Quellen sind Grundlage und Ausgangspunkt eines jeden Historikers. Jedoch ist der wissenschaftliche Umgang mit Quellen nicht unproblematisch. Pandel geht in 'Quelleninterpretation: die schriftliche Quelle im Geschichtsunterricht' vor allem auf die Problematik der „Perspektive und Standortgebundenheit“ ein, welche in erster Linie den ‚Aussagewert‘ von Quellen infrage stelle. Zur tendenziellen Bestimmung dieses Aussagewertes hat bereits Droysen eine Einteilung von Quellen in Überreste, Quellen (im engeren Sinne; auch ‚Traditionen‘) und Denkmäler vorgenommen. Bernheim vereinfachte dieses Schema und teilte Quellen in Traditionen und Überreste, wobei Überreste im Gegensatz zu Traditionen keine Überlieferungsabsicht leiten. Zu Traditionen gehören Quellen, welche „die Absicht [verfolgen], die Erinnerung der Begebenheit zu erhalten“, also auch historiographische Texte. Droysen und Bernheim sind sich darüber einig, dass gerade bei dieser Quellengattung die Subjektivität des Verfassers besonders beachtet werden müsse. Das gilt umso mehr für Quellen der Alten und Mittelalterlichen Geschichte, da die Diskussion um die Standortgebundenheit der Historiker erst seit Mitte des 18. Jahrhunderts geführt wird. In diese Diskussion hat erstmals Klaus Bergmann den Begriff der Multiperspektivität eingeführt, eine Methode, bei der der Historiker sich um Quellen aus unterschiedlichen Perspektiven bemüht, um Geschichte zu rekonstruieren.
Die vorliegende Arbeit nun hat zum Ziel, diesen Schritt zur Multiperspektivität anhand von Quellen zu den Beschlüssen Kaiser Friedrichs I. Barbarossas im November 1158 auf dem Reichstag zu Roncaglia nachzuvollziehen. Dazu wurden beispielhaft zwei italienische Quellen ausgewählt, deren Darstellung der ronkalischen Beschlüsse beleuchtet werden soll: Zum einen das Werk des Lodeser Otto Morena und seiner Fortsetzer 'Libellus de rebus a Frederico imperatore gestis', zum anderen die Schrift eines mailände Anonymus 'Narratio de Longobardie obpressione et subiectione'.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- II.1. Zu den Autoren
- II.2. Die Darstellung der ronkalischen Beschlüsse bei Otto Morena
- II.3. Die Darstellung der ronkalischen Beschlüsse bei dem mailänder Anonymus
- III. Schluss
- IV. Quellen- und Literaturverzeichnis
- IV.1. Quellenverzeichnis
- IV.2. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, die unterschiedliche Perspektivität von Quellen zu den Beschlüssen Kaiser Friedrichs I. Barbarossas im November 1158 auf dem Reichstag zu Roncaglia zu untersuchen. Dazu werden zwei italienische Quellen ausgewählt, deren Darstellung der ronkalischen Beschlüsse beleuchtet werden soll: das Werk des Lodeser Otto Morena und die Schrift eines mailänder Anonymus.
- Die Darstellung der ronkalischen Beschlüsse in zwei italienischen Quellen
- Die unterschiedliche Perspektivität der Quellen
- Die Lebensumstände der Autoren und ihre Einflüsse auf die Darstellung
- Die Bedeutung der ronkalischen Beschlüsse für die italienische Geschichtsschreibung
- Die Rolle der Stadtgeschichtsschreibung im 12. Jahrhundert
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Quellen für die Arbeit des Historikers und die Problematik der „Perspektive und Standortgebundenheit“ von Quellen. Es wird auf die Einteilung von Quellen in Überreste und Traditionen eingegangen und die Bedeutung der Subjektivität des Verfassers für die Interpretation von Quellen hervorgehoben.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den Lebensumständen der Autoren Otto Morena und des mailänder Anonymus. Es wird erläutert, dass beide Zeitgenossen Barbarossas waren und die ronkalischen Beschlüsse aus der Sicht ihrer jeweiligen Heimatkommunen miterlebt haben. Die Schriften lassen auf eine Augenzeugenschaft oder die Anhörung unmittelbarer Augenzeugen schließen.
Das dritte Kapitel analysiert die Darstellung der ronkalischen Beschlüsse bei Otto Morena. Es wird gezeigt, dass Morena der Darstellung der juristischen Verfahrensweise besondere Beachtung geschenkt hat und die Beschlüsse aus der Sicht der Stadt Lodi betrachtet.
Das vierte Kapitel untersucht die Darstellung der ronkalischen Beschlüsse bei dem mailänder Anonymus. Es wird deutlich, dass der Anonymus die Beschlüsse aus der Sicht der Stadt Mailand betrachtet und die Ereignisse aus einer anderen Perspektive als Morena darstellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die ronkalischen Beschlüsse, Kaiser Friedrich I. Barbarossa, Otto Morena, mailänder Anonymus, italienische Geschichtsschreibung, Stadtgeschichtsschreibung, Quellenkritik, Perspektivität, Standortgebundenheit, Subjektivität, Augenzeugenschaft, Rechtsgeschichte, mittelalterliche Geschichte.
- Arbeit zitieren
- Florian Stenke (Autor:in), 2012, Die Darstellung der ronkalischen Beschlüsse bei Otto Morena und in der Erzählung des unbekannten Mailänders, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/284339
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