Natürlicher Verstand kann fast jeden Grad von Bildung ersetzen, aber keine Bildung den natürlichen Verstand. Und gerade dann, wenn kein verbindliches Wissen für ein Fach festgeschrieben ist, muss man sich seines eigenen Verstandes bedienen können, um sich die noch unbekannten Normen zu erschließen. Neugier ist gefragt, Tatendrang und vor allem Wissenschaftlichkeit - Voraussetzungen, die zu Beginn der Frühen Neuzeit durch den Geist der Zeit gegeben waren.
Renaissance - das bedeutet Wiedergeburt des antiken Geistes, Rückgriff und Weiterentwicklung der klassischen Antike, die in allen Lebensbereichen glänzte, und damit einhergehend den Erwerb eines Wissens, das unter anderem speziell für den Architekten und seine Ausbildung richtungsweisend werden sollte, da es bislang keine verbindliche Lehre für den Architekten gab und sich auch während der Renaissance noch niemand von Anfang an ausschließlich der Baukunst widmete. Selbst die Qualität der allgemeinen Grundausbildung variierte je nach gesellschaftlicher Stellung und finanzieller Potenz, wenngleich es somit zumindest in der Theorie jedem möglich war, sich im Schreiben, Lesen, Rechnen sowie den geometrischen Grundlagen zu üben; die Lateinschulen wurden hingegen meist nur vom gehobenen Bürgertum besucht.
Was aber war nun konkret nötig, um sich Architekt nennen zu dürfen? Was musste man wissen, und vor allem: Wo konnte man es lernen? Wie bereits angedeutet, spielte die sich wandelnde Geisteshaltung der Renaissance und hierbei besonders ihr geistiges Zentrums Italien eine große Rolle für das Bild des Architekten und seine Ausbildung.
Die folgende Arbeit soll einen Einblick in diese Änderungen und Anstöße, die während des 15. und 16. Jahrhunderts in Italien gegeben und später im Frankreich des 17. Jahrhunderts aufgegriffen wurden, geben.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Die Frühe Neuzeit als Weg in die Bildung
- 2. Die Ausbildung des Architekten vom 15. bis 17. Jahrhundert – Eine geistige Entwicklung von Italien und Frankreich
- 2.1 Italien im 15. / 16. Jahrhundert
- 2.1.1 Der Künstler als Architekt
- 2.1.2 Das Selbststudium der angehenden Architekten
- 2.1.3 Accademia - Von der losen Verbindung zur festen Organisation
- 2.2 Die Ausbildung des Architekten im Frankreich des 17. Jahrhunderts – Weiterentwicklung des Akademiegedankens
- 2.2.1 Die Académie Française
- 2.2.2 Die Académie royale d'architecture
- 2.1 Italien im 15. / 16. Jahrhundert
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Ausbildung von Architekten im 15. bis 17. Jahrhundert, mit einem Fokus auf die Entwicklung in Italien und Frankreich. Sie beleuchtet den Wandel der Ausbildungsmethoden und den Einfluss der Renaissance auf die Profession des Architekten.
- Die Rolle der Renaissance und des antiken Geistes in der Entwicklung der Architektur und der Ausbildung von Architekten.
- Die Ausbildungswege von Architekten in Italien im 15. und 16. Jahrhundert, einschließlich der Verbindung zwischen Kunst und Architektur.
- Das Selbststudium und die Bedeutung wissenschaftlicher Methoden in der Architektur.
- Die Entwicklung der Akademien in Italien und ihre Rolle in der Ausbildung von Architekten.
- Die Weiterentwicklung des Akademiegedankens in Frankreich im 17. Jahrhundert.
Zusammenfassung der Kapitel
1. Die Frühe Neuzeit als Weg in die Bildung: Dieses Kapitel untersucht den Kontext der Architektur-Ausbildung im Beginn der Frühen Neuzeit. Es betont die Bedeutung des „natürlichen Verstandes“ in einer Zeit, in der es noch keine festgelegten Ausbildungsnormen für Architekten gab. Die Renaissance mit ihrem Rückgriff auf die klassische Antike und der damit verbundenen geistigen Erneuerung wird als entscheidender Faktor für die Entwicklung des Berufsstandes hervorgehoben. Die unterschiedlichen Zugänge zur Bildung, abhängig von sozialer Stellung und finanziellem Hintergrund, werden ebenfalls beleuchtet. Das Kapitel endet mit der Frage nach den notwendigen Kenntnissen und Lernorten für angehende Architekten.
