Einleitung
“There is now a menace which is called Twitter. The best examples of lies can be found there. To me, social media is the worst menace to society.” (Yaman 2014: 21)
Der türkische Premierminister Recep Tayyip Erdoğan äußerte sich in diesem Zitat über die Nutzung sozialer Medien von Protestierenden während der anhaltenden Gezi-Proteste. Dies geschah am 5. Juni 2013, inmitten von zunehmend scharfen Bemerkungen, die von Seiten der Regierung gegen Online-Aktivisten gerichtet wurden. Sichtbar wurde diese negative Haltung während der Proteste zudem durch die Gerichtsverhandlungen gegen Online-Aktivisten, die Sperrung von sozialen Medien (Yaman 2013: 21) und das neue Internetgesetz in der Türkei (Krüger 2014). Die Proteste um den Gezi-Park in der Türkei begannen in Istanbul am 28. Mai 2013 mit einer gewaltlosen Demonstration von Umweltschützern, die sich gegen ein geplantes Bauprojekt von Ministerpräsident Erdoğan richtete. Auf dem Gelände des Gezi-Parks, der direkt an den zentralen Taksim-Platz in Istanbul angrenzt, sollte ein Einkaufszentrum gebaut werden. Die Protestierenden übernachteten dort in Zelten, um den Park zu besetzen und den Abriss zu stoppen. Der Park wurde am 31. Mai von der Polizei gewaltsam geräumt. Es kam zu einem massiven Gebrauch von Tränengas und Wasserwerfern gegen die sich im Park befindenden Menschen und Zelte der Demonstranten wurden in Brand gesetzt. Nach diesem Einsatz extremer Polizeigewalt gegen friedliche Demonstranten breiteten sich Demonstrationen in mehreren türkischen Großstädten aus, die sich zu einem landesweiten Protest entwickelten. Protestiert wurde gegen die autoritäre Politik von Premierminister Erdoğan und seiner Partei. Die offiziellen Medien unterlagen während der Gezi-Proteste größtenteils der Zensur durch staatliche Repressionen. Aus diesem Grund nutzten Protestierende die sogenannten sozialen Medien wie Facebook, Twitter, Youtube und weitere, um die fehlende Berichterstattung der lokalen Medien zu ersetzen (Gündüz 2013: 13). Die Relevanz des Themas ergibt sich aus der oft in Zusammenhang mit den Ereignissen um den Gezi-Park erwähnten Nutzung sozialer Medien. In dieser Bachelorarbeit wurde der Frage nachgegangen, welche Bedeutungen soziale Medien für Protestierende der Gezi-Proteste in der Türkei hatten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Überblick: Politikethnologie, Medien- und Cyberanthropologie
- 1.1. Politikethnologie
- 1.2. Cyberethnologie und Medienethnologie
- 2. Cyberprotest
- 2.1. Definition
- 2.2. Positive Aspekte
- 2.3. Negative Aspekte
- 2.4. Zwischenfazit Cyberprotest
- 2.5. Die Entwicklung sozialer Medien
- 3. Die Gezi-Proteste
- 3.1. Hintergründe
- 3.2. Überblick über die Ereignisse
- 3.3. Menschenrechtsverletzungen während der Proteste
- 3.4. Traditionelle Medien
- 3.5. Soziale Medien
- 4. Eigene Feldforschung
- 4.1. Forschungsorte und -teilnehmer
- 4.2. Forschungsfrage
- 4.3. Methoden zur Datenerhebung
- 4.4. Forschungsergebnisse
- 4.5. Reflexion der Methoden und der Datenauswertung
- 5. Literaturverzeichnis
- 6. Anhang
- 6.1. Online-Umfrage
- 6.2. Bilder
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Rolle sozialer Medien während der Gezi-Proteste in der Türkei. Sie analysiert, wie Protestierende soziale Medien nutzten, um ihre Anliegen zu verbreiten, sich zu organisieren und mit der Welt zu kommunizieren. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung sozialer Medien im Kontext von politischem Protest und staatlicher Repression.
- Die Rolle sozialer Medien im Kontext von politischem Protest
- Die Nutzung sozialer Medien zur Verbreitung von Informationen und zur Mobilisierung von Protesten
- Die Auswirkungen staatlicher Zensur und Repression auf die Nutzung sozialer Medien
- Die Bedeutung von Online-Netzwerken für die Organisation und Koordination von Protesten
- Die Herausforderungen und Chancen der Nutzung sozialer Medien im Kontext von politischem Protest
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas dar und führt in die Forschungsfrage ein. Sie erläutert die Bedeutung der Gezi-Proteste im Kontext der türkischen Politik und die Rolle sozialer Medien in diesem Zusammenhang. Das erste Kapitel gibt einen Überblick über die relevanten Teildisziplinen der Ethnologie, die für die Arbeit relevant sind: Politikethnologie, Medienethnologie und Cyberethnologie. Das zweite Kapitel definiert den Begriff "Cyberprotest" und diskutiert seine positiven und negativen Aspekte. Es beleuchtet die Entwicklung und Verbreitung sozialer Medien. Das dritte Kapitel widmet sich den Gezi-Protesten. Es beschreibt die Hintergründe der Proteste, gibt einen Überblick über die Ereignisse und beleuchtet die Menschenrechtsverletzungen während der Demonstrationen. Außerdem werden die Rollen traditioneller und sozialer Medien während der Proteste analysiert. Das vierte Kapitel beschreibt die eigene Feldforschung. Es werden die Forschungsorte und -teilnehmer vorgestellt, die Forschungsfrage präzisiert und die Methoden zur Datenerhebung erläutert. Die Forschungsergebnisse werden präsentiert und kritisch reflektiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Gezi-Proteste, soziale Medien, Cyberprotest, Politikethnologie, Medienethnologie, Türkei, politische Repression, Menschenrechte, Online-Aktivismus, digitale Kommunikation, Informationsverbreitung, Mobilisierung, Zensur, Online-Netzwerke, Feldforschung, qualitative Methoden, Online-Umfrage, informelle Gespräche, teilnehmende Beobachtung.
- Citar trabajo
- Kerstin Kyra Wagner (Autor), 2014, Die Rolle sozialer Medien für die Gezi-Proteste in der Türkei, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/286103
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