Das jüdische Museum Frankfurt, welches im Mittelpunkt des Exkursionsseminars „Intensiv-Lektürekurs zum Dritten Reich“ stehen sollte, zeigt in seiner Dauerausstellung die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Frankfurt von der ersten Ansiedlung bis zur heutigen Lebenssituation der Juden in der Mainmetropole. Zusätzlich zu dieser Dauerausstellung konnten wir die Wechselausstellung über das Bildwerk der deutsch-jüdischen Autorin Else Lasker-Schüler besuchen, die sich zur Zeit unserer Exkursion im jüdischen Museum befand.
Das jüdische Museum Frankfurt, welches im Mittelpunkt des Exkursionsseminars „Intensiv-Lektürekurs zum Dritten Reich“ stehen sollte, zeigt in seiner Dauerausstellung die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Frankfurt von der ersten Ansiedlung bis zur heutigen Lebenssituation der Juden in der Mainmetropole. Zusätzlich zu dieser Dauerausstellung konnten wir die Wechselausstellung über das Bildwerk der deutsch-jüdischen Autorin Else Lasker-Schüler besuchen, die sich zur Zeit unserer Exkursion im jüdischen Museum befand.
Bereits 1920 war in Frankfurt das erste Museum der jüdischen Gemeinde entstanden, welches aber nach Machtübernahme der Nationalsozialisten geschlossen wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg siedelten sich viele der aus Deutschland vertriebenen Juden zwar wieder in ihrer ehemaligen Heimat Frankfurt an, das ehemalige Museumsgebäude wurde aber nach der Zerstörung während der Bombenangriffe auf Frankfurt nicht wieder aufgebaut. Erst 1980 entstand schließlich im ehemaligen Rothildpalais das heutige jüdische Museum, das durch die Stadt Frankfurt gegründet wurde und somit eigentlich kein Museum der jüdischen Gemeinde ist. Durch die hohe Anzahl an jüdischen Mitbürgern in der Stadt Frankfurt und die lange Geschichte der jüdischen Gemeinde in dieser Stadt lässt sich aber trotz der staatlichen Trägerschaft ein umfangreiches Bild über die Lebenssituation der Juden in Frankfurt erkennen.
Die ersten Erwähnungen einer Ansiedlung von Juden in Frankfurt stammen dabei bereits aus dem Jahr 326, sodass die jüdische Gemeinde Frankfurts als eine der ältesten und bedeutendsten in Deutschland gilt. So wurden in Frankfurt, anders als in den meisten anderen Städten, die jüdischen Wohnviertel in die Stadt integriert bis die jüdischen Bürger 1462 in die Judengasse ausgesiedelt wurden, nachdem Karl IV. 90 Jahre zuvor den Verkauf der Juden an die Stadt beschlossen hatte. Dennoch blieben ca. 6% der Stadtbevölkerung jüdisch, sodass zahlreiche Stiftungen jüdischer Bürger den Bau von Krankenhäusern, Museen, der Universität Frankfurt, sowie der Oper und weiterer kultureller Orte ermöglichen. Es lässt sich also erkennen, dass die Stadt Frankfurt und die jüdische Gemeinde eine enge und langjährige Beziehung pflegen, die sich auch im Aufbau des Museums zeigt.
Dennoch zeigen sich auch in der Frankfurter Vergangenheit deutliche Ausgrenzungen der Juden schon in den ersten Jahren nach Entstehen der jüdischen Gemeinde, besonders aber zunächst im Hochmittelalter. Wie in den meisten Städten des deutschen Reiches wurden in den sogenannten Stättigkeitsdokumenten die Rechte und Pflichten der Juden festgehalten, von denen viele später auch auf die Nürnberger Gesetze der Nationalsozialisten einwirkten. So war bereits 1215 die Kennzeichnung der Juden durch einen gelben Ring auf der Kleidung üblich, die in der Zeit des Dritten Reiches zur Kennzeichnung durch den gelben Davidstern erweitert wurde. Außerdem wurde nach Entstehung der Judengasse eine regelrechte Ghettoisierung durchgesetzt, die die jüdischen Mitbürger aus dem Leben in der Bürgerschaft der Stadt Frankfurt drängen sollte. Die antijudaistischen Tendenzen, die sich im gesamten Abendland entwickelten und durch eine stärkere Differenzierung der Religionen zu erklären sind gipfelten in Frankfurt schließlich in der kompletten Ausgrenzung der Juden aus dem Stadtgebiet. Dennoch lässt sich in Frankfurt, alleine durch die große Zahl an jüdischen Mitbürgern bedingt, eine lange Zeit bestehende Sonderstellung erkennen, die erst 1460 zur Isolierung der jüdischen Gemeinde von der Stadtbevölkerung führte.
