1985 beschlossen die europäischen Staats- und Regierungschefs die Schaffung eines gemeinsamen eur opäischen Marktes ohne jegliche Handelshindernisse zum 1.1.1993. Der Binnenmarkt wurde als histor ischer Schritt hin zu einem vereinten und starken Europa gewertet und sollte Vorteile für jedermann bringen. Doch was damals mit so viel Enthusiasmus in Angriff genommen wurde, scheint heute, genau zehn Jahre nach dem offiziellen Start des Binnenmarktes, vergessen. Vergeblich suchte man Anfang dieses Jahres in den Zeitungen und Nachrichten nach feierlichen Rückblicken, Lob- oder Dankesreden über das zehnjährige Jubiläum. Ist der Gemeinsame Markt also verwirklicht, haben wir uns an die Realität eines ungehinderten grenzüberschreitenden Handels vielleicht bereits so gewöhnt, dass es niemand für nötig befunden hat, den damals feierlich zelebrie rten Integrationsschritt und die daran ge knüpften Hoffnungen rückblickend zu würdigen? Oder gab es Versäumnisse, Probleme, Hindernisse bei der Umsetzung, die man lieber unerwähnt lässt? Die vorliegende Arbeit versucht nun einen Bogen zu spannen zwischen den Aufbruchsjahren während der Erstellung des Konzeptes und der heutigen Situation mit dem Ziel, dabei die Schwierigkeiten und Versäumnisse aufzuzeigen, welche der Verwirklichung des Gemeinsamen Marktes im Wege standen und immer noch stehen. Dabei wird zuerst die Entwicklung des Binnenmarktprojekts von den Römischen Verträgen bis zur Unterzeichnung der die Vollendung des Gemeinsamen Marktes beschließenden Einheitlichen Europäischen Achse vorgestellt, um im Folgenden die Erwartungen verschiedener gesellschaftlicher und politischer Akteure an den Binnenmarkt zu beschreiben mit Konzentration auf die differenziert zu betrachtende deutsche Sichtweise. Danach werden der Inhalt des Projektes und die Vorschläge der Kommission dargestellt, um in Anschluss die Umsetzungsschwierigkeiten und –mängel aufzuzeige n, welche bis heute existieren. Im letzten Kapitel wird schließlich ein kurzes Resümee des Binnenmarktprojektes gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. EINLEITUNG
- 2. GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG DES BINNENMARKTES
- 2.1. Ist das Binnenmarktprojekt zum Scheitern verurteilt? – Die Jahre der Eurosklerose
- 2.2. Die Wiederaufnahme des Integrationsprozesses – Das Delors-Arbeitsprogramm
- 2.3. Die Verwirklichung des Binnenmarktes – Das Weißbuch der Kommission
- 2.4. Die Verankerung des Binnenmarktes in den Europäischen Verträgen – Die Einheitliche Europäische Akte
- 3. ERWARTUNGSHALTUNGEN GEGENÜBER DEM BINNENMARKT
- 3.1. Der Cecchini-Bericht
- 3.1.1. Mikroökonomische Auswirkungen
- 3.1.2. Makroökonomische Auswirkungen
- 3.2. Die Europäische Kommission
- 3.3. Die deutsche Bundesregierung
- 3.4. Die Gewerkschaften
- 3.5. Die Arbeitgeberverbände
- 4. DER GEMEINSAME MARKT – DIE VIER GRUNDFREIHEITEN
- 4.1. Warenverkehr
- 4.1.1. Technische Handelsschranken
- 4.1.2. Materielle Handelsschranken
- 4.1.3. Steuerliche Handelsschranken
- 4.2. Dienstleistungsverkehr
- 4.2.1. Transportdienstleistungen
- 4.2.2. Finanzdienstleistungen
- 4.2.3. Telekommunikationsdienstleistungen
- 4.3. Kapitalverkehr
- 4.4. Personenverkehr
- 5. PROBLEME UND VERSÄUMNISSE IM PROZESS DER BINNENMARKTVERWIRKLICHUNG
- 5.1. Warenverkehr
- 5.2. Dienstleistungsverkehr
- 5.3. Kapitalverkehr
- 5.4. Personenverkehr
- 5.5. Die Wirtschafts- und Währungsunion
- 5.6. Die soziale Dimension
- 5.7. Die politische Dimension
- 6. DER EUROPÄISCHE BINNEMARKT HEUTE – VON LUXEMBURG NACH LISSABON
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Geschichte, die Erfolge und die Mängel des europäischen Binnenmarktes. Sie verfolgt das Ziel, die Schwierigkeiten und Versäumnisse aufzuzeigen, die der Verwirklichung des Gemeinsamen Marktes im Wege standen und teilweise immer noch stehen. Die Arbeit beleuchtet dabei die Entwicklung des Projekts von seinen Anfängen bis zur heutigen Situation.
