Die Seminararbeit befasst sich mit Popart im Allgemeinen und Andy Warhols "Marilyn" im Speziellen. Im ersten Teil findet eine Beschreibung und Interpretation von Warhols „Marilyn“ statt. Im Anschluss vergleicht der Autor die Serie der „Marilyn“ mit den „Campbell´s-Soups“. Abschließend folgt eine Reflektion zum Satz Warhols: „Good business is the best art.“ unter Bezugnahme auf Künstler und Marktstrategen wie Jeff Koons, Damien Hirst und Takashi Murakami.
Inhaltsverzeichnis
1. Beschreiben Sie bitte kurz und analysieren Sie Warhols „Marilyn“.
2. Vergleichen Sie die Serie der „Marilyn“ mit den „Campbell´s-Soups“.
3. Reflektieren Sie den Satz Warhols: „Good business is the best art.“
Literaturverzeichnis
1. Beschreiben Sie bitte kurz und analysieren Sie Warhols „Marilyn“.
Die vorliegende „Marilyn“ des amerikanischen Pop-Art-Künstlers Andy Warhol ist ein Porträt der amerikanischen Ikone Marilyn Monroe aus dem Jahr 1967. Das im Siebdruckverfahren hergestellte Porträt ist Teil einer Serie von Porträts, die Andy Warhol nach dem Tod des bekannten Filmstars im Jahr 1962 herstellte.
Die vorliegende Marilyn basiert auf einem Pressefoto Marilyn Monroes von Gene Korman für den Film Niagara aus dem Jahr 1953. Im Vergleich zur fotografischen Schwarz-Weiß-Vorlage zeigt Warhols Porträt eine verfremdete, maskenhaft dargestellte Marilyn. Sein Porträt bedient sich bei der Darstellung der Marilyn kräftiger Farben, Warhol kontrastiert die einzelnen Gesichtspartien der Marilyn stark. Zudem schneidet er sein Porträt enger als in der Vorlage auf den Kopf der Marilyn zu. Das Bild wirkt in der Gesamtheit künstlich, wenig echt, es abstrahiert von der realen Marilyn Monroe und zeigt nur plump wenige Details. Diese Details werden dafür umso stärker betont. Warhol zeigt mit „Marilyn“ Klischees des Stars, er porträtiert nicht die Person hinter dem Bild. Er porträtiert das Image des Stars Marilyn.
Das Warhol-Bildnis von Marilyn Monroe ist kein klassisches künstlerisches Porträt mit der ebenso klassischen Aufgabe den Eindruck, den der Künstler von Marilyn Monroe hatte, wiederzugeben. Hatte Warhol Marilyn Monroe als Person zeigen wollen, dann hätte er sie auch malen und dadurch seine Wahrnehmung hervorbringen können. Alternativ hätte ein Fotoporträt zur realitätsnahen Darstellung der Person von ihm in Betracht gezogen werden können. Warhol scheint also eher an einer Herausarbeitung der für ihn wichtigen Details, gewissermaßen einer Inszenierung der Vorlage interessiert.
Beschäftigt man sich vor diesem Hintergrund mit der porträtierten Marilyn Monroe, die bürgerlich Norma Jeane Baker hieß, so wird schnell klar, dass das maskenhafte, kontrastreiche Bild von Warhol, zwar weit entfernt von der bürgerlichen Norma Jeane Baker, jedoch sehr nah am Image des Film- und Musikstars Marilyn Monroe ist. Marilyn Monroe, eines der archetypischen Sexsymbole des 20. Jahrhunderts, wurde nicht nur zu ihrer Zeit, sondern auch noch heute oft auf ihre prägnantesten Merkmale reduziert. Die wasserstoffblonden Haare, der blutrote Mund, das stark geschminkte Gesicht: Diese Merkmalskombination funktioniert als Markenkern der Kunstfigur Marilyn Monroe auch heute auf jeder Kostümparty einwandfrei zur Darstellung ihrer Person. Stellt man sich als Betrachter des Vorlagenfotos von Gene Korman nun die Frage wie viel vom gezeigten denn nun echt ist, so muss man, mit einem Blick in die Biographie von Marilyn Monroe feststellen, dass bereits das Ursprungsbild künstlich ist. Monroe hat schon in der Vorlage ein maskenhaftes Gesicht aufgesetzt. Ihr laszives Lächeln wirkt nicht spontan, sondern vielmehr einstudiert und wohl kalkuliert. Die leicht gewellten, zur Seite gekämmten Haare und das sorgfältig gesetzte Muttermal im ansonsten makellosen Gesicht des Filmstars wirken zwar plastisch und echt, der Eindruck das hier allerdings weniger eine Person, sondern mehr ein Image gezeigt wird, lässt sich jedoch nicht gänzlich abwiegeln. Marilyn Monroe ist als Bild-Realität dem Betrachter zum Greifen nah. Das, was der Betrachter jedoch als ihre individuellen Eigenschaften und durch das Bild vermittelte Charakterzüge wahrnimmt, sind jedoch keine realen Erfahrungen, die der Betrachter mit dem echten Menschen hinter dem Bild macht, sondern nur Sekundärerfahrungen, die der Betrachter eingeengt durch die Linse des Fotografen und die Selbstinszenierung der Marilyn Monroe macht. Mit Blick auf diese Erkenntnisse passt Andy Warhols Satz „Man muss eine Marke schaffen, die man nicht selbst ist“ bereits wunderbar auf die Andy Warhols Werks zugrunde liegende Fotografie.