Nachdem wir während der Exkursion einen guten Überblick über die Entstehungszeit der jüdischen Gemeinde Frankfurts und die Zeit bis zum Mittelalter bekommen konnten, wurde der nächste Abschnitt aus zeitlichen Gründen leider nur grob angesprochen. So konnten wir lediglich erfahren, dass die europaweite Epoche der Aufklärung die Forderung der Juden nach Gleichberechtigung innerhalb der Bürgerschaft wieder aufleben ließ. Nachdem noch zu Beginn des 19. Jahrhunderts Einschränkungen bei der Heirat und der Wahl des Wohnortes deutlich zu spüren waren, konnte in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts viele Rechte wie die Gewerbefreiheit erkämpft werden. Trotz dieser langsamen Veränderungen kam es aber nicht zu einer kompletten Gleichstellung der Juden wie sie in Frankreich bereits unter Napoleon geschehen war. Zudem wurden viele der neuen Rechte nach Ende der napoleonischen Eroberung zurückgenommen, sodass die Entwicklung der religiösen Gleichberechtigung in Deutschland vielerorts erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges abgeschlossen wurde. Trotz dieser Einschränkungen und der Rücknahme des im Rheinland durch Napoleon durchgesetzten „code civil“, der die Gleichstellung aller Bürger vorsah, entwickelte sich die jüdische Gemeinde aber insbesondere in Frankfurt stets weiter. In den 1920er Jahren konnte mit Ludwig Landsmann so sogar ein jüdischer Bürgermeister in Frankfurt etabliert werden, der den Bau der Autobahnen ebenso planen und vorantreiben konnte wie den sozialen Wohnungsbau der Stadt Frankfurt, der nach Ende des ersten Weltkrieges vielen obdachlos gewordenen Bürgern der Stadt eine neue Heimat gab.
In einer genaueren Betrachtung konnten wir nun die entscheidenden Jahre der jüdischen Gemeinde Frankfurts während der Zeit des Dritten Reiches begutachten die für das Thema des Seminares von großer Bedeutung waren. Nachdem die NSDAP 1933 die Macht übernommen hatte planten viele deutschstämmige Juden zunächst die Flucht, mussten diese Pläne aber durch die zunehmende Belastung und Repression bald aufgeben. So war es ihnen durch die Enteignung kaum noch möglich das Land zu verlassen, da die Reise nicht nur mit großen Gefahren, sondern auch mit finanzieller Belastung verbunden gewesen wären. Die einzige Stadt in die man zur damaligen Zeit ohne Papiere fliehen konnte war Shanghai und die Reise bis dorthin war, ohne die Möglichkeit Flugzeuge oder Züge zu nutzen, von extremen Strapazen geprägt. Dennoch schafften es immerhin 20.000 jüdische Flüchtlinge in die asiatische Großstadt, die allerdings nach Machtübernahme der Japaner 1945 erneut fliehen mussten und weiterhin ohne Obdach blieben.
Auch nach Kriegsende in Europa hatten die Überlebenden aber nicht nur mit der Rückkehr in ihre eigentliche Heimat zu kämpfen, sondern waren vielfach auch völliger Armut und Verelendung ausgesetzt, da sie nicht nur ihre Obdach und ihren Beruf, sondern größtenteils auch ihren kompletten Besitz verloren hatten. Zwar errichteten die Alliierten sogenannte DP Camps in Europa, in denen die aus den Konzentrationslagern befreiten und geflohenen Juden mit Lebensmitteln und Kleidung versorgt werden, allerdings bedeutete dies eine erneute Segregation von der Restbevölkerung Europas und sollte als zeitlich begrenzte Lösung fungieren. Trotz der schrecklichen Erfahrungen in der Vergangenheit verblieben viele Juden aber in Deutschland oder kehrten nach ihrer Flucht in ihre Heimat zurück, sodass eine langsame Wiederentstehung von jüdischen Gemeinden ermöglicht werden konnte.
Bei der zweiten Ausstellung im jüdischen Museum Frankfurt handelte es sich um eine Wechselausstellung des Bildwerkes der deutsch-jüdischen Dichterin Else Lasker-Schüler, die in etwa 300 Zeichnungen umfasst. Diese sind in einer regelrechten Inszenierung der Zeichnungen, die durch das Museum in Zusammenarbeit mit einem Architekturbüro entstand, ausgestellt, sodass ein didaktisch begründeter Überblick über das zeichnerische Gesamtwerk Lasker-Schülers geboten wird. Dabei wird auf das dichterische Werk der Autorin verzichtet, sodass die zeichnerische Tätigkeit im Mittelpunkt der Ausstellung steht.
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- Quote paper
- Philip Neuß (Author), 2011, Das jüdische Museum Frankfurt. Zusammenfassung und Reflexion zur Exkursion, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288651