Die Motivation, die vorliegende Arbeit zu verfassen, liegt in der Tatsache begründet, dass Fernsehserien mit einer solch wesentlichen Häufigkeit in die Freizeitgestaltung der Jugendlichen integriert werden und zudem als Bestandteile des Alltagslebens mit einem enormen Einfluss vermerkt werden können. „Eine solche Begeisterung für ein Medienprodukt lädt ein, sich damit wissenschaftlich und an der Universität auseinander zu setzen, da Fernsehserien längst zum Alltag der Studierenden gehören“ (Knoll und Kreienbaum 2011: 7). Ebendies ist der Grund, sich mit dem Thema zu befassen, denn oftmals werden Medien und ihre Einflüsse auf die Rezipienten im Universitätsalltag thematisiert und selten jedoch an spezifischen Fernsehserien konkretisiert. Aufgrund dessen sollen in dieser Arbeit anhand der Fernsehserie Gilmore Girls anschauliche Darstellungen erläutert werden, die die Annahme bestätigen, dass sogenanntes ‚Quality TV‘ heutzutage in jegliche Lebensbereiche von Jugendlichen vorgedrungen ist und auf verschiedene Arten Einfluss auf sie ausübt. [...]
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Sitcom und ihre Merkmale in der Fernsehserie Gilmore Girls
2.1. Das ‚Quality TV‘ und US-amerikanische Fernsehserien
2.2. Das Genre Sitcom
2.3. Charakterisierung der Fernsehserie Gilmore Girls
3. Der Einfluss von Sitcoms auf Jugendliche
4. Die Fernsehserie Gilmore Girls und ihr Einfluss auf Jugendliche
4.1. Die Rezeption der Gilmore Girls
4.2. Die Lebenswelt der Gilmore Girls und ihr Einfluss auf Heranwachsende
4.3. Das Konsumverhalten der Gilmore Girls als stereotypisch amerikanische Einflusskomponente auf Jugendliche
4.4. Generationenübergreifende Aspekte der Serie als Spannungsfeld
4.5. Beziehungsarbeit als inhaltlicher Schwerpunkt der zugrunde liegenden Fernsehserie
4.6. Konstituierte Frauenbilder und ihre Wirkung auf Jugendliche
4.7. Der Umgang mit Vaterfiguren in der Serie Gilmore Girls
5. Schlussbetrachtungen
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
„Can I have the teszelin on?” – mit dieser Frage eines zweieinhalbjährigen Kindes an seine Eltern (vgl. Delmar und Nowell-Smith 1987) und etwa in dem angeführten Lebensalter beginnt ein Problem, das alle ab 1954 in Deutschland geborenen Kinder ihr Leben lang verfolgt: „To see or not to see tv“. (Winterhoff-Spurk 1999: 38)
Diese Aussage betont die Bedeutung des Massenmediums Fernsehen, das in dem Leben der Kinder der heutigen Gesellschaft bereits seit frühester Kindheit an einen relevanten Stellenwert einnimmt. Oftmals kommt es zu Konfliktsituationen zwischen Eltern und ihrem Nachwuchs, wenn es darum geht, ob die Kinder eine bestimmte Fernsehsendung sehen dürfen. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass nicht jede Fernsehproduktion einen guten Einfluss auf die Kinder ausübt oder einen pädagogischen Wert aufweisen kann. Deswegen ist festzuhalten, dass das Fernsehen mit seiner beachtlichen Auswahl an Sendungen die Kinder und späteren Jugendlichen in hohem Maße prägt.
Im späteren schulischen Kontext werden Kinder und Jugendliche mit Medien und darunter dem Fernsehen fast täglich konfrontiert. Fernsehserien werden oftmals aus unterschiedlichen Gründen zum Bestandteil des Unterrichts gemacht. Sie werden zu Unterhaltungszwecken, aber auch zur Verdeutlichung bestimmter Sachverhalte in Unterrichtsstunden genutzt. Damit wird eine Serie für Jugendliche, die diese bewusster als Kinder wahrnehmen, zu einem relevanten Bezugsobjekt in ihrem privaten, als auch in ihrem schulischen Kontext. So können Fernsehsendungen als Mittel zur Entspannung sowie zur Informationsvermittlung betrachtet werden.
Die Motivation, die vorliegende Arbeit zu verfassen, liegt in der Tatsache begründet, dass Fernsehserien mit einer solch wesentlichen Häufigkeit in die Freizeitgestaltung der Jugendlichen integriert werden und zudem als Bestandteile des Alltagslebens mit einem enormen Einfluss vermerkt werden können. „Eine solche Begeisterung für ein Medienprodukt lädt ein, sich damit wissenschaftlich und an der Universität auseinander zu setzen, da Fernsehserien längst zum Alltag der Studierenden gehören“ (Knoll und Kreienbaum 2011: 7). Ebendies ist der Grund, sich mit dem Thema zu befassen, denn oftmals werden Medien und ihre Einflüsse auf die Rezipienten im Universitätsalltag thematisiert und selten jedoch an spezifischen Fernsehserien konkretisiert. Aufgrund dessen sollen in dieser Arbeit anhand der Fernsehserie Gilmore Girls anschauliche Darstellungen erläutert werden, die die Annahme bestätigen, dass sogenanntes ‚Quality TV‘ heutzutage in jegliche Lebensbereiche von Jugendlichen vorgedrungen ist und auf verschiedene Arten Einfluss auf sie ausübt.
Dies ist der Fall, da die in den ‚Quality TV‘ Fernsehserien dargestellten Lebenswelten trotz fiktiver Handlung und gerade wegen ihrer Komplexität eine Vermittlung von Wissen bedeuten (vgl. Wolf 2002; zit. n. Parfuss 2008: 7). Dieses Wissen können die Rezipienten auf ihre tatsächliche Lebenswelt anwenden. Zudem ist fraglich, „welche möglichen bildungsauslösenden Momente in einer Serie durch den Humor auftreten“ (Parfuss 2008: 8). Da Humor in vor allem dem Genre Sitcom zugehörigen Fernsehsendungen eine enorm große Rolle hinsichtlich der Vermittlung von Inhalten bedeutet, wird die Drama- und Comedy- Fernsehserie Gilmore Girls exemplarisch auf ihre Einflüsse auf Jugendliche untersucht, da sie über zahlreiche eine Sitcom auszeichnende Merkmale verfügt und dem Genre somit größtenteils zugeordnet werden kann.
Zudem ist anzumerken, dass aufgrund der Popularität von Sitcoms und dem auffälligen Konsum der Gilmore Girls ausgerechnet diese Thematik als Grundlage der vorliegenden Arbeit beeindruckte. Durch die verschiedenen Konzepte der einzelnen Sitcoms bieten diese ein großes Potenzial bezüglich der Identifikation, vor allem für Jugendliche, die sich in der Phase der Identitätsentwicklung befinden und sich hinsichtlich dieser an beispielsweise den Serienfiguren orientieren können. Außerdem stellen die Gilmore Girls sowohl für weibliche, als auch für männliche Rezipienten eine Serie mit Unterhaltungswert (vgl. Knoll und Kreienbaum 2011: 7) und Wertevermittlung dar. Deswegen lässt sich die Frage stellen: Welche spezifischen Darstellungen der Serie wirken sich inwiefern auf die jugendlichen Rezipienten aus? Diese soll im Laufe der Arbeit beantwortet werden.
Somit lässt sich festhalten, dass die vorliegende Arbeit sich mit dem Einfluss von Sitcoms auf Jugendliche befasst und dieser wird anhand der Fernsehserie Gilmore Girls, die dem Genre Sitcom aufgrund zahlreicher übereinstimmender Merkmale zuzuordnen ist, dargestellt. Zuerst werden das ‚Quality TV‘, dessen aufsteigende Bedeutung und die Besonderheit der zugehörigen Fernsehserien für das Publikum, vor allem aufgrund des Einflusses US-amerikanischer Fernsehserien, dargestellt. Dabei werden einige auszeichnende Kriterien des ‚Quality TV‘ genannt und die Intermedialität berücksichtigt.
