John W. Kingdon begreift das Regierungssystem im Allgemeinen als eine in sich geschlossene und konfliktbeladene Struktur, die man jedoch mit den Methoden der Organisationswissenschaft analysieren und beschreiben kann. Ähnlich wie eine Organisation hat auch eine solche staatliche Struktur Regeln, Abläufe und Verfahren, die das Zustandekommen von Entscheidungen regeln. In solchen politischen Prozessen werden in einem ständigen Kreislauf Entscheidungen getroffen, formale Fristen eingehalten, Reaktionen gefordert und der Blick auf bestimmte Sachverhalte gelenkt. [...]
Der Multiple-Streams-Ansatz kann zunächst als heuristisches Rahmenwerk verstanden werden, in dessen Zentrum die Frage steht, wie nationale Regierungen Entscheidungen treffen.
Bei der vorliegenden Hausarbeit handelt es sich um den Versuch mit Hilfe des Multiple-Streams-Ansatzes in seiner umstrittenen Formulierung wie sie von Kingdon festgelegt wurde, den Zeitpunkt der Einführung des Mindestlohns in Deutschland im Sommer 2014 zu erklären. Grund für die Relevanz dieser Frage ist die Tatsache, dass der Mindestlohn nicht erst im Rahmen des Bundestagswahlkampfes 2013 ein Thema wurde, sondern er als politische Idee schon viel länger existiert. Theoretisch hätte er schon im Rahmen der letzten Großen Koalition in der Legislaturperiode 2005 bis 2009 unter Bundeskanzlerin Angela Merkel oder unter der rot-grünen Schröder-Regierung 1998 bis 2005 eingeführt werden können.
In einem ersten Schritt soll die Theorie des Multiple-Streams-Ansatzes nach Kingdon tiefer gehend erörtert werden. Dies geschieht primär anhand von Kingdons Werk Agendas, Alternatives, and Public Policies, sowie durch einen Aufsatz von Friedbert W. Rüb mit dem Titel Multiple-Streams-Ansatz: Grundlagen, Probleme und Kritik.
Anschließend wird der Mindestlohn in aller Kürze präsentiert, bevor dann in einem dritten Schritt die Theorie mit der Praxis verbunden werden soll. Anhand der Auswertung von Drucksachen des Deutschen Bundestages, von Presseartikeln, Print- und Onlinemedien sowie weiterer Quellen soll versucht werden die verschiedenen Ströme inhaltlich zu besetzen und die Frage zu klären, warum im Sommer 2014 der günstigste Zeitpunkt gekommen war, um den Mindestlohn in der Bundesrepublik Deutschland einzuführen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Multiple-Streams-Ansatz
- Der „Problemstrom“
- Der „Policy-Strom“
- Der „Political Stream“
- Der Mindestlohn
- Anwendung
- Der „Problemstrom“
- Der „Policy-Strom“
- Der „Political Stream“
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Anwendung des Multiple-Streams-Ansatzes auf die Einführung des Mindestlohns in Deutschland im Sommer 2014. Ziel ist es, den Zeitpunkt der Einführung des Mindestlohns mithilfe der Theorie von John W. Kingdon zu erklären. Die Arbeit untersucht, wie die drei Ströme des Multiple-Streams-Ansatzes - der Problemstrom, der Policy-Strom und der Political Stream - zusammenspielten, um ein „Window of Opportunity“ für die Einführung des Mindestlohns zu schaffen.
- Der Multiple-Streams-Ansatz als theoretisches Rahmenwerk
- Die drei Ströme des Multiple-Streams-Ansatzes
- Die Rolle von Policy Entrepreneurs
- Die Anwendung des Multiple-Streams-Ansatzes auf den Mindestlohn
- Die Bedeutung des „Window of Opportunity“
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema ein und stellt den Multiple-Streams-Ansatz von John W. Kingdon vor. Sie erläutert die Grundprinzipien des Ansatzes und die Bedeutung der drei Ströme: den Problemstrom, den Policy-Strom und den Political Stream. Die Einleitung stellt auch die Relevanz des Mindestlohns als Fallbeispiel dar und skizziert den Aufbau der Arbeit.
Das Kapitel „Der Multiple-Streams-Ansatz“ beleuchtet die Theorie von Kingdon im Detail. Es beschreibt die Grundannahmen des Ansatzes, die Rolle von Policy Entrepreneurs und die Bedeutung des „Window of Opportunity“. Das Kapitel analysiert die drei Ströme und ihre Interaktion im politischen Entscheidungsprozess.
Das Kapitel „Der Mindestlohn“ präsentiert den Mindestlohn als Fallbeispiel und untersucht die Anwendung des Multiple-Streams-Ansatzes auf diesen Bereich. Es analysiert die Entwicklung des Mindestlohns in Deutschland und die verschiedenen politischen Akteure, die an der Entscheidung beteiligt waren. Das Kapitel untersucht auch die Rolle von Policy Entrepreneurs und die Entstehung des „Window of Opportunity“ für die Einführung des Mindestlohns.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Multiple-Streams-Ansatz, den Mindestlohn, die Politikwissenschaft, das Agendasetting, die Entscheidungsfindung, Policy Entrepreneurs, das „Window of Opportunity“ und die deutsche Politik.
- Citation du texte
- Timo Meyer (Auteur), 2014, Der Mindestlohn im Fokus des Multiple-Streams-Ansatzes, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/289122
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