Vor ziemlich genau vierzig Jahren vereinbarte die Bundesrepublik Deutschland mit der
Türkei die Anwerbung und Vermittlung von Arbeitskräften, die als Gastarbeiter kamen und
eigentlich nicht lange bleiben wollten, sondern beabsichtigten, bald wieder in die Heimat
zurückzukehren. Doch es kam ganz anders.
Heute lebt bereits die dritte Generation der Türken in Deutschland und sie bilden
zahlenmäßig die größte Bevölkerungsgruppe unter den hier lebenden Ausländern.1
Michael Richter stellt in seinem Buch „Gekommen und geblieben. Deutsch-türkische
Lebensgeschichten“ elf völlig verschiedene Erzählungen von türkischen Migranten und
Migrantinnen der ersten Generation dar. Diese erinnern sich an ihr Leben in der Türkei, an
die Migration nach Deutschland und die damit verbundenen Herausforderungen. Es geht um
die ersten Erfahrungen in einem neuen und fremden Land, um Beruf, Familie, Religion sowie
sprachliche und kulturelle Hindernisse, aber auch um die Erfüllung von manchem Wunsch.
Eine dieser elf Lebensgeschichten ist die der Lehrerin Hadiye Akin, welche ich in dieser
Ausarbeitung analysieren werde.
Dazu gehe ich zunächst einmal näher auf den Terminus „Biografie“ ein, den ich jedoch im
weiteren Verlauf durch den Begriff „Lebensgeschichte“ ersetze, da ich diesen für passender
und persönlicher halte.
Im zweiten Teil beschäftige ich mich ausschließlich mit Hadiye Akins Lebensgeschichte.
Diesbezüglich stelle ich einen Lebenslauf dar und untersuche den Text nach der im Seminar
eingeführten Vorgehensweise. Das heißt, dass ich eine Analyse der weiblichen
Normalbiografie, der Lebenszeit, des Migrationsablaufes sowie der Selbstaussagen von
Hadiye Akin vornehme.
Ein dritter Abschnitt enthält den Vergleich der Lebensgeschichten der Lehrerin Hadiye Akin,
der Arbeiterin Cemile Samurkas und der Verkäuferin Nermin Özdil. Hier arbeite ich
Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus, jedoch nur in eingeschränkter Form, da mir die
Lebensgeschichten von Nesrin Özdil und Cemile Samurkas nur in Ausschnitten zur
Verfügung stehen.
Der vierte und letzte Kapitel enthält mein persönliches Fazit, das ich aus der Beschäftigung
mit dieser Aufgabenstellung ziehe.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Biografie
2.1 Zum Begriff Biografie
3. Die türkische Arbeitsmigration aus geschichtlicher Sicht
3.1 Einordnung der Lebensgeschichte von Hadiye Akin in den geschichtlichen Verlauf der türkischen Arbeitsmigration
4. Interpretation der Lebensgeschichte „Ich bin, wie ich bin“ der Lehrerin Hadiye Akin
4.1 Curriculum vitae
4.2 Analyse der weiblichen Normalbiografie in Hadiye Akins Lebensgeschichte
4.3 Analyse der Lebenszeit
4.4 Analyse des Migrationsablaufes
4.5 Selbstaussagen und Eigentheorien
5. Vergleich der drei Lebensgeschichten
6. Reflexion
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Vor ziemlich genau vierzig Jahren vereinbarte die Bundesrepublik Deutschland mit der Türkei die Anwerbung und Vermittlung von Arbeitskräften, die als Gastarbeiter kamen und eigentlich nicht lange bleiben wollten, sondern beabsichtigten, bald wieder in die Heimat zurückzukehren. Doch es kam ganz anders.
Heute lebt bereits die dritte Generation der Türken in Deutschland und sie bilden zahlenmäßig die größte Bevölkerungsgruppe unter den hier lebenden Ausländern.[1]
Michael Richter stellt in seinem Buch „Gekommen und geblieben. Deutsch-türkische Lebensgeschichten“ elf völlig verschiedene Erzählungen von türkischen Migranten und Migrantinnen der ersten Generation dar. Diese erinnern sich an ihr Leben in der Türkei, an die Migration nach Deutschland und die damit verbundenen Herausforderungen. Es geht um die ersten Erfahrungen in einem neuen und fremden Land, um Beruf, Familie, Religion sowie sprachliche und kulturelle Hindernisse, aber auch um die Erfüllung von manchem Wunsch.
Eine dieser elf Lebensgeschichten ist die der Lehrerin Hadiye Akin, welche ich in dieser Ausarbeitung analysieren werde.
