidend.
Sie können einen großen oder kleinen Radius haben, je nachdem, ob sie einem großen oder kleinen Feld von Entsprechungen Raum lassen.
Zwei oder mehrere Anforderungen mit unterschiedlichen Radien können sich überschneiden und so große oder kleine Felder gemeinsamer Entsprechung bilden. Sofern sich Anforderungsgrenzen nicht übergreifen, kann eine richtige Entsprechung beider ausgeschlossen werden. Der am wenigsten falsche Kompromiss liegt in optimaler Nähe aller Anforderungsgrenzen, bei zwei Anforderungen in einem Punkt, bei mehreren im Feld der Schnittpunkte des Symmetralen. Eine zusätzliche Richtung bei gleichbleibendem Radius verschiebt die Symmetralen und das Feld des Kompromisses. Ein Kompromiss ist der Ort des geringsten Übels.
Konsequente Richtigkeit ist immer Entsprechung auf Grund einer selbst gesetzten Wertigkeit.
Bei einem breiten Feld zwischen Anforderungsgrenzen erscheint das Finden einer entsprechenden Lösung zwar leicht, lässt aber viele Entscheidungen innerhalb des Feldes der richtigen Lösungen zu. Funktionsmäßig wenig eingeschränkte Aufgaben erfordern Entscheidungen außerhalb der Soll -Erfüllung oder ideologische Zwangsverkleinerungen des Entsprechungsfeldes durch pseudowissenschaftliche Anforderungen.
Jede weitere Anforderung, die einer bestehenden Konfiguration hinzugefügt wird, ohne sie zu schneiden, schlisst eine notwendig und völlig richtige Lösung aus.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Form als direktes Derivat der Anforderungen ist nur bei äußerster Einfachheit der Anforderungskonstellation denkbar. Es erscheint vielleicht möglich, einen Schraubenschlüssel formgerecht zu entwerfen, aber nicht ein Essbesteck. Schon eine Gabelspitze soll einerseits gut aufspießen, andererseits nicht verletzen. Zwischen diesen Anforderungsgrenzen spitz – stumpf agiert der Designer mit der hier berechtigten Anforderung nach Schönheit oder Stilentsprechung.
Sogenannte absolut richtige Dinge und Werke als schön zu bezeichnen, gilt nur im Falle einer zufälligen Stilentsprechung. Absolut richtige Dinge mit einem einzigen Entsprechungspunkt sind jenseits von schön oder hässlich.
Da bei Bauaufgaben die Anforderungen in unübersehbarer Vielzahl und mit oft nicht klar festlegbarem Radius auftreten, ist das Finden von vollkommen entsprechenden Lösungen praktisch und theoretisch unmöglich. Bei solchen Ballungen von Anforderungen sind alle Lösungen teilweise falsch und mangelhaft.
Bei der meist großen Zahl von Anforderungen tritt der Fall ein, dass die Anforderungen kein gemeinsames Feld ergeben, sich gegenseitig ausschließen und Kompromisse fordern. Nicht einmal ein überdimensionaler kybernetischer Apparat wäre imstande, den optimalen Kompromisspunkt zwischen den Anforderungen zu finden. Der Mensch versucht mit dem wenig tauglichen Mittel seine Erfahrung in die optimale Nähe zu kommen – dem genialen Meister gelingt es oft mit traumwandlerischer Sicherheit.
In der Architektur, wo die Zahl der Anforderungen auch bei kleinsten Aufgaben unübersehbar ist und fast jede eine andere bestimmte ausschließt, ist eine absolute Lösung ausgeschlossen. Aus der Vielzahl der Anforderungen resultiert, dass Architektur eine absolut richtige Lösung nicht kennt und nur Kompromiss sein kann.
Die Qualität des Kompromisses ist die Qualität der Architektur.
Hypothetisch ist zwar ein kybernetischer Apparat vorstellbar, der mit allen Daten und den gültigen Wertskalen gefüttert, die möglichen Maßnahmen in ihrer Wertentsprechung optimiert, aber in der Praxis arbeiten nicht theoretische Supergehirne, sondern mehr oder weniger geschulte Fachleute. Diese sind bis zu einem bestimmten Maß wissend, wertend und im Optimieren erfahren. Die Qualität wird auch im Team nur unvollkommen bleiben und induziert ein ebensolches Ergebnis: Der unvollkommene Kompromiss, das unvollkommene Werk. Starre Baugesetze tragen das ihre dazu bei.
Die Anforderung nach Wirtschaftlichkeit wird als geradezu allgemeingültige ethische Norm anerkannt. Da sie aber oft als rein pekuniäre Billigkeit verstanden wird, sind die Ergebnisse doch recht unwirtschaftlich.
Eine solche übergeordnete Anforderung wie die der Wirtschaftlichkeit, ist nicht nur ein zusätzlicher Einzelumfang im additiven Nebeneinander, sondern beeinflusst sämtliche bereits statuierten Anforderungen in qualitativer und auch quantitativer Weise. Durch diese Anforderung nach Wirtschaftlichkeit können Anforderungsgrenzen so eingeengt werden, dass das große gemeinsame Feld der Entsprechungsüberschneidung zu einem punktuellen Bereich der anforderungsadäquaten Lösungen schrumpft. In diesem Falle wird der Planer durch die Anforderung der Wirtschaftlichkeit einer diffizileren Entscheidung enthoben und empfindet dieselbe geradezu als Planungshilfe.
Durch die generelle Anforderung nach Wirtschaftlichkeit werden alle großzügig angelegten Anforderungen zu Mindestanforderungen. Sofern dieselben in der Literatur oder in Normen quantifiziert sind, werden sie nur zu leicht von Mindest-Anforderungen zu Norm-Anforderungen.
