Einleitung
In den letzten Jahrzehnten zeichnen sich in immer mehr Bereichen anthropogene Umweltveränderungen ab, welche sich zunehmend auch auf die menschlichen Lebensgrundlagen auswirken. Ökologische Probleme haben exponentiell zugenommen. Einzelne Komponenten summieren sich zu multifaktoriellen Einflüssen mit unvorhersagbaren Konsequenzen für die Umwelt. In Bezug auf die ökologische Selbstgefährdung moderner Gesellschaften waren soziologische Theorien durch die Beschränkung auf innergesellschaftliche Perspektiven
bis vor einigen Jahren blind ,"... der ökologische Zusammenhang von Natur und Gessellschaft wurde nicht thematisiert..."(1) . Ulrich Beck spricht von ´ökologischer Blindheit´, als Geburtsfehler der Soziologie, welche nur in der Gegenüberstellung zur Natur und der Konzentration auf ´soziale Tatsachen´ ihre disziplinäre Selbständigkeit gegenüber den Naturwissenschaften erreichen
und behaupten konnte.(2)
Die rasch zunehmende Thematisierung ökologischer Zusammenhänge in den
letzten Jahrzehnten kam für die Soziologie somit überraschend, hatte man doch bislang als besondere Gegenstände soziologischer Forschung ´die Gesellschaft´ oder ´Teile der Gesellschaft´ behandelt und ´Natur´ als gesellschaftliche Umwelt anderen Disziplinen überlassen.
[...]
______
1 Luhmann 1996: S. 47.
2 vgl. Beck : S. 69f.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Differenz statt Identität
- Beobachtung
- System/Umwelt — Differenz
- Autopoietische, selbstreferentielle Systeme
- Soziale Systeme
- Resonanz
- Die ökologische Selbstgefährdung moderner Gesellschaften
- Funktionale Differenzierung
- Codes und Programme
- Zu viel und zu wenig Resonanz
- Angstrhetorik und soziale Bewegungen
- Ökologische Rationalität
- Schluß
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die ökologische Selbstgefährdung moderner Gesellschaften im Rahmen von Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme. Die Arbeit zielt darauf ab, das Problem der ökologischen Gefährdung aus systemtheoretischer Perspektive zu formulieren und zu analysieren.
- Die Bedeutung von Beobachtung und Unterscheidung in Luhmanns Theorie
- Das Konzept der Autopoiesis und Selbstreferenz von sozialen Systemen
- Die Rolle der funktionalen Differenzierung in der modernen Gesellschaft
- Die Bedeutung von Codes und Programmen für die Kommunikation in Funktionssystemen
- Die Herausforderungen der ökologischen Kommunikation in einer funktional differenzierten Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die ökologische Selbstgefährdung moderner Gesellschaften als ein zentrales Thema der heutigen Zeit vor und erläutert, warum soziologische Theorien bislang blind für diese Problematik waren. Luhmanns Theorie sozialer Systeme wird als ein möglicher Ansatz zur Analyse der ökologischen Gefährdung vorgestellt.
Im zweiten Kapitel wird Luhmanns Beobachtungsbegriff erläutert, der auf der Unterscheidung von Unterscheiden und Bezeichnen basiert. Die Unterscheidung von System und Umwelt wird als Grundlage für die Analyse der ökologischen Problematik vorgestellt.
Kapitel 3 behandelt das Konzept der Autopoiesis und Selbstreferenz von sozialen Systemen. Die Übertragung des Autopoiesis-Begriffs auf den Phänomenbereich des Sozialen führt zu der Beschreibung von sozialen Gebilden als geschlossene Einheiten, die sich durch die rekursive Produktion ihrer Elemente selbst erzeugen und erhalten.
Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit dem Begriff der Resonanz, den Luhmann zur Beschreibung möglicher Reaktionsweisen des Gesellschaftssystems auf ökologische Gefährdungen verwendet. Resonanz bezeichnet die Fähigkeit eines Systems, auf Umweltereignisse nur nach Maßgabe seiner eigenen Struktur zu reagieren.
Kapitel 5 untersucht die ökologische Selbstgefährdung moderner Gesellschaften im Kontext von Luhmanns Theorie. Die funktional differenzierte Gesellschaft wird als ein System von Teilsystemen dargestellt, die jeweils durch spezifische Codes und Programme geprägt sind.
Das sechste Kapitel widmet sich dem Thema der ökologischen Rationalität. Luhmann argumentiert, dass ökologische Rationalität nur als je subsystemspezifische Anstrengung denkbar ist, mögliche Veränderungen der eigenen Systemumwelt zu kontrollieren und auszugleichen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die ökologische Selbstgefährdung, die Theorie sozialer Systeme von Niklas Luhmann, die funktionale Differenzierung der modernen Gesellschaft, die Kommunikation in Funktionssystemen, die Codes und Programme, die Resonanz, die ökologische Rationalität und die Angstrhetorik in sozialen Bewegungen.
- Citation du texte
- Dirk Fross (Auteur), 2001, Die ökologische Selbstgefährdung moderner Gesellschaften in Niklas Luhmanns Theorie sozialer Systeme, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2862
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