Die Krise hat gravierende Schwachstellen in der Regulierung des internationalen Finanzsystems offengelegt, da zahlreiche Finanzinstitute und sogar ganze Nationalstaaten in Existenz bedrohende Schieflagen geraten sind.
Weltweit begegneten Regierungen und Zentralbanken diesen Schwierigkeiten zunächst mit umfangreichen und kostspieligen Rettungsmaßnahmen, um die Funktionsfähigkeit des Finanzsektors als Teil der Infrastruktur der Wirtschaft aufrechtzuerhalten. Es ist daher verständlich, dass Regierungen jetzt nach neuen Lösungen suchen, wie das Gerüst für stabile Finanzmärkte verbessert werden kann, um zukünftige Rettungspakete zu vermeiden.
Anfangs bestand die Vermutung, dass die US-amerikanischen Subprime-Kredite der einzige Grund für die Turbulenzen auf den Finanzmärkten waren. Heute steht fest, dass weitaus mehr Faktoren dazu beitrugen, dass die Weltwirtschaft mit der wohl schwersten Rezession seit den 1930er Jahre zu kämpfen hat.
Als eine Ursache für das Entstehen der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise wird die übermäßige bilanzielle und außerbilanzielle Verschuldung im Bankensystem angesehen. Mit dieser Feststellung beginnt das Dokument „Consultative Document - Revised Basel III leverage ratio and disclosure requirements“ des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel Committee on Banking Supervison, kurz: BCBS), welches die Details zur sogenannten Höchstverschuldungsquote (Leverage Ratio, kurz: LR) definiert.
Der BCBS beabsichtigt mit der LR eine einfache, transparente und nicht risikobasierte Kennzahl zu implementieren, die zum einen den Verschuldungsgrad eines Kreditinstituts limitiert und zum anderen ein Korrektiv zu den möglichen Fehlern aus der risikobasierten Eigenkapitalunterlegungserfordernis einführt.
Erstmals in der Geschichte der Basler Reformvorschläge könnten ab dem Jahr 2018 mit der LR gleichzeitig risikogewichtete und absolute Kapitalanforderungen gelten, was durchaus einer Revolution in der Banksteuerung gleichkommt.
Ob die LR den vorgenannten Ansprüchen gerecht werden kann, wird in Wissenschaft und Praxis kontrovers diskutiert. In ihrer einfachsten Ausführung handelt es sich bei der LR um die aus der Betriebswirtschaft bekannte Eigenkapitalquote eines Unternehmens. Insofern stellt sich die Frage, warum eine Kennziffer, die bspw. bei der Beurteilung von produzierenden Unternehmen seit langem genutzt wird, bei Banken für so großes Aufsehen sorgt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
- Regulierung und Aufsicht des Bankensektors
- Begriffsabgrenzung: Bankenregulierung und Bankenaufsicht
- Ziele der Bankenregulierung im weiteren Sinne
- Systematisierung von Bankenregulierungsinstrumenten
- Reformpaket Basel III
- Regulatorische Bedeutung des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht
- Entwicklung von Basel I zu Basel III
- Überblick über die Kernelemente von Basel III
- Umsetzung von Basel III in europäisches und nationales Recht
- Umsetzung der Leverage Ratio in europäisches und nationales Recht
- Definition und Berechnung der Leverage Ratio
- Ziele des BCBS durch die Einführung der Leverage Ratio
- Definition der Leverage Ratio
- Anwendungsebenen
- Bestimmung der Kapitalmessgröße
- Kapitalkategorien und Kapitalpuffer nach Basel III
- Definition des harten Kernkapitals
- Definition des zusätzlichen Kernkapitals
- Abzugspositionen vom harten und zusätzlichen Kernkapital
- Übergangsbestimmungen
- Bestimmung der Engagementmessgröße
- Behandlung von Bilanzpositionen
- Behandlung von Derivaten
- Behandlung von Wertpapierfinanzierungsgeschäften
- Behandlung von außerbilanziellen Positionen
- Offenlegungsanforderungen
- Kritik am BCBS-Konsultationspapier
- BCBS-Konsultationsverfahren
- Teilnehmer am Konsultationsverfahren
- Vorgehensweise bei der Auswertung der Stellungnahmen
- Wesentliche Kritikpunkte am Konsultationspapier