Was Warhol nun durch Steigerung des Kontrasts, Hinzufügen von prägnanten Farben und einen stärken Zuschnitt des Porträts erreicht, ist eine weitere Verflachung des ohnehin bereits sehr plakativen, oberflächlichen Urmotivs. Warhol erklärte das selbst als er kurz nach der Anfertigung seiner ersten Marilyn-Porträts, unmittelbar nach dem Tod des Filmstars 1962 sagte: „There was no profound reason for doing a death series, no victims of their time‘. There was no reason of doing it all, just a surface reason.“ Sein Porträt der Schauspielerin und Sängerin ist also kein Versuch die Identität der Marilyn oder gar die Realität hinter ihrer Erscheinung zu erklären. Vielmehr verarbeitet Warhol das Image, die Illusion vom Star Monroe, weiter und präsentiert dem Betrachter seines Bildes den unmittelbaren Markenkern der Monroe. Das sind: Die zuvor erwähnten wasserstoffblonden Haare, der prägnante Mund und das makellose Gesicht. Diese drei Eigenschaften bleiben bei Warhol von Marilyn Monroe. Es ist unwahrscheinlich, dass man Norma Jeane Baker als Mensch auf nur diese drei Eigenschaften hätte reduzieren können. Als Image eines Hollywood-Stars sind so wenige Eigenschaften dagegen auch heute noch Gang und Gäbe.
Dass Andy Warhol mit „Marilyn“ nicht ein Porträt der Monroe, sondern ein Porträt des öffentliches Bildes, des sekundären Eindrucks der Person Marilyn Monroe aus Fotos und Filmen, schafft, zeigt sich neben der übertriebenen Darstellung ihrer wichtigsten Image-Merkmale auch in der Verwendung eines Fotos als Grundlage des Werks. Nicht die Person, nicht sein Eindruck von ihr als Person, sondern nur das öffentliche Image, die Illusion von Marilyn Monroe wird hier von Warhol gezeigt. Das eine Schaffung eines solchen Images, also der Marke, die nicht der Mensch dahinter ist, gemäß Warhols Satz möglich ist, zeigt sich zu guter Letzt in der Tatsache, dass Warhol das Marilyn-Porträt erst nach deren Tod anfertigte. Unabhängig von ihr als Person, lebt ihr Image, ihre Marke, nämlich auch nach dem Tod des Menschen Monroe bis heute in Fotografien und nicht zuletzt den populären Bildern Andy Warhols weiter.
2. Vergleichen Sie die Serie der „Marilyn“ mit den „Campbell´s-Soups“.
Genau wie seine „Campbell’s-Soups“ produzierte Warhol „Marilyn“ seriell im Siebdruck in hohen Stückzahlen. Genau wie die Suppendosen brachte er „Marilyn“ nicht als Einzelwerk, sondern als Variationen der immer gleichen Grundidee an die Öffentlichkeit. Mal grün, mal rot, mal gelb: Marilyn gibt es, je nach Gusto des Konsumenten, in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen. Die serielle Produktion im Siebdruck war für Warhol bei der Herstellung seiner Bild nun insofern wichtig, als das ihre Serialität erst mit dem exakt gleichen Massendruck des Motivs möglich war. Die so sichtbare Serialität der Bilder lenkt nun die Aufmerksamkeit des Betrachters weg vom Motiv hin zur Produktion der Bilder. Warhol führt mit diesem Herstellverfahren nun also dem Betrachter die Maschinerie der Massenmedien vor Augen. Suppen werden wie die Images der Hollywood-Stars gefertigt, bei den Massen in knalligen Farben beworben und sodann vermarktet. Dadurch, dass der Betrachter die Produktion für den Massenmarkt nun im Kunstwerk von Warhol erkennen kann, wird für ihn der sonst nicht derart krass sichtbare manipulative Charakter der Populär-, der Gegenwartskultur, erkennbar.
