Einleitung
Schaut man auf den britischen Fernsehmarkt, kann man feststellen, daß die Zahl der mit digitalem Fernsehen ausgestatteten Haushalte innerhalb von fünf Jahren von null auf fast vierzig Prozent angestiegen ist.
Ob sich der Markt in Deutschland ähnlich Erfolg versprechend entwickelt und welche ökonomischen Hintergründe dabei entscheidend sind, soll aus verschiedenen Sichtfeldern betrachtet werden. Da sind zum einen die Konsumenten, für die das digitale Fernsehen erst einmal eine Ersatzinvestition bedeutet. Auf der anderen Seite gibt es die Ebene der Sendeanstalten und die verschiedenen Infrastrukturanbieter. Für alle Beteiligten müssen wesentliche Voraussetzungen erfüllt sein, damit sich das „neue Fernsehen“ etablieren kann. In vielen Bereichen der Telekommunikations- und Informationstechnik hat sich die Digitalisierung schon als ökonomisch überzeugender Weg zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen erwiesen.
Für die Verwirklichung einer modernen Informationsgesellschaft wird die schnelle und umfassende Digitalisierung des Massenmarktes Fernsehen von zentraler Bedeutung sein. So stand das DTV, das mehr als eine bessere Ton- und Bildqualität zu bieten hat, auch im Mittelpunkt der CEBIT 2004. Besondere Bedeutung kommt interaktiven Fernsehformaten zu. Auch die Möglichkeit, sich das eigene Programm zusammenstellen zu können, gewinnt zunehmend an Attraktivität. Erweiterte Informationsangebote oder beispielsweise Home Banking sind bereits heute über den Fernseher möglich.
Es stellt sich die Frage, was die digitale Zukunft neben den technischen für ökonomische Veränderungen sowohl für die Anbieter als auch die Rezipienten mit sich bringt.
Bei der Diskussion um das Digitalfernsehen ist es zunächst wichtig, festzustellen, daß mit diesem Begriff nicht zwingend Pay-TV gemeint ist, auch wenn diese beiden Begriffe häufig verwechselt und miteinander assoziiert werden.
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Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Technische Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für Digital-TV
2.1 Grundlagen der digitalen Übertragungstechnik
2.2 Distributionswege
2.2.1 Terrestrik (DVB-T)
2.2.2 Breitbandkabelnetze (DVB-C)
2.2.3 Satellitensysteme (DVB-S)
2.2.4 Telefonnetze
2.3 Endgeräte und Empfangsvoraussetzungen
3. Markt- und Wettbewerbssituation in Deutschland
3.1 Der Fernsehmarkt Deutschland im Hinblick auf die Senderebene
3.2 Der Fernsehmarkt Deutschland im Hinblick auf die Infrastruktur-Anbieter
3.3 Die wichtigsten Sendeformate im Überblick
4. Neue Wertschöpfungspotentiale – Finanzierung und Mehrwert
4.1 Die erweiterte Wertschöpfungskette
4.2 Finanzierungsmodelle der beteiligten Anbieter
4.2.1 Finanzierung allgemein und neue Geschäftsmodelle
4.2.2 Öffentlich-rechtliche Finanzierung
4.2.3 Privat-rechtliche Finanzierung
4.2.4 Die Finanzierung der Kabelnetze
4.3 Das Pilotprojekt „Digitaler Newsdesk“ - Mehrwert für die Sendeanstalten
4.4 Der Mehrwert aus Sicht der Distributionsebene
4.5 Bedeutung des Digitalfernsehens für die Rezipienten
5. Ein Blick über die Ländergrenzen hinaus
6. Fazit und Ausblick
Quellenverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung
1 Einleitung
Schaut man auf den britischen Fernsehmarkt, kann man feststellen, daß die Zahl der mit digitalem Fernsehen ausgestatteten Haushalte innerhalb von fünf Jahren von null auf fast vierzig Prozent angestiegen ist.[1]
Ob sich der Markt in Deutschland ähnlich Erfolg versprechend entwickelt und welche ökonomischen Hintergründe dabei entscheidend sind, soll aus verschiedenen Sichtfeldern betrachtet werden. Da sind zum einen die Konsumenten, für die das digitale Fernsehen erst einmal eine Ersatzinvestition bedeutet. Auf der anderen Seite gibt es die Ebene der Sendeanstalten und die verschiedenen Infrastrukturanbieter. Für alle Beteiligten müssen wesentliche Voraussetzungen erfüllt sein, damit sich das „neue Fernsehen“ etablieren kann.
