EINLEITUNG
Die vorliegende Facharbeit beschäftigt sich anhand von Gal 5, 13 - 18 mit der paulinischen Ethik. Unter dem Stichwort „Berufen zur Freiheit“ werden die paulinischen Begriffe „Freiheit“, „Geist“, „Fleisch“ und „Gesetz“ zueinander ins Verhältnis gesetzt. Zusätzlich zur Exegese wird ein Exkurs das paulinische Verständnis christlicher Freiheit erhellen. Auf untergeordnete Exkurse habe ich verzichtet und stattdessen die relevanten Angaben in komprimierter Form mit in die Exegese verwoben. Anmerkungen zu den Stichwörtern „Fleisch,“ „Geist“ und „Agape“ finden sich auch im Exkurs über die Freiheit.
Inhaltsverzeichnis
A) Exegese zu Galater 5, 13-18
I Einleitung
II Übersetzung und Textkritik
1. Übersetzung nach Pohl bzw. Luther
2. Textkritik
III Kontext und Abgrenzung der Perikope
1. Kontext: Gesamt-, Buch- und Abschnittskontext
2. Abgrenzung der Perikope
IV Struktur und Gliederung sowie Gattung
V Einzelexegese von Gal 5, 13 – 18
1. Vers 13
2. Vers 14
3. Vers 15
4. Zusammenfassende Gedanken zu V. 13 - 15
5. Vers 16
6. Vers 17
7. Vers 18
VI Zusammenfassung, Besonderheiten, Skopus
1. Zusammenfassung und Besonderheit
2. Skopus
B) Thematischer Exkurs
zum Verständnis christlicher Freiheit bei Paulus
I Grundlegendes zum Begriff Freiheit
II Koordinaten des paulin. Freiheitsverständnisses
1. Das Fleisch
2. Christus, Tauftod, Freiheit, Orientierung
3. Der Geist, das Wozu der Freiheit, die Agape
4. Zusammenfassung
C) Literaturverzeichnis
I Quellentexte
II Hilfsmittel
III Literatur
Abkürzungen
A) Exegese zu Galater 5, 13-18
I Einleitung
Die vorliegende Facharbeit beschäftigt sich anhand von Gal 5, 13 - 18 mit der paulinischen Ethik. Unter dem Stichwort „Berufen zur Freiheit“ werden die paulinischen Begriffe „Freiheit“, „Geist“, „Fleisch“ und „Gesetz“ zueinander ins Verhältnis gesetzt. Zusätzlich zur Exegese wird ein Exkurs das paulinische Verständnis christlicher Freiheit erhellen. Auf untergeordnete Exkurse habe ich verzichtet und stattdessen die relevanten Angaben in komprimierter Form mit in die Exegese verwoben. Anmerkungen zu den Stichwörtern „Fleisch,“ „Geist“ und „Agape“ finden sich auch im Exkurs über die Freiheit.
II Übersetzung und Textkritik
1. Übersetzung nach Pohl bzw. Luther
(13) Ihr nämlich, zur Freiheit seid ihr berufen, Brüder, allein (seht zu,)[1] dass nicht die Freiheit zum Vorwand für das Fleisch (wird), sondern durch die Liebe leistet einander Sklavendienst. (14) Denn das Gesetz ist in einem Wort erfüllt, in dem: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (3Mo 19,18). (15) Wenn ihr aber einander beißt und zerfleischt, seht (zu), dass ihr nicht voneinander verschlungen werdet.
(16) Ich sage aber: Wandelt im Geist, und ihr werdet das Begehren des Fleisches nicht ausführen. (17) Denn das Fleisch begehrt auf gegen den Geist und der Geist gegen das Fleisch; die sind gegeneinander, damit ihr nicht tut, was ihr wollt. (18) Wenn ihr aber durch den Geist geführt werdet, seid ihr nicht unter dem Gesetz.
2. Textkritik
Im vorliegenden Textabschnitt liegen keine voneinander abweichenden Lesarten, die für die Exegese von Bedeutung wären, vor[2]. Eine genauere Betrachtung kann daher entfallen.
