„Kriminalität und Gewalt“, so der Titel unseres Referates, spielt in der „Jugendsoziologie“, so der Titel der dazugehörigen Lehrveranstaltung, eine wichtige Rolle. Das Jugendalter, also die Übergangs- und Entwicklungsphase eines Kindes zum eigenverantwortlichen Erwachsenen, ist gekennzeichnet durch den Versuch, sich in seiner sozialen Umwelt zu behaupten, einen Platz darin zu finden und eigene Werte und Normen zu entwickeln und diese zu verwirklichen. Regelverletzungen und abweichendes Verhalten spielen dabei eine wichtige Rolle. Es ist nach Schäfers in dieser Phase „Jugendlicher geradezu erwartbar.“ So ist es nicht verwunderlich, dass die Gesellschaft sich schon immer mit Ursachen und Gründen für dieses Verhalten beschäftigt hat. Im Rahmen meines Referates habe ich mich hauptsächlich mit den sogenannten „Gang-Studien“ der Chicago School zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Die Kriminalsoziologie dieser Zeit entstand primär aus praktischen Überlegungen zur Bekämpfung von Kriminalität, insbesondere der Jugenddelinquenz in den größeren amerikanischen Städten. „Kriminalität und Gewalt“ fallen in der Soziologie unter die Bezeichnung abweichendes Verhalten bzw. Devianz. Diese Begriffe bezeichnen diejenigen Verhaltensweisen, Handlungen und Einstellungen, die gegen die in einer Gesellschaft oder einer ihrer Teilstrukturen geltenden sozialen Normen oder normative Erwartungen, wie kulturelle Tradition oder Moralvorstellungen verstoßen. Im Falle der Entdeckung rufen sie soziale Reaktionen hervor, die darauf abzielen, das Verhalten der betreffenden Person(en) zu bestrafen, isolieren, behandeln oder zu bessern. Als kriminelle Abweichungen werden darüber hinaus diejenigen Verhaltensweisen bezeichnet, die gegen das in einer Gesellschaft geltende Strafgesetzbuch verstoßen. Der Schwerpunkt in dieser Hausarbeit wird in der Wiedergabe eines soziologischen Konzeptes zur Erklärung abweichendes Verhaltens, des der Subkulturtheorien liegen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Theorien der Subkultur
2.1 Begriffsbestimmung „Subkultur“
2.2. Subkulturtheorien und abweichendes Verhalten
2.3. Begriffsentstehung
3. Die Theorien der Subkulturen von A. Cohen und W. Miller
3.1 Die Subkulturtheorie von A. Cohen
3.2 Die These von der Unterschicht-Kultur von W. Miller
4. Das Subkultur-Modell von R. Schwendter
5. Fazit
1. Einleitung
„Kriminalität und Gewalt“, so der Titel unseres Referates, spielt in der „Jugendsoziologie“, so der Titel der dazugehörigen Lehrveranstaltung, eine wichtige Rolle. Das Jugendalter, also die Übergangs- und Entwicklungsphase eines Kindes zum eigenverantwortlichen Erwachsenen, ist gekennzeichnet durch den Versuch, sich in seiner sozialen Umwelt zu behaupten, einen Platz darin zu finden und eigene Werte und Normen zu entwickeln und diese zu verwirklichen. Regelverletzungen und abweichendes Verhalten spielen dabei eine wichtige Rolle. Es ist nach Schäfers in dieser Phase „Jugendlicher geradezu erwartbar.“[1] So ist es nicht verwunderlich, dass die Gesellschaft sich schon immer mit Ursachen und Gründen für dieses Verhalten beschäftigt hat. Im Rahmen meines Referates habe ich mich hauptsächlich mit den sogenannten „Gang-Studien“ der Chicago School zu Beginn des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Die Kriminalsoziologie dieser Zeit entstand primär aus praktischen Überlegungen zur Bekämpfung von Kriminalität, insbesondere der Jugenddelinquenz in den größeren amerikanischen Städten.[2]
„Kriminalität und Gewalt“ fallen in der Soziologie unter die Bezeichnung abweichendes Verhalten bzw. Devianz. Diese Begriffe bezeichnen diejenigen Verhaltensweisen, Handlungen und Einstellungen, die gegen die in einer Gesellschaft oder einer ihrer Teilstrukturen geltenden sozialen Normen oder normative Erwartungen, wie kulturelle Tradition oder Moralvorstellungen verstoßen. Im Falle der Entdeckung rufen sie soziale Reaktionen hervor, die darauf abzielen, das Verhalten der betreffenden Person(en) zu bestrafen, isolieren, behandeln oder zu bessern.[3] Als kriminelle Abweichungen werden darüber hinaus diejenigen Verhaltensweisen bezeichnet, die gegen das in einer Gesellschaft geltende Strafgesetzbuch verstoßen.[4]
Der Schwerpunkt in dieser Hausarbeit wird in der Wiedergabe eines soziologischen Konzeptes zur Erklärung abweichendes Verhaltens, des der Subkulturtheorien liegen. Diese Theorien gehören zu den traditionellen Erklärungsversuchen abweichenden Verhaltens, wie u.a. auch die Anomietheorie von Robert K. Merton (1938) und andere Theorien.