- Kategorisierung der Kritikpunkte
- Bildung von übergeordneten Kritikpunkten
- Kritische Würdigung der übergeordneten Kritikpunkte
- Vorgehensweise bei der kritischen Würdigung
- Unangemessene Berücksichtigung von Derivaten und Wertpapierfinanzierungsgeschäften
- Unangemessene und inkonsistente Darstellung außerbilanzieller Engagements
- Verlust der Risikodifferenzierung
- Negative makroökonomische Folgen durch den Anpassungsprozess
- Unangemessene Offenlegungsanforderungen
- Definition der Kapitalmessgröße
- Reaktionen des BCBS auf die Kritik am Konsultationspapier
- Zusammenfassung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit untersucht die Einführung der Leverage Ratio im Rahmen von Basel III. Ziel ist die Analyse der Stellungnahmen zum Konsultationspapier des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS) und die kritische Würdigung der darin geäußerten Kritikpunkte. Die Arbeit beleuchtet die regulatorischen Hintergründe, die Definition und Berechnung der Leverage Ratio sowie deren Umsetzung in europäisches Recht.
- Analyse der regulatorischen Rahmenbedingungen von Basel III
- Detaillierte Betrachtung der Definition und Berechnung der Leverage Ratio
- Auswertung der Kritikpunkte am BCBS-Konsultationspapier
- Bewertung der Auswirkungen der Leverage Ratio auf den Bankensektor
- Diskussion der Umsetzung der Leverage Ratio im europäischen und nationalen Recht
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Leverage Ratio ein und beschreibt die Problemstellung der Arbeit. Es werden die Zielsetzung und der Aufbau der Arbeit erläutert, um dem Leser einen klaren Überblick über den Inhalt zu geben. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse der Stellungnahmen zum Konsultationspapier des BCBS zur überarbeiteten Basel III Leverage Ratio.
Regulierung und Aufsicht des Bankensektors: Dieses Kapitel beleuchtet die grundlegenden Prinzipien der Bankenregulierung und -aufsicht. Es werden die Ziele der Regulierung im weiteren Sinne definiert und verschiedene Regulierungsinstrumente systematisiert. Der Fokus liegt auf dem Kontext, in dem die Leverage Ratio eingeführt wurde und welche Ziele damit verfolgt werden. Es wird die Notwendigkeit einer umfassenden Regulierung des Bankensektors zur Stabilisierung des Finanzsystems hervorgehoben.
Reformpaket Basel III: Dieses Kapitel befasst sich mit der Entwicklung des Basel-Rahmens von Basel I bis Basel III. Es beschreibt die regulatorische Bedeutung des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht und gibt einen Überblick über die Kernelemente von Basel III, insbesondere im Hinblick auf die Einführung der Leverage Ratio als zusätzliche aufsichtsrechtliche Maßnahme. Die Umsetzung in europäischem und nationalem Recht wird ebenfalls erläutert.
Definition und Berechnung der Leverage Ratio: Dieses Kapitel erklärt detailliert die Definition und Berechnung der Leverage Ratio. Es werden die Ziele des BCBS bei der Einführung dieser Kennzahl erläutert, sowie die Anwendungsebenen und die Bestimmung der Kapital- und Engagementmessgröße. Die verschiedenen Kapitalkategorien und Kapitalpuffer nach Basel III werden eingehend beschrieben, einschließlich der Behandlung von Bilanzpositionen, Derivaten und außerbilanziellen Positionen. Die Offenlegungsanforderungen werden ebenfalls diskutiert.
Kritik am BCBS-Konsultationspapier: Dieses Kapitel analysiert die Kritik am BCBS-Konsultationspapier zur Leverage Ratio. Es werden die wesentlichen Kritikpunkte kategorisiert und übergeordnete Kritikpunkte gebildet. Die kritische Würdigung dieser Punkte umfasst Aspekte wie die Berücksichtigung von Derivaten, die Darstellung außerbilanzieller Engagements, der Verlust der Risikodifferenzierung, die makroökonomischen Folgen und die Offenlegungsanforderungen. Die Reaktionen des BCBS auf die Kritik werden ebenfalls beleuchtet.