III Kontext und Abgrenzung der Perikope
Wer den Sinn von Gal 5, 1-13 erfassen will, muss sich, soweit für das Verständnis nötig, den Kontext der Perikope vergegenwärtigen. Genauere Einzelheiten jedoch folgen bei Bedarf in der Einzelexegese.
1. Kontext: Gesamt-, Buch- und Abschnittskontext
Wie fügen sich die paulinischen Verse über Freiheit, Geist, Liebe und Fleisch in den gesamtbiblischen Zusammenhang? Zur Zeit des AT herrschte das von Gott gegebene Gesetz. Dieses konnte jedoch nur den Willen des Schöpfers anzeigen; es gab keine Kraft, ihn zu erfüllen. Das gottfeindliche Fleisch gewann Macht über die Menschen. Seitdem spitzte sich die Heilsgeschichte zu. Das Gesetz trieb die Menschen in die Enge, und zwar eiV Xriston (Gal 3, 24). In Gal 4, 4-5 beschreibt Paulus den Wendepunkt der Menschheitsgeschichte: Gott schickt seinen Sohn, um die Menschen vom Gesetz zu erlösen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hier entzündet sich die verunsichernde Frage der Judaisten[3]: Sind die heidenchristlichen Empfänger des Briefes, sobald sie das Gesetz los sind, gesetzlos? Paulus konfrontiert die Galater am Schluss seines dogmatischen Briefteils noch einmal mit den Konsequenzen der Gesetzesherrschaft.[4] Danach folgt als Antwort auf den Vorwurf der Judaisten in 5, 13 – 6, 10 ein ethischer Teil: Die Freiheit vom Gesetz gipfelt nicht in sittlicher Unordnung. Durch den Geist bestimmt, trägt sie die Frucht der göttlichen Liebe.
2. Abgrenzung der Perikope
Wie soeben erläutert, grenzt sich die vorliegende Perikope durch ihren ethischen Aspekt von der Warnung vor dem Gesetz deutlich ab. Innerhalb der ethischen Abhandlung bilden die Verse ab 6, 10 über den Umgang mit Fehltritten einen neuen Sinnabschnitt.[5] Für die vorliegende
Exegese können der Laster- sowie der Tugendkatalog entfallen.[6]
IV Struktur und Gliederung sowie Gattung
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Struktur[7] dieser Verse wäre alleine einen Aufsatz wert.
Sie sind in zwei Abschnitte gegliedert: 1. Die Berufung zur Freiheit in Liebe (13 – 15); 2. Erfüllung der Berufung im Geist sowie der Gegensatz
zwischen Geist und Fleisch (16 – 18). – Kennzeichnend für Paulus sind die einprägsamen Chiasmen[8] und die gedanklichen Gleichungen[9]. Diese und weitere strukturelle Stilmittel[10] schärfen, dem Anliegen des Briefes angemessen, den Empfängern die paulinischen Ermahnungen ein.
Zur Gattung[11]: Der Galaterbrief ist ein echt paulinisches Rundschreiben mit christologischer Mitte, dessen Sitz im Leben die Gemeindeversammlung ist. In Fürsorge um das Heil der Gemeinde ermahnt, tröstet und ermutigt Paulus die Zuhörer in paränetisch-parakletischer Weise.
