Der Erfolg von Enwicklungsprojekten soll in der vorliegenden Arbeit anhand eines Beispiels kritisch betrachtet werden. Dabei handelt es sich um ein Projekt zur nachhaltigen Wasserförderung in Indonesien.
Der Distrikt Gunung Kidul nahe der Großstadt Yogyakarta ist eines der ärmsten Gebiete Javas. Eine Ursache liegt im zerklüfteten Karstuntergrund, in dem Oberflächenwasser sofort versickert. Dies führt in der Trockenzeit zu Wassermangel, was z.B. den landwirtschaftlichen Ertrag beeinträchtigt. In einem bilateralen Vorhaben wurde daher ein unterirdischer Bewirtschaftungsspeicher errichtet und durch regenerative Wasserkraft Höhlenwasser gefördert. In dem Folgeprojekt soll jetzt neben der Erschließung der Wasservorkommen auch ein IWRM-Konzept für die optimierte Wasserverteilung, die Wasseraufbereitung und die Abwasserentsorgung entwickelt werden.
Seit 2012 wird zusätzliches Wasser in das lokale Verteilungsnetztwerk eingespeist. Wer profitiert davon? Wie hat sich die Region dadurch verändert?
IWRM Indonesien - Ein Projekt mit Vorbildfunktion oder eines das uns die Grenzen der Entwicklungsforschung aufzeigt?
Inhalt
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Kartenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Wassermangel und seine Ursachen
1.1.1 Natürlicher Wassermangel
1.1.2 Anthropogener Wassermangel
1.2 Fragestellung und Aufbau der Arbeit
1.3 Forschungsstand und Quellenlage
1.4 Methodische Vorgehensweise
1.4.1 Rapid Rural Appraisal (RRA)
1.4.2 Umsetzung
1.4.3 Bewertung der angewendeten Methoden
1.4.4 Objektivität
1.4.5 Reliabilität
1.4.6 Validität
1.4.7 Unterschiede zwischen Theorie und Praxis
2 Vorstellung des Untersuchungsgebietes
2.1 Die geographische Einordnung Gunung Kiduls
2.2 Exkurs: Karst
2.3 Indonesien im Wandel der Zeit – ein historischer Überblick
2.4 Die historische Rolle Gunung Kiduls
2.5 Indonesien zwischen Armut und Reichtum
2.6 Exkurs: Grüne Revolution
2.7 Aktueller Entwicklungsstand Gunung Kiduls
2.8 Klimavoraussetzungen
3 Integriertes Wasserressourcenmanagement. Strategien in die (Un)Abhängigkeit
3.1 Entwicklung
3.2 Beschreibung der Bribin Anlage
3.3 Entwicklungsziele
3.4 Untersuchungsergebnisse 2012 und Projektevaluation
3.4.1 Sozioökonomische Entwicklung
3.4.2 Wassermanagement
3.4.3 Wirtschaftliche Entwicklung
3.4.4 Situation der Landwirtschaft
3.4.5 Ursachen
3.5 Zwischenfazit
4 Ausblick
4.1 Rolle der Multiplikatoren
4.2 Verbesserungsansätze
4.2.1 Politische Maßnahmen
4.2.2 Projektplanung
4.2.3 Alternativen
4.2.4 Capacity Building
4.2.5 Finanzierungssicherung
5 Integriertes Wasserressourcenmanagement im Bildungskontext
5.1 Einordnung
5.2 Unterrichtsbeispiel
5.2.1 Einstieg (ca. 20 min)
5.2.2 Erarbeitungsphase (ca. 50 min)
5.2.3 Sicherungsphase (20 min)
5.3 Didaktisch-Methodische Anmerkungen
5.4 Bewertung der Unterrichtseinheit
6 Schlussbetrachtung
6.1 Fazit
6.2 Deutsche Zusammenfassung
6.3 English Summary
7 Literaturverzeichnis
7.1 Beitrag
7.2 Buch (Monographie)
7.3 Buch (Sammelwerk)
7.4 Gesetz / Verordnung
7.5 Graue Literatur / Bericht / Report
7.6 Hochschulschrift
7.7 Internetdokument
7.8 Filmdokument
7.9 Vortrag
7.10 Zeitschriftenaufsatz
7.11 Zeitungsartikel
8 Anhang
8.1 Die Arbeitsmaterialien für die Unterrichtsstunde
8.2 Der Fragebogen
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Steigende Wasserknappheit bei steigender Bevölkerung
Abbildung 2: Folgen der Wasserknappheit
Abbildung 3: Der globale Wasserkreislauf
Abbildung 4: Dokumentation der Erhebungen
Abbildung 5: Administrative Verwaltungsgliederung in Indonesien
Abbildung 6: Die Überreste der Eruption des Merapi (2012)
Abbildung 7: Das Landschaftsprofil Gunung Sewus
Abbildung 8: Ein Beispiel für indonesische Disparitäten
Abbildung 9: Versuche der Korruptionsbekämpfung
Abbildung 10: Gemittelte Niederschläge Gunung Kiduls zwischen 1953 und 2009 sowie die gemittelten Niederschläge der El Niño-Jahre -Jahre 1957, 1969, 1972, 1982, 1987, 1991, 1994, 1997, 2002, 2004 und 2009
Abbildung 11: Ausgetrockneter Telaga in Karangawen
Abbildung 12: Entwicklung der Wasserversorgung ab 1970 (Lux 2004: 34)
Abbildung 13: Querschnitt der Bribin Anlage
Abbildung 14: Vergleich des Bribin Wehres 2005 und 2012
Abbildung 15: Ursachen-Folgen-Schema
Abbildung 16: Was ist der höchste Stand der Bildung in ihrer Gemeinde?
