„Predigt in der Reformationszeit, Untersuchung eines Massenmediums am Beispiel des Bilderstreits in Wittenberg 1522“ ist eine klar strukturierte Arbeit, die an einem zentralen reformatorischen Thema, „dem Bildersturm“ die eingangs aufgestellte These verifiziert: Predigt ist das entscheidende Kommunikationsmittel der Reformationszeit. An dem Medium kann eindrücklich abgelesen werden, wie Predigt einerseits als „Arbeitsinstrument“ der Kirche genutzt wurde um Glaubensinhalte zu vermitteln und andererseits als Manipulationsinstrument missbraucht wurde um Machtinteressen durchzusetzen.
Den Kontext bildet die Frage nach den Kommunikationsabläufen in der frühen Information. Gestützt wird die Analyse der gewählten Quellentexte durch die aktuelle Forschungsliteratur." PD Dr. xxx, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Das Medium Predigt in der Reformationszeit
2.1 Theologische Aspekte der Predigt
2.1.1 Neue Theologie rückt Predigt und Prediger ins Zentrum
2.1.2 Standardisierung der reformatorischen Predigt
2.2 Auswirkungen von Predigt auf den Alltag
2.3 Predigt - eine Konkurrenz zur Flugschrift?
2.4 Predigt als historische Quelle
2.4.1 „Zündstoff“ Predigt
2.4.2 Überlieferungsformen der Predigt
2.4.3 Diskursanalyse als historischer Zugang zur Predigt
2.4.4 Grenzen des Zugangs
3 Beispiel: Bilderstreit in Predigten
3.1 Karlstadts Predigt
3.1.1 Situatative Kontextanalyse
3.1.2 Analyse der Aussagen
3.1.3 Skizze einer Diskursanalyse
3.2 Luthers Predigten
3.2.1 Situative Kontextanalyse
3.2.2 Analyse der Aussagen
3.3.3 Skizze einer Diskursanalyse
4 Schluss
5 Abkürzungen
6 Literaturverzeichnis
6.1 Gedruckte Quellen und Quellensammlungen
6.2 Literatur
6.3 Internet
6.4 Filme
6.5 Gemälde
1 Einleitung
Das gesamte vorreformatorische Leben war zutiefst religiös durchdrungen. Eine zentrale Frage für alle Menschen zu Beginn des 16. Jahrhunderts war das Erlangen ihres Seelenheils.
Von Rom aus betrieb man ein gutes Geschäft mit dieser religiösen Grundstimmung. Leo X. wälzte die Kosten für die Fertigstellung der neuen Peterskirche in Rom, seine Kunstsammlung und seinen luxuriösen Herrschaftsstil auf in der Hierarchie niedriger stehende Geistliche ab. Diese wiederum lagerten die Finanzierung auf die Gläubigen ihrer Gemeinde um. Durch den Ablasshandel wurde die Sündenvergebung oder Verkürzung des Aufenthalts im zukünftigen Fegefeuer zum lukrativen Geschäft.[1] Die Volksfrömmigkeit setzte ihre Erlösungshoffnung auf sichtbare und tastbare Kunstgebilde. Gebet und Kniefall, Kerzen und Geldspenden sollten die Bilder und Heiltümer gewogen machen und Wunder bewirken.[2]
Luthers Botschaft eines liebenden Gottes, der Seelenheil aus Gnade an aufrichtig zur Buße Bereite verschenkt, verbreitete sich daher rasant im Reich. Von den Menschen, die unter den gängigen Praktika der katholischen Kirche litten, wurde Luthers Gnadentheologie aufgesogen, während die katholische Kirche in Luther schnell eine große Gefahr erkannte: Rom lud den Augustiner-Mönch zum Ketzerprozess ein. Ein Kampf gegen eine „Großmacht“ der damaligen Zeit war eröffnet, in der Luther nicht allein stand. Andreas von Bodenstein, genannt Karlstadt, war in der frühen Zeit der Reformation einer der Unterstützer Luthers. Bereits ab 1518 stand der Theologieprofessor zusammen mit Philipp Melanchthon, zum Beispiel bei der Disputation auf der Leipziger Pleißenburg (1519) gegen Johannes Eck, auf der Seite Luthers.