In dem darauffolgenden Schritt wird das Genre Sitcom als eines der populärsten Genres der Fernsehwelt mit seinem Entwicklungsverlauf charakterisiert. Anfangs wird dabei der Begriff der Genrehybridität als Beitrag zu einem besseren Verständnis der vorliegenden Arbeit und der Zuordnung der Serie Gilmore Girls zu dem Genre Sitcom beschrieben. In Kapitel 2.3 werden die Merkmale der Sitcoms, die sich in der Drama- und Comedy- Fernsehserie Gilmore Girls nachweisen lassen, herausgestellt. Zudem werden der Aufbau und die Struktur der Serie sowie die charakteristischen, die Serie auszeichnenden Aspekte präsentiert. Des Weiteren wird der Einbezug unterschiedlicher Medien wie schriftlicher Literaturwerke und überdies der Bezug zu der realen Welt der Zuschauer in Gilmore Girls erläutert.
In dem folgenden Kapitel werden die unterschiedlichen Einflüsse von Sitcoms auf Jugendliche konkretisiert. Dabei werden die Bedeutung des Fernsehens und der Sitcom sowie die Änderungen der Verhaltensweisen von Heranwachsenden aufgrund des Konsums der Serien beschrieben. Außerdem wird die spezielle Integration der Jugend und auf sie ausgerichteter Themen in Fernsehserien nahegebracht. Die Relevanz der Identifikationsmöglichkeiten in Sitcoms wird durch den Bezug zu der Identitätsbildung der Jugendlichen deutlich gemacht. Zudem werden der Humor in Fernsehserien und dessen Wirkung sowie weitere emotionale Merkmale, die die Jugendlichen bei der Rezeption von Sitcoms aufweisen, dargestellt.
Die in dem vorherigen Kapitel beschriebenen Einflüsse werden in dem 4. Kapitel auf die Gilmore Girls übertragen, um herauszustellen, welche davon sich in der Serie aufzeigen lassen. Einleitend dazu werden die Eindrücke der jugendlichen Rezipienten von den Gilmore Girls vermittelt, um die Popularität der Serie zu betonen. Zudem interessierte hier, aus welchen Gründen die Zuschauer die Serie verfolgen, beispielweise weil sie sich daran an ihrer eigenen Lebensplanung orientieren. Bemerkenswert war überdies die Repräsentanz der von den jugendlichen Rezipienten eigens angefertigten Internetseiten zu unterschiedlichen bei den Gilmore Girls vorzufindenden Themen. Einige davon sollen exemplarisch als Einflusskomponente präsentiert werden. Die Besonderheit der Serie aufgrund ihrer komplexen Beziehungsdispositionen wird in diesem Kapitel bereits thematisiert, jedoch folgen weitere Ausführungen dazu in den nächsten Kapiteln.
In Kapitel 4.2 wird der Lebensraum der Gilmore Girls näher beleuchtet. Dabei werden nicht nur die amerikanische Kleinstadt als Wohnort der Protagonistinnen, sondern auch kulturelle Einflüsse sowie deren Bedeutungen für die jugendlichen Rezipienten analysiert. Als prägnanter Bestandteil der Serie werden Festlichkeiten als Teil der Handlungsstränge gekennzeichnet. In dem folgenden Kapitel werden das in Gilmore Girls präsentierte stereotypische, überspitzte Konsumverhalten inklusive des Einflusses dieses Aspektes auf Jugendliche herausgestellt.
Aufbauend auf dieser Grundlage wird sich mit dem durch die Serie führenden Generationenkonflikt, der jedoch oftmals durch die vorbildliche Mutter-Tochter-Beziehung der beiden Protagonistinnen in den Hintergrund gerückt wird, auseinandergesetzt. Da die Serienfiguren ebenfalls zwischengeschlechtliche Beziehungen von großer Relevanz führen, die zu der Handlungsentwicklung beitragen, werden diese in Kapitel 4.5 zur eingehenden Charakterisierung der Figuren dargestellt. Um diesen Aspekt zu vertiefen, werden im darauffolgenden Kapitel die handlungsdynamischen Frauenfiguren der Serie, die zu einem modernen Frauenbild in der Welt der Sitcoms beitragen und somit einen entsprechenden Eindruck auf die jugendlichen Zuseher hinterlassen, eingehend betrachtet. Zudem werden abschließend die unterschiedlichen Vaterfiguren, die auf eine der beiden Protagonistinnen der Serie einflussreich wirken, beschrieben, um ebenfalls die Wirkung dieser Komponente der Serie auf die reale Welt des Publikums zu übertragen.
Schlussendlich wird eine Zusammenfassung der Arbeit gegeben. Dabei werden die wichtigsten Aspekte des Einflusses der Serie Gilmore Girls zur Vertiefung herausgestellt und erneut beleuchtet. Zudem wird ein Ausblick auf die weitere Entwicklung des ‚Quality TV‘, besonders des Genres Sitcoms und dessen Einfluss auf die Rezipienten und hierbei vermehrt auf Jugendliche, geboten.
2. Die Sitcom und ihre Merkmale in der Fernsehserie Gilmore Girls
2.1. Das ‚Quality TV‘ und US-amerikanische Fernsehserien
„American fictional television is now better than the movies“ (Krämer; zit. n. Jancovich und Lyons 2011: 1). Mit dieser Aussage stellt Krämer heraus, weshalb viele Rezipienten bestimmte Serien im Fernsehen intensiv verfolgen und aus welchem Grund Filme heutzutage oftmals nicht zwangsläufig eine solch große Begeisterung bei dem Publikum für sich beanspruchen können: Die Qualität der Fernsehformate hat sich verändert und damit hat sich ebenso die Popularität der Serien bei dem Publikum gesteigert. Die technologische Entwicklung des Fernsehens und die dramaturgischen Innovationen innerhalb der Serien haben das ‚Quality TV‘ entstehen lassen.
Die Popularität der ‚Quality TV‘-Fernsehserien, besonders der amerikanischen, wird ebenfalls durch eine Aussage Thompsons, „American Quality TV is TV that wishes it weren´t television at all“ (1996; zit. n. Fricker 2007: 14), bestätigt. Dies bedeutet, dass ‚Quality TV‘, besonders aus Amerika stammend, den Anspruch stellt, die Zuschauer vergessen zu lassen, dass sie sich vor dem Fernseher befinden. Sie sollen stattdessen das Gefühl vermittelt bekommen, dass sie eine reale Welt präsentiert bekommen und sich entsprechend einfühlen können. Dies zeigt die Besonderheit der neuen Fernsehserien für das Publikum auf und begründet das Interesse der Zuschauer an den neuen Formaten.
Grawe nennt mehrere Kriterien, die das ‚Quality TV‘ auszeichnen. Zum Einen gehört dazu ein hoher Grad an Serialität in den Fernsehserien, welcher bedeutet, dass das Ende der Serie zu ihrem Beginn nicht festgelegt wird. Außerdem wird eine Erzählweise aus multiplen Perspektiven aufgrund mehrerer Protagonisten in der Serie geboten. Zum Anderen sind die Genre-Hybridität, somit die sich überschneidenden charakteristischen Merkmale der Fernsehgenres sowie die stilistischen Zusammenhänge in den einzelnen Episoden (vgl. 2010: 85) zugehörig, die die Darstellung einer kohärenten Gesamtheit der Serie ermöglichen. Zudem ist eine hohe Investition in Produktionskosten im Vergleich zu anderen Fernsehproduktionen und eine „technische Annäherung an Kinofilmproduktionen“ (Grawe 2010: 85) durch die komplexe Darstellung eines Themas bei dem ‚Quality TV‘ zu vermerken.
„Im Falle des ‚Quality TV‘ hat sich sowohl visuell als auch audiell eine neue erzählerische Qualität herausgebildet, die sonst nur aus Kinofilmen bekannt ist“ (Grawe 2010: 54). Damit wird die Entwicklung der qualitativ eher minderwertig eingestuften Fernsehserie (vgl. Abercrombie 1997: 153) zum alltäglichen ‚Quality TV‘ gekennzeichnet. Nicht nur technische Errungenschaften wie „Kabel- und Satellitenübertragungssysteme, digitale Bildspeicherung und -bearbeitung, neue Bildformate wie das hochauflösende Fernsehen (HDTV)“ (Hickethier 1992: 9) ermöglichen es, eine bessere Fernsehqualität anzubieten, sondern auch erneuerte Sendeformate und Innovationen auf Inhalts- und Darstellungsebene steigern das Identifikationspotential der Serien für die Rezipienten.