In vielen Bereichen der Telekommunikations- und Informationstechnik hat sich die Digitalisierung schon als ökonomisch überzeugender Weg zu einer effizienteren Nutzung von Ressourcen erwiesen.
Für die Verwirklichung einer modernen Informationsgesellschaft wird die schnelle und umfassende Digitalisierung des Massenmarktes Fernsehen von zentraler Bedeutung sein. So stand das DTV, das mehr als eine bessere Ton- und Bildqualität zu bieten hat, auch im Mittelpunkt der CEBIT[2] 2004. Besondere Bedeutung kommt interaktiven Fernsehformaten zu. Auch die Möglichkeit, sich das eigene Programm zusammenstellen zu können, gewinnt zunehmend an Attraktivität. Erweiterte Informationsangebote oder beispielsweise Home Banking sind bereits heute über den Fernseher möglich.
Es stellt sich die Frage, was die digitale Zukunft neben den technischen für ökonomische Veränderungen sowohl für die Anbieter als auch die Rezipienten mit sich bringt.
Bei der Diskussion um das Digitalfernsehen ist es zunächst wichtig, festzustellen, daß mit diesem Begriff nicht zwingend Pay-TV gemeint ist, auch wenn diese beiden Begriffe häufig verwechselt und miteinander assoziiert werden.
Zu Beginn werden die Rahmenbedingungen und technischen Voraussetzungen erklärt, um im Anschluß daran die gegenwärtige Fernsehmarktsituation in Deutschland zu analysieren. In einem weiteren Kapitel wird detailliert auf die wirtschaftlichen Konsequenzen Bezug genommen, welche mit der Digitalisierung einhergehen. So sind die entstehenden Kosten, die mit der flächendeckende Einführung digitalen Fernsehens entstehen, von den Anbietern abzudecken. Die Rolle künftige E–Commerce-Angebote, aber auch veränderte Wertketten und neue Wertschöpfungsmodelle sind hierbei von großer Bedeutung.
Ein interessantes Pilotprojekt des öffentlich-rechtlichen Fernsehens mit dem Namen „Digitaler Newsdesk“ soll die reale Umsetzung der Digitalisierung in der Testphase verdeutlichen. Welche Auswirkungen ein positiver Verlauf des Projektes für die Sendeanstalt haben könnte, wird in diesem Zusammenhang ebenfalls untersucht.
Nachdem auch die Sichtweise der Rezipienten dargestellt wird, deren Akzeptanz für die Zukunftsperspektiven des DTV sehr entscheidend ist, wird ein Blick über die Ländergrenzen hinaus gewährt. Um das Entwicklungspotential für Deutschland im innereuropäischen Vergleich auszuloten, soll insbesondere der britische Fernsehmarkt dienen.
Eine über die Skizzierung hinausgehende Betrachtung der Determinanten und Trends würde den Rahmen der vorliegenden Arbeit sprengen. Vorrangig geht es darum, besonders gravierende Einflüsse auf den heutigen Markt, der sich in der Übergangsphase zwischen analogem und digitalem Zeitalter befindet, zum Ausdruck zu bringen.
So wurde auch versucht, der Tatsache der ständigen technischen Weiterentwicklung und permanent verändernden Rahmenbedingungen auf diesem Gebiet gerecht zu werden. Trotz der komplexen und vielschichtigen Thematik sollen die Ergebnisse am Ende allgemein zusammengefasst und reflektiert werden, wohin das digitale Fernsehen sich entwickelt.
2 Technische Rahmenbedingungen und Voraussetzungen für Digital-TV
Laut einem Regierungsbeschluß von 1998 wird bereits bis 2010 das Digital-TV weitestgehend in Deutschland eingeführt sein und alle analogen Programme abgeschaltet werden.[3] Das bringt einige Veränderungen in der Rundfunkgeschichte Deutschlands mit sich.