Sehr bald wurde die „causa Lutheri“ zu einer politischen Frage. Noch unter freiem Geleit erschien 1521 Luther auf dem Reichstag zu Worms. Dort berief sich der Reformator weiter auf die Heilige Schrift und wurde vom Kaiser Karl V. im Wormser Edikt geächtet. Friedrich der Weise ließ ihn daraufhin auf die Wartburg in Schutzhaft bringen.[3]
Während Luther als „Junker Jörg“ auf der Wartburg weilte, stellte sich Karlstadt - zunächst noch in Übereinstimmung mit Luther - an die Spitze der reformatorischen Bewegung.
Unter Karlstadt nahm die Reformationsbewegung radikale Formen an. In Predigten und Gesprächen mit dem Rat in Wittenberg forderte er unter anderem ein rigoroses Bilderverbot für die Kirchen. Luther war gegen diese Radikalisierung der Reformationsbewegung, hielt es schließlich nicht mehr auf der Wartburg aus und versuchte in seinen Invokavitpredigten die radikalen Tendenzen zu besänftigen.
Nicht nur die Inhalte der Reformation waren etwas umwälzend Neues für das Reich, sondern auch die Medien, die diese Inhalte transportierten.
Die neuen Erkenntnisse wurden am einzelnen Ort durch die Medien Predigt und Flugschrift verbreitet. Der reformatorische Meinungsbildungsprozess wurde allerdings weitgehend von den Kanzeln aus in Gang gesetzt. Auch die weiteren Aktivitäten hatten auf den Kanzeln einen Konzentrationspunkt und wurden von hier aus gesteuert. Diese Art der Kommunikation war eine Neuerung: Nie zuvor in der Kirchengeschichte hatte die Predigt und die Prediger eine solche Bedeutung. Da die ganze Gesellschaft zutiefst religiös geprägt war, spielte dieses Medium für alle eine wichtige Rolle:[4]
[…] preaching was the ‚mass media‘ of the day.[5]
Dementsprechend groß ist die Zahl ihrer Überlieferungen. Durch alle Predigten ziehen sich die reformatorischen Hauptgedanken, während sie sich in Aufbau, Argumentationsweise, Einzelheiten der Interpunktion und Orthographie unterscheiden.[6]
In meiner Arbeit werde ich in einem ersten Teil Predigt als Medium mit seinen spezifischen Charakteristika der frühen Reformationsbewegung (1517-1525) vorstellen. In einem zweiten Teil werde ich beispielhaft die Predigt Andreas Bodensteins, genannt Karlstadt, „Vom Abtuung der Bilder (1522)“, und Martin Luthers „ Invokavitpredigten Nr. 3 und 4“ (1522) analysieren.
Durch meine Analyse soll die Funktion der Predigt als Massenmedium während der Reformationszeit deutlich werden. Der Bilderstreit eignet sich sehr gut als Beispiel, da der Ikonoklasmus ein zentrales reformatorisches Thema ist. Der Umgang mit den Bildern war eng verbunden mit Luthers Kritik an der altgläubigen Kirche.
Meine Ausgangsthese ist: Predigt ist das entscheidende Kommunikationsmittel der Reformationszeit. An dem Medium kann eindrücklich abgelesen werden, wie Predigt einerseits als „Arbeitsinstrument“ der Kirche genutzt wurde um Glaubensinhalte zu vermitteln und andererseits als Manipulationsinstrument missbraucht wurde um Machtinteressen durchzusetzen.
Bislang stellte die Reformationsforschung vielfach die Problematik der frühmodernen Staatsentwicklung und des gesellschaftlichen Wandels in der Reformationsepoche in den Vordergrund. Seit der „kulturalistischen Wende“[7] der 1980er Jahre interessieren sich immer mehr Historiker für Probleme der Interpretation des Alltagslebens und der Denk- und Mentalitätsstrukturen. Damit werden zum Beispiel Fragestellungen untersucht wie die der wechselseitige Beeinflussung von Medienentwicklung und reformatorischen Ideen und Zielen.[8]
Einem Urteil von Bernd Moeller zufolge hat diese aktuelle Forschungsrichtung, die das ganze Zeitalter mit seiner neuen Art der Kommunikationszusammenhänge beleuchtet, bereits beachtliche Resultate erzielt.