2. Die Ausbildung des Architekten vom 15. bis 17. Jahrhundert – Eine geistige Entwicklung von Italien und Frankreich: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung der Architektenausbildung in Italien und Frankreich. Es beginnt mit der Situation im 15. und 16. Jahrhundert in Italien, wo es anfänglich keine festen Ausbildungswege gab, obwohl bedeutende Architekten wie Brunelleschi und Bramante wirkten. Es wird herausgestellt, dass viele berühmte Architekten aus den bildenden Künsten kamen, wobei die wissenschaftliche und intellektuelle Komponente des Berufs betont wird. Der Einfluss von Alberti und seinem Werk "De re aedificatoria" auf das Verständnis der Ausbildung und die Rolle der Mathematik und Malerei werden diskutiert. Der Abschnitt beleuchtet die Ausbildung in Künstlerwerkstätten, die praktische und theoretische Elemente umfasste, wobei der Fokus auf dem Selbststudium der Schüler lag. Der Abschnitt über Frankreich im 17. Jahrhundert beschreibt die Weiterentwicklung des Akademiegedankens und seine Auswirkung auf die Architektenausbildung.
Schlüsselwörter
Architektenausbildung, Frühe Neuzeit, Renaissance, Italien, Frankreich, Accademia, Académie Royale d'architecture, Künstler, Selbststudium, Wissenschaftlichkeit, Disegno, Baukunst.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Architektenausbildung im 15. bis 17. Jahrhundert
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über die Ausbildung von Architekten in der Frühen Neuzeit, insbesondere in Italien und Frankreich vom 15. bis 17. Jahrhundert. Er umfasst ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf dem Wandel der Ausbildungsmethoden und dem Einfluss der Renaissance.
Welche Zeiträume und Regionen werden behandelt?
Der Text konzentriert sich auf die Frühe Neuzeit (15. bis 17. Jahrhundert) und die Entwicklung der Architektenausbildung in Italien und Frankreich. Die einzelnen Kapitel behandeln die spezifischen Entwicklungen in diesen Ländern und Zeitabschnitten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die zentralen Themen sind die Rolle der Renaissance und des antiken Gedankenguts, die verschiedenen Ausbildungswege (inkl. Selbststudium und die Rolle von Künstlerwerkstätten), die Bedeutung wissenschaftlicher Methoden (Mathematik, Disegno), der Einfluss von Alberti und seinem Werk "De re aedificatoria", und die Entwicklung und Rolle der Akademien (Accademia in Italien, Académie Royale d'architecture in Frankreich).
Wie war die Ausbildung von Architekten im 15. und 16. Jahrhundert in Italien?
Im 15. und 16. Jahrhundert in Italien gab es zunächst keine festen Ausbildungswege. Viele berühmte Architekten kamen aus den bildenden Künsten. Die Ausbildung erfolgte oft in Künstlerwerkstätten, die sowohl praktische als auch theoretische Elemente umfassten. Selbststudium spielte eine wichtige Rolle. Die Verbindung von Kunst und Architektur wird als entscheidend hervorgehoben.
Welche Rolle spielte die Accademia in Italien?
Die Accademia entwickelte sich von losen Verbindungen zu festen Organisationen und spielte eine zunehmend wichtige Rolle in der Ausbildung von Architekten. Sie strukturierte und formalisierte die Ausbildung, obwohl der Weg dahin ein gradueller Prozess war.
Wie entwickelte sich die Architektenausbildung im 17. Jahrhundert in Frankreich?
Im 17. Jahrhundert in Frankreich wurde der Akademiegedanke weiterentwickelt. Institutionen wie die Académie Française und die Académie royale d'architecture prägten die Ausbildung und Professionalisierung von Architekten.
Welche Bedeutung hatte die Renaissance für die Architektenausbildung?
Die Renaissance mit ihrem Rückgriff auf die klassische Antike und der damit verbundenen geistigen Erneuerung war ein entscheidender Faktor für die Entwicklung des Berufsstandes des Architekten und der damit verbundenen Ausbildungsmethoden. Der Einfluss des antiken Geistes und die Wiederentdeckung klassischer Prinzipien sind zentral.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Text?
Schlüsselwörter sind: Architektenausbildung, Frühe Neuzeit, Renaissance, Italien, Frankreich, Accademia, Académie Royale d'architecture, Künstler, Selbststudium, Wissenschaftlichkeit, Disegno, Baukunst.
Gibt es eine Zusammenfassung der Kapitel?
Ja, der Text beinhaltet eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel, welche die Kernaussagen und die behandelten Themen kurz und prägnant wiedergeben.
- Citation du texte
- Gina Kacher (Auteur), 2013, Die Ausbildung des Architekten im 15. bis 17. Jahrhundert. Von der Accademia in Italien zur Académie Royale in Frankreich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/288220