Abbildung 17: Campus Vorschriften der UGM
Abbildung 18: Wie würden sie die Situation der Wasserversorgung beschreiben?
Abbildung 19: Nutzungsverteilung der Wasserquellen
Abbildung 20: Landwirtschaft in Gunung Sewu
Abbildung 21: Probleme der Wasserverteilung
Abbildung 22: Nachhaltiger Zisternenbau in Gunung Kidul
Abbildung 23: Hessischer Lehrplan des Faches Erdkunde an Gymnasien (G8)
Abbildung 24: Wasser wächst nicht mit
Abbildung 25: Das Landschaftsprofil Gunung Sewus im zeitlichen Vergleich
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Weltweites Konfliktfeld Wasser
Kartenverzeichnis
Karte 1: Verteilung der weltweiten IWRM-Fördermaßnahmen
Karte 2: Gunung Kidul in Indonesien
Karte 3: Naturräumliche Gliederung Gunungkiduls
Karte 4: Prozentualer Anteil der Bevölkerung, die unter der Armutsgrenze lebt
Karte 5: Regionale Verteilung des durchschnittlichen Jahresniederschlags
Karte 6: Verteilung des Wasserzuflusses im Untersuchungsgebiet
Karte 7. Anzahl der Industrie- und Dienstleistungsunternehmen in Gunung Kidul 2012
Karte 8: Mögliche Standorte der Multiplikatoren
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Obwohl unsere blaue Erde auf ihrer Oberfläche zu 71% aus Wasser besteht, leiden viele Regionen unter akutem Wassermangel (Aschoff 2009:14). Das Problem liegt im Zugang und der gerechten Verteilung des einzig brauchbaren Süßwassers, das nur 4,04% der Wasserreserven ausmachen. Diese Reserven teilen sich weiterhin in Gletscher, polare Eismassen, Atmosphäre, Seen, Flüsse, Grundwasser und die Biosphäre auf. Zur Trinkwasserversorgung eignen sich Seen, Flüsse und das Grundwasser, die zusammen nur 1,06% der Wasservorräte ergeben (Press, Siever, Grotzinger 2008: 460). Hinzukommt, dass bereits 12.000 Kubikkilometer Wasser verschmutzt sind, so viel Wasser wie die zehn größten Flüsse der Welt fassen. Aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung hat sich der Wasserverbrauch in den letzten 50 Jahren vervierfacht (Aschoff 2009:15). Abbildung 1 verdeutlicht die Zukunftsprognosen dieser Misere. Während 2005 88% der Weltbevölkerung ausreichenden Zugang zu Wasser hatten, so wird vermutet, dass 2025 nur noch 63% aller Menschen dieses Privileg in Anspruch nehmen können. Zudem wird die Unterteilung zwischen Wasserknappheit und Wassermangel beschrieben, die sich im Jahres-pro-Kopf-Bedarf widerspiegelt (vgl. Abbildung 1). Zu entnehmen ist, dass der Bevölkerungsanteil, der unter Wasserknappheit leidet, sich verdoppeln wird, während der Bevölkerungsanteil, der unter Wassermangel leidet, sich sogar verdreifacht. Neben der Bevölkerungszunahme führt auch der steigende Wohlstand zu einem erhöhten Bedarf.
Abbildung 1: Steigende Wasserknappheit bei steigender Bevölkerung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Bearbeitet nach Reinfried, Ruf, Müller 2007: 29
Da Wasser essenziell für den menschlichen Organismus ist, führt Wasserknappheit unweigerlich zu Konflikten und wird nach Heinz (2006: 68) auch in Zukunft vermehrt zu Auseinandersetzungen führen. Ein Beispiel aus der Vergangenheit zeigt einen kalifornischen Aufstand, der 1992 dazu führte, dass 3000 Farmer für mehr Wasser in der Landwirtschaft demonstrierten. Verheerender sind allerdings kriegerische Auseinandersetzungen, die die Sensibilität der Verteilungsproblematik verdeutlichen. Eine Liste der Konflikte, die bereits aktuell existieren, zeigt folgende Tabelle:
Abbildung 2: Folgen der Wasserknappheit
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: California Tomato Growers Association in Klohn 1997: 30
Übersetzung: Kein Wasser - keine Jobs – keine Zukunft
Tabelle 1: Weltweites Konfliktfeld Wasser
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Albers Engelhard 2007: 147
Zu entnehmen sind zehn Konfliktgebiete, die lediglich einen Grobüberblick geben und nach Schätzung anderer Experten eine höhere Anzahl aufweist (Mayer-Tasch 2009: 159f.). Um dem entgegenzuwirken wurden im Jahr 2000 acht Entwicklungsziele unter dem Begriff Millennium Development Goals entwickelt. Eines beinhaltet die Halbierung des Anteils der Menschen ohne dauerhaft gesicherten Zugang zu hygienisch einwandfreiem Trinkwasser (von 65 Prozent auf 32 Prozent) bis zum Jahr 2015.