Während ältere Forschung sich für Predigt vor allem aus theologischer und kirchengeschichtlicher Perspektive interessierte, beschäftigen sich jüngere Arbeiten mit der Bedeutung der Predigten und der Prediger für die Verbreitung der neuen Ideen in mehreren lehrreichen Untersuchungen. Im Vordergrund stehen bei diesen Arbeiten die Frage nach Kommunikationsprozessen in der frühen Reformation.[9]
Allerdings besteht in diesem Zweig der Reformationsforschung noch viel Forschungsbedarf. Zum Beispiel fehlt eine Geschichte der zeitgenössischen Rezeption der Theologie Luthers und Karlstadts erstaunlicherweise noch.[10]
Meine Arbeit ist eingebettet in diesen Bereich der Reformationsforschung.
2 Das Medium Predigt in der Reformationszeit
2.1 Theologische Aspekte der Predigt
2.1.1 Neue Theologie rückt Predigt und Prediger ins Zentrum
Die Predigt und damit auch die Prediger gerieten ins Zentrum der reformatorischen Lehre. Nach reformatorischem Verständnis war die Predigt das einzige Mittel des Gnadenempfangs, wer sie hörte, empfing nicht bloß Belehrung über das Heil, sondern das Heil selbst (Dialektik zwischen Glaube und Wort). Die Predigt trat damit an die Stelle des Sakraments als maßgebliches Gnadenmittel im Mittelalter.[11]
Der Prediger beanspruchte die verbindliche Auslegung der Bibel und bekam damit zwangsläufig eine zentrale Rolle in der Kirche. Durch die Verkündigung des reinen Gotteswortes verbreitete man die Heilsbotschaft.[12]
2.1.2 Standardisierung der reformatorischen Predigt
Die sogenannten Postillen-Predigten waren von den Reformatoren als ein Hilfsmittel für ungebildete und ungeübte Prediger gedacht, zugleich aber auch als ein Mittel der Regulierung und Standardisierung. Luther schrieb über die Postillen:
[Sonst] kompts doch endlich dahyn, das ein iglicher predigen wird was er wil, und an stat des Euangelii und seyner auslegunge widderumb von blaw endten gepredigt wird.[13]
Luther und die anderen reformatorischen Prediger folgten weithin dem Perikopensystem, einer Auswahl an Bibeltexten, die sich an den jeweiligen aktuellen kirchlichen Feiertagen orientiert.
Die überaus zahlreich erscheinenden Postillen dürften die wichtigste Quelle der reformatorischen Prediger dargestellt haben. Auf diese Weise übte zum Beispiel auch Philipp Melanchthon, ohne selbst jemals in Gottesdiensten gepredigt zu haben, durch seine Erläuterung der Perikopentexte Postilla Melachthonis beträchtlichen Einfluss aus.[14]
Johannes Bugenhagen hat ebenfalls mit dem Indices quidam in evangelia dominicalia ein wichtiges Hilfsmittel für unerfahrene Prediger geschaffen.[15]
Ab 1524 gab es zumindest im ernestinischen Sachsen erste Visitationen in den Kirchengemeinden, Instrument und Institution des landesherrlichen Kirchenregiments, das die Vereinheitlichung des kirchlichen Lebens zum Ziel hatte.[16]
Der Katechismus Luthers war ein weiteres Instrument zur Vereinheitlichung und Sicherstellung der Predigt im Sinne Luthers.[17]
2.2 Auswirkungen von Predigt auf den Alltag
Für Martin Luther und andere reformatorische Prediger gab es keine Wirklichkeit ohne ein Wirken Gottes. Das Geschehen zwischen Gott und Menschen bewegte die Geschichte und das Wirken Gottes reichte in alle Lebensbereiche des Menschen hinein.[18] Belehrung und Ermahnung des Laien in der christlichen Lehre war der theologische Zweck der Predigt. Diese sollte sich nach Luthers Verständnis auch auf den Alltag auswirken.