Das Festhalten an extremer Wirtschaftlichkeit oder anderen Selbstbeschränkungen enthebt den Planer von wesentlichen, nicht zuletzt gestalterischen Entscheidungen. Wo die extreme Wirtschaftlichkeit aber nicht gefordert wird, fühlen sich Planer oft in eher unangenehme Entscheidungsbereiche gedrängt, die sie auch ausbildungsmässig nie beschritten haben: Den Statiker von der Anforderung der optimalen Wirtschaftlichkeit zu entbinden, führt meist nur zu Unklarheiten.
„Die Unklarheit führt in der Not zum Glauben an das Heil der Totalplanung.“ (Jaspers)
Im großen Feld der richtigen Lösungen bei Fehlen der Anforderung nach Wirtschaftlichkeit kann die weitere Selektion durch Stilentsprechung, ethische Normen oder subjektive Geschmackskriterien erfolgen.
Im vollen Bewusstsein, dass Architektur im philosophischen Bereich mit unvollständigen, aber deshalb nicht unklaren Begriffen agiert und zu bildhaften Vergleichen greifen muss, sei deutlich gemacht, dass die Architektur als sinnlich wahrnehmbares Produkt wohl auch aus der Sicht des Geschmacks bewertet werden soll – auch die gute Küche, eine Plastik oder eine Komposition wird nicht vordergründig nach ihrer Wirtschaftlichkeit goutiert. Wenn es aber klar ist, was ohne der Anforderung nach Wirtschaftlichkeit als Ziel gilt, dann ist die wirtschaftliche Lösung eine klare Einengung und Reduktion.
Wie das einfache Wohnhaus rückblickend als Reduktion des Schlosses erscheint, so ist man geneigt, sich auch heute einen Stil der Reichen zu wünschen, um durch Reduktion den Stil des kleinen Mannes zu finden. Aber die Zeit ist zu verworren, Snob-Appeal der Reichen haben heute Retroarchitekturen wie das alte Bauernhaus oder das nachgebaute toskanische Landhaus zum Vorbild. Die dichten städtischen Wohnformen sind wohl mehr ein Produkt der skizzierten Wirtschaftlichkeitsideologie ohne gestalterischer Tradition.
Da Häuser als industrielle Produkte in der reichen Welt doch auch für den sogenannten einfachen Mann erschwinglich sein sollen, wird es nötig sein, die Frage nach der luxuriösen Lösung zu stellen, um die einfache Lösung als deren Reduktion zu verstehen. Was ist Luxus? Die Beantwortung dieser Frage wird uns die Antwort für das einfache Haus geben müssen.
Neben der Wirtschaftlichkeit lässt sich auch die Ideologie von richtiger Form als simplifizierende Planungshilfe verstehen: Die Sucht nach Totalerkenntnis führt dazu, dass man zumindest so tut, als man sie schon hätte und spielt Utopie im Wissenschaftsaberglauben.
Das anthropomorphisch richtige Sitzmöbel ist eine solche Kreation. Was beim gerichteten Sitzen in der Weltraumkapsel oder im Kino noch richtig sein kann, ist aber beim Sitzen mit überschlagenen Beinen bereits anthropomorphisch falsch. Die Variabilität der Sitzmöglichkeiten und die formale Schönheit des Möbels sollen der formbildende Impuls sein: Design statt Formalismus.
Als solche Verlegenheits-Planungshilfen sind auch die Ideologien in der Architektur zu verstehen. Als willkürlich statuierte General-Anforderung engen sie das Kompromissfeld der freien Entscheidung ein. Solche ideologischen Selbstbeschränkungen sind beispielsweise Rastersysteme, das Fertigteilprinzip, die sogenannte Material- oder Werkgerechtigkeit und andere mehr.
Die Anforderung nach Schönheit
Nach Zeiten, wo wirtschaftlich, konsequent, klar und materialgerecht die ausschließlichen Eigenschaften waren, nach denen auch die Architekturkritik ein Bauwerk beurteilte, ist es wohl folgerichtig, dass der Anforderung nach nicht intellektuell begründeter Schönheit wieder Raum gegeben wird. Der Begriff der Schönheit wird aber weniger gebraucht, als intellektuell zerpflückt und in Frage gestellt. Aus diesem Grunde ist es nötig, erst einiges zum Begriff des Schönen zu sagen, bevor die Anforderung nach Schönheit in der Architektur weiter beleuchtet wird.
Schönheit und ästhetische Qualität sind überaus komplexe Begriffe. Für Kant ist schön, was ohne Begriff als Gegenstand eines notwendigen Wohlgefallens erkannt wird.
Dem gegenüber steht die Meinung: „Kunstwerke sind nicht schön, sie werden es“ (H.H. Stuckenschmidt), was sagt, dass nicht das Schönsein eines Dinges, sondern nur das Schön finden des Menschen zu Buche schlägt. Dieses Schönfinden ist naturgemäß abhängig von der Person, dem Ort und der Zeit. Es bildet im Gleichklang der Elite oder der repräsentativen Mehrheit deren ästhetischen Stil.
„Die Listen der Empfindsamkeit sind unendlich mannigfaltig.“ (Paul Valery)
Wie dieses Schönfinden vom Menschen ausgeht, sieht man wohl deutlich bei der derzeitigen Hochschätzung des Jugendstiles. Eine Vase von Tiffany oder Lötz, gestern belächelter Kitsch, ist heute teuerstes Kunstprodukt. Die Vase war immer gleich, geändert haben sich die Menschen.