Hier setzt das Projekt der vorliegenden Arbeit an. Ein Beispiel für verhängnisvolle Auswirkungen des Wassermangels zeigt sich im indonesischen Distrikt Gunung Kidul nahe der Großstadt Yogyakarta. Gunung Kidul zählt zu den ärmsten Regionen Indonesiens. Eine Ursache liegt im zerklüfteten Karstuntergrund, in dem Oberflächenwasser nicht gespeichert werden kann und sofort versickert. Während der Trockenzeiten führt dies häufiger zu Wassermangel, was negative Auswirkungen auf die lokale Landwirtschaft, Industrie und Trinkwasserversorgung hat. In einem Verbundsvorhaben wurde daher ein unterirdischer Karstfluss gestaut um durch regenerative Wasserkraft Höhlenwasser an die Oberfläche zu befördern, ein Erfolg, der die Akteure vor neue Herausforderungen stellte. In dem Folgeprojekt wurde deswegen neben der Erschließung der Wasservorkommen auch ein IWRM-Konzept für die optimierte Wasserverteilung, Wasseraufbereitung und Abwasserentsorgung entwickelt. IWRM bedeutet „Integrated Water Resources Management” und kann folgendermaßen beschrieben werden (Ibisch, Kirschke, Stärz und Borchardt 2013:9):
IWRM ist ein Prozess, der die koordinierte Entwicklung und Bewirtschaftung von Wasser, Land und verwandten Ressourcen fördert, um die resultierende ökonomische und soziale Wohlfahrt in angemessener Weise zu maximieren, ohne die Nachhaltigkeit wichtiger Ökosysteme zu gefährden.
Karte 1: Verteilung der weltweiten IWRM-Fördermaßnahmen
Quelle: Ibisch, Kirschke, Stärz und Borchardt 2013:9
Neben der Verbesserung lokaler Lebensbedingungen zielt das IWRM Konzept auf die Forschungsförderung ab und soll zur Erkenntnisgewinnung moderner Techniken des Wassersektors beitragen. Weltweit existieren zurzeit 18 IWRM Projekte (vgl. Karte 1), die unter verschiedenen Gegebenheiten die Wasserversorgung und –entsorgung erforschen. Das IWRM-Indonesien Projekt ist in der Zusammenarbeit mit der Justus-Liebig-Universität seit 2013 abgeschlossen und soll in dieser Arbeit retroperspektivisch beurteilt werden.
1.1 Wassermangel und seine Ursachen
Um sich den Ursachen des Wassermangels zu widmen, ist es zunächst notwendig den Zyklus des Wasserkreislaufs nachzuvollziehen. Denn Wasser kann nicht verbraucht, sondern lediglich nach seiner Nutzung temperaturverändert oder verschmutzt in den hydrologischen Kreislauf zurückgegeben werden.
Abbildung 3: Der globale Wasserkreislauf
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Brameier 1999: 48
Wie Abbildung 3 zeigt, muss der Wasserkreislauf global betrachtet werden und ist lediglich eine zeitliche Abfolge unterschiedlicher Orts- und Zustandsänderungen des Wassers (vgl. Grundwasser, Hydrometeore, Abfluss, Niederschlag in der Abbildung). Die Zirkulation des Wassers erfolgt in fester, flüssiger und gasförmiger Weise. Die Energie, die den Wasserkreislauf in Bewegung hält, ist die Sonnenenergie sowie verschiedene Wirkungen der Schwerkraft (Brameier 1999: 48). Infolgedessen sorgt das natürliche System für eine Verteilung des Wassers. Trotzdem leiden viele Regionen unter Wassermangel, was natürliche und anthropogene Ursachen hat, die im Folgenden näher betrachtet werden sollen.
1.1.1 Natürlicher Wassermangel
Ein Wasserangebot entsteht genau dann, wenn die Wasserbilanz aus Niederschlag, Abfluss und Verdunstung positiv ausfällt (Ahnert 2009: 176). Demzufolge kann Wassermangel auch dann auftreten, wenn eine Region ein hohes Wasseraufkommen aufweist. Die Niederschläge werden in horizontale und vertikale Fallrichtungen unterschieden. Die Verteilung der horizontalen Niederschläge bestimmen die atmosphärische Zirkulation, die geographische Breite, die Land-Meer-Relation und das Relief. Die vertikale Niederschlagsverteilung wird dagegen von höhenabhängigen Kondensationsvorgängen geprägt. Welche Wassermenge verdunstet, bestimmt die Sonneneinstrahlung, Temperatur, Windgeschwindigkeit und atmosphärische Turbulenzen. Die Abflussmenge setzt sich aus dem Relief, der Vegetation, dem Bodentyp und der Geologie der Region zusammen.
