Um 1020 ließ der Hildesheimer Bischof Bernward eine 3,79 m hohe Bronzesäule mit einem Durchmesser von 0,58 m und einem umlaufenden Reliefband von 0,45 m Höhe anfertigen.
Sie steht im Hildesheimer Dom. Ursprünglich wurde die Christussäule für St. Michael geschaffen, eine Kirche, die von Bernward gegründet wurde und auch seine Grabstätte ist.
Die Säule beruft sich auf prominente Vorbilder, die Bernward auf seiner Romreise gesehen haben soll, auf die steinernen Triumphsäulen der Kaiser Trajan und Marc Aurel. Sie ist reich mit Reliefs geschmückt, während aber die römischen Säulen reportagenhaft Kriege und Siege der Weltmacht im Kunstwerk zum Thema haben, so berichtet die bernwardische über die Friedenstaten Jesus. In Konstantinopel gab es in spätantiker Zeit derartige Säulen, die als Triumphsäulen konzipiert wurden und stattliche Dimensionen aufwiesen. Auf ihrer Spitze befand sich meist ein Kreuz und auch die Bernwardsäule trug ursprünglich ein bronzenes Kruzifix. Allerdings wurde sie während der Reformationswirren in Hildesheim von Bilderstürmern 1544 ihres bekrönenden Kreuzes beraubt. Dieses wurde zu einer Kanone eingeschmolzen, was für eine beträchtliche Größe des Kreuzes spricht. Dass der Rest der Säule in der Folge nicht eingeschmolzen wurde, verdankt sie vor allem ihrer jahrhundertelangen Rolle als Berührungsreliquie, da man sie vom hl. Bernward persönlich angefertigt glaubte. 1870 erhielt sie durch den Hildesheimer Bildhauer Karl Küsthardt ein neues Bronzekapitell, das dem Holzkapitell oder dessen Abbildung nachgestaltet ist und dadurch mittelbar das Aussehen des alten Bronzekapitells bewahrt, das auf einem Kämpferblock den Bronzekruzifixus gehalten hatte. 1893 gelangte die Christussäule in den Hildesheimer Dom. Am 30. September 2009 ist sie für die Dauer der Domsanierung, voraussichtlich bis Dezember 2013, zurück in die Michaeliskirche gebracht worden.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Bernwardsäule
2. Komposition der Säule
3. Standort der Säule
4. Die Romidee
Bibliografie
1. Die Bernwardsäule
Um 1020 ließ der Hildesheimer Bischof Bernward eine 3,79 m hohe Bronzesäule mit einem Durchmesser von 0,58 m und einem umlaufenden Reliefband von 0,45 m Höhe anfertigen.1 Sie steht im Hildesheimer Dom. Ursprünglich wurde die Christussäule für St. Michael geschaffen, eine Kirche, die von Bernward gegründet wurde und auch seine Grabstätte ist.2 Die Säule beruft sich auf prominente Vorbilder, die Bernward auf seiner Romreise gesehen haben soll, auf die steinernen Triumphsäulen der Kaiser Trajan und Marc Aurel.3 Sie ist reich mit Reliefs geschmückt, während aber die römischen Säulen reportagenhaft Kriege und Siege der Weltmacht im Kunstwerk zum Thema haben, so berichtet die bernwardische über die Friedenstaten Jesus.4 In Konstantinopel gab es in spätantiker Zeit derartige Säulen, die als Triumphsäulen konzipiert wurden und stattliche Dimensionen aufwiesen. Auf ihrer Spitze befand sich meist ein Kreuz und auch die Bernwardsäule trug ursprünglich ein bronzenes Kruzifix. Allerdings wurde sie während der Reformationswirren in Hildesheim von Bilderstürmern 1544 ihres bekrönenden Kreuzes beraubt.5 Dieses wurde zu einer Kanone eingeschmolzen, was für eine beträchtliche Größe des Kreuzes spricht.6 Dass der Rest der Säule in der Folge nicht eingeschmolzen wurde, verdankt sie vor allem ihrer jahrhundertelangen Rolle als Berührungsreliquie, da man sie vom hl. Bernward persönlich angefertigt glaubte.7 1870 erhielt sie durch den Hildesheimer Bildhauer Karl Küsthardt ein neues Bronzekapitell, das dem Holzkapitell oder dessen Abbildung nachgestaltet ist und dadurch mittelbar das Aussehen des alten Bronzekapitells bewahrt, das auf einem Kämpferblock den Bronzekruzifixus gehalten hatte.8 1893 gelangte die Christussäule in den Hildesheimer Dom.9 Am 30. September 2009 ist sie für die Dauer der Domsanierung, voraussichtlich bis Dezember 2013, zurück in die Michaeliskirche gebracht worden.