„Die Entwicklung digitaler und mobiler Medien hat neue Möglichkeiten entstehen lassen, die Angebote auf verschiedene mediale Plattformen zu verteilen“ (Mikos 2008: 353). Dadurch wird deutlich, dass nicht nur das Serienkonzept auf die Zuschauer ausgerichtet ist, sondern auch eine Variationsmöglichkeit an Präsentationsmedien besteht. Die Rezipienten haben neben dem Fernseher durchaus weitere Möglichkeiten, sich Zugriff zu einer Serie zu verschaffen. Zum Einen sind die meisten Serien mittlerweile auf DVD erhältlich, zum Anderen meist im Internet verfügbar. Durch das internetfähige Mobiltelefon oder durch transportierbare Laptops ist es den Zuschauern zudem möglich, auf der gesamten Welt Zugriff auf die Serie zu erlangen. Aufgrund dieser Entwicklungen besteht die Möglichkeit, dass beispielsweise US-amerikanische Serien in Deutschland rezipiert werden können.
Durch diese technischen Errungenschaften ist es ebenfalls ausführbar, Serienformate und Genres sowie die sie darstellenden Medien zu mischen, um ein breites Spektrum der potenziellen Rezipienten und deren Interessen abzudecken. Beispielsweise sind populäre Filme und Serien heutzutage oftmals mit dem Medium Internet verbunden und basieren nicht mehr lediglich auf einem Skript oder einem literarischen Werk, wodurch eine gesteigerte Intermedialität zustande kommt. Zum Beispiel wurde der Film Blair Witch Project vor allem dadurch bekannt, dass „ein Rahmenplot erzählt [wurde], der den Film selbst in einen anderen Zusammenhang stellte“ (Mikos 2008: 354). Der Rahmenplot wurde durch wackelnde Handkameras und die Geschichte, die im Internet dargestellt und mit Bildern von vermissten Personen dokumentiert wurde (vgl. ebd.), bekräftigt und interessanter gestaltet.
Aufgrund dieser individuellen Darstellung, die keinem Seriengenre zuzuordnen ist, wird erkennbar, dass es nicht mehr durchführbar ist, alle Ausstrahlungen bestimmten, bereits existierenden Kategorien zuzuordnen. Dadurch „kann >>Blair Witch Project<< als mediales Phänomen nur untersucht werden, wenn die intertextuellen Bezüge zum Internetauftritt in den Blick genommen werden“ (Mikos 2008: 355). Dadurch wird ersichtlich, dass teilweise einzelne Sendungen oder Filme nicht mehr ohne die rahmendarstellenden Merkmale, die in einen Zusammenhang mit dem Plot gestellt werden, untersucht werden können.
Zudem machen die Serien mit charakteristischen Merkmalen mehrerer Genres intertextuelle Verweise, wozu ihre Beziehungen zu Sekundär- und Tertiärliteratur, sowie anderen Medien und Filmen aufgezeigt werden. „Im deutschen Fernsehen haben sich von Anfang an deutsche, amerikanische und britische Serien vermischt. Serienreferentialität verläuft hier trans-national“ (Schneider 1992: 107). Durch diese bereits erwähnte Intermedialität und die Referenzen dazu vermarkten sich die Serien zum Teil selbst. Beispielsweise gibt es zu Daily Soaps, Telenovelas, Sitcoms und Drama- und Comedy-Fernsehserien sowie häufig zu Reality-Shows Produkte wie Zeitschriften, Internetplattformen, Informationen über die Schauspieler, „Kalender, Poster, Romane, Musik-CDs sowie Merchandising Produkte von der Kaffeetasse bis zur Bettwäsche“ (Mikos 2008: 357). Damit werden die ‚Quality TV‘ Serien noch bekannter und die Zuschauer haben eine noch bessere Möglichkeit, die Serienfiguren und ihr dargestelltes Leben in das ihre zu integrieren und sie somit als Identifikationsfiguren zu verwenden.
Ferner werden die einfachen Fernsehserien, die lediglich zur Unterhaltung dienten und wie bereits erwähnt als anspruchslos kategorisiert wurden, durch anspruchsvolles Material abgelöst. Dieses weist oftmals versteckte oder offensichtliche Kritik an Gesellschaftsformen oder an der Politik auf. Sayeau charakterisiert ‚Quality TV‘ als „politically engaged, often independent TV that aims to enlighten, as well as to entertain“ (zit. n. Fricker 2007: 14). Mit der Kritik in dem ‚Quality TV‘ soll nicht nur zum Denken angeregt, sondern darüber hinaus auch unterhalten werden. Zudem werden diese Serien um niveauvolle, inspirierende Aspekte, wie „sensationelle Ereignisse“ (Mikos 1992: 57) des alltäglichen Lebens ergänzt. So wird es für den Zuschauer möglich, seine eigenen Interessengebiete und Erfahrungen mit präsentierten Inhalten zu vergleichen und das Gesehene bewusst zu verarbeiten und zu reflektieren (vgl. ebd.). Genau dieser Mechanismus macht das ‚Quality TV‘ aus.
Die stete Vervielfältigung des Materials bietet die Möglichkeit einer individuellen Auswahl, die den Einzelnen in seiner Konstruktion von Bedeutung und Sinn ebenso flankieren wie unterstützen kann. (Wegener 2010: 58)
Somit kommt hinzu, dass durch die enorm große Auswahl an Fernsehserien, die den Zuschauern täglich zur Verfügung gestellt wird, gewährleistet wird, dass sich jeder Rezipient sein eigenes und individuelles Programm je nach Belieben zusammenstellen kann. Dies führt dazu, dass Serien nicht lediglich als Kontrastierung der tatsächlichen Welt und somit als Unterhaltungsmedium verwendet, sondern darüber hinaus als Orientierungspunkt zur eigenen Entwicklung betrachtet werden können. Je nach Bedürfnissen werden Serien ausgewählt, die inhaltlich etwas darstellen, dass der Zuschauer auf sein eigenes Leben anwenden kann. Somit können die ‚Quality TV‘ Serien als ein auszeichnendes Merkmal zu der Entwicklung eines Individuums beitragen.
Dies wiederum ermöglicht es, dass die Zuschauer durch ihre eigene Wahl des Fernsehprogramms dieses mitbestimmen. Denn bei Forschungen zu den Nutzungsformen und Zuschauerzahlen einzelner Fernsehserien lässt sich herausstellen, welche Serien aus welchen Gründen populär sind. Damit lassen sich neue Formate konzipieren oder ursprüngliche verbessern, sodass sich ‚Quality TV‘ Serien den Bedürfnissen des Zuschauers anpassen und die Zuschauerzahlen somit konstant und unverändert bleiben (vgl. Langenbucher 1992: 15).
Diese Einsicht der Produzenten kam mit der Drama-Serie Twin Peaks, die 1990 erstmals ausgestrahlt wurde und Veränderungen in der Fernsehwelt bewirkte, denn seitdem wird vermehrt auf die Zuschauerbedürfnisse eingegangen (vgl. Jancovich und Lyons 2011: 2). Dabei haben Produzenten begonnen, die Zuschauerbedürfnisse bei dem Aufbau der Serienstruktur und dem Serieninhalt einzubinden, sodass Serien nicht ungeplant frühzeitig aufgrund zu niedriger Einschaltquoten abgesetzt werden müssen. Davon profitieren sowohl Produzenten, als auch Rezipienten. Dadurch können ‚Quality TV‘ Fernsehserien als Zusammenspiel beider Parteien betrachtet werden.
„Eine Fernsehsendung kann zwar als pure Unterhaltung genutzt werden, dennoch wird der Zuschauer […] sich Gedanken über die Absicht der Produzenten machen“ (Mikos 2008: 21). Dem Zuschauer sollte die Absicht der Produzenten schlüssig erscheinen. Die Produzenten einer Serie sollten sich wiederum darüber bewusst sein, dass sie sich sehr genau mit den Bedürfnissen der Rezipienten sowie deren Erwartungen an eine Serie auseinandersetzen sollten (vgl. Schneider 1992: 109) und anhand ihrer Interpretationen dieser Bedürfnisse das Konzept einer Serie erarbeiten. In diesem Sinne gilt die Fernsehserie als indirektes Kommunikationsmedium (vgl. Mikos 2008: 21) zwischen Produzenten und Rezipienten. Zuschauer und Produzenten sind somit jeweils voneinander abhängig, denn das ‚Quality TV‘ setzt sich, wie bereits erwähnt, aus der Zusammenarbeit des Rezipienten und des Produzenten zusammen. Deswegen müssen beide die Erwartungen des anderen einschätzen können.