- Entwicklung des Binnenmarktprojekts von den Römischen Verträgen bis zur Einheitlichen Europäischen Akte
- Erwartungen verschiedener gesellschaftlicher und politischer Akteure an den Binnenmarkt
- Umsetzungsschwierigkeiten und -mängel des Binnenmarktes
- Analyse der vier Grundfreiheiten (Waren-, Dienstleistungs-, Kapital- und Personenverkehr)
- Bewertung der sozialen und politischen Dimension des Binnenmarktes
Zusammenfassung der Kapitel
1. EINLEITUNG: Die Einleitung stellt die Thematik der Arbeit vor: den europäischen Binnenmarkt, sein zehnjähriges Jubiläum und die damit verbundenen Fragen nach Erfolg und Misserfolg. Es wird die Absicht erklärt, die Schwierigkeiten und Versäumnisse bei der Umsetzung des Binnenmarktes aufzuzeigen, beginnend mit der Entstehung des Konzepts bis hin zur aktuellen Situation. Die Arbeit gliedert sich in die Analyse der geschichtlichen Entwicklung, der Erwartungen verschiedener Akteure, der Inhalte des Projektes, der Umsetzungsprobleme und einem abschließenden Resümee.
2. GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG DES BINNENMARKTES: Dieses Kapitel beschreibt die historische Entwicklung des Binnenmarktes, beginnend mit dem Vertrag über die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft von 1958. Es wird deutlich, dass das ursprüngliche Ziel eines gemeinsamen Marktes bis 1969 nicht erreicht wurde, da der Abbau von Handelshemmnissen nur schrittweise voranging. Der Fokus liegt auf der Analyse der Schwierigkeiten und der Stagnation in den Jahren der „Eurosklerose“, bevor die Wiederaufnahme des Integrationsprozesses unter Jacques Delors eingehender beleuchtet wird.
2.1. IST DAS BINNENMARKTPROJEKT ZUM SCHEITERN VERURTEILT? – DIE JAHRE DER „EUROSKLEROSE“: Dieser Abschnitt analysiert die Gründe für die Stagnation des Binnenmarktprojekts in den Jahren nach 1969. Die komplizierte und zeitaufwendige Rechtsangleichung, die wirtschaftlichen Probleme der Europäischen Gemeinschaft in den 1970er Jahren (Ölkrise, Rezession) sowie die zunehmende Fokussierung auf nationale Probleme statt gemeinschaftlicher Lösungen werden als zentrale Faktoren identifiziert. Die veränderten weltpolitischen Rahmenbedingungen trugen ebenfalls zur Verlangsamung des Integrationsprozesses bei, da die Notwendigkeit einer europäischen Einigung weniger dringlich erschien als in den 1950er Jahren.
2.2. DIE WIEDERAUFNAHME DES INTEGRATIONSPROZESSES – DAS DELORS-ARBEITSPROGRAMM: Das Kapitel beschreibt die entscheidende Wende im Integrationsprozess unter Jacques Delors ab 1985. Das Delors-Arbeitsprogramm und das anschließende Weißbuch der Kommission werden als wichtige Meilensteine bei der Wiederaufnahme und Beschleunigung der Bemühungen zur Vollendung des Binnenmarktes bis 1992 dargestellt. Der Fokus liegt auf der Initiative der Kommission, die Mitgliedsstaaten zur Abschaffung von Handelshemmnissen und zur Harmonisierung von Vorschriften zu bewegen.