1.1.2 Anthropogener Wassermangel
Wie bereits erläutert führen die steigende Weltbevölkerung und der wachsende Wohlstand zu einem erhöhten Wasserbedarf. Weiterhin begünstigen beide Faktoren die Viehhaltung, die ebenfalls sehr wasseraufwändig ist. Bei nicht-vegetarischer Ernährung werden für die Produktion von 1000 kcal Fleisch bei Stallhaltung ca. 4000 l Wasser benötigt oder den knapp achtfachen Bedarf für Getreide. Der gravierende Unterschied ergibt sich dadurch, dass fast 90% des Futters zur Lebenserhaltung der Tiere dient. Folglich gelangt lediglich 1/10 des Futters in den Aufbau von Fleisch. Laut Empfehlungsstandards der FAO (UN Food and Agriculture Organization) werden 600 kcal tierische Nahrungsmittel pro Tag und Kopf empfohlen. Somit beansprucht eine Person pro Tag 2400 l Wasser für die Fleischernährung. Hinzukommen die weiteren Nahrungsmittel und in der Summe ergibt eine ausgewogene Ernährung einen Bedarf von 3600 l/Tag. Das entspricht der 25-fachen Tagesmenge für Trink-, Sanitär- und Industriewasser zusammen (Mauser Wiegandt 2007: 176 – 178). An dieser Stelle wird deutlich, dass nicht alle 7,2 Milliarden Menschen denselben Wohlstand haben können, da die Süßwasservorkommen, wie im vorigen Abschnitt erläutert, begrenzt sind und sogar aktuell zu Konflikten führen. Dennoch findet man aus anthropologischer Sicht streng genommen keine Überbevölkerung und keinen Wassermangel, sondern ausreichende Wasservorräte und zu wenig Menschen, die diese Ressource richtig verwalten. Eine Ursache ist die Verunreinigung von Wasser, die eine Weiternutzung erschwert oder sogar unmöglich macht. Immer häufiger werden in Grundwässern Rückstände von Pestiziden, Arzneimitteln wie der Antibabypille oder der Weichmacher Bisphenol A nachgewiesen (Hamann 2008:6, Brameier 2003: 50, Brameier 2008: 13). Des Weiteren existieren weltweit viele Beispiele eines schlechten Managements. Großflächige Monokulturen verbrauchen enorme Wassermengen, was z.B. zur Desertifikation des Aralsees geführt hat. Im Kontext der spanischen Immobilienkrise werden leerstehende Golfplätze bewässert. Energieaufwändige Meerwasserentsalzunganlagen verbrauchen in Dubai kostbare Ölreserven und um die kalifornische Stadt Los Angeles zu versorgen werden enorme Transportwege in Kauf genommen.
1.2 Fragestellung und Aufbau der Arbeit
Um sich mit dem IWRM Vorhaben gezielt auseinanderzusetzen, soll im nachfolgenden Kapitel ein Gesamtüberblick meiner Literaturrecherche dargestellt werden. Das Hauptanliegen dieser Arbeit ist es, das Projekt rückblickend repräsentativ zu evaluieren. Dazu habe ich mich qualitativer sowie quantitativer Erhebungsmethoden bedient, deren Vorgehensweise im Anschluss vorgestellt werden soll. Im zweiten Abschnitt beschäftige ich mich mit den Fragen: Wo genau befindet sich das Untersuchungsgebiet und was sind die lokalen Voraussetzungen? Welche geographischen, klimatischen, historischen und kulturellen Bedingungen liegen zugrunde?
Auf Basis dieser Grundlagen wird im dritten Kapitel das IWRM Indonesien Projekt beschrieben und dessen Entwicklung aufgezeigt. Danach werden die Untersuchungsergebnisse vorgestellt, die unter folgenden Fragestellungen erhoben wurden:
1. Sind die Ziele des Vorhabens erreicht worden?
2. Ist das Projekt im Sinne nachhaltiger Entwicklung abgeschlossen?
3. Gibt es Optimierungsvorschläge und wenn ja, welche sind diese?
4. Inwiefern lässt sich das Projekt auf andere Gebiete übertragen?
5. Hat sich der Lebensstandard durch die verbesserte Wasserversorgung verbessert?
Das Leitziel soll dabei sein, dass im Resümee eine der folgenden Hypothesen angenommen werden kann.
Szenario I: Das Projekt wird als nicht erfolgreich eingestuft
Szenario II: Das Projekt gilt als Erfolg
Das letzte Kapitel widmet sich der Frage, inwiefern das IWRM Indonesien Projekt im Bildungssektor Anwendung finden kann. Dazu soll eine exemplarische Unterrichtsstunde konzipiert und vorgestellt werden.
1.3 Forschungsstand und Quellenlage
Die Bandbreite an projektspezifischen Publikationen ist ausreichend. Für einen ersten Gesamtüberblick waren die Projektberichte und Abschlussarbeiten der Universität Karlsruhe sowie der Justus-Liebig-Universität hilfreich. Im Rahmen meiner Recherchen stieß ich dabei auf über 15 Berichte und Abschlussarbeiten. Die Diplomarbeit von Tobias Lux zu sozioökonomischen Auswirkungen einer verbesserten Wasserversorgung auf die lokale Bevölkerung (Lux 2004) beschreibt die Ausgangssituation im Jahr 2004 und bietet daher einen nützlichen Vergleich, um die Projektentwicklung aufzuzeigen. Die Dissertation von Dr. Hossu zur Rolle interner und externer Akteure bei der Entwicklung des ländlichen Javas (Hossu 2013) empfand ich hilfreich, um Hintergründe und aktuelle Bezüge herzustellen. Aktuelle Daten über Gunung Kidul bezog ich über das lokale Statistikamt Badan Pusat Statistik Gunung Kidul. Auch Zeitschriften wie WasserWirtschaft, Geographische Rundschau und Praxis Geographie konnten mir gut weiterhelfen die Projekthistorie nachzuvollziehen und bildungstheoretische Bezüge herzustellen. Über die geschichtliche und politische Entwicklung Indonesiens sind genügend Bücher, Aufsätze und Internetquellen auffindbar. Je mehr ich mich allerdings bei meinen Recherchen auf Gunung Kidul beschränkte, desto schwieriger wurde es deutsche oder englische Quellen zu finden. Für einige Übersetzungen aus dem Indonesischen benötigte ich dazu externe Hilfe.