Darüber hinaus werden beliebte Sendeformate, die dem ‚Quality TV‘ zugeordnet werden, oftmals in der ‚Prime Time‘ und damit in der Hauptsendezeit im Fernsehen, die sich ungefähr auf die Zeitspannen zwischen 19 bis 23 Uhr am Abend verteilt (vgl. Holt 2011: 14), ausgestrahlt, sodass möglichst viele Rezipienten über die Möglichkeit verfügen, die Ausstrahlung wahrzunehmen. ‚Prime Time‘-Serien können sowohl Drama-, als auch Comedy-Serien, Sitcoms oder weitere Sendeformate sein.
Durch amerikanische Serien, die dem ‚Quality TV‘ zugeordnet werden können und ebenfalls zu der ‚Prime Time‘ ausgestrahlt werden, beispielsweise Desperate Housewives, Grey´s Anatomy oder Lost (vgl. Grawe 2010: 3), wird ein neues Niveau der Fernsehformate eingeführt. Davon abgesehen entwickeln sich durch die innovativen Formate eigenständig neue Genres (vgl. Eschke und Bohne 2010: 90). Beispielsweise ist die Drama- und Comedy- Fernsehserie Gilmore Girls, um die es in dieser Arbeit hauptsächlich gehen soll, eine Mischung von komischen Elementen, wie sie bei Comedy-Serien oder Sitcoms vorzufinden ist, doch es werden dramatische Rahmenhandlungen hinzugefügt, die die Serie spannender gestalten. Auch bei Serien, die klassischen Genres wie Sitcoms zugeordnet werden, beispielsweise How I Met Your Mother, sind mehrere dramatische Elemente in der Rahmenhandlung zu erkennen. Die beiden Beispiele zeigen die Relevanz der Mischformen im heutigen Fernsehprogramm auf. Die Zuschauer erwarten Spannung in den Fernsehserien, auch wenn diese vordergründig durch komische Elemente zur Unterhaltung gekennzeichnet sind. Sie möchten damit das Bedürfnis verspüren, wieder einschalten zu wollen und die Entwicklung der Serie weiterhin zu verfolgen.
Bis ungefähr zum Jahr 2000 dominierten einheimische, von den großen Sendern selbst beauftragte Serien das Programm in Deutschland. Je länger sie liefen, desto mehr prägten sie das Profil des jeweiligen Senders und banden die Zuschauer nachhaltig. Was früher bei RTL Hinter Gittern leistete, gelingt heute Dr. House, einer Serie, die 2009 in der fünften Staffel immer noch 27,5% Marktanteil in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49- Jährigen erreichte. (Eschke und Bohne 2010: 11)
Diese Tatsache weist darauf hin, dass amerikanische Fernsehserien nach und nach den deutschen Fernsehsendungen den Rang als Anführer auf dem globalen Fernsehsendungsmarkt abgelaufen haben. Denn bis ungefähr zum Jahr 2000 prägten die deutschen Serien die Sender und banden das Publikum emotional an Sendungen und entsprechend an die ausstrahlenden Sender, danach fokussierten sich Sender wie RTL jedoch auf amerikanische Produktionen, die mehr Einschaltquoten versprachen und einbrachten. Die Serien aus Amerika liefern übermäßig die Zuschauer faszinierende und interessierende Elemente und Serienmerkmale, mit welchen eine Identifikation des Publikums mit den Serienfiguren einfacher zu realisieren ist.
Dramaturgische Innovationen, die in vielen ‚Quality TV‘ Sendungen präsentiert werden, sind es, die die Sender dazu veranlassen, in der ‚Prime Time‘ Deutschlands hauptsächlich amerikanische Serien auszustrahlen. In Desperate Housewives, beispielsweise, ist die Figur Mary Alice Young trotz der Tatsache, dass sie sich zu Beginn der ersten Episode erschießt, die auktoriale Erzählerin während des gesamten Serienverlaufs. „Derartige Ideen US-amerikanischer Autoren haben in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass amerikanische TV-Serien zu einem weltweiten Siegeszug angetreten sind“ (Eschke und Bohne 2010: 11). Es wird deutlich, dass die Zuschauer auf amerikanische ‚Quality TV‘ Sendungen durch ihre kreativen und regelmäßig erweiterten Stilrichtungen und Darstellungen positiv reagieren und diese konstant verfolgen. Darüber hinaus ist dies häufiger als bei nationalen Serien der Fall.
Auch Nachahmungsversuche von amerikanischen ‚Quality TV‘ Serien in deutschen Produktionen waren bei weitem nicht so erfolgreich wie ihre Vorbilder, denn „[p]rimär der jüngere, extrem medienkompetente Zuschauer lässt sich nicht hinters Licht führen“ (Eschke und Bohne 2010: 12). Denn in den meisten Fällen waren die Vorläufer aus den USA, an denen sich orientiert wurde, bekannt und populär und die deutschen Serien wurden als Imitate betrachtet, deren US-amerikanische Musterbeispiele den Zuschauern bereits bekannt waren. Deswegen wurden die meisten deutschen Serien, die versuchten, sich am amerikanischen ‚Quality TV‘ zu orientieren, kein Erfolg und es wurden weiterhin Sendungen aus den Staaten in den ‚Prime Time‘ Sendezeiten bevorzugt.
Somit lässt sich festhalten, dass die neueste Technologie ein qualitativ hochwertiges Fernsehen ermöglicht, das der eine oder andere Zuschauer mittlerweile den Kinofilmen vorzieht. Die Entwicklung der einfachen Fernsehserie zu der gesellschaftskritischen ‚Quality TV‘ Serie leistet zudem ihren Beitrag zu den Identifikationsmöglichkeiten für die Rezipienten, die aus dem Wechselspiel der Interpretationen von Bedürfnissen und Absichten der Zuschauer und Produzenten entstehen. Amerikanische Fernsehserien, besonders zur ‚Prime Time‘ ausgestrahlte, werden dem ‚Quality TV‘ zugeordnet und weisen enorme Popularität und hohe Einschaltquoten auf. Einen großen Beitrag zur Entwicklung und Popularität des ‚Quality TV‘ leisten US-amerikanische Sitcoms, die ebenfalls einen festen Platz während der ‚Prime Time‘ einnehmen. Aufgrund dessen sollen diese im nächsten Kapitel näher beleuchtet und charakterisiert werden.
2.2. Das Genre Sitcom
„Das Fernsehen ist zu einem integralen Bestandteil unserer Lebenswirklichkeit geworden, und kein Genre hat dabei eine größere Rolle gespielt als die Sitcom“ (Wolff 1997: 15). Dem Fernsehen und vor allem dem ‚Quality TV‘ wird eine große Bedeutung als Komponente des Alltags vieler Zuschauer zugeschrieben, welche zu einem großen Teil dem Genre Sitcom und seinen Manipulationen und Bedeutsamkeiten für den Zuschauer zu verdanken ist. Es trägt dazu bei, dass ‚Quality TV‘ Serien sowohl Kritik als auch Komik in sich vereinen, um die Zuschauer zu unterhalten. Da das Genre oftmals von amerikanischen Serien reguliert und beeinflusst wird, ist hier erneut die Bedeutung der US-amerikanischen Serien international wahrzunehmen.
„In the medium of television, the sitcom has proven to be the most popular genre. Year after year, sitcoms appear in the top-ten ratings” (Staiger 2000: 2). Sitcoms verzeichnen eine enorme Popularität, wodurch zusätzlich die Bedeutung des Genres für das ‚Quality TV‘ und dessen Entwicklung sowie entsprechend für die Zuschauer deutlich wird. Sitcoms sind demnach einflussreich in Bezug auf die Rezipienten, da sie das beliebteste Genre und damit eines der meist konsumierten darstellen.
„One of the main reasons for analysing the sitcom is to attempt to come to terms with the reasons why the genre has maintained its popular cultural position“ (Mills 2005: 4). Die Sitcom hat durch die Entwicklung des Fernsehprogramms und des ‚Quality TV‘ sowie durch ihre Popularität eine wichtige Position im Leben vieler Menschen eingenommen und beeinflusst diese durch den vermehrten Konsum. Dementsprechend erscheint es relevant, sich mit ebendieser zu befassen, da sie vergleichsmäßig unerforscht ist (vgl. Mills 2005: 2).
