Schafft die Globalisierung eine neue imperiale Weltordnung fernab von staatlicher Souveränität?
Eine Antwort auf diese Frage liefert das vielbeachtete, umfangreiche und komplexe Buch "Empire - Die neue Weltordnung" des Philosophen Antonio Negri und des Literaturwissenschaftlers Michael Hardt
Dieses bescheidene Büchlein gibt einen Überblick über das etwas schwer verständliche Empire-Konzept und die damit verbundene weltweite Empire-Debatte.
Die Welt verändert sich. Nun ist dies keine neue oder überraschende Erkenntnis, ist sie doch in stetem Wandel begriffen.
Panta rhei – alles fließt.
Trotzdem glauben viele Menschen, ob Philosophen, Pädagogen, Politiker, Arbeiter oder Stammtischbesucher, dass die Veränderungen heute grundlegender, weitreichender sowie die Gesellschaft und das Leben an sich stärker beeinflussender sind, als in früheren Zeiten.
Das Stichwort zu diesen Veränderungen heißt Globalisierung. Es ist in aller Munde. Aber so groß wie die Welt selbst, so groß ist auch der Unterschied in der Kenntnis, der Meinung, dem Verständnis oder dem Überblick zu diesem Begriff, der verschiedenste Entwicklungen in einer Vielzahl von Bereichen, etwa Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft oder Politik unter einem Dach zusammenfasst.
Nähere Untersuchungen und Analysen tun not. Die Aufgabe scheint riesig.
Michael Hardt und Antonio Negri nehmen sich ihrer an. In ihrem Buch „Empire. Die neue Weltordnung“, welches im englischsprachigen Original erstmals im Jahre 2000 erschien, versuchen sie, den vielfältigen Wandel in unserer Zeit genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie beziehen z.B. Geschichte, Philosophie, Wirtschaftswissenschaft, Sozialwissenschaft, Politik darin mit ein.
Im Rahmen dieses bescheidenen Buches soll versucht werden, zunächst einen Überblick über den Inhalt sowie die wichtigsten Begriffe, Thesen und Schlussfolgerungen des Werks der beiden Autoren zu geben.
Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, auf welches Echo das Buch in der (westlichen) Welt stieß, wie es rezensiert, rezipiert und aufgenommen wurde.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. „Empire“ – Ein Konzept im Überblick
2.1. Inhalt
2.2. Begriffe
2.3. Thesen
3. Reaktionen, Reflexionen, Rezensionen
4. Fazit
5. Literatur und Internetquellen
1. Einleitung
Die Welt verändert sich. Nun ist dies keine neue oder überraschende Erkenntnis, ist sie doch in stetem Wandel begriffen.
Panta rhei – alles fließt.
Trotzdem glauben viele Menschen, ob Philosophen, Pädagogen, Politiker, Arbeiter oder Stammtischbesucher, dass die Veränderungen heute grundlegender, weitreichender sowie die Gesellschaft und das Leben an sich stärker beeinflussender sind, als in früheren Zeiten.
Das Stichwort zu diesen Veränderungen heißt Globalisierung. Es ist in aller Munde. Aber so groß wie die Welt selbst, so groß ist auch der Unterschied in der Kenntnis, der Meinung, dem Verständnis oder dem Überblick zu diesem Begriff, der verschiedenste Entwicklungen in einer Vielzahl von Bereichen, etwa Kultur, Gesellschaft, Wirtschaft oder Politik unter einem Dach zusammenfasst.
Nähere Untersuchungen und Analysen tun not. Die Aufgabe scheint riesig.
Michael Hardt und Antonio Negri nehmen sich ihrer an. In ihrem Buch „Empire. Die neue Weltordnung“, welches im englischsprachigen Original erstmals im Jahre 2000 erschien, versuchen sie, den vielfältigen Wandel in unserer Zeit genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie beziehen z.B. Geschichte, Philosophie, Wirtschaftswissenschaft, Sozialwissenschaft, Politik darin mit ein.