Allgemeine Grundzüge der Digitalisierung und die verschiedenen technischen Übertragungswege werden nun zum weiteren Verständnis der Arbeit behandelt. Außerdem wird in diesem Zusammenhang auf die Endgeräte-Thematik eingegangen. Dies beinhaltet auch die Voraussetzungen, die nötig sind, um digital ausgestrahlte Programmangebote künftig in vollem Umfang nutzen zu können.
2.1 Grundlagen der digitalen Übertragungstechnik
„Die Digitalisierung weist einige Grundprinzipien auf, ganz gleich, auf welches Medium sie angewendet wird. Im Fall des Fernsehens wird das analoge Signal in einzelne Bits[4] aufgeteilt, die jeweils bestimmte Informationen über das Fernsehbild oder den Ton besitzen, d. h., dass aus dem analogen Signal ein digitaler Datenstrom entsteht.“[5] Diese Technologie ermöglicht es, Daten der unterschiedlichsten Art, z. B. Texte, Graphiken, Töne und Bilder in diversen Kombinationen miteinander zu verknüpfen und zu speichern.
Einfach ausgedrückt werden analoge in digitale Signale auf dem Übertragungsweg umgewandelt und später wieder entschlüsselt, um sie auf dem Bildschirm sichtbar zu machen.
Während bei der analogen Übertragungstechnik das Fernsehbild „vollständig und wellenförmig mit 25 Einzelbildern pro Sekunde übertragen wird“[6], gelingt es mittels Digitaltechnik umfangreiche Datenpakete zu übermitteln.
Ein großer Vorteil der Digitalisierung ist somit die verbesserte Bild- und Tonqualität, bedingt durch die Komprimierung. Entsprechende Daten werden auf das wesentliche reduziert, überflüssige Informationen aus dem Datenstrom entfernt und nur die Bildfragmente übertragen, die sich von Bild zu Bild ändern.
Diese Form der Datenreduktion schafft Einsparungen bei der Bandbreite. Während beim analogen TV eine Frequenz = ein Programm ermöglicht, kann man mittels der neuen Technik auf eine Frequenz = 4 - 10 Programme übertragen. Durch mehr verfügbarer Bandbreite bzw. dem dadurch entstandenen Einsparpotential können zusätzliche Daten, z.B. für eine elektronische Programmzeitschrift - kurz EPG[7] - eingespeist werden.[8]
Eine Interaktion zwischen Zuschauer und Fernseher wird in einem weiteren Schritt möglich. Voraussetzung dafür ist die Rückkanalfähigkeit, was eine Übertragung in umgekehrte Richtung bedeutet. Diese Rückkoppelung vom Zuschauer zum Sender ist heute noch nicht bei allen Übertragungsvarianten möglich. (s. Abschn. 2.2).
Ein Ausbau der Interaktionsmöglichkeit dürfte jedoch richtungsweisend für interessante E-Commerce-Angebote sein.
Zusammenfassend lassen sich digitale Fernsehangebote als
- Transport digitaler Daten über verschiedene Distributionswege vom Sender zum Empfänger definieren,
- die in Verbindung mit audiovisuellen Inhalten dem Verfahren der Datenkomprimierung unterzogen werden.
- Sie ermöglichen mehr als reine one-to-one Kommunikationsdienste, d.h. je nach Voraussetzungen unterschiedliche Interaktivitätsstufen
- und stellen die Nutzung interaktiven Fernsehens mit Hilfe einer Set-Top-Tox auf der Ebene einer Multimedia Home Platform in Aussicht.
Im folgenden Abschnitt werden die verschiedenen Übertragungsmöglichkeiten digitalen Fernsehens dargestellt.
2.2 Distributionswege
Bislang sind für die 33 Mio. Fernsehhaushalte oder knapp 80 Mio. potentieller Fernsehzuschauer Deutschlands folgende Übertragungswege denkbar:
- Terrestrische Sendernetze
- Breitbandkabelnetze
- Satellitensysteme
- Telefonnetze[9]
Zurzeit steht die Digitalisierung insbesondere mit den erstgenannten drei Möglichkeiten im Zusammenhang. Bis auf das Telefonnetz werden alle Varianten schon für die analoge Fernsehübertragung genutzt. Die unterschiedlichen Übertragungswege werden nun im Hinblick auf potentielle Realisierbarkeit und Reichweite untersucht.