Sitcoms beeinflussen das kulturelle Leben der Rezipienten, indem sie ihnen authentische Beispiele verschiedener Lebensarten aufzeigen, an denen sich die Zuschauer orientieren können. Doch auch zeitlich ist das Publikum oftmals an die Sendezeiten der ‚Prime Time‘ Sitcoms gebunden, da diese regelmäßig zu festen Sendeterminen im Fernsehprogramm ausgestrahlt werden. Danach richten die Zuschauer oftmals ihr Privatleben, da Sitcoms einen dermaßen inspirierenden und amüsierenden Orientierungspunkt darstellen und psychologisch wirkende Anreize darbieten, die die Zuschauer dazu bewegen, eine Serie erneut einzuschalten (vgl. Parfuss 2008: 64f.).
„Genrebezeichnungen sind jedoch nicht stringent. Sie ändern sich, verschwinden oder entstehen neu“ (Eschke und Bohne 2010: 90). Eschke und Bohne beschreiben dieses Phänomen auf Basis der Tatsache, dass Genrebezeichnungen zum Teil erst zusammen mit der Serie entwickelt und somit von Publikum und Produzenten gleichermaßen in diesem Zuge akzeptiert werden (vgl. ebd.). „Television genres are not constructed in relation to an Aristotelian model; individual programmes may evolve out of an originating premise that can itself be revised or shelved without guilt” (Turner 2001: 6). Es existieren keine exemplarischen Musterbeispiele, auf die jede Sitcom angepasst werden muss. Charakteristische Merkmale des Genres können nach von den Produzenten interpretierten Zuschauerbelieben eliminiert oder verändert werden. Ebendies ist der Grund, weshalb Genrebezeichnungen unpräzise oder konträr wirken können. Genrebezeichnungen, die Drama und Comedy miteinander kombinieren, wirken unvereinbar. Nichtsdestotrotz können diese Serien entstehen, alsbald die Produktion es bestimmt und damit auf die Bedürfnisse der Zuschauer eingeht.
Zwar entstehen weiterhin Fragen, wie beispielsweise: „Ist die Serie SCRUBS nun ein >>Medical<< oder eine >>Sitcom<<? Oder eher eine >>Comedy-Serie<<?“ (Eschke und Bohne 2010: 90), doch diese müssen nicht zwangsläufig beantwortet werden, da die Genres Hybridität aufweisen und somit vermisch- und vereinbar sind. Dies stellt unter Beweis, dass Fernsehserien nicht zwangsläufig lediglich einem bestimmten Genre zugewiesen werden müssen. Innovativ geformte und neuartig strukturierte Serien verfügen über eine Masse an Merkmalen, die mehreren Genres zuzuordnen sind. Aufgrund dessen ist es möglich, dass Genre-Begriffe gemischt oder neu geformt werden, um die Sendung einer Kategorie zuzuordnen.
Der Begriff Sitcom steht für >>Situation Comedy<<, also Situationskomödie, und bezeichnet damit eine halbstündige Fernsehsendung, deren Protagonisten sich in vergleichsweise witzigen Situationen wiederfinden. (Wolff 1997: 16)
Die relativ kurze Dauer der Sendung macht es möglich, dass die Rezipienten die volle Länge der Sitcom genießen können und nicht in ihren Gedanken abschweifen, weil die Serie zu lange dauert. Zudem sind die integrierten lustigen Momente zur Belustigung und Unterhaltung der Rezipienten Hauptmerkmale einer Sitcom. Generell werden Serien als Sitcoms bezeichnet, „die die Gefühlserwartung des Lachens erfüllen“ (Eschke und Bohne 2010: 98), indem sie die Serienfiguren in komischen Situationen präsentieren und die Rezipienten sich dadurch amüsieren können.
Das Serienformat entwickelte sich aus „US- amerikanischen Hörfunk-Sendungen der 1930er und 1940er“ (Eschke und Bohne 2010: 99) und nahm Bezüge zu Komödien aus dem Theater auf. Der Sitcom werden wesentlich mehr charakteristische Merkmale zugeschrieben als anderen Genres, wie beispielsweise Soap operas (vgl. Mills 2005: 26). Mit dem Genre der Soap opera werden Sitcoms jedoch oftmals assoziiert. Dabei gehen die Merkmale über den Plot und die narrativen Elemente hinaus und es werden bestimmte Figurentypen, die stets stabil gekennzeichnet sind, indem sie unwandelbar sind und damit für komische Momente sorgen, für Sitcoms festgelegt (vgl. ebd.). Auch ein festes Set wird genannt, denn zumeist sind Wohnungen der Protagonisten oder Arbeitsplätze (vgl. Eschke und Bohne 2010: 99), in den neuen Serien auch oftmals Bars als Treffpunkte der Figuren, Schauplätze dieses Genres.
Sitcoms werden ebenfalls dadurch charakterisiert, das sie wöchentlich in derselben Besetzung zu bestimmten Terminen im Fernsehprogramm ausgestrahlt werden und dabei stets dieselbe Dauer einer Episode aufweisen. Jedoch sind auch hier Abweichungen möglich. Der Inhalt und Aufbau des Genres werden bei dem Publikum als bekannt vorausgesetzt (vgl. Mills 2005: 26), damit die Zuschauererwartungen an eine Serie in ungefähr erfüllt werden können. Zudem sind die Episoden teilweise inhaltlich abgeschlossen, dies ist jedoch nicht zwingend der Fall, da sich einzelne Erzählstränge auch auf mehrere Episoden oder die ganze Serie ausdehnen können. Einige Sitcoms weisen auch gänzlich von den meisten anderen Sitcoms abweichende Strukturen auf.
Humor ist ein wichtiger Aspekt in einer Sitcom, da dieser die Menschen dazu bewegt, zu lachen. Während Humor etwas ist, das einen Menschen spontan und ungeplant belustigen kann, ist eine Komödie ein textuell festgeschriebenes Erzeugnis, das darauf abzielt, Menschen, die darauf durch ihr Genrewissen vorbereitet sind, zu amüsieren (vgl. Mills 2005: 17). Deswegen kann eine Sitcom nicht lediglich als humoristisches Erzeugnis dargestellt werden. Stattdessen muss sie als Mischung aus spontanem Humor, den die Zuschauer aufweisen müssen und der darüber hinaus in einem textuell verfassten Skript festgehalten ist, betrachtet werden.
Ein meist kennzeichnendes Element der Heiterkeit, die durch eine Sitcom bei dem Zuschauer bewirkt werden soll, sind die eingespielten „Laughtracks“ (Eschke und Bohne 2010: 99). Oftmals ist unklar, welche Funktion in den Serien sie erfüllen sollen. Definiert wird das Lachen allgemein als Reaktion auf einen komischen Impuls (vgl. Mills 2005: 13), der den Zuschauern in Sitcoms konkret vorgegeben wird. Nichtsdestotrotz hat es in Sitcoms eine darüber hinausgehende Bedeutung. Es zeichnet die Sitcom als Genre aus, denn sobald der Rezipient eine Serie sieht, in der Gelächter eingespielt wird, wird er darauf hingewiesen, dass es sich um eine Sitcom oder eine Mischform, die Elemente einer Sitcom enthält, handeln muss. Somit ist es als Part des Drehbuchs einer Sitcom (vgl. Mills 2005: 14) oder als eines der möglichen Merkmale des Genres zu vermerken.
Nach wie vor ist nicht herausgestellt worden, ob die ‚Laughtracks‘ die Zuschauer vor dem Fernseher dazu bewegen, vermehrt zu lachen. Einige Sitcoms, beispielsweise die britische Sitcom The Office, haben die Aufnahmen der lachenden Menschen eliminiert (vgl. Mills 2005: 14), wodurch deutlich wurde, dass das Genre Sitcom nicht zwangsläufig durch dieses gekennzeichnet werden muss, beziehungsweise die ‚Laughtracks‘ kein notwendiges Merkmal darstellen. Mills stellt abschließend zu diesem Thema heraus, dass das eingespielte Gelächter als soziale Funktion betrachtet werden kann. Damit wird eine soziale Einheit zwischen den einzelnen Rezipienten geschaffen (vgl. ebd.), da diese mit dem Lachen auf eine komische Stelle hingewiesen werden und sich jeder Zuschauer in einer solchen Situation vorstellen kann, dass andere Rezipienten mit ihm zusammen an derselben Stelle der Episode lachen. Die nicht vorhandene Notwendigkeit der ‚Laughtracks‘ als kennzeichnendes Merkmal für Sitcoms betont erneut die Hybridität der Genres und die unterschiedlichen Merkmale der Serien.