Die Erziehung zu einer geläufigen Skala des Schönen erfolgt nicht immer bewusst und beabsichtigt. „The non-acceptance of the unfamiliar“, die Ablehnung des Ungewohnten ist ein Teil davon. Allein schon die Zugehörigkeit eines Dinges zur geläufigen Skala wird nicht einmal so sehr als schön empfunden, sondern als schön erkannt.
Schönheit ist auch in den überaus komplexen Begriffen des Grotesken, im Dämonischen, im Monumentalen, im Humorvollen und Absurden enthalten. Eine Klärung der Adjektive im Zusammenhang mit der Architektur wäre für die Kritik als solche wichtig.
Es ist an der Zeit, dass man neben den Begriffen der Richtigkeit, Wirtschaftlichkeit und Konsequenz auch wieder die Schönheit und das Angenehme im erhabenen oder eher niedlichen Sinne bei der Klassifizierung von Architektur verwendet, denn „Ordnung schließt Schönheit nicht notwendig ein“ (L. Kahn). „Darüber hinaus ist auch das Schöne noch vom Angenehmen und Zweckmäßigen zu unterscheiden.“ (Platon)
Die Architekturkritik muss sich eines differenzierten Sortiments von Adjektiven bedienen, um in der wertenden Beschreibung das metaphysische Moment bloßzulegen. Die vielstrapazierte Konsequenz als positive Wertung verwechselt beispielsweise eine Arbeitsmethode mit ihrem ethischen Wert. Architekturkritik muss die schöne Architektur wiederentdecken.
Die Anforderung nach Schönheit ist in der Architektur sinnvoll,
1. wenn die Anforderungen ein sehr weites Feld der richtigen Lösungen abstecken und wo dann (wie im Kirchenbau) die Auswahl in diesem Bereich des Richtigen nach den legitimen Kriterien der Schönheit statt durch Willkür erfolgt oder
2. wenn die Anforderungen so komplex verknüpft sind, dass ein Entsprechungsschwerpunkt als Zone der richtigen Lösungen nicht erkennbar ist.
Durch den Wunsch nach Schönheit (oder Stilentsprechung) erfolgt die Entscheidung für die spezielle Lösung. „Schönheit entsteht aus Auswahl.“ (L. Kahn)
Das Schönfinden des ausschließlich Richtigen ist relativ. So richtig auch die Eisenlagen im Stahlbeton liegen mögen, und so richtig wirtschaftlich auch die Schalung die Form geprägt hat, so schwer ist es dann, im Produkt die Schönheit des Richtigen abzulesen.
Im Bereich der Anforderungsentsprechung liegen nur richtige Lösungen, aber diese können schön oder hässlich sein; außerhalb gilt dasselbe für die falschen Lösungen.
In der Bau-Wissenschaft gibt es keine Schönheit. Erst durch die Einbeziehung des metaphysischen Bereiches der Architektur wird die ästhetische Wertung möglich. Es gibt bautechnisch richtige und falsche, architektonisch schöne und hässliche Lösungen.
Der Umfang der Auswahlmöglichkeit unter ästhetischen Gesichtspunkten ist abhängig von der Größe des Feldes der Anforderungsentsprechung. Im Werkzeugbau ergeben sich oft zwingende Formen aus den Anforderungen, wo der Wunsch nach Schönheit nicht mitwirken konnte. Es ist aber durchaus möglich, dass dieses Produkt als schön empfunden wird, da ja die Schönheit vom Menschen ausgeht.
Im Kirchenbau hat das Feld der Anforderungsentsprechung einen großen Durchmesser: „Im Kirchenbau kann der Architekt seinen Karneval feiern“ (Oud).
Die von Architekt Hollein 1962 propagierte absolute und zwecklose Architektur ist keine Architektur: „Grenzenlose Freiheit führt nie zur Form“ (Hindemith).
In unserer Zeit versucht man bewusst das Feld der Anforderungsentsprechung letztlich durch ideologische Gewaltakte auf einen Punkt zu reduzieren. Dadurch ergeben sich ideologisch-konsequente Lösungen.
Wenn so dem Bereich des künstlerischen Schaffens (mit Ideologie als pseudowissenschaftlicher Interpretation) Gewicht gegeben wird, so soll doch nicht gegen das bewusst wissenschaftliche Einengen der Bereiche der richtigen Lösungen gesprochen werden. „Das künstlerische Schaffen ist unerklärlich, doch die Grenzen des Bewussten lässt sich hoch hinauftreiben.“ (Hindemith)
Fortschritt in der Architektur
Fortschritt ist Vorteil, der auf einer Wertung basiert. Jedes Wertschema kann Basis für einen auf sie bezogenen Fortschritt sein. Auch negative Wertgebäude kennen Fortschritt in ihrer negativen Richtung. Fortschritt ist relativ.
Auch in der Kunst und Architektur gibt es einen Fortschritt oder Rückschritt nur in Bezug zur wertbedingten Soll-Erfüllung oder Stilerfüllung. Einen Fortschritt der Werte selbst gibt es nicht, es gibt nur deren wertfreie Änderung in der Zeit.
Elementare Wertungen
Wenn von einer repräsentativen Mehrheit oder Elite elementare Wertungen getragen werden, dann ist auch ein darauf bezogener Fortschritt möglich. Erst die Voraussetzung der Hochschätzung von Wissenschaft ermöglicht den Fortschritt in ihrer Ausweitung durch Wissensvermehrung. Erst die hohe Wertschätzung der Wohnung ermöglicht einen Fortschritt in der Wohnungsvermehrung bis zur Bedarfsdeckung.