2.3. DIE VERWIRKLICHUNG DES BINNENMARKTES – DAS WEIẞBUCH DER KOMMISSION: Dieser Abschnitt behandelt das Weißbuch der Kommission zur Vollendung des EG-Binnenmarktes. Es wird die Struktur und die Ziele des Weißbuches erläutert, welches die Probleme bei der Verwirklichung der vier Grundfreiheiten und die vorgeschlagenen Lösungsansätze detailliert beschreibt. Die verschiedenen Arten von Handelshemmnissen (materielle und technische Barrieren) werden analysiert, und die Herausforderungen im Bereich der Personenkontrollen werden hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Europäischer Binnenmarkt, Gemeinsamer Markt, Integrationsprozess, Rechtsangleichung, Handelshemmnisse, Grundfreiheiten, Eurosklerose, Delors-Arbeitsprogramm, Weißbuch, Wirtschafts- und Währungsunion, soziale Dimension, politische Dimension.
Häufig gestellte Fragen zum europäischen Binnenmarkt
Was ist der Gegenstand dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über den europäischen Binnenmarkt. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Geschichte, den Erfolgen und den Mängeln des Binnenmarktes, insbesondere auf den Schwierigkeiten und Versäumnissen bei seiner Umsetzung.
Welche Kapitel umfasst das Dokument?
Das Dokument gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Geschichte und Entwicklung des Binnenmarktes (inkl. der "Eurosklerose" und der Wiederaufnahme des Integrationsprozesses unter Delors), Erwartungen gegenüber dem Binnenmarkt (von verschiedenen Akteuren wie der Kommission, Regierung, Gewerkschaften etc.), Der gemeinsame Markt – die vier Grundfreiheiten (Waren-, Dienstleistungs-, Kapital- und Personenverkehr), Probleme und Versäumnisse im Prozess der Binnenmarktverwirklichung, und Der europäische Binnenmarkt heute – von Luxemburg nach Lissabon.
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Das Dokument untersucht die Geschichte, Erfolge und Mängel des europäischen Binnenmarktes. Es will die Schwierigkeiten und Versäumnisse aufzeigen, die der Verwirklichung des Gemeinsamen Marktes im Wege standen und teilweise immer noch stehen. Die Entwicklung des Projekts von seinen Anfängen bis zur heutigen Situation wird beleuchtet.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Schwerpunkte liegen auf der Entwicklung des Binnenmarktprojekts von den Römischen Verträgen bis zur Einheitlichen Europäischen Akte, den Erwartungen verschiedener gesellschaftlicher und politischer Akteure, den Umsetzungsschwierigkeiten und -mängeln, der Analyse der vier Grundfreiheiten und der Bewertung der sozialen und politischen Dimension des Binnenmarktes.
Wie wird die Geschichte des Binnenmarktes dargestellt?
Die Darstellung der Geschichte beginnt mit den Römischen Verträgen von 1958 und zeigt den schrittweisen, aber nicht immer erfolgreichen Abbau von Handelshemmnissen auf. Die „Eurosklerose“ der 1970er Jahre und die darauf folgende Wiederaufnahme des Integrationsprozesses unter Jacques Delors mit dem Delors-Arbeitsprogramm und dem Weißbuch der Kommission werden detailliert analysiert.
Welche Rolle spielt das Delors-Arbeitsprogramm und das Weißbuch?
Das Delors-Arbeitsprogramm und das Weißbuch der Kommission markieren wichtige Meilensteine in der Wiederaufnahme und Beschleunigung der Bemühungen zur Vollendung des Binnenmarktes bis 1992. Sie stellten wichtige Initiativen der Kommission dar, um die Mitgliedsstaaten zur Abschaffung von Handelshemmnissen und zur Harmonisierung von Vorschriften zu bewegen.
Welche Probleme und Versäumnisse werden im Dokument behandelt?
Das Dokument analysiert Probleme und Versäumnisse im Zusammenhang mit dem Warenverkehr, dem Dienstleistungsverkehr, dem Kapitalverkehr und dem Personenverkehr. Zusätzlich werden die Wirtschafts- und Währungsunion, die soziale Dimension und die politische Dimension des Binnenmarktes kritisch beleuchtet.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Dokuments?
Schlüsselwörter sind: Europäischer Binnenmarkt, Gemeinsamer Markt, Integrationsprozess, Rechtsangleichung, Handelshemmnisse, Grundfreiheiten, Eurosklerose, Delors-Arbeitsprogramm, Weißbuch, Wirtschafts- und Währungsunion, soziale Dimension, politische Dimension.
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- Ruth Heidingsfelder (Author), 2002, Der Europäische Binnenmarkt Geschichte Ergebnisse Versäumnisse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/29273