Des Weiteren spielen Werbungen als Part des Drehbuchs eine signifikante Rolle in Sitcoms. „Vor einer Unterbrechung muß ein Höhepunkt stehen, der das Interesse des Zuschauers an die Serie bindet, so daß sichergestellt ist, daß der Zuschauer nicht mit Beginn des Spots umschaltet“ (Schneider 1992: 105). Dies gilt zwar prinzipiell für jede Fernsehserie, nichtsdestotrotz ist es bei Sitcoms relevant hinsichtlich der Serienmerkmale, die den Zuschauer davon abhalten, wegzuschalten. Denn als solche können nicht lediglich komische Elemente verwendet werden, auch in der Serie integrierte dramatische Aspekte sollten dazu verwendet werden, damit die Entwicklung der Serie den Zuschauer in dem Sinne interessiert, dass er während der Werbung nicht umschaltet.
In dem deutschen Fernsehen kann das Publikum auf den öffentlich-rechtlichen Sendern Serien ohne Werbepausen sehen, weshalb Werbeunterbrechungen auf anderen Sendern an spannenden Stellen während Fernsehserien als konventionelle dramaturgische Elemente aufgefasst werden können (vgl. Schneider 1992: 105), da aufregende Momente zeitlich an den Einschub der Unterbrechung angepasst werden. Dies bedeutet, dass Werbeunterbrechungen während einer Serienepisode für die Rezipienten eine tatsächliche Bedeutung haben und nicht lediglich als kommerzielle Werbephasen betrachtet werden.
Die Sitcom grenzt sich von der reinen Komödie insofern ab, dass sie „gesellschaftliche Strömungen zu reflektieren und partiell zu beeinflussen“ (Wolff 1997: 16) in der Lage ist. Es werden nicht rein komische Elemente aneinandergereiht, sondern auch Kritik ausgeübt, die zum Denken anregen soll. Es handelt sich oftmals bei den Merkmalen der Sitcoms, die Kritik ausüben oder eine dramatische Rahmenhandlung darstellen, um aktuelle gesellschaftskritische oder politische Aspekte. Diese sollen den Zuschauer dazu anregen, einige Gesichtspunkte, auf die die Sitcom hinweist, näher zu inspizieren und womöglich erneut zu reflektieren.
Dies ist auch ein Argument, dass der Kritik an der Sitcom, diese habe sich seit ihrer Erfindung nicht weiterentwickelt, entgegensteht (vgl. Mills 2005: 42). Die Sitcom zeige dieselbe Struktur wie zu Beginn ihrer Popularität auf, wodurch sie lediglich die Stabilität und Wiederholung des Genres aufzeige, so Neale. Darüber hinaus habe sich ihr Inhalt trotzdem weiterentwickelt, da eine Sitcom sich mittlerweile durchweg mit sozialen Sorgen und allgemeinen Angelegenheiten beschäftige (vgl. 1992; zit. n. Mills 2005: 42). Dadurch werden die Rezipienten in ihrer Identifikation mit der Serie beeinflusst und können Serieninhalte, die sie als bekannt empfinden, reflektieren.
Als Vorläufer der Sitcoms, wie sie heutzutage bekannt sind, somit als unterhaltende und inspirierende, komisch verpackte Situationen, wird I love Lucy aus den fünfziger Jahren bezeichnet (vgl. Wolff 1997: 16). Diese orientierte sich an der „Komödientradition des 18. Jahrhunderts“ (Newcomb 1974; zit. n. Schneider 1992: 106), womit die Ursprünge des Genres Sitcom erneut deutlich gemacht werden. Dabei lag die Gesellschaftskritik in I love Lucy darin, dass der Ehemann sich nach dem zweiten Weltkrieg über seine hoffnungsvolle Frau und ihre Wünsche belustigte (vgl. ebd.). Die Kritik in der Serie betont damit die Situation, dass Männer Frauen bevorzugt wieder in ihre Rollen als Hausfrauen und Mütter zurückgedrängt hätten, diese jedoch bereit waren, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Von lustigen Momenten umringte Kritik eines aktuellen Zustandes ist ebenfalls oftmals in den aktuellen Sitcoms vorzufinden.
In den sechziger Jahren wurde das Genre Sitcom von zwei verschiedenen Serienarten geprägt. „Erstere hatten fast Propagandaqualität, indem sie das Leben in den USA extrem idealisierten“ (Wolff 1997: 16), wodurch erneut der Eindruck, den amerikanische Fernsehserien und dadurch die amerikanische Kultur bereits damals hinterließen, verstärkt wird. Die anderen befassten sich mit „Magie und Eskapismus“ (ebd.). Durch den Aspekt des Eskapismus ist es den Zuschauern möglich, ihrer realen Welt für eine bestimmte Zeit zu entfliehen, selbst wenn sie diese mit der ihnen präsentierten vergleichen. Dadurch wird ersichtlich, dass sich in dieser Zeit der amerikanische Einfluss durch Fernsehserien international zu verstärken begann.
Als es in den achtziger Jahren eine ermüdete Phase des Publikums gab, die den Eindruck erweckte, Sitcoms hätten ihre guten Einschaltquoten hinter sich gelassen, wurde die Bill Cosby Show erstmals ausgestrahlt (vgl. Wolff 1997: 17). Diese stellte anhand der Zuschauereinschaltquoten unter Beweis, dass die eine Art des Sitcom-Genres, nämlich die von dem perfekten Familienglück, doch noch Erfolg hatte. Bei der Bill Cosby Show waren dramatische und ernste Situationen mit viel Humor und Scherz verknüpft. Auch bei Roseanne wurde das traute Eigenheim als unabdingbare Voraussetzung für Komik und dennoch in Verbindung mit ernsthaften Situationen, die das fiktive Leben realistischer wirken lassen, dargestellt (vgl. ebd.). Wie bei The Bill Cosby Show wurden auch bei dieser Sitcom ein enormer Erfolg und eine durchaus positive Rückmeldung festgestellt.
Nach dieser Phase wurden Sitcoms produziert, die entweder das Leben eines einfachen Arbeiters kritisierten, in denen Singles auf der Suche nach dem richtigen Partner für das Leben waren oder in denen kinderlose Pärchen mit ihren ledigen Freunden Geschichten in Bars erlebten, die Nostalgie bei den Zuschauern hervorriefen und in Hinblick auf die Scheidungsrate viel Identifikationsmaterial boten (vgl. Wolff 1997: 17f.). Dabei seien beispielsweise Sitcoms wie Friends genannt, die aktuell von neuen Sitcoms wie How I Met Your Mother abgelöst werden und einen ebensolchen Erfolg aufweisen. Friends ist darüber hinaus ein beispielhaftes Format von Sitcoms, deren einzelne Erzählstränge sich durch die ganze Serie fortsetzen. Beispielweise ist es der von Ross‘ und Rachels Liebesgeschichte (vgl. Mills 2005: 27), die als ‚On-Off-Beziehung‘ dargestellt wird und somit ein immer wiederkehrendes Thema mit neuen Höhen und Tiefen ist. Dabei wird den Zuschauern ebenfalls reichlich Material zur Identifikation geboten.
Ein weiteres Beispiel für eine typische amerikanische Sitcom im deutschen Fernsehen ist King of Queens (vgl. Eschke und Bohne 2010: 99). Die Serie ist bekannt durch ihre hohe Dichte an Scherzen und durch ein typisches Merkmal der Sitcoms: die Stabilität der Charaktere. Die Protagonisten fallen in der Serie dadurch auf, dass sie stets dieselben Fehler machen, doch obwohl sie diese oftmals bereuen, lernen sie nicht daraus. „Die Figuren sind dreidimensional und dynamisch, aber sie sind auch beständig, in dem Sinne, dass sie für den Zuschauer nachvollziehbar bleiben“ (Grawe 2010: 86). Beispielsweise ist Doug Hefferman, eine der Hauptfiguren, stets bemüht, sich das Leben durch Scherze zu erleichtern. Wie sich immer wieder herausstellt, erschwert er es sich jedoch dadurch und das in fast jeder Episode, ohne sich zu wandeln und zu verstehen, wie er immer wieder in Schwierigkeiten gerät (vgl. Eschke und Bohne 2010: 100). Damit erleichtert er es den Zuschauern auch, seine Handlungen nachzuvollziehen und sich über ihn zu amüsieren, denn sie können meist voraussehen, dass er erneut einen Fehler machen wird. Auch zeigt die Serie durchweg dasselbe Setting, das aus Arbeitsplatz und Wohnort besteht und ist weiterhin durch ‚Laughtracks‘ charakterisiert.