Exemplarisch werde ich zwei unterschiedliche Ansätze zur Entstehung von Subkulturen, die Subkulturtheorie von Albert K Cohen (1955) und die These von der Unterschicht-Kultur von Walter B. Miller (1958), darstellen. Abschließend soll ein eher systematische Zugang zu Subkulturen, durch die Vorstellung des Subkultur-Modells von R. Schwendter (1970), dargestellt werden.
2. Die Theorien der Subkultur
2.1 Begriffsbestimmung „Subkultur“
Der Begriff der Subkultur (lat. „Unter-Kultur“) ist weder in der Alltags- noch in der Wissenschaftssprache präzise festgelegt.[5],[6] In der Literatur wird er zumeist synonym mit dem Begriff der Teilkultur und Jugend(sub)kultur benutzt.
Im Allgemeinen wird mit seiner Hilfe die Lebensform eines zusammenhängenden Personenkreises mit gemeinsamen „Auffassungen, Werten, Normen, sozialen Strukturen und Verhaltensweisen“ bezeichnet, „die von jenen der dominanten Mehrheitskultur erheblich, deutlich und gegebenenfalls in konfliktträchtiger Weise abweichen.“[7]
Zwischen Subkulturen im Sinne von „Teil der offiziellen Kultur“ bis zur bewusst und gegebenenfalls aggressiv von der „offiziellen“ Kultur abweichenden Subkulturen liegt ein breites Spektrum an Möglichkeiten. Diese variieren hinsichtlich:
- des Abweichungsgrads der Inhalte und „Stile“ von der dominanten Kultur
(Kleidung, Verhaltensweisen, Anerkennung gesellschaftlicher Werte, usw.);
- der Größe der Gruppe;
- ihrer Aktions-Bereitschaft, latenter und manifester Aggressivität;
- ihrer alters- und schichtspezifischen Besonderheiten.[8]
Zu Differenzieren ist der Begriff der Subkultur von dem Begriff der Kontrakultur, da in der Ebene der Normengenese beider Kulturen ein wichtiger Unterschied besteht: Während in den Subkulturen zumindest eine „partielle Identifikation, mindestens aber eine Orientierung an den gesamtkulturellen Normen und Werten erfolgt“, werden im Unterschied dazu die Normen in den Kontrakulturen in „bewusster Ablehnung der Erwartungen der Gesamtgesellschaft entwickelt und befolgt“.[9] Für Kontrakultur werden auch die Konstrukte Gegenkultur und Alternativkultur verwendet.
2.2 Subkulturtheorien und abweichendes Verhalten
Die Subkulturtheorien abweichenden Verhaltens gehen davon aus, dass in größeren, komplexen Gesellschaften „die Normen, Werte und Symbole nicht für alle Gesellschaftsmitglieder gleiche Geltung und Bedeutung haben.“[10] Bestimmte grundlegende Werte und Normen werden zwar von den meisten Mitgliedern einer bestimmten Kultur geteilt, aufgrund der „Komplexität des Gesamtsystems“ differenzieren sich allerdings verschiedene kleinere soziale Subsysteme heraus, die von den „gesamtgesellschaftlichen Verhaltenserwartungen und Normen abweichende entwickeln und praktizieren.“[11]
Die „abweichenden“ Normen und Werte entstehen dabei nach Lamnek als „Anpassungsprozess“ der jeweiligen Gruppe an gesamtgesellschaftlich ungleich verteilte sozialstrukturelle Bedingungen und sind somit „Ausdruck sozialer Differenzierung in einer komplexen Gesellschaft.“ [12] Subkulturelle Gruppierungen konstituieren sich im Allgemeinen, wenn Personen häufig miteinander interagieren, die gleichen oder ähnliche Schwierigkeiten haben sich mit den geltenden Norm- und Wertsystem zu identifizieren und es deshalb belohnender finden, nach abweichenden Normen zu handeln.[13] Sie übernehmen dabei meistens einige grundlegende Normen und Werte der dominanten Kultur, unterscheiden sich jedoch in anderen Punkten von dieser. Das Befolgen der eigenen Werte und Normen der Subkultur ist in dieser selbst als konform, „gemessen an gesamtgesellschaftlichen Normen aber als abweichend“[14] anzusehen.
[...]
[1] Schäfers, B.: Soziologie des Jugendalters, S.191.
[2] Vgl. Wiswede, G.: Soziologie abweichenden Verhaltens, S.46.
[3] Vgl.: Peuckert, R.: Abweichendes Verhalten und soziale Kontrolle, S.106.
[4] Vgl.: Wiswede, G.: a.a.O., S.46.
[5] Vgl.: Schäfers, B., a.a.O., S.162.
[6] Vgl.: Müller-Bachmann, E.: Jugendkulturen Revisited, S.44.
[7] Hillmann, K.-H. (Hrsg.): Wörterbuch der Soziologie, S.850.
[8] Vgl.: Schäfers, B., a.a.O., S.162.
[9] Lamnek, S.: Theorien abweichendes Verhalten, S.185.
[10] Peuckert, R.: Abweichendes Verhalten und soziale Kontrolle, S.114.
[11] Lamnek, S., a.a.O., S.185.
[12] Ebd.: S.185.
[13] Vgl.: Peuckert, R.: a.a.O., S.114.
[14] Peuckert, R.: a.a.O., S.114.
- Arbeit zitieren
- Alexander Hecker (Autor:in), 2004, Die Subkulturtheorien von Cohen, Miller und Schwendter, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28590
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