Dieses Werk beinhaltet in knapper und übersichtlicher Form eine Untersuchung der Rolle der Kirchen in Sachsen in der Zeit des Nationalsozialismus.
Der Schwerpunkt der Analyse der in liegt naturgemäß bei der evangelisch-lutherischen Landeskirche, die im "Kernland der Reformation" die dominierende Position einnimmt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die evangelisch-lutherische Landeskirche
2.1. Die Situation in der Zeit zwischen 1919 und 1933
2.2. Die Landeskirche in der Zeit des nationalsozialistischen Machtantritts und Machtausbaus
2.3. Die Landeskirche und die „Ära Mutschmann“ vor Kriegsbeginn
2.4. Die Landeskirche und die „Ära Mutschmann“ nach Kriegsbeginn
3. Die katholische Kirche in Sachsen in der Zeit der Diktatur 1933-1945
4. Fazit
5. Literatur
1. Einleitung
Wenn es im Geschichtsunterricht um die Darstellung und Analyse des Nationalsozialismus geht, spielt dabei m.E. die Einbeziehung der Rolle der Kirchen in diese Betrachtungen eine sehr wichtige Rolle.
So sind die evangelische und die katholische Kirche in Deutschland die einzigen gesellschaftlichen Institutionen größeren Ausmaßes, bei denen eine Gleichschaltung durch die Nationalsozialisten nicht vollständig gelang und die einen unabhängigen öffentlichen Gestaltungsanspruch erhoben.
In dieser Arbeit soll speziell die Rolle der Kirchen in Sachsen in den Jahren von 1933-1945 betrachtet werden.
Ich selbst, als stark regionalgeschichtlich interessierte Person, sowie in meiner Rolle als angehender Lehrer halte die Auseinandersetzung mit der Regionalgeschichte für äußerst interessant und sinnvoll. Hier kann man in kleinerem Rahmen und im Detail sehr gut die Entwicklungslinien der „großen“ Geschichte begutachten und diese auch besser verstehen lernen.
Aber ich möchte jetzt nicht näher auf dieses eingehen, sondern mich der eigentlichen Thematik meiner Arbeit zuwenden.
Zuvor möchte ich nur noch darauf verweisen, daß in Sachsen bekanntlich die evangelisch-lutherische Kirche die große Volkskirche darstellt, weshalb ich dort auch den Schwerpunkt der vorliegenden Ausarbeitung gesetzt habe.
2. Die evangelisch-lutherische Landeskirche
2.1. Die Situation in der Zeit zwischen 1919 und 1933
Nach Ende des Ersten Weltkriegs steigt die Zahl der Kirchenaustritte in der Landeskirche dramatisch an. Reichsweit kehren vor allem Arbeiter der Kirche den Rücken. Von dieser Entwicklung wird Sachsen als stark industrialisiertes Land besonders hart getroffen, vor allem in den wirtschaftlich schwierigen Zeiten zu Beginn der 30er Jahre.
Dies ist auch die Zeit, in der sich in Chemnitz eine sog. „Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Pfarrer“ gründet, genauer gesagt im Jahr 1931.
Diese Geistlichen sehen in der nationalsozialistischen Bewegung offenbar eine Chance auf einen Ausweg aus der beschriebenen Entwicklung. In weiten Kreisen der Landeskirche entwickelt sich eine Art Aufbruchstimmung und man erhoffte sich dabei eine innerkirchliche Erneuerung.[1]
2.2. Die Landeskirche in der Zeit des nationalsozialistischen Machtantritts und Machtausbaus
Sofort nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ suchen weite Teile der sächsischen evang.-luth. Geistlichen den Schulterschluß mit den neuen Machthabern. Auf Widerstand trifft diese Entwicklung in dieser Phase noch kaum.