Im Rahmen dieser Hausarbeit soll versucht werden, zunächst einen Überblick über den Inhalt sowie die wichtigsten Begriffe, Thesen und Schlussfolgerungen des Werks der beiden Autoren zu geben.
Im Hauptteil soll der Frage nachgegangen werden, auf welches Echo das Buch in der (westlichen) Welt stieß. Wie es rezensiert, rezipiert und aufgenommen wurde.
Für diese Untersuchung werden vor allem die Reflexionen des „Empire“-Konzepts herangezogen, die sich in der virtuellen Welt des World Wide Web finden. Das ist zwei Tatsachen geschuldet. Zum einen dem bereits erwähnten Wandel, der es verbietet, dieses inzwischen so allgegenwärtige Medium unberücksichtigt zu lassen, und zum anderen weil das Buch der beiden Autoren erst vor relativ kurzer Zeit (in der deutschen Übersetzung erst 2002) erschienen ist und sich deshalb Literatur, die sich die „imperiale neue Weltordnung“ beziehen noch recht rar gesät ist. Das bedeutet allerdings nicht, dass sich diese Arbeit nur auf die Recherche im Medium Internet stützt. Literatur, Fernseh- und Hörfunkdokumentationen werden ebenfalls mit einbezogen.
Am Schluß der Arbeit möchte ich ein persönliches Fazit aus der Rezeption des Buches selbst und seiner Reflexion in der Welt ziehen.
2. „Empire“ – Ein Konzept im Überblick
2.1. Inhalt
Auf das Buch selbst möchte ich an dieser Stelle eingehen, weil es bereits vor der Veröffentlichung eine große „Aufregung“ um das Buch gab. Es wurde als „Kultbuch der Globalisierungsgegner“ von den einen, als ein „kommunistisches Manifest“ von den anderen und als „Modephänomen“ wiederum von Dritten betitelt.[1]
Ich möchte schauen, welche Inhalte des Buches zu diesen so unterschiedlichen Einschätzungen führten.
Des weiteren ist es für das Verständnis der Reflexionen wichtig, dem Leser noch einmal kurz die wichtigsten Begriffe, Thesen und Schlussfolgerungen aus der Analyse von Hardt und Negri vorzustellen bzw. in Erinnerung zu rufen.
Bereits bevor man die erste Seite der Untersuchung der beiden Autoren aufschlägt begegnet man dem zentralen Ausdruck des Buches: „Empire“.
Freilich ist er uns nicht unbekannt, denken wir doch spontan an das britische Weltreich oder das Imperium Romanum.
Doch die Autoren weisen uns sogleich darauf hin, diesen Begriff nicht metaphorisch zu denken, sondern ihn von einem spezifisch theoretischen Ansatz her wissenschaftlich zu erfassen: „Der Begriff Empire charakterisiert maßgeblich das Fehlen von Grenzziehungen.“[2] Dieser Herrschaft fehlen, nach Hardt und Negri, nicht nur die räumlichen Schranken, sondern auch die zeitlichen Begrenzungen: „Das Empire stellt [...] seine Herrschaft nicht als vergängliches Moment im Verlauf der Geschichte dar, sondern als Regime ohne zeitliche Begrenzung und in diesem Sinne außerhalb oder am Ende der Geschichte.“[3]
Das Empire lässt kein außen mehr zu. Was aber genau meinen nun die Autoren mit dem Begriff? Zunächst erfahren wir, was sie damit nicht meinen, nämlich Imperialismus. Außerdem erfahren wir, das Empire sei eine dezentrierte und deterritorialisierende Herrschaftslogik, eine „neue Form der Souveränität“.[4]
Empire – das ist für die Autoren die mit aller Unausweichlichkeit kommende neue Weltordnung.