2.2.1 Terrestrik (DVB-T)
Die Terrestrik beinhaltet die Übertragung über den Ultra - Kurzwellen Bereich und stellt die älteste Form der technischen Realisierbarkeit dar.
Gewöhnliche Haus-, bzw. Zimmerantennen, die schon dem analogen Empfang dienten, transferieren in der Regel problemlos auch digitale Signale auf den Fernseher. Über die Landesmedienanstalten ist die Frequenzvergabe organisiert und festgelegt. Nachteilig sind die begrenzten Kapazitäten. Maximal 5 oder 6 analoge Fernsehprogramme sind bisher zu empfangen. Haupthindernis ist die Frequenzknappheit, da es hierzulande kaum noch freie Ressourcen gibt.[10] Gerade jetzt mit der Einführung des digitalen Fernsehen ist die Terrestrik, die fast schon in Vergessenheit geraten ist, wieder attraktiv geworden.
Erstmalig wird dadurch der Empfang mittels Mobilgeräten möglich. Digitale Fernsehbilder und andere Datenapplikationen sind in begrenztem Maße, z. B. im Auto oder im Bus per Mobiltelefon oder Organizer abzurufen. Technisch wird dies durch die Nutzung einer relativ kleinen Stabantenne möglich werden. Außerdem sind statt der ehemals 6 analogen Programme nun bis zu 24 digitale empfangbar, da sich aufgrund der Datenreduktion die Kapazitäten vervierfachen. (siehe auch 2.1.)
Das freie Aufstellen von Endgeräten bzw. der störungsfreie Empfang soll nahezu im gesamten Wohnbereich möglich werden.
Erstes DVB-T – Testgebiet ist die Region Berlin Potsdam. Hier wurde bereits „am 1. November 2002 damit begonnen, die terrestrische analoge Übertragung des Fernsehens sukzessive in eine digitale zu überführen.[11] Für Mai 2004 ist der digitale Antennenstart in NRW und Niedersachsen vorgesehen.[12] Schritt für Schritt ist die deutschlandweite Einführung bis 2010 geplant, was als eine so genannte duale Phase beschrieben werden kann. Übergangsweise wird sowohl analog als auch digital gesendet.
Obwohl DVB-T nach digitaler Umstellung eine wesentlich höhere Effizienz der Frequenzausnutzung darstellt, werden die Frequenzen trotzdem weiterhin begrenzt sein.
2003 betrug die technische Reichweite für den terrestrischen Empfang rund 7 %.[13]
2.2.2 Breitbandkabelnetze (DVB-C)
Das erste Kabelpilotprojekt startete 1984 in Ludwigshafen. Im Vergleich zu der seit 1940 vorhandenen Terrestrik brachte dieses Übertragungsverfahren damals eine größere Reichweite und umfangreichere Programmvielfalt mit sich: „Europaweit wurde Deutschland zu dem Land mit den meisten frei empfangbaren Fernsehkanälen“[14], was eine nicht unerhebliche Rolle dabei spielen dürfte, daß Pay-TV-Sender wie PREMIERE sich am deutschen Markt bisher nicht etablieren konnten.
Momentan sind vom Nutzer auf dem Breitbandkabelweg ca. 30 Programme analog zu empfangen. Ab 2010 sind mit der geplanten Abschaltung der analogen Übertragungsfrequenzen weitere Programme auf digitalem Wege möglich. Vorrausetzung dafür ist die vollständige Digitalisierung der Kabelnetze.
Bis auf wenige Ausnahmen ist hier noch keine Rückkanalfähigkeit gegeben, ließe sich aber im Vergleich zur nachfolgend beschriebenen Satellitentechnik eher und mit geringerem Aufwand über das gleiche Netz und den vorhandenen Frequenzen realisieren.
Die technische Reichweite für den Kabel-Fernsehempfang betrug 2003 immerhin 56,5 %[15] und ist vor allem in Ballungsgebieten weit verbreitet.
Dem Breitbandkabel ist aus technischer Sicht die vorangegangene Terrestrik inzwischen fast ebenbürtig.