Ästhetische Wertungen
Auch ästhetische Werte, die von einer repräsentativen Mehrheit oder Elite getragen sind, können einerseits ein ästhetisches Soll induzieren und andererseits einen darauf bezogenen Fortschritt feststellen.
Die Relativität des Fortschrittes verlangt eine kritische Einstellung zu den fortschrittszeugenden Wertsystemen.
F. Die Ideologien in der Architektur
Ideologien sind scheinwissenschaftliche Interpretationen zum Zweck der Erreichung praktischer Ziele. Sofern also die Architektur mit ihrem metaphysischen Inhalt fälschlich wissenschaftlich bzw. scheinwissenschaftlich interpretiert, ist es Ideologie der Architektur. Die Ideologien versuchen scheinwissenschaftlich das Handeln als logisches Derivat der Erkenntnis auszugeben. Sachentscheidungen sind immer Ideologie. Um eine ideologische Verzerrung handelt es sich auch, wenn Teile eines Gesamten scheinwissenschaftlich überbewertet werden.
Ideologien können scheinwissenschaftliche Interpretation von Soll- oder Ist-Bereichen sein.
Soll-Ideologie
Die reine Verabsolutierung einer besonderen Wert- und Tatskala ist bestenfalls ein autoritärer Akt oder aber nur ein unbewusst gewordener Wert in der Zeit. Erst die pseudowissenschaftliche Interpretation zur Verfolgung des praktischen Zieles ist Soll-Ideologie.
Die Sucht nach dem richtigen Handeln führt zu pseudowissenschaftlich begründeten Wertgebäuden, in denen die totale Sicherheit im Handeln künstlich geschaffen wurde.
Ist-Ideologie
Im Erkenntnisbereich ist scheinwissenschaftliche Interpretation entweder Lüge oder Dummheit. Die Sucht nach dem totalen Wissen führt aber zu gewagten ideologischen Hilfskonstruktionen.
Die drei grundlegenden Ideologien der Architektur entstehen aus der pseudowissenschaftlichen Überbewertung eines der wichtigsten bauwerksbestimmenden Faktoren:
Konstruktion - Konstruktivismus
Funktion - Funktionalismus
Form - Formalismus
Wo Soll-Ideologien pseudowissenschaftlich interpretieren, stehen sie im Wettstreit mit anders gearteten Soll-Ideologien. Ist-Ideologien sind aber in der ewigen Angst, von der Wissenschaft widerlegt oder eingeholt zu werden.
Ideologie ist notwendig mit der Interpretation des statuierten Soll oder Ist verbunden. Die Statuierung selbst ist subjektive Entscheidung und Willensakt.
Ideologie als Interpretation vernichtet sich selbst in der Erstarrung als Tradition.
Die drei klassischen Ideologien:
1. Konstruktivismus
Im Bereich der Konstruktion, in dem die Wissenschaft schon breiten Raum einnimmt, erscheint die Ideologie am glaubwürdigsten.
„Wir sollten uns nicht irre machen lassen, auf obskure Begriffe wie Gestaltung, Ästhetik, Design, usw. einen Kanon neuer Architektur aufzubauen. Diese Dinge werden sich indirekt herausentwickeln in notwendiger Folge als Resultate gestellter Aufgaben, entstanden aus erlaubtem Anspruch und gelöst durch Ausnützung äußerster Möglichkeiten.“ (Wachsmann)
„Wir kennen keine Form-, nur Bauprobleme.“ (Mies van der Rohe)
Der Konstruktivismus in seiner ideologischen Ablehnung der Metaphysik brachte eine extrem pseudoempiristische Architektur hervor, die meist mit Puritanismus gepaart klinisch wurde.
Zum großen Maß geht es auf das Konto des Konstruktivismus, dass die Kunst aus der Architektur vertrieben wurde. An einem Hochspannungsmast hat die Kunst ihr Recht verloren – wenn ein Haus im selben Geist betrachtet wird, ist es ebenso.
Dagegen steht die Auffassung, dass das Haus als überaus komplexe Bauaufgabe nie eine einzige Lösung ergeben kann und Kunst als Attribut und als Design möglich ist, ohne die sogenannte Richtigkeit zu beeinflussen. Meister wie Wright oder Corbusier hatten keiner pseudointelligenten Architektur gehuldigt, sondern hatten sehr persönlich Anhaltspunkte in der Metaphysik, sodass die Kunst ein integrierender Bestandteil ihrer Architektur werden konnte.
2. Funktionalismus
Funktionalismus ist die Überbewertung der funktionellen Anforderungen, ihre pseudo- wissenschaftliche -Interpretation wird zur Ideologie.
3. Formalismus
Das Wort Formalismus wird mit verschiedenem Inhalt verwendet:
Einerseits einfach als Formgebung innerhalb der Anforderungsgrenzen im Feld der Entsprechung, andererseits als Formgebung, die über den anforderungsfreien Raum hinausgreift und andere Anforderungen der Konstruktion oder Funktion verdrängt.
Soweit diese Entscheidung klar als künstlerisches Wollen verstanden und nicht pseudowissenschaftlich interpretiert wird, handelt es sich nicht um Ideologie, sondern nur um formal-künstlerische Architektur. Bei Missachtung berechtigter anderer Anforderungen handelt es sich im gängigen Wertkanon um schlechte formalistische Architektur.
Vielfach werden aus bestimmten Anforderungen entstandene Formresultate trotz geänderten Anforderungen als formalistische Motive weiterübernommen, wie beispielsweise das Abzeichnen und Zeigen von Geschossdecken in geputzten Fassaden.
Erst durch pseudowissenschaftliche Interpretationen der genannten Formgebungen entsteht die Ideologie des Formalismus.