1.4 Methodische Vorgehensweise
Um einen Gesamtüberblick über die Maßnahmen aus der Vergangenheit zu erhalten, informierte ich mich zunächst bei meinen Projektkollegen, die sich ebenfalls ausgiebig mit dem IWRM-Projekt in Gunung Kidul beschäftigten. Dazu zählen insbesondere viele persönliche Gespräche mit meinem Projektbetreuer Herrn Dr. Hossu, mit Herrn Prof. Dr. Ulrich Scholz, der die Kooperation des IWRM-Projekts mit der JLU Gießen initiierte, sowie mit den vorigen studentischen Projektteilnehmern Jens Kühnast, Martin Kresov-Hahnfeld, Lukas Sicha und Juliane Wirth. Die anschließende Literaturrecherche erfolgte über das Bibliothekssystem Just find, das geographische Suchportal Geodok, die Suchfunktionen der Zeitschriften Praxis Geographie und Geographische Rundschau, das Medienzentrum in Gießen (Mauszentrum) und das Medienzentrum aus NRW (Edmund) sowie die Suchmaschine Google. Um die Auswirkungen des Projektes rückwirkend zu evaluieren, reiste ich zwecks Feldstudien gemeinsam mit der Kommilitonin Angelina Crecelius und Dr. Hossu vom 10. Oktober bis zum 08. Dezember 2012 in das Untersuchungsgebiet. Vor Ort hatte ich die Möglichkeit eigene Beobachtungen machen zu dürfen, wobei mir eine kritische Betrachtungsweise aus unterschiedlichen Perspektiven sehr wichtig war. Um qualitative Eindrücke zu gewinnen, befragte ich daher Bauern, Hausfrauen, IWRM-Mitarbeiter, Projektkollegen der Universität Karlsruhe, einheimische Geographiestudenten genauso wie Mitarbeiter der örtlichen Wasserversorgung (PDAM). Zur Dokumentation nutze ich Interviews, Fotos und persönliche Notizen. Im Vordergrund standen allerdings Feldstudien mit dem Ziel repräsentative Aussagen über den Ist-Zustand und die Entwicklung des IWRM-Projektes in Gunung Kidul zu tätigen. Um die Untersuchungen fundiert darstellen zu können, griffen wir auf Erfahrungen und Empfehlungen der GTZ zurück. Dessen RRA-Ansatz soll im Folgenden dargelegt werden.
1.4.1 Rapid Rural Appraisal (RRA)
Der Begriff RRA beschreibt eine erprobte Untersuchungsmethode aus den Erfahrungen der Entwicklungszusammenarbeit. Statt einzelne Personen zu befragen und damit viel Zeit zu investieren, geht die RRA-Methode davon aus, eine ganze Gruppe zu befragen. In sogenannten focus group discussions (kurz: FGD) wird beispielsweise eine Gemeinde zu einer bestimmten Situation (hier zum Thema Wasserversorgung) befragt. Um unterschiedliche Ansichten zu erfassen soll die Gruppenzusammensetzung heterogen sein. Ziel ist es, Gemeinschaftsbedürfnisse und Prioritäten für Entwicklungsaktivitäten festzustellen. Schönhuth und Kievelitz (1993: 4) erläutern diesen Erhebungsvorgang folgendermaßen:
RRA kann definiert werden als systematische halbstrukturierte Aktivität, die vor Ort von einem multidisziplinären Team durchgeführt, darauf ausgelegt ist, rasch und effizient neue Informationen und Hypothesen über ländliches Leben und ländliche Ressourcen zu erwerben.
Mit halbstrukturierter Aktivität ist hier gemeint, dass die befragten Gruppenmitglieder in eine selbstaktive Rolle schlüpfen dürfen und sollen, sodass auch Bedürfnisse Beachtung finden, die nicht durch Experten in Erwägung gezogen wurden. Abbildung 4 zeigt eine solche Befragung in Pringombo.
Abbildung 4: Dokumentation der Erhebungen
Beispiel einer FGD in Pringombo am 5.11.2012
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Aufnahmen 2012
Später wurde diese Methode erweitert und zu PRA (Participatory Rural Appraisal) ergänzt. Dieser Forschungsansatz geht davon aus, dass noch mehr Verantwortung an die Betroffen abgeben werden soll. Sie sollen zu Experten ausgebildet werden und auch die Ergebnisse selbst analysieren (vgl. Schönhuth und Kievelitz 1993: 5).