Dazu gehe ich zunächst einmal näher auf den Terminus „Biografie“ ein, den ich jedoch im weiteren Verlauf durch den Begriff „Lebensgeschichte“ ersetze, da ich diesen für passender und persönlicher halte.
Im zweiten Teil beschäftige ich mich ausschließlich mit Hadiye Akins Lebensgeschichte. Diesbezüglich stelle ich einen Lebenslauf dar und untersuche den Text nach der im Seminar eingeführten Vorgehensweise. Das heißt, dass ich eine Analyse der weiblichen Normalbiografie, der Lebenszeit, des Migrationsablaufes sowie der Selbstaussagen von Hadiye Akin vornehme.
Ein dritter Abschnitt enthält den Vergleich der Lebensgeschichten der Lehrerin Hadiye Akin, der Arbeiterin Cemile Samurkaş und der Verkäuferin Nermin Özdil. Hier arbeite ich Gemeinsamkeiten und Unterschiede heraus, jedoch nur in eingeschränkter Form, da mir die Lebensgeschichten von Nesrin Özdil und Cemile Samurkaş nur in Ausschnitten zur Verfügung stehen.
Der vierte und letzte Kapitel enthält mein persönliches Fazit, das ich aus der Beschäftigung mit dieser Aufgabenstellung ziehe.
2. Biografie
In unserer Alltagswelt sind Biografien in vielen verschiedenen Formen gegenwärtig: Filme erzählen Geschichten über das Leben oder zumindest über Lebensabschnitte. In Talk-Shows berichten Menschen über Teile ihrer Existenz und in der Literatur lassen sich viele biografische und autobiografische Werke, meist von Menschen des öffentlichen Lebens, finden.
Im Gegensatz zur Biografie ist die Autobiografie allerdings vom betreffenden Menschen selbst verfasst oder er gilt zumindest als Verfasser. Denn vielen Prominenten zum Beispiel, die ihre Autobiografie niederschreiben, steht ein sogenannter 'Ghostwriter' zur Verfügung.
Aber was ist unter dem Begriff 'Biografie' genau zu verstehen?
2.1 Zum Begriff ' Biografie '
Laut des Duden Herkunftswörterbuches stammt das Wort 'Biografie' aus dem Griechischen.
Es ist ein aus den Worten bios (=Leben) und gráphein (= schreiben) zusammengesetzter Begriff. Demnach lässt er sich sehr gut mit Lebensbeschreibung übersetzen.[2]
Eine Biografie ist aber mehr als die bloße Beschreibung des Lebens; sie ist auch ein Konstrukt aus Ereignissen, Erfahrungen , Einstellungen und Gefühlen, an die man sich erinnert und wie diese aus der Perspektive der jetzigen Lebenslage gedeutet werden.
So ist es möglich Außenstehenden einen Einblick darüber zu verschaffen, wie die biografische Person das eigene Leben sieht.
Allerdings kann man davon ausgehen, dass es auch biografische sowie autobiografische Werke gibt, die nicht immer der Realität entsprechen. Dies kann bewusst gewollt sein, aber auch völlig unabsichtlich geschehen. Denn die biografische Erzählung wird nicht nur durch aktuelle Ereignisse, Lebenszustände, Meinungen und Gefühle beeinflusst, sondern gleichermaßen durch das bereits Vergangene.
3. Die türkische Arbeitsmigration aus geschichtlicher Sicht
Aufgrund der Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges, einer längeren Schul- und Ausbildungszeit, dem Bau der Mauer, der Erweiterung der Bundeswehr und einer weniger günstigen Alterstruktur war es der BRD nicht mehr möglich, den nötigen Arbeiterbedarf aufzubringen.[3]
Aus diesem Grund schloss die Bundesrepublik 1961 unter anderem ein Anwerbeabkommen türkischer Arbeitskräfte für den deutschen Arbeitsmarkt ab. Allerdings unterschied sich dieses Abkommen in manchen Punkten zu anderen, die die BRD bereits mit weiteren Ländern abgeschlossen hatte. Erstens wurde die Aufenthaltsdauer der türkischen Arbeiter auf zwei Jahre beschränkt. Zweitens mussten sich die Bewerber zur Eignungsüberprüfung zunächst einer gesundheitlichen Untersuchung unterziehen, die sich in diesem Maße nur noch im Abkommen mit Tunesien finden lässt. Drittens war in der Vereinbarung keine Rede von der Möglichkeit eines Familiennachzugs.
