Das Seminar "Außerschulische Lernorte - Auf den Spuren der deutschen Demokratie" diente nicht nur dazu einen Überblick über die Vorgänge vor und während der ersten deutschen Nationalversammlung 1848 zu geben, sondern auch die Vorbereitung einer Exkursion mit Schülern unterschiedlicher Altersklasse zu üben.
Das Seminar "Außerschulische Lernorte - Auf den Spuren der deutschen Demokratie" diente nicht nur dazu einen Überblick über die Vorgänge vor und während der ersten deutschen Nationalversammlung 1848 zu geben, sondern auch die Vorbereitung einer Exkursion mit Schülern unterschiedlicher Altersklasse zu üben.
Vor der schülerorientierten Arbeit in Kleingruppen wurden allerdings zunächst selbst erarbeitete Kurzreferate genutzt, um die geschichtlichen Hintergründe des Themenkomplexes zu wiederholen. Dabei wurden unterschiedliche Themenkomplexe angesprochen, beispielsweise die Französische Revolution als Vorbild der Revolution von 1848 in Deutschland, das Wartburgfest und das Hambacher Fest als Höhepunkte der studentischen Widerstandsbewegung und die Großdeutschen und Kleindeutschen Lösungsmuster der politischen Gegner innerhalb der Revolutionsbewegung. Im Mittelpunkt des Seminars sollte dann die Nationalversammlung stehen, die sich ab dem 18. Mai 1848 in der Paulskirche in Frankfurt zusammenfand. Als Denkmal deutscher Geschichte und politischer Tagungsort sollte die Frankfurter Paulskirche somit das Ziel einer Exkursion werden, die zunächst mit einer 12. Klasse und anschließend mit Schülern einer 8. Klasse durchgeführt werden sollte. Zur vorbereitenden Planung der Arbeit mit den Schülern haben wir zunächst selbst das Ziel der Exkursion besucht, um uns einen eigenen Eindruck von den Räumlichkeiten zu verschaffen. Die Erwartung der meisten Studenten wurde dabei allerdings ebenso wenig erfüllt wie bei der durchgeführten Führung zur 1848er Revolution, sodass eine grundsätzlich andere Vorgehensweise für die Arbeit mit den Schülern das Ziel der anschließenden Gruppenarbeit werden sollte. Dabei wurde weniger Wert auf bloßes Erlangen von umfangreichen Faktenwissen gelegt, um den Schülern möglichst eigenständige Arbeit zu ermöglichen und die Exkursion nicht zu anspruchsvoll zu gestalten.
Anschließend an die eigene Exkursion wurde die Gruppe der Studenten also nun in zunächst vier Kleingruppen aufgeteilt, die sich mit unterschiedlichen Themenkomplexen zur Paulskirche befassen und didaktische Methoden entwickeln sollten, um diese von den Schülern erarbeiten zu lassen. Zusätzlich wurde eine Gruppe für eine einführende Erklärung der Vorgeschichte gebildet, die das bereits im Unterricht erlangte Wissen der Schüler um die politischen Umstände kurz zusammenfasst. Eine weitere Gruppe, die eine Diskussion der Schüler organisieren sollte, würde den Abschluss der Exkursion bilden.
In unserer Gruppe entschieden wir uns für das Thema "Die Paulskirche im Wandel der Zeit". Unser Ziel war es also architektonische Veränderungen ebenso wie die unterschiedliche Nutzung der Paulskirche darzustellen und die Schüler in möglichst großer Eigenverantwortung erarbeiten zu lassen. Die Schüler sollten sowohl in der achten als auch in der zwölften Klasse anschließend an die Arbeit in unserer Gruppe die Veränderung in der Funktion und der Architektur der Paulskirche erklären können. Ihnen sollte vor Augen geführt werden, dass die Paulskirche nicht erst für die Nationalversammlung gebaut wurde und dass es eine Vorgeschichte zur Revolution von 1848 gibt. Gleichermaßen sollte aber auch die Geschichte des Gebäudes nach der Nationalversammlung erläutert werden, sodass den Schülern ein Überblick über die Gesamtgeschichte der Frankfurter Paulskirche gegeben werden sollte, der im Unterricht durch weitere Gespräche erweitert werden kann. Zunächst informierten wir uns daher gemeinsam über die Entstehung der Paulskirche, die Verwendung als Tagungsort der Nationalversammlung, sowie die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und den Wiederaufbau als Symbol deutscher Demokratie. Wir entschieden uns anschließend dazu die Geschichte in drei Abschnitte einzuteilen, sodass jeder Gruppenteilnehmer sich intensiv mit einem Thema beschäftigen und die Arbeit so optimieren kann.