Um dieses Ziel zu erreichen und gemäß dem Selbstverständnis der lutherischen Reformation (solo verbo) empfahl Luther häufige und lange Predigten: zwei- bis dreimal am Sonntag, die Woche über mindestens dreimal, in Fastenzeiten täglich.[19]
Rainer Wohlfeil beobachtet, wie durch die kirchliche Reformation von Anfang an ein komplexer Prozess der Veränderung in verschiedensten Lebensbereichen stattfand. Diese Wechselwirkung stand ganz in der mittelalterlichen Tradition der Vorstellung einer Einheit von Weltlichem und Geistlichem.[20]
Doch es ist wohl auch anzunehmen, dass das Bemühen um die Vermittlung von Lehre und Leben durch die Predigt nicht immer erfolgreich war. Das praktische Alltagshandeln des einzelnen war der Ort, an dem verschiedenartige Anforderungen und Bezüge zusammentrafen. Wenn die in einer Predigt vermittelten Ansprüche unvermittelbar waren, hatte der Zeitgenosse die Möglichkeit, dem einen oder anderen Ziel Vorrang zu geben – aber auch die Alternative eigene Bedürfnisse und Wünsche in den Diskurs einzubringen. Damit gab es Erfolge, aber auch Scheitern der gepredigten Normen.[21]
Aus den seitens der Theologen in der Predigt bereitgestellten und somit in den gesellschaftlichen Diskurs der Frühen Neuzeit eingebrachten Lehr- und Lebensinhalte darf nicht auf die Frömmigkeitspraktiken des Volkes geschlossen werden. Predigten informieren nur über die Sollbestimmungen. Abweichungen von der Predigtnorm können allerdings bereits in der Predigt gefasst werden, etwa bei besonderer Betonung von Thematiken oder den Notizen der Visitatoren.[22]
2.3 Predigt - eine Konkurrenz zur Flugschrift?
Flugschriften waren neben der Predigt das andere Mittel der reformatorischen Massenkommunikation. Sie waren konzipiert für ein uneinheitliches Publikum. Das Predigen wurde allerdings nicht vom Konkurrenzmedium Druck beeinträchtigt. Die Reformationszeit war eine Übergangszeit, in der die Schriftlichkeit von der breiten Bevölkerungsmasse erst so langsam entdeckt wurde, praktisch im Alltag in Form der Flugschriften.
Ausgelöst durch die Reformation kam es im 17. Jahrhundert zu einem Wechsel im Verhältnis zwischen mündlicher und schriftlicher Kommunikation. In Kombination mit der Erfindung des Buchdrucks und der Entwicklung des Bildungswesens kommt es zu einer Veränderung der Verschriftlichung und es entsteht eine neue Leserschaft.[23]
Die reformatorische Öffentlichkeit blieb allerdings bestimmt von mündlichen Medien, auch wenn ihre Informations- und Verständigungsinhalte stark beeinflusst durch Erzeugnisse der Druckerpresse und des gedruckten Bildes wurden. Die reformatorische Öffentlichkeit entfaltete sich in hohem Maße durch Diskussionen und Auseinandersetzungen um die reformatorischen Inhalte.[24]
Mag sein, dass Luther die reformatorische Bewegung zunächst am Schreibtisch ausgelöst hat und der Anschlag der 95 Thesen tatsächlich legendär ist. Luther und auch Karlstadt waren aber keineswegs „Schreibtischtäter“ - wie vielleicht später Melanchthon. Luther und Karlstadt waren Gelehrte und Prediger. Die frühe Reformationsbewegung war eine Predigtbewegung.
2.4 Predigt als historische Quelle
2.4.1 „Zündstoff“ Predigt
Predigt hat vor allem einen religiösen Inhalt. Man kann diesen historisch, theologisch, sowie literatur- oder sprachwissenschaftlich analysieren.
Oft ist Predigt auch ein sehr emotionales Thema und die sonst so wertneutrale Wissenschaft neigt dazu „auf der einen oder anderen Seite des Pferdes herunterzufallen“. Das mag durch die persönliche Biographie oder
(Nicht-)Glaubensstandpunkt des jeweiligen Forschers bedingt sein. An zwei Zitaten wird die Problematik leicht deutlich:
Die Kanzel blieb also in dieser Zeit das wahrscheinlich wichtigste Propaganda-Instrument.[25]
Predigt [ist] das öffentliche [...] Besprechen christlichen Glaubens, als Verkündigung von „Gottes Wort in Menschenmund“ durch die von der Kirche im Namen Jesus Christi Beauftragten um Hörer durch das Wirken des Heiligen Geistes zum freien Ergreifen des Evangeliums von der ankommenden Herrschaft Gottes einzuladen.[26]
Bei den Aussagen handelt es sich um zwei Extreme: Weder das eine, noch das andere Extrem wird einer historischen Analyse gerecht; Ist ein Ansatz zu kirchenkritisch-modern geprägt („Propaganda“ ist negativ wertend), ist der andere zu theologisch (die zweite Definition ist nur aus einer religiösen Weltsicht heraus verstehbar). Es gilt einen Balanceakt zu finden, sich in eine zutiefst religiös geprägte Zeit einzudenken und gleichzeitig das heutige Mehr an Wissen für eine historische Darstellung zu nutzen.