Sie plädieren dafür, sich von eingefahrenen Denkgewohnheiten zu verabschieden und neue oder mit neuem Inhalt gefüllte Begriffe zu verwenden um Dinge neu denken zu können.
Diese Begriffe stellen sie in den insgesamt vier großen Hauptteilen vor, in die das Werk gegliedert ist.
Im ersten Teil untersuchen Hardt und Negri die politische Konstitution der Gegenwart. Sie versuchen zunächst bewusst zu machen, dass mit der UNO sich eine neue Rechtsform - einem supranationalen Recht - entwickelt. Sie gehen der Frage nach, warum sich eine solche neue Qualität der globalen Beziehungen entwickeln muss. Sie stoßen dabei nicht nur auf den grenzüberschreitenden Austausch von Waren, Finanzen, Technologien, Arbeitskräften und Autoritäten sondern auch auf neue Qualitäten sozialer Beziehungen überhaupt. Die fassen sie mit den Begriffen ‚Biomacht’, ‚Kontrollgesellschaft’ gegen ‚Disziplinargesellschaft’ und ‚postmoderne Souveränität. Darauf aufbauend entwickeln sie das Konzept der ‚Konstitution’, das das ganze Buch durchzieht. ‚Konstitution’ ist die Aktivität der Menge, der tätigen Menschen, durch die sie die Welt gestalten und dabei die eigene Subjektivität verändern und entwickeln.
Im zweiten Teil wird der Wandel von der modernen Souveränität zur postmodernen Souveränität genauer verfolgt. Es geht um die Geburt und die Krise des Nationalstaates und des Nationalismus, um Kolonialreiche und ihren Zusammenbruch, um den Übergang von hierarchischer zu Netzwerk-Macht und um Formen des Widerstands gegen diese Macht. Immer wieder werden die philosophischen Konzepte und Wandlungen betrachtet, die dabei eine Rolle spielen. Das betrifft vor allem die Renaissance-Philosophie, Machiavelli, Spinoza, Hobbes und Locke, Kant und Marx bis hin zu Wittgenstein, Foucault und Deleuze/Guatarri. Besonders aufmerksam werden Immanenz und Transzendenz, Dialektik und Differenz, Identität, Alterität und Hybridität, Raum und Grenze betrachtet.
Der dritte Teil widmet sich der Weise der Produktion von Waren, gesellschaftlichen Beziehungen und Subjektivitäten. Hier kreisen die Gedanken um die nunmehr entscheidende Rolle der immateriellen Arbeit, die Informatisierung und die Netzwerkproduktion. Besonders interessant ist, dass zur immateriellen Arbeit nicht nur die Informationsverarbeitung und Kulturgüter gezählt werden, sondern auch Organisations- und Kommunikationsleistungen sowie die ‚affektive Arbeit’. Schließlich wird der Wandel der kapitalistischen Souveränität dargestellt, wenn die Disziplinar- zur Kontrollgesellschaft wird.
Im vierten Teil werden Untergang und Fall des Empire behandelt als Aufbau eines Gegen-Empire durch die Menge. Damit nun wird ein Horizont der Hoffnung eröffnet, durch den die Globalisierung nicht nur als Bedrohung humanen Zusammenlebens erkennbar wird, sondern zugleich auch als Möglichkeit ein kooperatives System in Produktion und Gemeinschaft zu formieren.
Im folgenden möchte ich einen kleinen Überblick über die wichtigsten der von den Autoren eingeführten Termini vorstellen, der für das Verständnis m.E. unerlässlich ist.
2.2. Begriffe
Auf Empire bin ich bereits eingegangen. Doch was verstehen Hardt und Negri unter Biomacht und bioplitischer Produktion, Kontrollgesellschaft, immaterieller Arbeit, Multitude und Immanenz?
