Vergils „Aeneis“, Heinrich von Veldekes „Eneas“ und dessen französische Vorlage der „Roman d’Eneas“ waren zu Ihrer jeweiligen Erscheinungszeit richtungsweisende Werke für die Literatur ihrer Kulturen sowohl der römischen, als auch dem europäischen Mittelalter. Die Intention, von Vergil sein 12-bändiges Hauptwerk in Anlehnung an Homers „Ilias“ und „Odyssee“ zu schreiben, ist uns heute bekannter als die Hintergründe der beiden Eneas-Romane des Mittelalters. Vergils Werk gilt nicht nur als Inbegriff der antiken Klassik zur Zeit von Kaiser Augustus, ist Geschichte und Sicherung des Machtanspruchs der Herrscherfamilie zugleich, sondern auch seine Tradierung war Epochen und Kulturen übergreifend.
Vielleicht war das auch einer der Gründer für den anonymen französischen Autor diesen kanonischen Stoff auszuwählen, in seine Volkssprache zu übertragen und damit eines der ersten und wichtigsten weltlichen Bücher zu erschaffen, dessen Stoff sich kurze Zeit später auch Heinrich von Veldeke bediente, um im deutschsprachigen Raum ebenfalls Maßstäbe für die entstehende weltliche Literatur zu setzen. Bei der Aneignung des antiken Stoffen wurde, wie im Mittelalter üblich, die antike Welt der eigenen, d.h. der der Autoren und des adligen Laienpublikums, angepasst. Eneas und seine Mitstreiter, sowie seine Feinde hätten sich etwa hundert Jahre später ebenso gut im Umkreis der Tafelrunde aufhalten und die ritterlichen Tugenden verbreiten können. Genauso wegweisend für spätere Literatur sind die vom französischen Autor erweiterten und neueingeführten Minneepisoden.
Wie bereits angesprochen, bereiten also die beiden mittelalterlichen Werke sowohl inhaltlich, als auch formal den Weg für eine neue weltliche, unterhaltende und belehrende Literatur.
Doch so klassisch die „Aeneis“ von Vergil auch nachwirken mag, die Adaption im Mittelalter hat den Autoren doch merkliche Schwierigkeiten bereitet. Die Geschichte von Eneas ist auch außerhalb der einschlägigen Literatur weit verbreitet und spaltet sich bereits in zwei Lager. Das Problem der Wahrnehmung, vor allem der des Helden Eneas, war die historische Wahrheit der Geschichte, die bereits bei Homer stark angezweifelt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- A) Adaption des Eneas-Stoffes im höfischen Roman
- B) Hilfe der Götter als Hindernisse für Eneas
- I. Eneas Flucht aus Troja
- II. Eneas Beziehung zu Dido
- III. Anspruch auf Italien
- IV. Hilfe von Euander
- V. Rüstung von Vulcan
- VI. Die ungewollte Flucht von Turnus
- C) Vergleich ausgewählter Textstellen des Eneas-Roman von Veldeke und dem „Roman d'Eneas"
- I. Der Kuss von Ascanius
- II. Vorwurf der Sodomie an Eneas
- D) Intentionsunterschiede des antiken und des mittelalterlichen Eneas-Romans
- E) Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit der Adaption des Eneas-Stoffes in den mittelalterlichen Romanen von Heinrich von Veldeke und dem anonymen französischen Autor des „Roman d'Eneas“. Die Arbeit analysiert die Unterschiede in der Darstellung der Götter und deren Einfluss auf die Handlung, insbesondere im Vergleich zu Vergils „Aeneis“.
- Die Adaption des Eneas-Stoffes im höfischen Roman
- Die Rolle der Götter in den mittelalterlichen Eneas-Romanen
- Der Einfluss der Götter auf die Handlung und die Charakterentwicklung von Eneas
- Der Vergleich ausgewählter Textstellen aus den verschiedenen Eneas-Versionen
- Die Intentionsunterschiede zwischen den antiken und mittelalterlichen Eneas-Romanen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Adaption des Eneas-Stoffes im höfischen Roman und stellt die Unterschiede zwischen der antiken „Aeneis“ und den mittelalterlichen Eneas-Romanen dar. Es wird die Bedeutung des Stoffes für die Literatur der jeweiligen Epochen und die Anpassung des antiken Stoffes an die mittelalterliche Welt betrachtet.
Das zweite Kapitel analysiert die Rolle der Götter in den mittelalterlichen Eneas-Romanen. Es wird untersucht, wie die Götter in den mittelalterlichen Versionen dargestellt werden und wie sich ihr Einfluss auf die Handlung und die Charakterentwicklung von Eneas im Vergleich zu Vergils „Aeneis“ verändert.
Das dritte Kapitel vergleicht ausgewählte Textstellen aus den verschiedenen Eneas-Versionen, um die Unterschiede in der Darstellung der Götter und deren Einfluss auf die Handlung zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Adaption des Eneas-Stoffes, die Rolle der Götter in der Literatur, die Unterschiede zwischen antiken und mittelalterlichen Eneas-Romanen, die Charakterentwicklung von Eneas, die Intentionsunterschiede der Autoren und die Bedeutung des Stoffes für die Literatur der jeweiligen Epochen.
- Arbeit zitieren
- Sophie Strohmeier (Autor:in), 2013, Die Hilfe der Götter im Vergleich der Eneas-Erzählungen von Vergil und Heinrich von Veldeke, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287840
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