Häufig gestellte Fragen zur Masterarbeit: Analyse der Leverage Ratio im Rahmen von Basel III
Was ist der Gegenstand dieser Masterarbeit?
Die Masterarbeit analysiert die Einführung der Leverage Ratio im Rahmen von Basel III. Im Mittelpunkt steht die Auswertung der Stellungnahmen zum Konsultationspapier des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (BCBS) und die kritische Würdigung der darin geäußerten Kritikpunkte. Die Arbeit beleuchtet die regulatorischen Hintergründe, die Definition und Berechnung der Leverage Ratio sowie deren Umsetzung in europäisches Recht.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themenschwerpunkte: Analyse der regulatorischen Rahmenbedingungen von Basel III, detaillierte Betrachtung der Definition und Berechnung der Leverage Ratio, Auswertung der Kritikpunkte am BCBS-Konsultationspapier, Bewertung der Auswirkungen der Leverage Ratio auf den Bankensektor und Diskussion der Umsetzung der Leverage Ratio im europäischen und nationalen Recht.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in mehrere Kapitel gegliedert: Einleitung (Problemstellung, Zielsetzung, Aufbau), Regulierung und Aufsicht des Bankensektors, Reformpaket Basel III, Definition und Berechnung der Leverage Ratio (inkl. Kapital- und Engagementmessgröße, Offenlegungsanforderungen), Kritik am BCBS-Konsultationspapier (Kategorisierung der Kritik, kritische Würdigung, Reaktionen des BCBS) und Zusammenfassung und Ausblick.
Was sind die Ziele der Arbeit?
Ziel der Arbeit ist die umfassende Analyse der Leverage Ratio, insbesondere der Kritik am BCBS-Konsultationspapier. Es soll eine kritische Bewertung der Auswirkungen dieser Kennzahl auf den Bankensektor erfolgen und die Umsetzung im europäischen Recht beleuchtet werden.
Welche Aspekte der Leverage Ratio werden im Detail betrachtet?
Die Arbeit betrachtet detailliert die Definition und Berechnung der Leverage Ratio, einschließlich der Bestimmung der Kapitalmessgröße (Kapitalkategorien und Kapitalpuffer nach Basel III), der Engagementmessgröße (Behandlung von Bilanzpositionen, Derivaten, Wertpapierfinanzierungsgeschäften und außerbilanziellen Positionen) sowie der Offenlegungsanforderungen.
Wie wird die Kritik am BCBS-Konsultationspapier behandelt?
Die Kritik am BCBS-Konsultationspapier wird systematisch analysiert, kategorisiert und in übergeordnete Kritikpunkte zusammengefasst. Diese werden kritisch gewürdigt, wobei Aspekte wie die Berücksichtigung von Derivaten, die Darstellung außerbilanzieller Engagements, der Verlust der Risikodifferenzierung, die makroökonomischen Folgen und die Offenlegungsanforderungen im Fokus stehen. Die Reaktionen des BCBS auf die Kritik werden ebenfalls beleuchtet.
Welche Bedeutung hat der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) in dieser Arbeit?
Der BCBS spielt eine zentrale Rolle, da er die Leverage Ratio eingeführt und das entsprechende Konsultationspapier veröffentlicht hat. Die Arbeit analysiert die regulatorische Bedeutung des BCBS, seine Vorgehensweise beim Konsultationsverfahren und die Reaktionen auf die Kritik an seinem Papier.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für Wissenschaftler, die sich mit Bankenregulierung, Basel III und der Leverage Ratio beschäftigen, sowie für Praktiker im Bankensektor und Aufsichtsbehörden. Sie bietet einen umfassenden Überblick über die regulatorischen Hintergründe, die praktische Anwendung und die kritische Diskussion der Leverage Ratio.
- Citation du texte
- Philip Babic (Auteur), 2014, Die Einführung der Leverage Ratio. Analyse der Stellungnahmen zum Konsultationspapier "Revised Basel III leverage ratio framework and disclosure requirements", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286106