Um echten ideologischen Formalismus handelt es sich im Beispiel der Sichtbetonideologie. Durch pseudowissenschaftliche Begriffe wie Werk- und Materialgerechtigkeit oder durch den unverstandenen Begriff der Wahrheit werden die Mühen und Kosten interpretiert, welche die Herstellung des Sichtbetons verlangen.
„Formalismus ist ein System von rein syntaktischen Zeichen und Regeln oder nur rein operativer Sinn.“ (Bochensky)
Formen sind nur determiniert, wenn sie aus isolierten Kausalitätsketten entstanden sind. Da aber Kausalitätsketten zu anderen häufig affin sind und in Reaktion treten können. kann die Determiniertheit nur bis zu einem bestimmten Wahrscheinlichkeitsgrad erkannt werden.
Die Vielfalt der Ideologien ist unübersehbar. Neue Ideologien kommen über Nacht. Die anschließende Auflistung soll nur exemplarisch diese verwirrende Vielfalt aufzeigen. Naturgemäß sind in der Praxis von Architektur auch pseudo-wissenschaftliche Vermischungen und Verschachtelungen, selten reine Ideologien, üblich.
Weitere Ideologien in der Architektur:
1. Postmoderne Architektur
Nach einer völlig ausgereizten Moderne, die vom Bauhaus bis zum Abschluss des Wiederaufbaus in Europa zu prototypischen Lösungen für alle Bauvorhaben geführt hat, kam es zur postmodernen Gegenbewegung. Vereinfachte Zitate einer historischen Baukunst und eigenwillige Farbgebungen sind für diese recht kurzlebige Entwicklung charakteristisch.
2. Historismus-Klassizismus
Die Nachahmung von historischen Stilen und Formen ist, sofern sie interpretiert wird, klare Ideologie. Das gleiche trifft eigentlich auch auf jene zu, die den Stil der Gegenwart nachahmen, nur wird diese geistige Fremdversorgung selten scheinwissenschaftlich interpretiert.
3. Ökonomismus – Strukturalismus
Die Statik als die Lehre von der Fixierung materieller Punkte in Kraftfeldern ist frei von Ideologie. Erst in der praktischen Baustatik, wenn der Wunsch nach Wirtschaftlichkeit pseudowissenschaftlich interpretiert wird, handelt es sich darum. Es werden Rechenergebnisse oft durch sündteure Schalungen erst in ökonomische Formen umgesetzt und strukturell gestaltet. Dass eine willkürliche Konstante, die Sicherheit betreffend, die sich weder rechnerisch noch empirisch interpretieren lässt und nur Annahme ist, blind akzeptiert wird, lässt die strukturelle Ideologie in der Statik fragwürdig erscheinen.
4. Ökologismus
Der Wunsch nach Harmonisierung des Bauens mit der Natur und dem sparsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen führt zu spezifischen Lösungen. Diese Ideologie korrespondiert mit den Tendenzen grüner Politik und ist eine bedeutende Bewegung zum Ende des 20. Jahrhunderts geworden.
5. Biologismus
Biologische Stoffwechselstrukturen werden in die Architektur und in den Städtebau übersetzt. Nicht nur formalistische, auch funktionelle Anleihe wird dabei gemacht.
6. Psychologismus
Pseudowissenschaftliche Interpretationen eines Prof. R. Neutra sprechen im ideologischen Jargon: „Die allgemeinorganischen Reaktionen, die sekretorischen, die muskulösen, die sensorischen, nervösen, zerebralen Aktivierungen werden vom Entwerfer erregt, ähnlich wie die Saiten eines Pianos von einem kundigen Klavierspieler zart oder fortissimo angeschlagen und in Schwingungen versetzt werden.“
Wo Psychologie als Wissenschaft in die Architektur einfließt, ist sie gleichrangig mit jedem anderen Wissensgebiet, aber dort, wo sie sich in ihrer überkomplexen Ungeformtheit scheinwissenschaftlich als Wahrheit darstellt, wird sie nur Grundlage für eine auf sie bezogene Ideologie.
7. Puritanismus-Understatement
Diese Ideologie flüchtet möglichst aus dem Bereich der freien Entscheidung durch pseudowissenschaftliche Statuierung von Mindestanforderungen und Dogmen der Reinheit und Sauberkeit.
Das Ergebnis sind pseudodeterminierte Formen, Schwarz-Weiß-Architektur ohne Textur, Sichtbetonideologie, Konstruktivismus, Rasterismus.
8. Ethnizismus
Die Verwendung baulicher Spezifica, die eine ethnische Gruppe definieren, führt zu völkischer Architektur. Dieser ideologische Weg wird aber auch in der Architektur des Tourismus beschritten, um das Gefühl zu vermitteln, in einer fremden Kultur Urlaub zu verbringen.
9. Nachbarschaftsideologie
Diese Ideologie stellt pseudowissenschaftlich die zufällige lokale Nachbarschaft als Basis der geistigen Nachbarschaft heraus.
„Hochhäuser sollten wie vertikale Nachbarschaften sein.“ (Bakema)
„ Die Stadt soll dorfartig bewohnt werden.“
Die ideologische Begründung stößt aber auf die wirkliche Entwicklung in der Stadt, die gerade die freie Wahlmöglichkeit der geistigen Nachbarschaft unabhängig von den lokalen Nachbarn kultiviert. Sie versucht, dem Wunsch nach unkontrollierter Individualität im Privatbereich Rechnung zu tragen.