In Deutschland etablierte vor allem die Produzentin Christiane Ruff in den 1990er-Jahren für den Sender RTL erfolgreich die sogenannte >>Comedy-Serie<<, die in ihren Figuren und ihrer Struktur weitgehend der Sitcom gleicht (zum Beispiel DIE CAMPER, RITAS WELT, NIKOLA). (Eschke und Bohne 2010: 99)
Doch hierbei zeigen sich auch Unterschiede zu der traditionellen und gewöhnlichen Sitcom auf. Das Setting ist nicht nur die Wohnung und der Arbeitsplatz, sondern wird auch nach außen in die Natur verlagert und es werden keine ‚Laughtracks‘ eingespielt (vgl. ebd.). Dennoch wird deutlich, dass die Serien dasselbe Ziel des Unterhaltens der Zuschauer durch Erheitern und Amüsieren wie eine herkömmliche Sitcom verfolgen. Bestätigt wird hierbei zudem, dass Sitcom-Formate sich individuell entwickeln und nicht durchweg dieselben Merkmale darstellen müssen. Überzeugt haben die obengenannten deutschen Serien, so Eschke und Bohne, vor allem durch den natürlichen Look einer deutschen Welt (vgl. 2010: 99). Denn die amerikanischen Serien stellten ein meist unbekanntes Terrain und eine fremde Lebensweise für die Zuschauer dar und konnten aufgrund dessen „künstlich wahrgenommen“ (Eschke und Bohne 2010: 99) werden, selbst wenn sie die Zuschauer von Anfang an amüsierten und dadurch Popularität und enormes Reflexionspotenzial aufwiesen.
Einige Sender in Deutschland, zum Beispiel ProSieben, füllen ganze Abendprogramme nach dem vorangehenden Beispiel Amerikas (vgl. San Martin 2011: 32) mit den neuesten Episoden der aktuell populärsten Serien.
Zum Comedy-Dienstag gesellten sich zunächst einzelne Sendestunden am Mittwoch. Doch längst sind mit "Simpsons" und "Big Bang Theory" zwei der erfolgreichen US-Comedys am Montag beheimatet, die bald noch durch die neue Joko-und-Klaas-Show "Circus Halligalli" ergänzt werden, was den Montag durchgehend zum zweiten Comedytag macht. (Mantel 2013)
Durch das Zitat wird die Mischung deutscher und amerikanischer Sitcoms und Comedy-Serien im deutschen ‚Prime Time‘ Programm deutlich. Mittlerweile haben die Formate eine dermaßen große Relevanz für die Zuschauer, dass die Sender so oft wie möglich diese Art Serien präsentieren, um die guten Einschaltquoten zu garantieren. Dadurch wird das ‚Quality TV‘ mit den vielen Sitcoms in den Vordergrund, weitere Sendungen jedoch in den Hintergrund und damit auf weniger bevorzugte Sendezeiten gerückt.
Da Sitcoms eine enorme Popularität hinsichtlich des ‚Quality TV‘ Programms aufzeigen, stellt das Genre, das sich mithilfe unterschiedlicher Merkmale konstituiert und davon abweichen kann, einen einflussreichen Faktor auf die Zuschauer dar. Die Funktion des Humors wird in den Serien auf verschiedene Art und Weisen ersichtlich. Zudem stellt die Entwicklung der Sitcom unter Beweis, dass verschiedene Absichten, abgesehen von der, zu amüsieren, in den Serien erkennbar werden können und diese auch durch eine differenzierte Darstellung betont werden. Außerdem wird der Einfluss der amerikanischen auf die deutschen Sitcoms, ebenso wie bei anderen ‚Quality TV‘ Sendungen, deutlich. Sitcoms weisen ebenfalls Merkmale anderer Genres auf, sowie alternative Genres Merkmale der Sitcoms präsentieren. Dadurch kann der Einfluss des Genres Sitcom durch die Analyse einer Serie mit Merkmalen dieses, beispielsweise Gilmore Girls, näher beleuchtet werden.
2.3. Charakterisierung der Fernsehserie Gilmore Girls
Die Gilmore Girls, eine US-amerikanische Drama- und Comedy-Fernsehserie der Produzentin Amy Sherman-Palladino, welche aufgrund ihrer äußerst schnellen, charakteristisch humorvollen und zugleich intellektuell hochwertigen Dialoge bekannt und populär wurde, wurde von 2000 bis 2007 in sieben Staffeln in Los Angeles produziert. Die Erstausstrahlung erfolgte am 5. Oktober 2000 auf dem Sender The WB in den Vereinigten Staaten von Amerika (vgl. Parfuss 2008: 76). „Die Serie ist seit April 2004 im deutschen Fernsehen zu sehen und wurde noch im August 2010 zwei Mal täglich im Vormittags- und Nachmittagsprogramm auf VOX gezeigt“ (Knoll 2011a: 35). Es lässt sich vermuten, dass die guten Einschaltquoten in den ersten vier Staffeln dazu führten, dass sie ab der fünften Staffel in der ‚Prime Time‘, somit in der Hauptsendezeit, ausgestrahlt wurde.
Die Fernsehserie handelt von den „namensgebenden Gilmore Girls: Mutter und Tochter, die beide Lorelai Gilmore heißen, der besseren Unterscheidung wegen wird die ältere Lorelai, die jüngere Rory genannt“ (Kreienbaum 2011: 14). Die beiden Protagonistinnen haben ein ausgesprochen gutes Verhältnis zueinander und bezeichnen sich gegenseitig als beste „Freundinnen“ (ebd.). Sie leben in einer fiktiven Kleinstadt namens Stars Hollow in Connecticut in Nordamerika. Ihr Leben in Stars Hollow, welches sogleich das Kleinstadtleben versinnbildlicht, wird anhand alltäglicher zwischenmenschlicher Begegnungen und Ereignisse präsentiert. Das private, aber auch das berufliche Leben und insbesondere das Liebesleben von Lorelai und Rory stehen zudem oftmals im Fokus der dargestellten Geschehnisse.
Die Drama- und Comedy-Fernsehserie Gilmore Girls zeichnet sich als „kulturelles Gut“ (Knoll 2011a: 35) aus. Sie beinhaltet überwiegend Aspekte der Sitcom und somit des ‚Quality TV‘, beispielsweise die ständige und schnelle Aneinanderreihung von Scherzen (vgl. Parfuss 2008: 71). Darüber hinaus ist sie jedoch in einem dramatischen Handlungsrahmen, in dem „Problematiken einer westlichen […] Gesellschaft behandelt“ (Knoll 2011a: 35) werden, verankert. „Such shows were distinguished by combining comic talent with dramatic character and action“ (Hartley 2001: 65). Die Hybridität, die die Genres mittlerweile aufzeigen und die in den vorherigen Kapiteln thematisiert wurde, ist an der Fernsehserie Gilmore Girls besonders gut aufzuzeigen, da diese trotz der vielen Elemente einer typischen Sitcom, über die sie verfügt, dennoch meist dem Genre Drama- und Comedy-Serie zugeordnet wird. Das Vermischen von Genres wie Sitcoms mit dramatischen Elementen führt dazu, dass die Figuren und ihre Charakterzüge sowie Eigenschaften durch den dramatischen Handlungsstrang deutlicher herausgestellt und komplexer präsentiert werden können, als in einem Sendeformat, in dem nur ein Genre formal abgedeckt wird. Dadurch grenzen sich diese Arten von Serien in ihrer Besonderheit von weiteren Formaten ab.
Der universelle Grundkonflikt einer Comedy- und Drama- Fernsehserie ist sehr häufig der „Selbstverwirklichungskonflikt“ (Eschke und Bohne 2010: 101) und die Identitätsentwicklung, gefolgt von einem möglichen Liebeskonflikt. Da diese Themen ebenfalls mögliche inhaltliche Aspekte des Plots in Sitcoms darstellen, sind auch in diesem Bereich die Merkmale der beiden Genres übereinstimmend.
