Versucht man, die 20er Jahre in Berlin mit einem Wortpaar zu beschreiben, scheint „oberflächliche Veränderung“ dieser Epoche am ehesten gerecht zu werden. Der Erste Weltkrieg war vorüber und in der Welt, in Deutschland, in Berlin vollzog sich ein Wandel, der keinen Bereich ausließ. Die komplexen Veränderungen in Berlin können als beispielhaft für eine Zeit gelten, in der sich der Schock des Krieges mit der Chance auf einen Neuanfang zu paaren schien. Der Erste Weltkrieg hinterließ in Deutschland eine unruhige politische Kraterlandschaft, die gekennzeichnet war durch den steten Kampf zwischen unterschiedlichen politischen Strömungen. Versuchte oder erfolgreich durchgeführte Attentate auf Politiker wie Matthias Erzberger (1921), Philipp Scheidemann und Walther Rathenau (1922) sowie Putschversuche von Rechts wie der Kapp-Putsch 1920 und der Hitlerputsch 1923 und Revolutionsversuche von Links wie der Spartakusaufstand 1919 und der Mitteldeutsche Aufstand 1921 zeigten die Motivation von Bevölkerungsgruppen der jungen Demokratie die Stirn zu bieten. Die Kämpfe zwischen Kommunisten und SA auf den Straßen Berlins und anderer deutscher Städte ab Mitte der 20er Jahre bewiesen, dass diese Motivation im Laufe der Zeit eher noch stärker als schwächer wurde.
Wirtschaftlich waren die Jahre von einem scheinbaren Gegensatz geprägt. Während bis 1923 die Inflation stetig stieg und erst unter der Regierung Stresemanns durch die Einführung der Rentenmark gestoppt werden konnte, stellte sich in der zweiten Hälfte der 20er Jahre der Erfolg des Dawes-Plans und der damit verbundenen amerikanischen Kredite ein, die unter anderem auch eine Veränderung der Filmlandschaft bewirkten. Die wirtschaftliche Stabilisierung ab 1924 hielt bis 1929 an und gab dieser Zeit das Attribut „Goldene“. Aber der Bauboom, die Erweiterung und Verbesserung der Infrastruktur sowie die Entstehung einer Massenunterhaltungsindustrie konnten nur an der Oberfläche darüber hinwegtäuschen, dass Armut und Existenzkampf für viele soziale Schichten Alltag und geprägt war von Wohnnot, Hunger und Arbeitslosigkeit. (...)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung - historische Hintergründe und Verlauf der 20er Jahre in Berlin
- Die Epoche der Neuen Sachlichkeit in Kunst, Fotografie und Film
- Szenenfolge und Stilmittel
- Erster Akt: Dingwelt und Technisierung
- Zweiter Akt: rhythmische Montage und städtischer Alltag
- Dritter Akt: Querschnitt und Arbeitsalltag
- Vierter Akt: Bildästhetik und Hedonismus
- Zusammenfassung
- Literaturliste und verwendetes Bildmaterial
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert den Film „Berlin - Die Sinfonie der Großstadt“ von Walter Ruttmann und untersucht, wie er die 20er Jahre in Berlin porträtiert. Die Arbeit beleuchtet die historischen Hintergründe der Epoche, die Entstehung der Neuen Sachlichkeit in Kunst, Fotografie und Film sowie die filmischen Mittel, die Ruttmann einsetzt, um die Dynamik und den Wandel der Großstadt Berlin darzustellen.
- Die 20er Jahre in Berlin als Zeit des Umbruchs und der Veränderung
- Die Neue Sachlichkeit als künstlerische Strömung und ihre Auswirkungen auf den Film
- Die filmische Gestaltung von „Berlin - Die Sinfonie der Großstadt“
- Die Darstellung des städtischen Alltags und der Technisierung
- Die Rolle des Films als Medium der Zeitgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet die historischen Hintergründe der 20er Jahre in Berlin und zeichnet ein Bild der politischen und wirtschaftlichen Situation der Zeit. Sie zeigt, wie der Erste Weltkrieg die Stadt prägte und wie sich die Stadt in dieser Zeit zu einer pulsierenden Metropole entwickelte. Das zweite Kapitel widmet sich der Epoche der Neuen Sachlichkeit in Kunst, Fotografie und Film. Es untersucht die Entstehung dieser Strömung und ihre charakteristischen Merkmale, die sich in der Hinwendung zu einer objektiven und realistischen Darstellung der Welt zeigen. Das dritte Kapitel analysiert die Szenenfolge und die Stilmittel von „Berlin - Die Sinfonie der Großstadt“. Es untersucht die vier Akte des Films und zeigt, wie Ruttmann die Dynamik und den Wandel der Großstadt Berlin mithilfe von rhythmischer Montage, Querschnitten und Bildästhetik darstellt.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die 20er Jahre in Berlin, die Neue Sachlichkeit, Walter Ruttmann, „Berlin - Die Sinfonie der Großstadt“, Film, Großstadt, Technisierung, Montage, Bildästhetik, Zeitgeschichte.
- Arbeit zitieren
- Willi Röhricht (Autor:in), 2013, Ein Film und seine Zeit. Wie Walter Ruttmanns „Berlin – die Sinfonie der Großstadt“ die 20er Jahre in Berlin porträtiert, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283068
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