10. Fertighaus-Architektur
Ein steigender Prozentsatz von Einfamilienhäusern wird als Fertighaus mit jeder nur denkbaren Gestaltung errichtet. Die Absicht, dem individuellen Geschmack des Kunden weitestgehend zu entsprechen, führt zu Siedlungsgestaltungen höchster Beliebigkeit. Dies widerspricht vergangenen Tendenzen, durch einige wenige Material- und Formfestlegungen zu einem einheitlichen Siedlungsbild zu gelangen.
11. Brutalismus
Die Sucht nach optimaler Interpretierbarkeit führt zur Ablehnung alles Vagen, Undefinierbaren, Schönen, Eleganten, Luxuriösen. Die Interpretationen der Ergebnisse einer solchen Denkungsweise sind im Verlangen, wissenschaftlich zu wirken, überaus mühsam und schwerfällig, jedenfalls aber ideologisch.
12. Soziologismus
Der Soziologie als Wissenschaft entspringen keine Entscheidungen. Sofern die Entscheidungen unter Verwendung von soziologischen Daten nicht als freies Wollen erkannt, sondern pseudowissenschaftlich interpretiert werden, handelt es sich um Ideologie. Schlagworte wie das familiengerechte Wohnen werden zur Interpretation von überaus komplexen Entscheidungen verwendet.
Da die Art und Qualität der Anforderungen als Funktion der Gegenwart und des soziologischen Standards erkannt werden, entsteht als Korrektiv der Wunsch nach Variabilität. Die Architektur von heute soll nicht mehr die gefrorene Entscheidung von gestern sein. Die totale Variabilität ist das maßlose Ziel einer zeitunabhängigen Architektur.
13. Ideologie des Teamworks
Durch die breite Wissensbasis im Team werden auch werthafte Entscheidungen spielend leicht als Kondensation eines Wissens interpretiert. Gerade das Team mit seinen interdisziplinären Arbeitsmethoden kann aus allen Teilbereichen eine verwirrende Fülle von pseudowissenschaftlichen Interpretationen einbringen, besonders dann, wenn es in seiner Gesamtheit von einem ideologischen Überbau beherrscht wird.
14. Futurismus
Utopische in die Zukunft weisende Projekte blieben meist auf dem Papier, haben aber ideologisch und formal Wirkung gezeigt. Dieser Futurismus ist die Zukunftswerkstatt in der Architektur der Neuzeit und permanentes konzeptuales Experiment (z.B. A. Sant’Elia)
15. Gigantismus
Der Wettbewerb von Städten und Betrieben und die Sucht nach medialer Rezeption führt auch in der Architektur zum größer, höher und teurer. Anfang des 3. Jahrtausends wurde das Empire State Building (1931) mit seinen 449 Metern vom Burj al Arab in den Emiraten mit seinen 818 Metern weit übertroffen – und der Wettstreit geht in den außereuropäischen Ländern weiter.
Die himmelstürmenden Hochhäuser von Kuala Lumpur und Taipeh sind nur ideologisch interpretierbar.
16. Dekonstruktivismus
Diese pseudowissenschaftliche Interpretation verfolgt den Zweck, die engen Fesseln der Statik und Wirtschaftlichkeit zu sprengen und das Abenteuer kühner Dekonstruktion und daraus resultierendem neuen Formalismus einzugehen (z. B. Coop Himmelblau).
17. Retro-Architektur
Der Griff in die Kiste formaler Vergangenheit führt dazu, dass zeitgenössischen Gebäuden Gründerzeitfassaden oder ähnliches vorgeblendet werden (z. B. Disneyland, Arch. Bofill)
18. Traditionalismus
Im Gegensatz zur oberflächlichen Retro- und ethnischen Architektur wird im Traditionalismus ein fertiger Prototyp unverändert immer weitergebaut. Besonders religiöse Kultbauten, wie die Tempel in Thailand oder die griechisch-orthodoxen Kirchen, sind Beispiele dafür.
19. Transparentismus
Die neuen Möglichkeiten, mit Isoliergläsern hohe und höchste Wärmeisolierwerte zu erzielen verleiten dazu, die gläserne Stadt, wie sie schon Ende des 19. Jahrhunderts formuliert wurde, zu realisieren. Auch die Nutzung der einstrahlenden Sonnenenergie lässt eine völlig neue Glasarchitektur entstehen. Das ideologische SOLL wird bei vielen Projekten als Glasneurose offenkundig.
1. Backstage-Architektur
Ein deutlicher Trend ist die Übernahme von Elementen des Maschinenbaues und der Formensprache von Hinterbühnen in die heutige Architektur. Diese Gestaltung entspricht der heutigen Endzeit-Stimmung in der bildenden Kunst.
21. Provokationismus
Das völlige Ablehnen jeder Anpassungsarchitektur führt in historischen Ensembles zu Projekten mit einem größtmöglichen Kontrast zum baulichen Bestand. Diese Projekte, die sich in Form, Material und Farbe von der Sprache des Ensembles weitestgehend unterscheiden wollen, werden meist als pure Provokation rezipiert.
22. Promotionalismus
Architektur wird vordergründig als Werbemittel angesehen, das überregional wirken soll (z. B. Sidney, Bilbao, Santa Cruz/Tenerife). Unter diesem Aspekt verkommt Architektur besonders in Geschäftsgebieten zum ausschließlichen Werbeträger.
23. Ideologie der Grundlagenforschung
Grundlagenforschung ist fast wertfreie Wissenschaft, obwohl Grundlagen meist zu einem bestimmten Zweck für ein bereits statuiertes Soll gesammelt werden.
Aus den Grundlagen selbst resultiert aber nichts, außer die ewig alte Wahrheit: „Aus einem IST ist kein SOLL ableitbar.“ Erst die durch das SOLL erzwungene Bewertung der Fakten hebt sie aus der Wertfreiheit und Wertlosigkeit.