1.4.2 Umsetzung
Die Erkenntnisse dieser Methodik versuchten wir wie folgt umzusetzen. Nach unserer Ankunft in Yogyakarta mieteten wir uns Motorräder, das meist genutzte Transportmittel Indonesiens, um in der ländlichen Provinz Zentraljavas mobil zu sein und unserer Partneruniversität UGM (Gadjah-Mada-Universität) einen ersten Besuch abzustatten. Am 15.10.12 hatten wir einen Termin im geographischen Institut. Dort wurden uns die indonesischen Kollegen vorgestellt. Diese waren zwei Geographiestudenten, die wir benötigten um unsere Fragebögen ins Javanische zu übersetzten. Sie begleiteten uns in der gesamten Zeit der Befragungen vom 05.11.12 - 23.11.12. Zuvor mussten jedoch die Fragebögen entworfen und vervielfältigt werden. Um eine Entwicklung zu skizzieren bedienten wir uns derselben Fragen, die Tobias Lux im Jahr 2003 nutzte[1]. Zudem mussten detaillierte Vorbereitungen der FGDs getroffen werden. Dazu zählten insbesondere Genehmigungen, die wir uns von lokalen Verwaltungsämtern einholten. Um nachzuvollziehen auf welchen Eben wir agierten, ist es wichtig, die indonesische Verwaltungsgliederung zur Kenntnis zu nehmen.
Abbildung 5: Administrative Verwaltungsgliederung in Indonesien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Erläuterung: Die Ebenen sind bewusst stark vereinfacht dargestellt. Die Übersetzungen sollen als Vergleich zum deutschen Verwaltungssystem betrachtet werden, aber keinesfalls als offizielle Übersetzung.
Quelle: Eigene Darstellung 2014
Mit der offiziellen Genehmigung und unserem Einladungsschreiben fuhren wir zu den Kecamatans, um die Bürgermeister darum zu bitten, die Informationen an die Desas weiterzuleiten. In den Desas (Gemeinden) fanden die Befragungen statt. Die Vorsitzenden der Desas sollten die Befragungen vorbereiten, indem sie heterogene Personen aus den Dusuns einladen. Das Ziel war es, so einen realistischen Überblick über die unterschiedlichen Interessen der Betroffenen zu erlangen. Dazu sollten sich Hausfrauen, Bauern, Ortsvorsitzende und Jugendliche etc. gleichermaßen eingeladen fühlen. Um die Betroffenen zu motivieren an der Befragung teilzunehmen, boten wir Snacks und Getränke an.
Insgesamt haben wir 22 Gemeinden mit 317 Dörfern befragt, wobei die erste Gemeinde ein Pre-Test war, der nicht in die Wertung mit einfloss, da die betroffene Gemeinde (Pringombo mit 10 Dörfern) nicht an das Wasserleitungsnetzwerk angeschlossen ist. Bis auf an den Freitagen 09./16./22. November wurden täglich zwei FGDs abgehalten. Die Freitagnachmittage nutzen die meisten Indonesier zum Beten, was als wichtige Kulturvoraussetzung für die Arbeit vor Ort berücksichtig werden muss. Um die gewonnenen Rohdaten der FGDs zu ordnen und zu vergleichen, wurden die Befragungsergebnisse abends in Exceltabellen übertragen. Mit Hilfe des Kartenprogramms ArcGIS wurde am Ende des Projekts eine Karte erstellt, welche die Gemeinden mit ihren unterschiedlichen Wasserversorgungen lokalisiert. Dazu wurde eine Liste erstellt, die alle Dusuns in Abhängigkeit des Wasserzugangs auflistet. Mit Hilfe dieser Daten konnten Balkendiagramme zur Verdeutlichung der Wasserverteilung innerhalb einer Karte visuell dargestellt werden (vgl. Karte 6). Am 28.11.2012 hatten wir einen Interviewtermin mit dem Amt der lokalen Wasserversorgung (PDAM) vereinbart und stellten den Mitarbeitern Fragen, die uns durch die Untersuchungsergebnisse aufkamen.
1.4.3 Bewertung der angewendeten Methoden
Um die angewandten Methoden rückwirkend zu reflektieren sollen die Untersuchungen zunächst im Hinblick auf ihre Gütekriterien betrachtet werden, um anschließend die Unterschiede zwischen Theorie und Praxis zu erläutern.
1.4.4 Objektivität
Wodurch wurden unsere Untersuchungen beeinflusst? Zunächst natürlich durch die Auswahl unserer Fragen und ihrer persönlichen Interpretation. Hinzu kommt, dass eine Reihe ausgewählter qualitativer Untersuchungsmethoden, wie Fotodokumentationen, Interviews und persönliche Eindrücke ausgewählt wurden, um den Ist-Zustand des Projektes zu beschreiben. Um der Subjektivität entgegenzuwirken haben wir bewusst quantitative Methoden wie Statistiken und Kartenanalysen ergänzt. Der Ablauf der FGDs verlief standardisiert. Nach einer kurzen Begrüßung wurden die Fragen der Reihe nach gestellt und deren Antworten notiert. Abends wurden die Ergebnisse in Excel übertragen und zu viert (zwei deutsche und zwei indonesische Studenten) ausgewertet sowie gegenseitig kontrolliert. Eine weitere Kontrollinstanz war die Doktorandin Wiwin Widiyanti, die zeitgleich zu unseren Untersuchungen eigene Erhebungen tätigte und daher während der FGDs sowie bei Vor- und Nachbesprechungen anwesend war.