2.4.2 Überlieferungsformen der Predigt
Reformatorische Predigten stehen uns heute in Form von Predigthandbüchern, Sammlungen von Musterpredigten und Flugschriften zur Verfügung.[27]
In der Flugschriftenliteratur des Reformationszeitalters ist keine andere literarische Form häufiger vertreten als die Predigt.
In der Regel handelt es sich hier – literarisch gesprochen – um Sekundärprodukte. Der Autor schrieb den Text nicht für das Buch, sondern er hat ihn für die Rede geschrieben, der Predigtdruck ist nur deren nachträgliche Dokumentation. Bei dieser Rede aber, der dem Druck zugrunde liegenden Predigt, hat man sich erheblich andere Rezipientengruppen vorzustellen. Die Rezeption war nicht auf die Leser und deren Umfeld beschränkt, sonder erreichte prinzipiell und potentiell jedermann, da jedermann Predigthörer sein konnte. Eine Bildungsschranke durch Analphabetisation bestand hier nicht. Eine solche Einschränkung gab es nur im Blick auf die sekundäre Dokumentation der Predigt in dem Predigtdruck.
Die Texte entfalteten ihre Wirkung meist schon weithin vor der literarischen Fixierung, vor der Drucklegung. Nicht selten wurden solche Predigten gedruckt, weil sie Aufsehen erregt hatten. Es wurde also nicht die Flugschrift historisch wirksam, sondern die zugrundeliegende mündliche Rede.
Indem diese Flugschriften Predigten dokumentierten, hielten sie vielfach eben diese für die Durchsetzung der neuen Bewegung wesentlichen Kommunikationsvorgänge fest. Predigten waren in dieser Zeit wirklich „historische Ereignisse“, die uns in den Flugschriften überliefert sind.
Nach Moellers Urteil sind die gedruckten Predigtsummarien das beste repräsentative Quellenmaterial um zu ermitteln, was in der Frühzeit der Reformation in deutschen Städten tatsächlich gepredigt worden ist und als reformatorische Predigt Aufsehen erregte. Denn es war meist im Interesse der Prediger genau das, was gepredigt wurde im Nachhinein der Gemeinde zur Vertiefung zur Verfügung zu stellen.[28]
[...]
[1] Vgl. Schlaglichter der Weltgeschichte, Meyers Lexikonredaktion (hg.), Bonn 1996, S. 216.
[2] Vgl. Hofman, Werner (hg.), Luther und die Folgen für die Kunst, München 1983 (Ausstellungskatalog), S. 33;
Holbein, Hans d. J., Verehrung der Marienstatue, 1515, in: Hofman, W., 1983, S.32 (Vgl. Kat.4);
Hofman spricht von einer metaphorisch-mettamorphen Anschauungsgläubigkeit des Mittelalters.
Vgl. Hofman, W., Die Geburt der Moderne aus dem Geist der Religion, in: Ders., 1983, S. 40f.
[3] Vgl. Klueting, Harm, Das Konfessionelle Zeitalter 1525-1648, Stuttgart 1989, S. 106ff.
[4] Vgl. Stackmann, Karl/Moeller, Bernd (hgg.), Städtische Predigt in der Frühzeit der Reformation. Eine Untersuchung deutscher Flugschriften der Jahre 1522 bis 1529, Göttingen 1996, S. 9ff.
[5] Thayer, Anne T., Penitence, preaching, and the coming of the Reformation, Burlington [u.a.] 2002, S. 5.
[6] Vgl. Stackmann, K./Moeller, B., 1996, S. 9ff.
[7] Die so genannte „kulturalistischer Wende“ hat politik- und sozialgeschichtliche Erklärungsmodelle als ungenügend kritisiert um gesellschaftliche Veränderungen in ihrer Gesamtheit und ihren Antriebskräften zu erfassen.