V Einzelexegese von Gal 5, 13 – 18
1. Vers 13
„Ihr[12] aber“[13] – Mit dieser Anrede knüpft Paulus eng an die vorhergehende Perikope an. Dort hatte er den Gesetzesgehorsam der Judaisten übersteigert und dadurch dessen Irrsinn in V. 12 drastisch verdeutlicht. Die Zuhörer[14] dagegen sollten sich von der knechtenden Gesetzesbefolgung fernhalten. „Zur Freiheit berufen“, eine feste Redewendung für den Loskauf eines Sklaven[15], war in der damaligen Gemeinde sofort verständlich. Mit eleuqeria greift Paulus noch einmal Gal 5, 1 auf. Durch die Doppelung der dortigen figura etymologica wird deutlich: Die Freiheit vom Gesetz gilt absolut und das Ziel der Befreiung ist die Freiheit selbst.[16] Der Berufende ist Gott selbst (1, 6.15). Der Apostel ist sich bewusst, dass man ihm die Worte im Munde umdrehen kann. Deshalb definiert er das Schlagwort sofort: Nicht – sondern. Auf keinen Fall soll die Freiheit zum „Sprungbrett“[17], wörtlich: als Stützpunkt (aformh) für das gottwidrige, ausschließlich auf Egoismus bedachte Wesen der sarx missbraucht werden. Stattdessen sollen die Gemeindeglieder einander „Sklavendienst“ leisten: douleuete. Der scheinbaren Widerspruch – die Hörer wurden doch eben erst zur Freiheit bestimmt – lässt sich frei nach Pohl[18] verdeutlichen: Wirkliche eleuqeria kann nur dort bestehen, wo kein Machtvakuum entsteht. Sonst kommen sogleich die neuen alten Herren (vgl. Lk 11, 24 – 26). Den „Widerspruch“ löst Paulus obendrein durch ein Oxymoron auf: dia thV agaphV. Nur in der und durch die göttliche Liebe können die Empfänger sich ihrer Selbstsucht entledigen und „füreinander Sklave sein“[19].
[...]
[1] Adolf Pohl verdeutlicht in seiner Wortwahl stärker als Luther und geringfügig genauer als die Elberfelder die Anliegen des griechischen Grundtextes. Dabei bleibt er jedoch gegenüber Mußner verständlicher. In Vers 17(c) jedoch trifft Luther die Zuspitzung des paulinischen Textes durch die Knappheit seiner Formulierung am besten, sodass ich hier Luthers Fassung vorziehe (kursiv). – Die Versangaben sind eingefügt, die Rechtschreibung an die neue Regelung angeglichen.
[2] Selbst in den verwendeten Kommentaren werden die Varianten nur am Rande oder in Fußnoten erwähnt. Vgl. etwa Mußner, S. 369, Fußnote 20: Die Betonung liegt dennoch auf en eni logw.
[3] Vgl. den Exkurs von Pohl, S. 22-27, der auch die Anfrage der Judaisten deutlich hervorhebt. – Ebenfalls nach Pohl: die Gliederung „Gal 5, 13 – 6, 10“ im Schaubild.
[4] Dogmatischer Teil: Gal 1,1 - 5,12; erneute Konfrontation: Gal 4,8 – 5, 12 (vgl. Pohl).
[5] Für diese Eingrenzung spricht auch die Anrede adelfoi in 5,13 und 6,1. Nicht nach, aber: so auch Pohl auf S. 228.
[6] Anders Mußner und Pohl. Die Verse 19 –26 sind jedoch lediglich eine Konkretion zu V. 16 – 18, sodass die kürzende Vorgabe der Facharbeit möglich ist.
[7] V. 13 –15 nach Unterrichtsaufzeichnungen
[8] Und zwar inhaltlicher Art (13b – 15: -+ +-) sowie formaler Art (17a – c: s. Abbildung).
[9] Man beachte: pneumati stimmt in V.16 + 18 jeweils in Kasus und Numerus überein.
[10] Def.: nicht – sondern; Begründung/ Vertiefung: denn; Zuspitzung (17c), Schlagworte
[11] Vgl. hierzu Pohl S.14 – 29 und Eichholz S.265
[12] In der gesamten Einzelexegese sind die Ergebnisse vom Mußner, Pohl, Oepke sowie eigene Überlegungen miteinander verwoben. Daher werden nur die wichtigsten Quellen in den Fußnoten notiert.
[13] Hier nach Mußner 366. Paulus erteilt hier dem gesamten Judaismus eine Absage.
[14] Die Zuhörerschaft - der Brief wurde verlesen - ist die Gemeinde: adelfoi.
[15] Näheres bei Pohl 212, der hier Deißmann anführt.
[16] Vgl. Mußner 367
[17] Gute Nachricht nach Haubeck 149
[18] Vgl. Pohl 212
[19] So Mußner 369. - Zu diesem Satz von mir vgl. auch. 1Joh 4,19 und Röm 5, 8
- Citation du texte
- Karsten Spilling (Auteur), 2003, Exegese von Galater 5, 13-18 mit einem thematischen Exkurs zum Verständnis christlicher Freiheit bei Paulus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28976
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