Die Bundesrepublik erkannte jedoch sehr schnell, welchen enormen Wert die türkischen Arbeitskräfte für die Wirtschaft hatten, so dass es recht bald zu einer neuen Fassung des Anwerbeabkommens kam, in der man die Aufenthaltsbeschränkung von zwei Jahren strich und jegliche, von Seiten der Türkei als Demütigung empfundene Handlung herausnahm.[4]
Mehr als zehn Jahre später, 1973, kam es infolge der einsetzenden wirtschaftlichen Rezession in Deutschland zu einem Anwerbestopp, der auch das Abkommen zwischen der Türkei und der BRD betraf.[5]
Weitere zehn Jahre später kehrte circa die Hälfte der türkischen Arbeitsmigranten, die während 1960 bis 1983 nach Deutschland gekommen waren, wegen dem ' Gesetz zur Förderung der Rückkehrbereitschaft von Ausländern' in die Türkei zurück.[6]
Um den Reiz der Rückkehr zu verstärken, stellte die Bundesrepublik finanzielle Mittel zur Verfügung. Diejenigen, die nicht in ihre alte Heimat zurückgingen, ließen sich in der BRD fest nieder.[7]
1991 wir die Einbürgerung vereinfacht, die doppelte Staatsbürgerschaft allerdings nur in Sonderfällen zugelassen. Mittlerweile liegen die Schätzungen bei über vierhunderttausend eingebürgerten türkischstämmigen Personen.[8]
3.1 Einordnung der Lebensgeschichte von Hadiye Akin in den geschichtlichen Verlauf der türkischen Arbeitsmigration
Hadiye Akin selbst gelangte nicht im Rahmen des Anwerbeabkommens nach Deutschland. Vielmehr ist es ihr Mann, dem sie, nach ihrer Hochzeit, 1969 nach Deutschland folgte.
Weshalb und wann dieser überhaupt in die BRD kam, erwähnt sie an keiner Stelle der Lebensgeschichte. Jedoch kam er höchstwahrscheinlich, wie viele Andere aus der Türkei, durch die eben genannte Vereinbarung zwischen der Bundesrepublik und der Türkei hier her.
Nach der Heirat 1967 ist es ihrem Mann erlaubt, sie nach Deutschland zu holen. Dies garantieren ihm unter anderem der Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonventionen, sowie Artikel 9 der Europäischen Sozialcharta. Diese legen fest, dass jeder Wanderarbeiter ein Recht auf Familie hat.[9]
Es stellt sich hier die Frage, weshalb Hadiyes Ehemann damals nicht einfach in der Türkei geblieben ist.
Wahrscheinlich ging es ihm wie den meisten Gastarbeitern: Sie kamen mit der Absicht nach Deutschland, so viel zu erwirtschaften, dass sie sich nach ihrer Rückkehr in der türkischen Heimat eine sichere Existenz hätten aufbauen können. Allerdings reichten die finanziellen Mittel für diesen Traum oft nicht aus, so dass sich der Aufenthalt in der Bundesrepublik entweder verlängerte oder sogar zur neuen Heimat wurde.[10]
[...]
[1] Firat, Düzgün: Migration als Belastungsfaktor türkischer Familien. Auswirkungen auf die soziale Identität und das Familiensystem. Hamburg: Dr. Kovač 1996. S.10.
[2] Duden: Das Herkunftswörterbuch. Etymologie der deutschen Sprache. Mannheim: Duden Verlag 1963. S.68.
[3] Firat, Düzgün: Migration als Belastungsfaktor türkischer Familien. S. 34
[4] Jamin, Mathilde: Fremde Heimat. Zur Geschichte der Arbeitsmigration aus der Türkei. Frankfurt: Campus 1999. S. 145-164.
[5] Şen, Faruk: Türkische Minderheit in Deutschland. München: Franzis’ print & media print 2002. S. 53.
[6] Jamin, Mathilde: Fremde Heimat. Zur Geschichte der Arbeitsmigration aus der Türkei. Frankfurt: Campus 1999. S. 145-164.
[7] Şen, Faruk: Türkische Minderheit in Deutschland. München: Franzis’ print & media print 2002. S. 54.
[8] Ebd. S. 54
[9] Şen, Faruk: Türkische Minderheit in Deutschland. München: Franzis’ print & media print 2002. S. 53.
[10] Ebd.
- Citar trabajo
- Nadine Zunker (Autor), 2004, Interpretation der Lebensgeschichte "Ich bin wie ich bin" der Lehrerin Hadiye Akin, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/28419
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