Der erste Zeitabschnitt sollte die Zeit seit der Gründung als Barfüßerkloster, das 1270 erstmals urkundlich erwähnt wird, wahrscheinlich aber bereits einige Zeit vorher gegründet wurde, bis zur Nutzung als Tagungsort der Nationalversammlung 1848 umschließen. Dabei sollte nicht erst der Neubau, der 1789 bis 1833 nach Abriss des alten Klosters stattfand, thematisiert werden, sondern auch die Architektur der Barfüßerkirche, die sich in vielen Aspekten vom Neubau als evangelische Kirche unterschied. Den Schülern sollte in dieser ersten Epoche der Geschichte der Paulskirche also ein sehr langer Zeitabschnitt von der ersten Klostergründung und der Nutzung als Kirche der evangelischen Gemeinde präsentiert werden, der bis zum Beginn der Revolution von 1848 reicht. Dennoch mussten die zahlreichen Veränderungen in Architektur und Funktion in einem kurzen Text zusammengefasst werden, sodass die Schüler in kurzer Zeit die wichtigsten Informationen lesen und verinnerlichen können, das Thema konnte hier also nur in sehr komprimierter Form dargestellt werden, weder bei der Arbeit mit den Schülern der Jahrgangsstufe 12, noch bei den Schülern der achten Klasse gab es aber an dieser Stelle größere Probleme.
Beim zweiten, von mir bearbeiteten Zeitabschnitt handelte es sich um einen wesentlich kürzeren Zeitraum, in dem aber der bedeutende Wandel der Paulskirche zum Symbol der deutschen Demokratie stattfand. Zur Bearbeitung des Themas beschäftigte ich mich vorrangig mit den Umbauten die an der Paulskirche vorgenommen wurden, damit diese Tagungsort der Nationalversammlung sein konnte. Trotz der thematischen Eingrenzung sollten die Schüler aber ihr Wissen über die Vorkommnisse die zur Gründung der Nationalversammlung und zur Wahl Frankfurts als Standort dieser verfassungsgebenden Zusammenkunft geführt haben reaktivieren können.
So hatten erst am 5. März Vertreter der Liberalen aus dem deutschen Südwesten zur Parlamentsbegründung aufgerufen und den Anstoß zur Bildung eines Vorparlaments in Frankfurt gegeben. Die Wahl des Tagungsortes fiel dabei zunächst auf den Frankfurter Kaisersaal auf dem Römerplatz, wurde auf Grund des Platzmangels für die insgesamt 397 Abgeordneten aber bald darauf revidiert, sodass das Vorparlament bereits am 31. März in den damals größten Saal Frankfurts umzog, um dort freie Wahlen zu einer konstitutionierenden Nationalversammlung zu beschließen und zu organisieren. Nachdem das neu gewählte Parlament am 18. Mai zum ersten Mal in der Paulskirche zusammenkam wurde Erzherzog Johann zum ersten von einem Parlament gewählten deutschen Staatsoberhaupt ernannt.