Auch in der Stadt- und Landesplanung nehmen ideologische Interpretationen einen breiten Raum ein. So resultiert aus relativ niedrigen oder hohen Vergleichswerten (der Grundlagenforschung) noch keine Maßnahme. Landflucht oder Stadtflucht von Menschen und Betrieben sind beispielsweise wertfreie Fakten. Erst die durch den Trend der Zeit geprägten und durch die politischen Kräfteverhältnisse geformten Soll-Statuierungen ermöglichen auch Handlungen, die auf die Soll-Erfüllung abzielen.
24. Manierismus
Manierismus ist die Überbetonung der formalen Attitüde als Zeichen eines kulturellen und geistigen Verlustes an Begründung des künstlerischen Ausdruckes. Dies führt zur Unausgewogenheit zwischen Form und Inhalt: Das rein ästhetische Spiel mit Formen, Farben und Materialien führt zur grotesken formalen Überzeichnung.
Manierismus ist seit jeher aus den Stilen (als Regeneration) erwachsen und begleitet als Ideologie auch heutige kurzlebige Architektur-Moden. Die Beliebigkeit in der städtebaulichen Collage (Patchwork-Gestaltung) zählt durch das Fehlen einer geistigen Begründung dazu.
25. Spektakelarchitektur
In der Architekturgeschichte hat es immer schon einzelne Bauherrn und Architekten gegeben, die informalistischer Übertreibung alles Dagewesene überbieten wollten. Ein Höhepunkt ist schließlich der totale Formalismus zur Zeit des Raubtierkapitalismus, den Stararchitekten und Pritzker-Preisträger willig bedienten. Das Außergewöhnliche, von den Politikern und den Investoren gefordert, entsteht, ausgehend von Las Vegas, nun rund um die Welt.
26. Anpassungsarchitektur
Nicht nur in Zonen des Weltkulturerbes, sondern auch Denkmal- und Ortsbildschutzgebieten stellt sich bei neuen Einfügungen immer wieder die Frage nach harmonischer Einfügung oder kontrastierender Zeitgeistgestaltung. Da erstere dem Entwerfer eine hohe gestalterische Fähigkeit abverlangt und doch auch die Zeit der Entstehung ablesbar sein soll, sind gelungene Beispiele rar. Architekten sind an solchen Lösungen wenig interessiert.
26. Rückbau
Was nach dem Zweiten Weltkrieg an Wiederaufbau und Rückbau realisiert wurde, fand weitgehend unreflektiert statt. Die originalgetreue Wiedererrichtung der Frauenkirche in Dresden oder die äußerliche Kopie des Schlosses in Berlin sind aber Gegenstand heftiger öffentlicher Diskussion. Dass Architektur immer ideologisch-scheinwissenschaftlich interpretiert wird, machen diese Rückbauten mehr als deutlich.
28. Arch brut
Dies ist die einzige Form, wo Architektur ohne Ideologie auskommt, ohne professionellem Gestaltungswillen eines Künstlers. Das vorhandene Material, die handwerklichen Möglichkeiten und das einzige Ziel der Zweckerfüllung führen zu Formen, die nicht von Ideologie bestimmt sind.
Durch die Sucht nach totaler Determiniertheit und Determinierbarkeit wird die Ideologie zu einer eigenen Kunst. Oft unter massiver Gewaltanwendung wurde versucht, durch unstatthafte pseudowissenschaftliche Vereinfachung alles aus der Architektur zu verstoßen, was dieser einen Ideologie widerspricht. So wurden Malerei und Plastik als integrale Bestandteile von Architektur verdrängt und häufig nicht einmal mehr als kontrastreiches Nebeneinander geduldet.
Das ideologische Denken führt aus der Wahrheit in die Lüge. Beispielsweise ist es die Überbetonung eines speziellen Aspektes gegenüber anderen gleichwertigen Voraussetzung: der sogenannten konsequenten Lösung. Diese extremen Sichten führen in die Ismen, der Ideologie: in der Politik in den Kommunismus, Separatismus, Nationalismus und Faschismus.
„Die Wahrheit liegt nicht in den Extremen, die Wahrheit fließt zwischen zwei Ufern, als dünner Rinnsal oder wuchtig niederbrechender Strom, jeden Tag anders.“ (Corbusier)
„Eine absolute Forderung macht jeden bankrott.“ (Kieerkegaard)
„Jede absolute Philosophie führt in die Totalität und sei des Teufels.“ (Ernst Bloch)
Architektur ist immer ideologisch geprägt. Heute noch unvorstellbare Ideologien werden in sie eindringen und die Art des Bauens weltweit beeinflussen. Das Abenteuer architektonischen Gestaltens endet nie.
Schlusswort
Das Unbehagen in der Architektur liegt darin begründet, dass weder der Weg zu einer architektonischen Lösung, noch die Lösung selbst als Ergebnis erklärbar sind. Die Ideologien setzen willkürliche Ausgangswertigkeiten, die bei Anerkennung auch nur eine Scheindeterminierung des Resultates ergeben.
Die einzige Alternative zu diesen ideologischen Krücken ist eine unvoreingenommene, komplexe Betrachtung. Methodisch wird der Kompromiss zwischen einer Vielzahl von unterschiedlich bewerteten Anforderungen angestrebt – ein von Fall zu Fall sehr verschiedenes Unterfangen. Die Qualität des Ergebnisses ist die Meisterschaft des Kompromisses unter bewusster Beachtung des formalen Trends der Zeit.
