Das genus demonstrativum ist die dritte Redegattung in der aristotelischen Trias. Seit den Sophisten steht sie für die Rhetorik als Kunst, welche die Schönheit der Sprache und Virtuosität des Orators in den Mittelpunkt stellt. Keine andere rhetorische Gattung wurde so kontrovers über die Jahrhunderte hinweg diskutiert.
Im Folgenden wird zunächst eine Definition der Lobrede nach der aristotelischen Vorstellung vorgenommen, um dann später in einemVergleich Antike und Moderne Definitionen gegenüberzustellen und die verschiedenen Kritikpunkte zu vergleichen. Dabei wird auch die Entwicklung der Lobrede beleuchtet, um dann abschließend die Frage zu diskutieren, ob die Lobrede als Gattung noch zeitgemäß ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Aristotelische Definition des genus demonstrativum
3. Definitionsvergleich - Antike vs. Moderne
4. Ist das genus demonstrativum noch zeitgemäß?
5. Fazit
6. Literatur
1. Einleitung
Das genus demonstrativum, ist die dritte Redegattung in der aristotelischen Trias. Seit den Sophisten steht sie für die Rhetorik als Kunst, welche die Schönheit der Sprache und Virtuosität des Orators in den Mittelpunkt stellt. Keine andere rhetorische Gattung wurde so kontrovers über die Jahrhunderte hinweg diskutiert. Im Folgenden wird zunächst eine Definition der Lobrede nach der aristotelischen Vorstellung vorgenommen, um dann später in einem Vergleich Antike und Moderne Definitionen gegenüberzustellen und die verschiedenen Kritikpunkte zu vergleichen. Dabei wird auch die Entwicklung der Lobrede beleuchtet, um dann abschließend die Frage zu diskutieren, ob die Lobrede als Gattung noch zeitgemäß ist.
2. Aritotelische Definition des genus demonstrativum
Die Lobrede (genus demonstrativum) dient dazu eine Person oder Sache zu loben oder zu tadeln. Im Gegensatz dazu stehen die politische Rede (genus deliberativum) und die Gerichtsrede (genus iudiciale), welche meist einen strittigen Sachverhalt thematisieren. Die epideiktische Redegattung nimmt, dadurch das ihr Redegegenstand unstrittig ist, eine Sonderstellung unter den drei aristotelischen Redegattungen ein.[1] Dies wird auch in Aristoteles Rhetorik' deutlich, im ersten Buch erläutert er die verschiedenen Redegattungen und ihren Zweck.
Der beratenden Rede und der Gerichtsrede räumt er in seinen Ausführungen wesentlich mehr Raum ein als der dritten Gattungen, der Lobrede.[2] Nach Aristoteles definiert sich die Lobrede über den Zuhörer, denn dieser urteilt über das rhetorische Talent des Orator, welches bei der dritten Gattung im Mittelpunkt steht. Weiterhin spricht er der Form des Lobes eine wichtige Rolle zu, er unterscheidet dabei zwischen dem ernsthaften und dem uneigentlichen Lob.[3] Letzteres war besonders in der griechischen Rhetorik von großer Wichtigkeit, da es dem Orator primär darum ging seine Kunstfertigkeit zu demonstrieren, ganz im Sinne der Rhetorik als Kunst.[4] Im Bezug auf die Form des Lobes erläutert Aristoteles den Tugendbegriff. Er nennt „Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigkeit, Edelmut, innere Größe, Freigebigkeit, Sanftmut, Einsicht und Weisheit“[5] als besonders lobenswerte Tugenden. Durch diese ausführliche Erläuterung der verschiedenen Tugenden zeigt sich, wie wichtig das Ethos im Zusammenhang mit der Lobrede ist, denn das Image des Redners wirkt sich signifikant auf seine Glaubwürdigkeit aus. Außerdem so Ostermann „geht es darum, den Zuhörer die Größe der Tugend (oder des Lasters) vor Augen zu führen, wobei Tugend (arete) keinen absoluten, an objektiver Wahrheit gemessen, sondern einen rationalen, mittleren Wert darstellt“.[6] Zum Tadel schreibt Aristoteles lediglich, dass dieser aus dem Gegenteil des Lobens schöpft und damit das Wichtigste genannt sei.[7] Seine Einteilung der Redegattungen hat aufgrund ihrer Einfachheit und Logik bis heute bestand. Im Laufe der Jahrhunderte wurde immer wieder Kritik daran geübt, jedoch gelang es keiner anderen Theorie sich gegenüber der aristotelischen Trias langfristig durchzusetzen.
3. Definitionsvergleich - Antike vs. Moderne
Nach Walter Jens ist das größte „Problem“ der Lobrede, dass ihr Gegenstand unkritisch ist.[8] Für ihn ist sie daher eine ungenügend Gattung im Vergleich zum genus iudiciale und genus deliberativum. Auch Cicero wollte die Lobrede nicht als vollwertige Redegattung anerkennen, wie es zuvor Aristoteles mit seiner Einteilung in die drei Gattungen getan hat. Es zeigt sich, dass es die dritte Redegattung ist, die, heute wie damals, für Instabilität in der aristotelischen Trias der Redegattungen sorgt. Die Kritik ist jedoch von unterschiedlicher Natur. Cicero sieht die epideiktische Gattung als Oberbegriff für unterschiedliche Redeanlässe, welche in keinem Zusammenhang zu dem von ihm für wichtig erachteten anderen beiden Gattungen stehen.[9] Jens, wie bereits erwähnt, bemängelt den unstrittigen Gegenstand der Lobrede. Für ihn muss es zu einer Weiterentwicklung des Lobestopoi kommen, weg von der Einseitigkeit des fraglosen Lobes hin zu einer „kontroversen,streitbaren Form der Lobrede“.[10]
[...]
[1] Zinsmaier, Thomas: Epideiktik zwischen Affirmation und Aristik. Die antike Theorie der feiernden Rede im historischen Aufriß. In: Josef Kopperschmidt, Helmut Schanze: Fest und Festrhetorik. Zur Theorie, Geschichte und Praxis der Epideiktik. München 1999. S. 375.
[2] Vgl. Aristoteles: Rhetorik. Übers. und Hrsg. von Gernot Krapinger. Bibliogr. erg. Ausg. Stuttgart 2007.
[3] Valozza, Maddalena: Laudatio. Defintion, Antike. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hrsg. Gert Ueding. Bd. 5. Tübingen 2001. Sp.51.
[4] Ebd.
[5] Aristoteles: Rhetorik. [1366b] (5)
[6] Ostermann, Eberhard: Die Authentizität des Ästhetischen. Studien zur ästhetischen Transformation der Rhetorik. München 2002. Figuren, Bd.10. S.41.
[7] Vgl. Aristoteles: Rhetorik [1368a] [35]
[8] Vgl. Matuschek, Stefan: Antirhetorik, Propaganda, Streit, Spiel und Ironie. Zur Formengeschichte der Lobrede. In: Fest und Festrhetorik. Zu Theorie, Geschichte und Praxis der Epideitik. Hrsg. Josef Kopperschmidt, Helmut Schanze. München 1999. S.181-191.
[9] Götter, Karl-Heinz: Einführung in die Rhetorik. Grundbegriffe - Geschichte - Rezeption. 4., überarb. Aufl. Paderborn 2009. S.21.
[10] Matuschek, Stefan: Lobrede. In: Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Hrsg. Gert Ueding. Bd.5. Tübingen 2001. Sp.396
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- Carina Klara Moser (Author), 2014, Die Lobrede in der Rhetorik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288946
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