2.2.3 Satellitensysteme (DVB-S)
Erst seit 1995 gibt es den digitalen Übertragungsweg per Satellit.[16] Er ist am weitesten entwickelt und es sind bereits mehr als 300 Programme digital zu empfangen.
Damit sind hier derzeit die höchsten Kapazitäten vorhanden. Die hohe Bandbreite und einfache Realisation haben diesem Distributionskanal zu einer beachtlichen Verbreitung innerhalb kürzester Zeit verholfen. 2003 nutzten schon fast 37 % der Haushalte diese Möglichkeit der Übertragung.[17]
Nachteilig ist die fehlende Rückkanalfähigkeit. Eine Nutzung für interaktive Zwecke ist derzeit ausgeschlossen. Eine Nachrüstung ist bei Bedarf machbar, wäre aber mit sehr hohem Aufwand verbunden.[18] Trotzdem ist davon auszugehen, daß sich das digitale Fernsehen per Satellit schon aufgrund des hohen Programmangebots bzw. Frequenzpotentials behaupten wird.
Die folgende Graphik verdeutlicht noch einmal die Verbreitung der verschiedenen Distributionskanäle. Als Basis dienten die Erhebungsdaten der AGF[19].
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: AGF[20], Eigene Darstellung
2.2.4 Telefonnetze
Heute ist es noch nicht möglich mit dem vorhandenen Telefonnetz digital fernzusehen, ISDN eingeschlossen. Aus diesen Gründen wird das Telefonnetz als Übertragungsart für Digitalfernsehen nur erwähnt. Da dies aber im Internetzeitalter eine interessante Alternative darstellt, arbeitet die Telecom als Inhaberin der Netze schon an einer zukunftsfähigen Technologie bzw. der Modernisierung ihrer Kapazitäten. Noch reichen sie nicht aus, Videodaten vollwertig und qualitativ hochwertig zu übertragen.
Doch die aktiven Ausbaubemühungen lassen darauf schließen, daß hier eine vierte Möglichkeit der Übertragung entsteht, die sich noch in der Erprobung befindet.[21]
So könnten sich hier mittelfristig neue Betreiber etablieren und beispielsweise auch das Internet markttauglich machen. Eine Perspektive für das „Internetfernsehen“ ist eher eine Frage der Zeit.[22]
2.3 Endgeräte und Empfangsvoraussetzungen
Die digitalen Signale werden beim Empfänger mittels Decoder in analoge rückverwandelt bzw. entschlüsselt. Das ist nötig, um die zuvor vom Playout-Center[23] übermittelten digitalen Datenströme auf dem Endgerät wie Fernseher oder PC sichtbar zu machen.
Der Decoder, auch SET-TOP-BOX genannt, stellt prinzipiell einen für den Fernsehempfang optimierten Computer dar.[24] Neben dem Endgerät ist er auf jeden Fall erforderlich, „und zwar unabhängig davon, ob die Programmangebote kostenlos oder entgeltpflichtig verbreitet werden.“[25]
In Verbindung mit der SET TOP-BOX soll auch die Smart Card erwähnt werden, die in diesem Zusammenhang benötigt wird. Darunter ist eine Art Plastikkarte zu verstehen, die mit einem Chip ausgestattet ist, um den Empfänger bzw. die SET-TOP-BOX zu identifizieren.
In der einfachsten Version ist sie eine simple Zugangsberechtigung. In der ausgefeilteren Variante ermöglicht sie, bestimmte Programm-Pakete zu empfangen. Um ein technisches Software-Chaos zu vermeiden, soll nun ein einheitlicher offener Standard für digitales interaktives Fernsehen eingeführt werden - die Multimedia Home Platform (MHP).[26] Hierauf einigten sich Anfang 2004 Vertreter von ARD, ZDF, RTL, PRO SiebenSat.1 Media AG, die Landesmedienanstalten sowie die Geräte- und Elektronikindustrie.
Für den digitalen Fernsehempfang wird als Endgerät grundsätzlich entweder ein Fernseher und eine SET-TOP-BOX benötigt oder ein TV-Gerät mit integrierter Set-Top-Box.