Das Unbehagen wegen der fehlenden Determiniertheit und Determinierbarkeit ist ewig, da der Wunsch nach derselben ein unerfüllbarer ist. Die Einsicht in diesen Umstand ermöglicht erst einen Orientierungsversuch in der kaum strukturierten Materie von Architektur.
Eine ideologiefreie Architektur, die es aber als Totalität nicht geben kann, strebt danach, alle Anforderungen nach berechtigter und im Konsens entstandenen Wertstaffelung einzubeziehen und alle Erkenntnisse der Architekturwissenschaften zu verwerten. Optimale Kompromisse und das erfahrene Vermögen künstlerischer Gestaltung im anforderungsfreien Raum sind das Ziel. Bewusstwerden des anforderungsfreien Raumes und darin freies, uninterpretiertes Gestalten in baukünstlerischer Kreativität führen zum optimalen und qualitativen Ergebnis.
„Dabei sei erwähnt, dass es rein verstandesmäßige Formen ebenso wenig gibt, wie rein emotionelle, da Form immer aus der Gesamtheit der menschlichen Natur entsteht.“ (Werner Nehls)
Jede Beschäftigung mit Architektur, die über die Bauwissenschaft hinausgeht, ist Philosophie der Architektur. In diesem Bereich der Diskussion kann auch mit unsauberen Begriffen wie Schönheit und Harmonie agiert werden.
Statt de gustibus non est disputandum gilt de gustibus philosophandum est.
Die Qualität der Architektur, die sie aus dem Bereich von reiner Wissenschaft hebt, ist die Verwertung von undefinierbarem Wissen, von Ahnungen und Hoffnungen und wird dadurch zum wirklichen Spiegel unserer emotionalen Potenz und Lebenskultur.
Die weitere Entwicklung der Architektur als überwissenschaftlicher Disziplin erfolgt im permanenten Fachgespräch der Architekten und ihrer Kritiker.
Im Gegensatz zu den Dogmen und Ideologien steht die Toleranz gegenüber der Pluralität der möglichen Standpunkte. Durch die transzendentale Reflexion wird die ethische Haltung vertieft. Diese Haltung wird kolportiert und tritt verdichtet als Schule oder Strömung auf. Territoriale oder zeitliche Gleichklänge in der Bauethik werden zum Stil, kurzlebige zur Mode.
Neben dem permanenten Gespräch, das besonders durch die Fachpresse geführt wird und derselben weit bewusster werden sollte, ist auch das permanente Experiment zu pflegen. Durch die Permanenz wird Rezeptbildung verhindert.
Die Erziehung der Architekten hat sich neben der einschlägigen Wissensvermittlung des wirkungsvollsten Mittels, des Vorbildes des Lehrmeisters zu bedienen. Unabhängig davon, ob der Meister ideologisch geprägt ist oder nicht, hat er den Studenten das Wunder der architektonischen Kreation nahe zu bringen. Seine Erfahrung ist im Gegensatz zum Wissen das Vertrautsein mit der Metaphysik, der Kunst und der Natur.
Die Forderung an den Lehrmeister beinhaltet als Voraussetzung eine profilierte ethische Haltung, die nie aus der Wissenschaft resultieren kann, sondern aus metaphysischer Werterfahrung und Wertsichtigkeit entsteht.
Das Gefühl für den Raum ist zwar vermittelbar, aber keinesfalls durch reine Wissensvermittlung.
Der Stil ist neben stilbildenden Elementen, die aus der Bauwissenschaft kommen, ein irrationaler Wertgleichklang einer bestimmten Epoche. Das Wort Stil ist als Langzeitmode mit seinem einzigartigen Inhalt in die Architekturkritik wieder einzuführen.
Stil kann auch willentlich provoziert werden: „Ein Umschwung in der Geisteshaltung führt zur Formänderung. Die Stile sind die Handschrift der Menschheit.“ (Werner Nehls)
Der Stil ist die Brille, durch die eine Zeit die Welt betrachtet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Rainer Reinisch
geboren 1933, aufgewachsen in Ferlach im Rosental, Ausbildung zum Architekten,
20 Jahre Stadtbaudirektor der Stadt Braunau am Inn
viele Publikationen zur Architektur
„Braunau am Inn“, Deutscher Kunstverlag 1974
„Theorie der Architektur“, Ploetz 1980
„Das Altstadtensemble“, BM für Bauten und Technik
„Altstadt in Österreich“, Chr. Brandstätter 1985
„Braunau am Inn“, SBV-Leipzig, 2006
15 Jahre Kolmnist der „Wiener Zeitung“
diverse Publikationen zu Architektur und Kunst
Literatur:
„Trockene Tränen“, Gedichte, Ploetz 1988
„Das Buch“, Eigenverlag 1992
„Mein Weg nach Österreich“, Ploetz 1994
„Franz Kronberger – Der Kauz von Braunau, edition innsalz 1998
„Sommer im Winter“, Essays, 1999
„Der Lippe“, edition innsalz 2003
„Leben ohne Glauben – Leben ohne Gott“, edition innsalz 2008
nicht publiziert: „Paschingers freier Fall“
„In fremder Haut“
Agnostische Anmerkungen
Gedichte, Essays, Kritiken in diversen Zeitschriften und Büchern
Weitere künstlerische Arbeiten: Collagen, Photographien, Fernsehen (Inn.TV)
Rainer Reinisch
Lerchenfeldgasse 51, 5280 Braunau, Österreich
Handy (0043) 0664-5659061
E-Mail: rainer.reinisch@ktv-one.at
- Citation du texte
- Rainer Reinisch (Auteur), 2004, Theorie der Architektur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/293138
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.