1.4.5 Reliabilität
Im Fazit stufe ich unsere Ergebnisse als reliabel ein, da die quantitativen und qualitativen Erhebungsmethoden zum selben Ergebnis kommen. Die Studie war zwar bewusst als Vergleichsstudie ausgelegt, jedoch um die spezifische Projektentwicklung im zeitlichen Verlauf aufzuzeigen. Eine Vergleichsstudie unter denselben Versuchsbedingungen wurde in diesem Sinne nicht durchgeführt. Die Reliabilität kann folglich nicht vollständig bewiesen werden, aber es kann davon ausgegangen werden, dass viele unterschiedliche Akteure zu gleichen Beobachtung kamen (vgl. Ergebnisevaluation).
1.4.6 Validität
Um zu erfahren, ob das IWRM Indonesien Projekt erfolgreich abgeschlossen wurde, ist es natürlich wichtig, zu spezifizieren was genau unter einem Erfolg verstanden wird. Haben sich die lokalen Lebenssituationen signifikant verbessert und woran soll dies festgemacht werden? Kann aus einer verbesserten Wasserversorgung geschlossen werden, dass die Menschen in Gunung Kidul glücklicher sind? Was sind die zentralen Bedürfnisse außerhalb der Wasserversorgung? Diese Fragen blieben offiziell unberücksichtigt, was der Validität der Erhebungen schadet. Es kann aber zumindest aufgezeigt werden, ob die Projektziele erreicht wurden und inwiefern es als Multiplikator dienen kann.
1.4.7 Unterschiede zwischen Theorie und Praxis
In unserem Einladungsschreiben wurde konkret darauf hingewiesen, dass wir uns für unsere Untersuchungen eine heterogene Gruppe wünschten. Eine Umsetzung dieser Bitte gelang den Bürgermeistern, die unsere Untersuchungen vorbereiten sollten, leider nicht. Es wurden in fast allen Fällen die Ortsvorsteher der Dörfer eingeladen. Lediglich zwei Frauen habe ich in Erinnerung, Jugendliche, Bauern und andere Arbeiter habe ich leider nicht wahrnehmen können. Skeptisch betrachte ich zudem die Motivationsgründe der Untersuchungsteilnehmer. Im Idealfall ist dies der Wunsch nach einer Situationsverbesserung und der aktiven Teilnahme daran. Ich befürchte jedoch, dass die Snacks, Getränke und Anordnung des Vorgesetzten auch nennenswerte Motivationsgründe waren, an der Befragung teilzunehmen. Ich halte diese Beobachtung für wichtig, da passive Resignation oder aktive Verbesserungsansätze entscheidende Auswirkungen auf die Ergebnisse und deren Zukunftshypothesen haben. Die RRA-Methode weist viele Vorteile in Bezug auf die Effektivität und Kosten-Nutzen-Bilanz auf. Daher bewerte ich sie auch als praxisorientiert. Es sollten allerdings auch die Nachteile genannt werden. Einzelne Bedenken kommen in einer Gruppendiskussion weniger zu Wort und es besteht die Gefahr, dass die Antwortmöglichkeiten vom Moderator gelenkt werden. Kritische Stimmen können dabei untergehen und die Aussagekraft der Ergebnisse in Frage gestellt werden.
2 Vorstellung des Untersuchungsgebietes
In folgendem Kapitel wird das Untersuchungsgebiet Gunung Kidul vorgestellt. Um die Entwicklung dieser Region nachzuvollziehen, ist eine Betrachtung im Gesamtkontext der indonesischen Geschichte unabdingbar.
2.1 Die geographische Einordnung Gunung Kiduls
Am bekanntesten sind Indonesiens sechs Hauptinseln Sumatra, Sulawesi, Java, Bali, Kalimantan (ein Teil von Borneo) und West Papua (ehem. Irian Jaya, westliche Hälfte Neuguineas). Insgesamt besteht Indonesien jedoch aus über 13.677 Inseln, von denen ca. zwei Drittel unbewohnt sind, sich über 5150 km erstrecken und in einer Vulkanzone mit über 300 zumeist erloschenen Vulkanen liegen (Gaede 2006: 432, Weber 2014).
Karte 2: Gunung Kidul in Indonesien
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Bearbeitet nach Hossu 2012: 3
Von den knapp 220 Mio. Einwohnern leben 60% auf dem Land (Gaede 2006: 432). Aus wirtschaftlicher Sicht sticht besonders die Hauptinsel Java hervor. Hier leben rund 60% der indonesischen Bevölkerung auf nur knapp 7% der Landfläche, erwirtschaften allerdings rund 57,5% des Bruttoinlandprodukts (Weber 2014). Auf dieser Insel befindet sich auch im Nordwesten die Indonesische Hauptstadt Jakarta mit ca. 9,6 Mio. Einwohnern (Weber 2014). Südöstlich davon, in Zentraljava gelegen, fliegt man eine Stunde bis zur 3,54 Mio. Einwohnerstadt Yogyakarta (Weber 2014). Touristen ist diese Stadt durch die Nähe des UNESCO-Weltkulturerbes Borobudur bekannt, eines der größten und ältesten buddhistischen Heiligtümer, das 400 Jahre durch Lava und die Zurückgewinnung des Regenwaldes unentdeckt blieb. Nicht weit davon befindet sich der Vulkan Merapi, der zuletzt im Jahr 2010 ausbrach und 259 Menschen das Leben kostete (Spiegel Online 2010). Die Ruinen und Überbleibsel menschlicher Behausungen sind zwei Jahre später immer noch zu beobachten (vgl. Abbildung 6).