Noch in diesem Jahr sollen verstärkt Gerätetypen auf Basis von MHP vermarktet und zu einem ansprechenden Preis-Leistungsverhältnis im Handel angeboten werden.[27]
Grundsätzlich kann als Empfangsgerät auch ein Personal Computer genutzt werden, sofern er mit einer geeigneten DVB-Karte aufgerüstet wurde und zur Tonwiedergabe über eine Soundkarte und Lautsprecher verfügt. Aber die Qualität dürfte aufgrund der oftmals geringeren Bildschirmgröße von PCs und der schwächeren Auflösung niedriger sein.[28] (s. Abschn. 2.2.4)
Nachdem nun die grundlegenden technischen Voraussetzungen und Möglichkeiten der Übertragung erläutert wurden, soll die derzeitige Situation am Fernsehmarkt Deutschland Gegenstand des folgenden Kapitels sein.
3 Markt- und Wettbewerbssituation in Deutschland
Um die Chancen des digitalen Fernsehens und dessen Zukunftspotentiale bzw. Entwicklungsmöglichkeiten realistisch einzuschätzen, sind verschiedene wettbewerbsrelevante Aspekte von Bedeutung.
Grundsätzlich sind hier zwei voneinander getrennte Ebenen zu unterscheiden. Zum einen gibt es die Senderebene. Sie wird durch die öffentlich-rechtlichen und die verschiedenen privaten Anbieter verkörpert.
Auf der anderen Seite ist die Distributionsebene. Diese wird repräsentiert durch die Betreiber, welche die Infrastruktur für die Übertragung zur Verfügung stellen.
Nach dem notwendigen Ausbau durch die Inhaber, werden diese versuchen, sich als Anbieter von Programminhalten und Zusatzdiensten durch den Aufbau eigener digitaler Plattformen stärker zu positionieren. Daher dürfen sie bei einer ökonomisch umfassenden Betrachtung nicht außer Acht gelassen werden. Insbesondere soll die derzeitige Bewegung am Kabelmarkt thematisiert werden, da sie im Zuge der weiteren Entwicklung und Verbreitung eine wesentliche Rolle spielt.
Außerdem wird das Spektrum bereits vorhandener digitaler Sendeformate im Überblick dargestellt, um einen Gesamteindruck der aktuellen Situation zu vermitteln,
Vertiefend werden dabei die erweiterten Angebote des Ersten Deutschen Fernsehens als Vertreter der öffentlich-rechtlichen Free-TV beschrieben.
3.1 Der Fernsehmarkt Deutschland im Hinblick auf die Senderebene
Zunächst werden die wichtigsten Sendeanbieter am deutschen Fernsehmarkt vorgestellt. Die Markt- bzw. Zuschaueranteile werden von der KEK[29] unter Einbeziehung aller deutschsprachigen Programmangebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und des bundesweit empfangbaren privaten Rundfunks regelmäßig veröffentlicht.[30] Anhand einer Graphik am Ende dieses Abschnitts spiegelt sich wieder, inwieweit sich die einzelnen Sender am deutschen Fernsehmarkt bis Ende 2003 behaupten konnten.
Die Fernsehlandschaft Deutschlands ist durch ein duales System gekennzeichnet.
Auf der einen Seite gibt es die öffentlich-rechtlichen, überwiegend gebührenfinanzierten Sendeunternehmen. Dazu zählen vor allem ARD und ZDF, sowie die gesamten Dritten Regionalprogramme.
Auf der anderen Seite existieren die privatfinanzierten Anbieter, wie beispielsweise RTL oder ProSieben, die ihre Umsätze ausschließlich über Werbeeinnahmen generieren und deren Angebote kostenlos sind. Mit dem Ausbau der Kabel- und Satellitennetze zu Beginn der 1980er wurden die Voraussetzungen für private und kommerzielle Fernsehangebote geschaffen. Damit begann die Phase des dualen Rundfunks.
1984 startete Sat.1 als erstes wirtschaftlich orientiertes Sendeunternehmen. Weitere werbefinanzierter Veranstalter wie RTL und ProSieben folgten und konnten sich fest am deutschen Free-TV-Markt behaupten.
