Das Gehen als bipedales Gehen, als ein aufrechtes Gehen, unterscheidet den Menschen vom Tier. Es ist ein evolutionsgeschichtlich ebenso markanter Fortschritt wie die Ausbildung der Hand als kreatives Werkzeug. Vielleicht liegt darin der Grund, weshalb das Gehen auch als Konzept Eingang in die Sprache fand, ja sie regelrecht infiltriert und infiziert hat: »GEHEN, GEHN, ire, ein nach form und gehalt überaus reich entwickeltes wort, dessen erschöpfende behandlung ein werk für sich wäre«, so das Deutsches Wörterbuch. Auch Thomas Bernhards Prosatext »Gehen« weist eine Vielfalt unterschiedlicher Komposita auf: abgehen, weggehen, hingehen, zugrunde gehen, zu weit gehen, übergehen, vergehen, zurückgehen, vor die Hunde gehen, umgehen, begehen, verloren gehen, vorausgehen, aufgehen, eingehen, entgehen et cetecera.
Gehen ist ein natürlicher Vorgang: er ist Ortsveränderung und Bewegung, Verlassen und Erreichen. Gehen ist der Fingerabdruck eines Menschen; die Gangart ist individuell. In einem Interview mit Kurt Hofmann erklärte Thomas Bernhard in den 1980er Jahren: »Das Unglück der Menschen ist eben, daß sie den Weg, den eigenen, nicht gehen wollen, immer einen anderen gehen wollen.«
In der vorliegenden Studie werden unter Zuhilfenahme einer semiotisch-dekonstruktivistisch orientierten Lesepraxis des Prosatextes »Gehen« fünf »Effekte« beleuchtet, die als wichtige Motive innerhalb einer kulturellen Semiose über die im Text proklamierte Verbindung zwischen Gehen und Denken hinausgehen und die durch die Unmöglichkeit des Stillstands, des Aufhörenkönnens, des Stehenbleibens motiviert sind: Schrift, Lektüre, Iteration, Exzeß und Etikett(e). Diese lektüreleitende These gilt es, zu entfalten, zu erweitern, in Frage zu stellen und zu durchgehen, um dem Phänomen einer Kehrtwendung gerecht zu werden, das heißt um einer geraden, einer einzigen, einer statischen Lesart zu entgehen.
Inhaltsverzeichnis
Abstract
Eingang: Gedankengänge und Karteikarten
Schrift
Lektüre
Iteration I
Exzeß und Etikett(e)
Fazit: Iteration II
Zitierte Werke
Quellennachweise
- Citation du texte
- Nico Schulte-Ebbert (Auteur), 2007, Spazierengehen, Schreibengehen, Lesengehen. Dekonstruktive Lektüre(n) zu Thomas Bernhards "Gehen", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288243
-
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X. -
Téléchargez vos propres textes! Gagnez de l'argent et un iPhone X.