Abbildung 6: Die Überreste der Eruption des Merapi (2012)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Eigene Aufnahmen 2012
Weiter südöstlich befindet sich die Region Gunung Kidul, das auf Deutsch „Südberge“ bedeutet.
Karte 3: Naturräumliche Gliederung Gunungkiduls
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bearbeitet nach Hossu 2010 in Dittmann, Fach, Fuchs, Hossu, Nestmann und Oberle 2011: 58
Anhand des Höhenprofils lässt sich Gunung Kidul in drei geomorphologische Zonen untergliedern:
1. Am höchsten gelegen ist die nördliche Baturagung Bergkette (zu Deutsch: Großer Fels) sowie das östliche Panggung Massiv (zu Deutsch: Bühne), die 200 bis 800 m ü.M. liegen.
2. Das flache Wonosari-Plateau (Javanisch: Ledok Wonosari) mit 100-200 m ü.M.
3. sowie Gunung Sewu (zu Deutsch: Tausend Hügel), ein Karstgebiet von 100-400 m Höhe ü.M.
Die 1400km² große Karstregion Gunung Sewu ist dabei durch seine verkarstete Hügellandschaft am stärksten von Trockenstress betroffen (Oberle 2011: 3). Im Osten Gunung Sewus befindet sich das Untersuchungsgebiet. Dieser Abschnitt wird von drei zentralen Wasserquellen versorgt, die sich in Seropan, Bribin und am Baronstrand befinden. Meine Untersuchungen konzentrieren sich auf das Gebiet, dass von der Bribinquelle versorgt werden soll. Um nachzuvollziehen wie es in dieser ariden Region möglich ist Wasser zu fördern, beschäftige ich mich im folgenden Kapitel mit dem Untergrund des Gebietes.
2.2 Exkurs: Karst
Insgesamt leben 25% der Weltbevölkerung in Karstgebieten (Oberle 2011: 3), sodass im Folgenden die Entstehung dieser Gebiete dargestellt werden soll. Der Begriff Karst wurde erstmals in Verbindung mit der kalkreichen Landschaft Sloweniens erwähnt (Pfeiffer 2010: 1, Ahnert 2009: 284). Damit sollten Gebiete beschrieben werden, die durch Korrosion[2] von löslichen Gesteinen und der Ausfällung löslicher Materialen einen ober- und einen unterirdischen Formschatz bilden. Neben löslichen Gesteinen sind hohe Niederschläge eine Voraussetzung für die Entstehung von Karstgebieten. Die Niederschläge versickern und durch die Atmung kleinster Bodenorganismen kommt es zur Anreicherung von Kohlenstoffdioxid. Die saure Kohlenstoffdioxidlösung begünstigt die Abtragung des Kalkgesteins und führt zu unterirdischen Höhlensystemen, die typisch für Karstgebiete sind (Pfeiffer 2010: 28-30, Ahnert 2009: 284, Schwanke 2010: 194,195). Ein weiteres Karstmerkmal ist die verminderte Speicherkapazität von Wasser, so dass Niederschläge bis zu einer wasserundurchlässigen Tonschicht versickern und dort unterirdische Flusssysteme bilden. Demzufolge sind in Karstgebieten keine natürlichen Oberflächengewässer zu beobachten. Durch unterschiedliche klimatische Bedingungen entstehen verschiedene Formen der Karstbildung. Nackter Karst bezeichnet eine freie Karstoberfläche, auf der keine Vegetation wächst. Im Gegensatz dazu steht der bedeckte Karst, der auf Grund seines Vegetationsbewuchses schwieriger zu erkennen ist. Überdeckter Karst ist noch schwieriger zu bestimmen, da er von einer jüngeren Sedimentationsschicht wie z.B. Löss überdeckt ist (Zepp 2014: 243).
Kegelkarst und Turmkarst bezeichnen die Formbildungen, die typisch für die Tropen sind. Die Kegel besitzen im Verhältnis zu ihrer Höhe eine größere Grundfläche (vgl. Abbildung 7). Auch hier sind mikrobiologische Abbauprozesse in Kombination mit der Bildung organischer Säuren für die Formgebung verantwortlich (Zepp 2014: 246). Wie Abbildung 7 zeigt, ist in Gunung Sewu der Kegelkarst vorzufinden.
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[1] In der Entwicklungszusammenarbeit wird diese Methodik auch Baseline/Endline Survey genannt.
[2] Korrosion meint die chemische Lösung von Kalk durch Kohlenstoffdioxid haltiges Wasser.
- Arbeit zitieren
- Jonas Lövenich (Autor:in), 2014, Integrated Water Recources Management in Rural Areas of Gunung Kidul (Indonesia), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/292960
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