Der bereits von Michel Foucault eingeführte Begriff der Biomacht stellt in dessen Sichtweise eine neue Form der Verwaltung menschlichen Lebens dar. Vormals äußere Normen werden dabei internalisiert und der Mensch unterliegt einer demokratischen Kontrolle. Disziplinar- als auch Biotechniken stehen dabei zur Verfügung.[5]
Hardt und Negri folgen weitestgehend der Foucaultschen Auslegung des Begriffs, sowie dem damit in Zusammenhang stehendem Übergang von der Disziplinar- zur Kontrollgesellschaft[6]: „Biomacht bezeichnet so eine Situation, in der das, was für die Macht wirklich auf dem Spiel steht, die Produktion und Reproduktion des Lebens selbst ist.“[7] Weiter heißt es, dass in der Kontrollgesellschaft die Herrschaftsmechanismen „demokratisiert“ seien.[8]
„Einzig die Kontrollgesellschaft ist in der Lage, sich die Biopolitik als exklusives Bezugsfeld zu eigen zu machen.“[9]
Im Endeffekt bedeutet dies, dass das gesamte soziale Leben produziert wird. Das ganze Leben wird zur Arbeit, so die Autoren. Man könnte sagen: das Ende des 8-Stunden-Tages. Natürlich verändert sich dabei auch der Charakter der Arbeit. Es ist ja nicht so, dass die Menschen 24 Stunden am Fließband stehen. Folgen wir Hardt und Negri wird die Arbeit in zunehmendem Maße immateriell.
Darunter verstehen sie „eine Arbeit, die immaterielle Güter wie Dienstleistungen, kulturelle Produkte, Wissen oder Kommunikation produziert.“[10]
Sie unterscheiden drei Typen der immateriellen Arbeit[11]:
I. die informatisierte industrielle Produktion
II. immaterielle Arbeit, die durch analytische und symbolische Anforderungen umrissen werden kann und schließlich
III. affektive Arbeit
Unser bisheriges Leben beeinflusst vor allem dieser letzte Typus. Die Arbeit stellt Produkte her, „die unkörperlich und nicht greifbar sind: ein Gefühl des Behagens, Wohlergehen, Befriedigung, Erregung oder Leidenschaft. [...] Affektive Arbeit produziert soziale Netzwerke, Formen der Gemeinschaft, der Biomacht.“[12]
Somit wären alle möglichen Mitglieder der Gesellschaft produktiv, egal ob Mütter, Schüler oder Arbeitslose. Die Verschiebung des Schwerpunkts hin zur immateriellen Arbeit kommt im Bereich der informatisierten Produktion im Wandel vom Fordismus zum Toyotismus zum Ausdruck.[13] Lagen i der automatisierten Fließbandarbeit noch die Schwerpunkte auf den drei M: Massenproduktion, Massenkonsum und Massenkonsens, so verändert sich dies im Toyotismus grundlegend. Die These lautet: Der Konsens ist zerbrochen. Die Produktion erfolgt
auf Abruf, es gibt keine Überschussproduktion, was zur Folge hat, dass Nachfrage ständig neu generiert werden muss. Der Schwerpunkt hat sich im Toyotismus von der Produktion also zur Kommunikation verschoben. Auch diese selbst muss produziert werden, z.B. um zu wissen, welches Modell der Kunde wünscht, noch bevor er selbst weiß, dass er es wünscht. Und hier schließt sich der Kreis von Biomacht, Kontrolle und immaterieller Arbeit.
[...]
[1] Die Zeit vom 21.03.2002 - Literaturbeilage
[2] Empire S.12
[3] Empire S.13
[4] Empire S.10f.
[5] Foucault, M.: Sexualität und Wahrheit. (Der Wille zum Wissen, Bd.1). Frankfurt am Main. 71994.
[6] Empire S. 37ff.
[7] Empire S. 39f.
[8] Empire S. 38
[9] Empire S. 39
[10] Empire S. 302
[11] Empire S. 304f.
[12] ebd.
[13] Empire S. 300ff.
- Quote paper
- Sven Ebel (Author), 2004, 'Empire' - Eine Debatte im Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29294
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.