Der Begriff „Person“ kann in unterschiedlichen Kommunikationssituationen eine Reihe von fundamental unterschiedlichen Bedeutungen annehmen. So finden wir im täglichen Sprachgebrauch Sätze der Art „dieser Fahrstuhl ist für maximal acht Personen zugelassen“, die in diesem Fall auf eine rein numerische Verwendung hinweisen. Weiterhin wird der Begriff klassifizierend als sortaler Ausdruck für alle Angehörigen der Spezies Homo sapiens gebraucht. Für die Beschäftigung mit dem Personenbegriff in dieser Arbeit ist jedoch ein drittes Bedeutungsfeld entscheidend, nach dem eine Person definiert wird als „ein denkendes intelligentes Wesen, das Vernunft und Reflexion besitzt“. Dabei ähnelt diese zur Diskussion stehende Definition demjenigen, was wir meinen, wenn wir davon sprechen, daß dieser oder jener sich „wahrhaft menschlich“ verhalte.
Es wird niemand abstreiten können, daß die Bezeichnung Person, insbesondere was die letztgenannte Bedeutung betrifft, traditionell für uns Menschen reserviert ist. Nur Angehörige unserer Spezies bezeichnen wir in aller Regel als Personen, womit bereits eine Abgrenzung zu nichtmenschlichen Lebewesen stattfindet. In der gebräuchlichen, durchweg präskriptiven Verwendung des Begriffes „Person“ schreiben wir dem Träger Pflichten und Rechte zu. Hierzu gehören elementare Grundrechte, beispielsweise das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit sowie das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit. Allen anderen Lebewesen, die nicht unserer Spezies angehören, gewähren wir keines dieser Grundrechte. Im Gegenteil – der Umgang mit ihnen verdeutlicht, daß wir die Interessen der Mitglieder anderer Spezies nicht berücksichtigen. Die Vielzahl der angewandten Praktiken umfassen militärische und zivile Experimente; die Jagd, ob wegen des Fells oder aus sportlichen Gründen; die Zucht von Nerzen, Füchsen und anderen Tieren wegen ihres Pelzes; das Fangen wilder Tiere und deren Zurschaustellen in Käfigen, um von Menschen angestarrt werden zu können; das Abschlachten von Walen mit explosiven Harpunen unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Forschung; das Einsetzen von Treibnetzen beim Fangen von Thunfisch mit dem Ergebnis, daß hunderttausende Delphine sich in den Netzen verfangen und ertrinken; und nicht zuletzt nutzen wir das Fleisch von Tieren als Nahrung.
Unter der bedrückenden Last dieser Fakten ist der Vorwurf des Speziesismus, den der australische Philosoph und Tierethiker Peter Singer erhebt, nicht von der Hand zu weisen.
Inhaltsverzeichnis
- I. INHALT
- II. EINLEITUNG
- III. DAS SELBSTVERSTÄNDNIS DES MENSCHEN
- IV. PERSONEN - EINE BEGRIFFSBESTIMMUNG.
- IV.1 Die Äquivalenz-Doktrin.
- IV.1.1 Kognitive Fähigkeiten...
- IV.1.2 Moralische Fähigkeiten..
- IV.2 Die (präferenz)utilitaristische Sichtweise....
- IV.2.1 Zu den Kriterien des Personseins bei Singer.
- IV.3 Ein kritischer Vergleich beider Sichtweisen.....
- IV.3.1 Zur Äquivalenz-Doktrin…..
- IV.3.2 Zum Präferenzutilitarismus.
- IV.3.3 Vorschlag eines personalen Fähigkeitskatalogs.....
- V. DELPHINE UND PERSONSEIN
- V.1 Anwendung der personalen Kriterien auf Delphine
- V.2 Zusammenfassung.
- VI. BIBLIOGRAPHIE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Personenbegriff und untersucht, ob dieser auf nichtmenschliche Lebewesen, insbesondere Delphine, angewendet werden kann. Sie analysiert verschiedene philosophische Ansätze zur Definition des Personseins und untersucht, ob Delphine die Kriterien erfüllen, die für die Zuschreibung von Personenstatus relevant sind.
- Das Selbstverständnis des Menschen und die anthropozentrische Sichtweise
- Die philosophischen Ansätze zur Definition des Personseins
- Die Anwendung der Kriterien des Personseins auf Delphine
- Die ethischen Implikationen der Zuschreibung von Personenstatus auf nichtmenschliche Lebewesen
- Die Bedeutung der Delphinforschung für die Erweiterung des Personenbegriffs
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Personenbegriffs ein und stellt die Frage, ob Delphine als Personen betrachtet werden können. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffs „Person“ und die traditionelle Reservierung des Personenstatus für den Menschen. Die Einleitung stellt den Speziesismus als ethisches Problem dar und zeigt die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der anthropozentrischen Sichtweise.
Das dritte Kapitel analysiert das Selbstverständnis des Menschen und die Gründe für die Schwierigkeit, nichtmenschliche Lebewesen als Personen anzuerkennen. Es beleuchtet den Einfluss des christlichen Glaubens auf die anthropozentrische Sichtweise und die hierarchische Ordnung zwischen Mensch und Tier.
Das vierte Kapitel widmet sich der philosophischen Analyse des Personenbegriffs. Es stellt zwei diametral entgegengesetzte Perspektiven vor: die Äquivalenz-Doktrin und den Präferenzutilitarismus. Die Äquivalenz-Doktrin definiert Personen anhand kognitiver und moralischer Fähigkeiten, während der Präferenzutilitarismus Personen als Wesen betrachtet, die Präferenzen haben und deren Interessen berücksichtigt werden müssen.
Das fünfte Kapitel wendet die im vorherigen Kapitel entwickelten Kriterien des Personseins auf Delphine an. Es untersucht die kognitiven und sozialen Fähigkeiten von Delphinen und analysiert, ob diese die Kriterien für Personenstatus erfüllen. Das Kapitel diskutiert die ethischen Implikationen der Zuschreibung von Personenstatus auf Delphine und die Notwendigkeit, die Interessen dieser Tiere zu berücksichtigen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Personenbegriff, den Speziesismus, die Delphinforschung, die ethische Behandlung von Tieren, die anthropozentrische Sichtweise, die kognitiven Fähigkeiten von Tieren, die moralischen Fähigkeiten von Tieren, die Präferenzutilitaristische Sichtweise, die Äquivalenz-Doktrin und die ethischen Implikationen der Zuschreibung von Personenstatus auf nichtmenschliche Lebewesen.
- Citation du texte
- Matthias Vorhauer (Auteur), 2002, Delphine und Personsein. Eine Untersuchung zum Personenbegriff, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/283042
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