Neben dem dualen System existiert analog der Markt für Pay-TV. Fernsehsender in diesem Marktsegment finanzieren sich durch entgeltlich angebotene Abonnements.[31] PREMIERE ist zurzeit alleiniges Unternehmen im Pay-TV - Bereich.
Das digitale Pay-TV wird als Impulsgeber für die Entwicklung des digitalen Fernsehens angesehen. Der Zugang erfolgte bis 1999 durch die beiden einzigen Anbieter PREMIERE und DF1. Nach der Fusion der Sender PREMIERE und DSF zu PREMIERE World im Herbst 1999 wurde mit einer 100 Mio. € teuren Werbekampagne versucht, den Fernsehmarkt erstmals in Deutschland digital zu erobern. Doch die Erwartungen blieben bei weitem zurück.[32] Aufgrund ausbleibender bzw. zu geringer Nachfrage, für Programmpakete zu bezahlen, entwickelte sich auch der Absatzmarkt für Decoder nur zögerlich.
[...]
[1] Vgl. http://www-stud.uni-essen.de/~sq0877/pdf/media/2003_10_02.pdf, Zugriff am 21.03. 2004
[2] Weltgrößte Computermesse, die jedes Jahr in Hannover stattfindet
[3] Vgl. Zervos (2003) S. 17
[4] Bits = binary digits (Binärziffern) entspricht Zahlenreihen, die aus Einsen und Nullen bestehen
[5] Vgl. http://www2.digitalfernsehen.de/Home/1038308819/1041166479, Zugriff am 20.03. 2004
[6] Vgl. Zervos (2003) S. 17
[7] EPG - Abk. für engl. Electronic Program Guide
[8] http://www2.digitalfernsehen.de/Home/1038308819/1041166479, Zugriff am 20.03. 2004
[9] Vgl. Schenk (2002), S. 29
[10] Vgl. Schenk (2002), S. 29
[11] Vgl. http://www.rundfunk-institut.uni-koeln.de, Zugriff am 15.03. 2004
[12] Vgl. http://www.digitalfernsehen.de/news/news_9749.html, Zugriff am 30.04.2004
[13] Vgl. http://www.agf.de/daten/tvmarkt/empfangsebenen/01/2004, Zugriff am 30.04. 2004
[14] Vgl. Zervos (2003) S.40
[15] http://www.agf.de/daten/tvmarkt/empfangsebenen/01/2004, Zugriff am 07.05. 2004
[16] Vgl. Schenk (2002), S. 30
[17] http://www.agf.de/daten/tvmarkt/empfangsebenen/01/2004, Zugriff am 07.05. 2004
[18] Vgl. Schenk (2002), S. 30
[19] AGF - Zusammenschluss der Sender ARD, ProSiebenSat.1 Media AG, RTL und ZDF zur gemeinsamen
Durchführung und Weiterentwicklung der kontinuierlichen quantitativen Fernsehzuschauerforschung in Dt.
[20] http://www.agf.de/daten/tvmarkt/empfangsebenen/01/2004, Zugriff am 07.05. 2004
[21] Vgl. Schenk (2002), S. 31
[22] Vgl. www.mekonet.de, Zugriff am 07.05. 2004
[23] Playout-Center = hier konzentriert sich die Codierung, Bündelung und Ausstrahlung digitaler Programme und
Dienste
[24] Vgl. Messmer (2002) S. 27
[25] Vgl. Messmer (2002) S. 179
[26] MHP = Multimedia Home Platform, basiert auf JAVA-Programmiersprache
[27] Vgl. http://www.golem.de/Interaktives-Digital-TV-fuerDeutschland/0402/29992.html, Zugriff am 27.02. 2004
[28] Vgl. Messmer (2002) S. 27
[29] KEK – Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich
[30] Vgl. http://www.kek-online.de, Zugriff am 30.04. 2004
[31] Vgl. http://www.rundfunk-institut.uni-koeln.de, Zugriff am 30.04. 2004
[32] Vgl. Schenk (2002), S. 48
- Quote paper
- Susanne Klasen (Author), 2004, Digitales Fernsehen in Deutschland - eine ökonomisch orientierte Betrachtung der Möglichkeiten und Marktchancen des Fernsehens im digitalen Zeitalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28429
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