Nachdem den Schülern durch das im Unterricht erlangte Vorwissen und die kurze Einführung zu Beginn der Exkursion bereits die wichtigsten Daten und Fakten zur Nationalversammlung und ihrer Gründung bekannt sein sollten, konnte ich mich nach dieser kurz gefassten Wiederholung in meinem Text besonders auf die wahrscheinlich weniger bekannten Aspekte zur architektonischen Veränderung des Tagungsortes konzentrieren. Die Schüler sollten nicht nur ihr bereits erlangtes Wissen wiederholen, sondern auch zu neuem Faktenwissen kommen, das besonders für die Schüler der achten Klasse als Hintergrundwissen zur Nationalversammlung fungieren sollte, während die Schüler der zwölften Klasse ihr Wissen eher mit den neuen Erkenntnissen verbinden konnten. Für beide Altersklassen sollte dabei die politische Inanspruchnahme und die damit verbundenen Umbauten des Gebäudes zum Tagungsort der Nationalversammlung im Mittelpunkt der Betrachtung dieses Zeitabschnitts stehen.
So wurde die Paulskirche trotz Kritiken daran die Kirche zu politischen Zwecken zu nutzen in den Bundesfarben geschmückt und durch ein Gemälde von Philipp Veit erweitert, welches die Germania zeigt und heute im Deutschen Museum Nürnberg ausgestellt ist. Zudem wurde der Altar ausgebaut, sodass zur Eröffnung der Nationalversammlung von kirchlichen Symbolen vollkommen abgesehen wurde. Des Weiteren folgten innenarchitektonische Maßnahmen, wie der Bau einer Zwischendecke, die die Akustik des Saals verbessern sollte, sowie der Einbau von Gasbeleuchtungen und einer der ersten Zentralheizungen in Deutschland. Die am 20. Dezember 1848 verabschiedeten "Grundrechte des Deutschen Volkes", die als eine der zentralen Beschlüsse der Nationalversammlung gelten und noch im heutigen Rechtssystem der Bundesrepublik Deutschland von Bedeutung sind, wurden also nicht in der Paulskirche verabschiedet, sondern in der Kirche am Frankfurter
Kornmarkt, die während der Umbauarbeiten als Tagungsort fungierte. Dennoch gilt die Frankfurter Paulskirche als Haupttagungsort der Nationalversammlung und wurde als solche Denkmal deutscher Demokratiebestrebungen. Den Schülern soll in diesem Teil der Gruppenarbeit auch dieser wichtige Aspekt klar werden, das Hauptaugenmerk liegt also auf der Zeit kurz vor und während der Nationalversammlung. Auch die anschließende Rückgabe des Gebäudes an die Gemeinde, nach scheitern der Verfassung und Zerfall der Paulskirchenversammlung soll aber kurz thematisiert werden. So ist für die Schüler von Bedeutung, dass Wilhelm IV. die Krone ablehnte, da er auf seiner absolutistischen Macht beharrte und so die geplante Verfassung verhinderte.
Nach Ende der Nationalversammlung wurde die Kirche nach erneuten Umbauten 1892 an die Kirchengemeinde zurückgegeben, durch die vorherige politische Inanspruchnahme blieb die Paulskirche aber weiterhin Ort zahlreicher Gedenkfeiern, so zum Beispiel der Eröffnungsfeier des Deutschen Turnfestes 1908 oder der Jahrhundertfeier zum Gedächtnis der Freiheitskriege 1913. Entgegen der eigentlich geplanten Nutzung als Ort der Gottesdienste der christlichen Gemeinde wurde die Kirche also weiterhin zur Gedenkstätte erhoben, wodurch vielfache Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern der Kirchengemeinde und politischen Machthabern entstanden. Erst in der Zeit des Dritten Reiches wurde die Paulskirche wieder als rein kirchlicher Ort genutzt, bis sie bei zweiten Bombenangriffen auf die Stadt Frankfurt im März 1944 zerstört wurde, nachdem das Dach Feuer gefangen hatte und in den Innenraum gestürzt war.
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- Philip Neuß (Author), 2011, Auf den Spuren der deutschen Demokratie. Ausarbeitung zur Exkursion in die Frankfurter Paulskirche, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288653
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