Im Gegenteil. So verkündet Landesbischof Ihmels in einem Kanzelaufruf vom 20. März 1933: „Die Kirche will Volkskirche sein. [...] Als Volkskirche darf und soll sie sich auch all der Freude mitfreuen, die Gott ihrem Volke schenkt. Wie sollte sie dann nicht in ehrfürchtiger Dankbarkeit die ungeahnte Wandlung begrüßen, die sich vor ihr vollzogen hat. Sie kann nur den Versuch machen, diese Wandlung durch die Predigt, die ihr befohlen ist, in der Tiefe, in Gott selbst zu verankern.. Darum darf es ihr eine besondere Freude sein, dass jene Bewegung selbst schon den Zusammenhang mit Gott sucht und bewusst pflegt.“[2]
Diese Worte formulierte ein Mann, der keineswegs ein engstirnig denkender Nationalist war. So widersprach er am Kriegsbeginn 1914, als damals an der Universität Leipzig lehrender Professor für Systematische Theologie, der weitverbreiteten Anschauung, Gott sei ein "deutscher Gott": Es ist "ein Irrwahn, als wäre Gott gerade unseres Volkes Gott"; er rief die Gemeinde auf, sie solle nur ja Gott nicht verlassen. Seine klare Haltung prägte die Leipziger Fakultät so, daß sie 1933 nicht der vom Nationalsozialismus bestimmten Bewegung der "Deutschen Christen" verfiel, der es gelang, das Kirchenregiment in Sachsen an sich zu reißen.[3]
Am 07. Juni 1933 starb Landesbischof Ihmels. Bereits wenige Tage später, am 30. Juni 1933 begannen die ersten ernsten Anläufe einer Gleichschaltung der evangelisch-lutherischen Landeskirche.
So wurde der Dresdner Pfarrer und Gaufachberater für kirchliche Angelegenheiten, Friedrich Coch, der auch Mitglied der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Pfarrer war, vom sächs. Innenminister Fritsch mit der „Verordnung zur Behebung des Notstandes im kirchlichen Leben der evangelisch-lutherischen Landeskirche Sachsens“ an diesem Tag mit umfangreichen diktatorischen Vollmachten ausgestattet. Daraufhin löste dieser alle gewählten kirchlichen Vertretungen auf. Systemnonkonforme und kritisch denkende Pfarrer und Superintendenten wurden beurlaubt und linientreueres Personal eingesetzt.
Der auf Reichsebene gegründeten Bewegung der „Deutschen Christen“ (DC), die die Gleichschaltung propagierten und die bis dahin in Sachsen noch keinen Fuß gefasst hatten, traten nun immer mehr sächsische Geistliche bei.
Die DC erreichten bei den Kirchenwahlen im Juli 1933 ca. 75% der Sitze und waren somit in der Landessynode, die ganz offiziell auch als „Braune Synode“ bezeichnet wurde, in der absoluten Mehrheit. Die Synode bestand fast ausschließlich aus neuen Mitgliedern.[4]
Das auf der folgenden Seite abgedruckte Bild soll zeigen, daß sich mehrere Mitglieder der sächsischen Landessynode auf dieser offziellen Abbildung in Uniform zeigen.
Dies sollte sicherlich auch nach außen hin ein Zeichen an die nationalsozialistischen Machthaber sein, daß Kirche und NS miteinander vereinbar seien. Sicher spielt hier auch die Befürchtung eine Rolle, die sich bereits kurze Zeit später in dem Goebbels-Zitat vom August 1933 äußert: „Wir (die Nationasozialisten, Anm. d. Verf.) werden selbst eine Kirche werden“.[5]
[...]
[1] Wilhem, G.: Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens im “Dritten Reich”. In: Vollnhans, C. (Hg.): Sachsen in der NS-Zeit. Leipzig 2002. S. 133.
[2] Das Evangelische Deutschland. Kirchliche Rundschau für das Gesamtgebiet des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes 10 (1933), Nr. 14. S. 117.
[3] http://www.kirche-chemnitz.de/geschichte.php?show=0&beitrag=860 (Stand: 01.02.2003)
[4] Wilhem, G.: Die Evangelisch-lutherische Landeskirche Sachsens im “Dritten Reich”. In: Vollnhans, C. (Hg.): Sachsen in der NS-Zeit. Leipzig 2002. S. 134.
[5] http://www.koblenzerkirchen.de/Pfaffendorf/Vorstellung/auseinandersetzung.htm (Stand: 01.02.2003)
- Arbeit zitieren
- Sven Ebel (Autor:in), 2002, Die Kirchen in Sachsen in der Zeit des Nationalsozialismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29289
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