Ähnlich wie die Dauer der Episode einer Sitcom ist eine Länge von durchschnittlich 42 Minuten für eine einzelne Episode der Gilmore Girls zu vermerken. Die Gilmore Girls sind in dieser Hinsicht weitaus plausibler der Sitcom als einem anderen Genre zuzuordnen. Das Setting, das von Eschke und Bohne für klassische Sitcoms genannt wird und aus wenigen Orten (vgl. Eschke und Bohne 2010: 99) wie privaten Wohnungen oder Arbeitsplätzen der Figuren besteht, ist ebenso bei der Serie Gilmore Girls vorzufinden. Das Haus der Protagonistinnen sowie die nachbarschaftliche Umgebung und das Haus der Eltern Lorelais, ebenso wie Lorelais Arbeitsplatz und Rorys Schule gehören zum Setting. Damit unterscheidet sich die Serie von gewöhnlichen Comedy- und Drama- Sendungen, deren Settings oftmals ebenfalls aus „Anwalt und Gericht“ (vgl. Eschke und Bohne 2010: 101) bestehen. Weiterhin sind die Gilmore Girls „in einem bildungsnahen Setting“ (Knoll und Kreienbaum 2011: 8) verankert, welches den Zuschauern, überwiegend den Jugendlichen, Anregung für ihr eigenes Leben liefert und somit Identifikationspotential bietet.
Allerdings ist zu beachten, dass die Gilmore Girls keine eingespielten ‚Laughtracks‘ aufweisen, welche für die meisten Rezipienten eine Sitcom auszeichnen (vgl. Eschke und Bohne 2010: 99). Zwar sind diese nicht ein obligatorisches Merkmal von Sitcoms, sie werden jedoch meist mit diesen assoziiert. Nichtsdestotrotz lässt das Fehlen dieser die Gilmore Girls einer Sitcom nicht unähnlicher sein. Die Serie besteht aus überwiegend aufeinanderfolgenden Scherzen, die jedoch zeitlich aufgrund der schnellen Dialoge und des vielen Textes keinen Platz für ‚Laughtracks‘ lassen würden. Hinzu kommt, dass die im deutschen Fernsehen als Sitcoms ausgezeichneten Serien wie NIKOLA ebenfalls über keine ‚Laughtracks‘ verfügen und es somit nicht als notwendig erachtet wird, diese einzuspielen, um auf die komischen Momente hinzuweisen. Zudem können es einige Zuschauer als lästig empfinden, wenn das künstlich aufgenommene Lachen in einer Serie eingespielt wird und dies kann als abschreckend aufgefasst werden.
„In einer Sitcom ist Humor allgegenwärtig“ (Eschke und Bohne 2010: 93). Da Humor ein wichtiger Aspekt für die Gestaltung einer Comedy-Serie ist, ist dieser in Gilmore Girls in fast jeder Szene, auch abgewandelt in Sarkasmus, ebenso wie bei einer Sitcom, zu vernehmen. Dies ist ein relevanter Grund für die Zuschauer, die Serie zu verfolgen (vgl. Parfuss 2008: 70). Darüber hinaus wird durch überspitzte Darstellungen Kritik ausgeübt, die als solche jedoch erst erkannt werden muss und auch lediglich erkannt werden kann, wenn man die Klischees und Stereotypen der amerikanischen Kultur als solche identifizieren kann. Manche Figuren in der Serie Gilmore Girls entwickeln sich entsprechend typischer Sitcom-Figuren nicht weiter und machen keine neuen Erfahrungen. Selbst wenn neue Erfahrungen gewonnen werden, so im Falle der Protagonisten der Serie, werden diese zumeist in der nächsten ähnlichen Situation wieder vergessen und derselbe Fehler wird erneut begangen. Dies wird besonders bei den dargestellten Liebesbeziehungen Lorelais und Rorys deutlich und erinnert an die Figuren einer Sitcom, die ebenfalls nicht aus ihren Fehlern lernen.
Wie bei den meisten Sitcoms sind auch bei den Gilmore Girls Werbepausen an strategisch ausgewählten Stellen integriert. Die Episoden bestehen im Durchschnitt aus sechs Szenen1. Die Werbung während der Ausstrahlung der Serie im Fernsehen erscheint an jenen Stellen, welche das Interesse des Zuschauers für die weitere Entwicklung der Handlung anregen und sie in dem Sinne überzeugen, nicht umzuschalten. Dadurch entsteht ein Spannungsaufbau.
Vergleicht man die Gilmore Girls mit weiteren Comedy- und Drama-Serien (abgekürzt ‚Dramedy‘) wie Desperate Housewives (vgl. Eschke und Bohne 2010: 101), wird auffällig, dass wesentlich weniger dramatische Elemente vorzufinden sind, als üblich. Desperate Housewives präsentiert eine Aneinanderreihung dramatischer Szenen, die durch komische Elemente aufgelockert werden. Betrachtet man hingegen Gilmore Girls, wird sofort deutlich, dass eine entgegengesetzte Betonung der auszeichnenden Elemente zum Tragen kommt. Die Gilmore Girls durchleben fröhliche Situationen und teilen glückliche Momente, die wiederum von dramatischen Elementen untermauert werden.
Die Serie ist damit weitaus plausibler mit dem Genre Sitcom und klassischen Sitcoms wie How I Met Your Mother vergleichbar. In How I Met Your Mother sind ebenfalls keine vollständigen Familienbesetzungen, wie in einer typischen Dramedy-Serie (vgl. Eschke und Bohne 2010: 101) vorzufinden. Vielmehr werden, wie bei den Gilmore Girls, Freunde zum Familienersatz. Dadurch kann die Serie als „Mischform“ (Parfuss 2008: 71) bezeichnet werden. In beiden Serien werden einzelne Figuren, teilweise gemeinsam, bei ihrer Suche nach der großen Liebe, den daraus entstehenden Umständen sowie ihrem Alltagsleben und der eigenen Persönlichkeitsentwicklung präsentiert.
Sieben gespielte Jahre in 153 Folgen mit jeweils 40 Minuten Filmmaterial- und viele vorwiegend jüngere Menschen in Deutschland haben sie gesehen, nicht nur einmal, sondern nicht selten dreimal: Zuerst im Fernsehen zu den von VOX vorgesehenen Sendezeiten, dann auf DVD oder im Internet zu den eigenen Lieblingszeiten, schließlich noch einmal auf Englisch, denn dann ist die Sprache „noch viel witziger“, die Stimmen sind anders, dunkler im Timbre. Und das muss nicht das letzte Mal gewesen sein.
(Kreienbaum 2011: 13)
Diese Meinung betont zusätzlich, dass die Gilmore Girls durchaus populär sind und übermäßig häufig gesehen wurden, welches der Popularität des Genres Sitcom generell betrachtet entspricht. Nicht nur die ansprechende Thematik der ungewöhnlichen Mutter-Tochter-Relation, sondern auch das amerikanische Kleinstadtleben, die zahlreichen Personenverhältnisse und Beziehungen in dieser, wie auch die vielen Bezüge zu der realen Welt sind Grund für die Annahme, dass die Zuschauer die Serie überaus interessiert verfolgt haben. Zudem bieten die Figuren in Gilmore Girls aufgrund ihrer Komplexität eine anregende Identifikationsmöglichkeit für die Zuschauer, besonders für die Jugendlichen. Diese orientieren sich daran hinsichtlich ihres realen Lebens und bringen aufgrund dessen Begeisterung für die Serie auf, welche ein vermehrtes Schauen der Serie veranlasst.
Darüber hinaus sind die schnellen Dialoge ein bemerkenswertes Markenzeichen der Serie. „[T]he average television script is about fifty to fifty-five pages [...] but the Gilmore Girls scripts run seventy-seven to seventy-eight pages” (Crusie 2007: 2). Da die Skripte der Gilmore Girls- Serie bis zu 28 Seiten länger sind als die anderer Fernsehserien, zeichnet nicht nur die schnelle Rede, sondern auch tatsächlich vermehrter Gesprächsinhalt die Dialoge aus. Jedoch fühlt sich der Zuschauer dadurch nicht eingeschüchtert oder überfordert, stattdessen wird ihm das Gefühl vermittelt, er könnte mitreden, wäre er dabei.
[...]
1 vgl. Staffel 1.
- Citation du texte
- Anastasia Wolter (Auteur), 2013, Der Einfluss von Sitcoms auf Jugendliche. Dargestellt anhand der Sitcom 'Gilmore Girls', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286756
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