Es ließe sich nun argumentieren, dass durch die Produktion des Marilyn-Porträts in Serie das Porträt vom Kunstwerk zur Ware für den Massenmarkt würde. Auch wenn eine solche Argumentation nachvollziehbar ist, so muss dennoch beachtet werden, dass die Grundlage von Warhols „Marilyn“ das Image, also die oberflächlich wahrgenommenen Eigenschaften des Hollywood-Stars, ist. Sieht man dieses Image als Ware, die von den Film- und Musikstudios auf dem Massenmarkt vertrieben wird, die von Magazinen und Zeitungen zur Steigerung ihres Absatzes, von Norma Jeane Baker zur Erzielung ihres Einkommens verkauft wird, dann ist Warhols „Marilyn“ eher Ware als Kunst.
Das Künstlerische an Warhols „Marilyn“ besteht nun darin, dass Warhol das Porträt des Porträts Marilyn Monroes auf seine wesentliche Elemente beschränkt, dem Bild also das Menschliche und das Plastische entzieht, dafür allerdings die prägnantesten Produkteigenschaften des Images der Monroe klar sichtbar für den Betrachter herausstellt. Dass es bei „Marilyn“ um die Veranschaulichung des Aufbaus des Images des Stars geht, wird gerade dann deutlich, wenn man beachtet, dass Warhol neben „Marilyn“ zahlreiche weitere ähnliche Serien mit den Images weiterer Hollywood-Stars umsetzte.
Nun kann man das Porträt von Gene Korman, das wie zuvor erwähnt als Grundlage für „Marilyn“ diente, jedoch nicht gänzlich als Ware abtun. Auch die Fotografie ist ein Kunstwerk, grenzt sie doch den Blick ihres Betrachters auf den gewählten Blickwinkel, den gewählten Moment und die zuvor erwähnten sichtbaren, so prägnanten Eigenschaften der Porträtierten ein. Die Kunst entsteht so also durch die Lenkung des Blickes ihres Betrachters. Bekommt er nur einen Auszug, also wenige Aspekte, der so mannigfaltigen Realität hinter der künstlerischen Darstellung, als Ergebnis eines kreativen Prozesses präsentiert, so betrachte ich das als Kunst. Da sowohl Korman als auch Warhol diesen kreativen Prozess durchlaufen und die Werke, als Resultate dieses Prozesses, eine Wirkung auf ihre Betrachter haben, sehe ich „Marilyn“ als Kunst über Kunst. Warhols „Marilyn“ schafft aus der Ware des Images ein Kunstwerk. Korman formt im Porträt und im Zusammenspiel mit Norma Jeane Baker, aus dem Mädchen Norma Jeane Baker das Kunstgebilde Marilyn Monroe mit all ihren so klischeehaften Attributen.
3. Reflektieren Sie den Satz Warhols: „Good business is the best art.“
„Business art is the step that comes after Art. I started as a commercial artist, and I want to finish as a business artist. After I did the thing called ‘art’ or whatever it’s called, I went into business art. I wanted to be an Art Businessman or a Business Artist. Being good in business is the most fascinating kind of art. The hippie era put down the idea of business [being art] […], but making money is art and working is art and good business is the best art.”
Folgt man Andy Warhol ganz und gar im Wortlaut dieses Zitates und stimmt man ihm in seiner Aussage zu, dann ist es eigentlich keine Frage mehr, ob das Drucken von Star-Porträts in Serie, zu hohen Auflagen und ebenso hohen Preisen denn tatsächlich Kunst sei. Na klar ist es das, zu mindestens für Andy Warhol. Für mich als angehenden Betriebswirt ist Geldverdienen ebenfalls eine Kunst. Definiert man Kunst als „Ergebnis gezielter menschlicher Tätigkeit, das nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt ist“ (vgl. Wikipedia.de, 2012), dann sind hohe Ergebnisse menschlicher Tätigkeit, die nicht eindeutig durch Funktionen festgelegt sind, künstlerisch sehr wertvoll. Ergebnisse könnte man nun beispielsweise in Geld messen. Ein erfolgreicher Geschäftsmann wäre so ein guter Künstler, da er es verstünde durch seine Tätigkeiten hohe Erträge zu erzielen, Andy Warhol wird vielleicht gerade deshalb als guter Künstler gesehen und auch das Team um Norma Jeane Baker und ihre Filmstudios das das Kunstwerk Marilyn Monroe schuf, kann man, gemessen an ihrem wirtschaftlichen Erfolg, als erfolgreiche Künstler sehen.
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- Arbeit zitieren
- Marius Beckermann (Autor:in), 2012, Good business is the best art, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/287176
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