[8] Vgl. Ehrenpreis, Stefan/Lotz-Heumann, Ute, Reformation und konfessionelles Zeitalter. Darmstadt 2002 (Kontroversen um die Geschichte), S. 80ff.
[9] Vgl. Moeller, Bernd, „Die frühe Reformation als Kommunikationsprozess“, in: Boockman, Hartmut (hg.), Kirche und Gesellschaft im Heiligen Römischen Reich des 15. und 16. Jahrhunderts, Göttingen 1994, S. 148-164;
Scribner, R.W.,, „Oral Culture and the Diffusion of Reformation Ideas”, in: History of European Ideas 5 (1984), S. 237-256;
Ders., „Practice and Principle in the German Towns: Preachers and People”, in: Newman, Peter (hg.), Reformation, Principle and Practice, Essays in honor of A.G. Dickens, London 1980, S. 95-117.
[10] Vgl. Dülmen, Richard van, Reformation als Revolution: soziale Bewegung und religiöser Radikalismus in der deutschen Reformation, München 1977, S. 230, Anm 18.
[11] Vgl. Beutel, Alfred, „Evangelische Predigt vom 16. bis 18. Jahrhundert“, in: TRE (1997), S. 296;
Stackmann, K./Moeller, B. (hgg.), 1996, S. 9ff.
[12] Vgl. Stackmann, K./Moeller, B. (hgg.), 1996, S. 9ff.
[13] WA 19, 95,12 – 14, in: Beutel, A., 1997, S. 297.
[14] Vgl. Beutel, A., 1997, S. 298.
[15] Vgl. Beutel, A., 1997, S. 298;
Luther, Martin/Bugenhagen, Johannes, Vermanung an die Pfarrer, Wittenberg 1543, aus: Katalog 562
[16] Vgl. Burkhardt, K. A. H., Sächsische Kirchen- und Schulvisitationen von 1524 bis 1545, Aalen 1981. Neudruck der Ausgabe: Geschichte der deutschen Kirchen- und Schulvisitationen im Zeitalter der Reformation, Bd.1, Leipzig 1879.
[17] Vgl. Luther, Martin, Deudsch Katechismus, Wittenberg, 1529.
[18] Vgl. Holtz, Sabine, Theologie und Alltag: Lehre und Leben in den Predigten der Tübinger Theologen 1550 – 1750, Tübingen 1993, S. 51.
[19] Vgl. Beutel, A., 1997, S. 297.
[20] Vgl. Wohlfeil, Rainer, „Reformatorische Öffentlichkeit“, in: Grenzmann, Ludger / Stackmann, Karl (Hgg.), Literatur und Laienbildung im Spätmittelalter und in der Reformationszeit, Symposium Wolfenbüttel 1981, Stuttgart 1984, S. 42.
[21] Vgl. Holtz, S., 1993, S. 372.
[22] Vgl. Ebenda, S. 373.
[23] Vgl. Bach, U., 1997, S. 48ff;
Brandis, Tilo, Handschriften- und Buchproduktion im 15. und 16. Jahrhundert, in: Grenzmann, Ludger/Stackmann, Karl (hgg.), Literatur und Laienbildung im Spätmittelalter und in der Reformationszeit, Symposium Wolfenbüttel 1981, Stuttgart 1984, S. 176-196;
Man kann davon ausgehen, dass Anfang des 16. Jahrhunderts trotz gestiegener Lesebereitschaft, nur zeitweise mehr als fünf bis allerhöchstens zehn Prozent der Gesamtbevölkerung – bei starker Differenzierung zwischen Stadt und Land fähig gewesen sein dürften.
Vgl. Engelsing, Rolf, Analphabetentum und Lektüre. Zur Sozialgeschichte des Lesens in Deutschland zwischen feudaler und industrieller Gesellschaft, Stuttgart 1973, S. 32ff.
[24] Wohlfeil, R. Stuttgart, 1984, S. 49.
[25] Vgl. Bach, U., 1997, S. 110.
[26] Vgl. Bitter, Gottfried, Katholische Predigt der Neuzeit, TRE (1997), S. 262.
[27] Vgl. Bach, U., 1997, S. 110.
[28] Vgl. Moeller, R., 1994, S. 261ff.
- Citar trabajo
- Nadine Wörner (Autor), 2004, Predigt in der Reformationszeit, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28819
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