2. Komposition der Säule
Die freistehende Säule hat einen kreisrunden Querschnitt und gliedert sich in Basis, Schaft und Kapitell. Sie entspricht dem Schema eines typischen Rundpfeilers. Betrachtet man die Säule, sieht man, dass sie von einer etwa 6 cm dicken Spirale umschlungen ist. Diese Spirale umwindet den Schaft achtfach in linksläufiger Richtung.10 Dazwischen läuft das etwa 45 cm breite Reliefband. Hinter mehreren verschiedenen Handwerkerhänden, die zu erkennen sind, erscheint in den Reliefs der Gesamtentwurf völlig einheitlich.11 Als Monument ist die Christussäule schmal gehalten und vor allem in die Höhe gezogen. Die Bernwardsäule steht mit ihrer Basis auf einer quadratischen Plinthe, an deren Ecken vier Personen zu sehen sind. Auf dem Reliefband, welches sich linksläufig nach oben windet, befinden sich 28 Szenen mit verschiedenen Handlungen. Auf dem Kapitell sind wieder vier Personen zu sehen.12 Auf der Plinthe der Säule sitzen, nach Art antiker Flussgottheiten, vier Sockelfiguren. Die personifizierten Hauptflüsse des Paradiesstromes, die sogenannten Paradiesflüsse Pischon, Gihon, Tigris und Eufrat.13 Auf einem Bein kniend, das andere vorgestellt, lassen sie aus ihren Gefäßen, die sie mit beiden Händen fest in ihren Armen halten, Wasser hervorquellen, das gleichmäßig, ohne dass eine Hauptströmung festzustellen ist, nach beiden Seiten hin abfließt, so dass sich ihre Wasser miteinander vermischen.14 Nur eine Paradiesflussfigur ist vollständig erhalten, zwei sind ohne Kopf und eine fehlt ganz. Die Stellung der drei noch vorhandenen Figuren lässt auf eine paarweise Anordnung schließen.15 Die Paradiesflussfiguren tragen alle die gleiche Kleidung; ein bis zu den Knien reichendes Gewand mit langen geringelten Ärmeln und darüber einem Überwurf, dessen schürzenartige Vorderseite zusammen mit dem Wassergefäß das Christuszeichen X bildet. Die Paradiesflussfiguren haben eine hermeneutische Funktion.16 Sie weisen darauf hin, dass die zwischen ihnen sich erhebende Säule den Stamm jenes Lebensbaumes versinnbildlicht, "der nach Genesis in der Mitte des Gartens steht" (Gen 3,3), an der Stelle, an der sich auch der in der Säulenbasis angedeutete Paradiesberg befindet.17 Dort entspringt der Paradiesstrom, der dem Baum des Lebens das lebensnotwendige Wasser gibt. Durch das erste Relief, das zeigt, wie seine Fluten dem Jordan das Wasser für die Taufe Jesu zuführen, ist er auch unmittelbar in den Säulenzyklus einbezogen.18 Wie die vier Paradiesflüsse ist auch der Jordan als männliche Person dargestellt, die allerdings keinen Bart trägt und sich damit als jünger erweist.19
Das gesamte Werk ist einzigartig und eine Flächenkunst an einem dreidimensionalen Objekt. Die Bilder der Säule zeigen eine große Raumtiefe, die Figuren haften fest am Grund, haben einen festen Stand und sind dicht zusammengestellt; die Körper wirken weniger plastisch, sondern durch die darübergezogenen scharfen Faltenlinien "entmaterialisiert".20 Ein einheitlicher Reliefstil von gleichbleibender Reliefhöhe und einem glatten Grund ist zu erkennen. Die hervorgehobene Oberfläche macht deutlich, dass es sich bei der Säule um ein Monument mit Repräsentationscharakter handelt, das den Betrachter vor allem in seiner Kulissenwirkung beeindrucken soll. Das Reliefband ist durchlaufend und weist keinerlei Trennungen der einzelnen Szenen auf, wie z.B. üblicherweise durch Säulen oder Bäume. Hier findet eine kontinuierbare Erzählweise statt. Die Reliefszenen sind aber nicht einfach lose aneinandergereiht, sondern gut durchdacht miteinander verbunden.21 Lediglich die Anordnung der Figuren und der richtungsweisende Gestus der ausgestreckten Hand weisen auf einzelne Szenen und Überleitungen zum nächsten Relief hin.22 Schließt eine Szene ab, stehen die Personen Rücken an Rücken und nicht wie innerhalb der Szenen einander zugewandt.
Das Reliefband enthält folgende Szenen, von rechts unten nach links oben gelesen: beginnend mit der Taufe Christi im Jordan, Christi Versuchung in der Wüste, Berufung der Söhne des Zebedäus (Petrus/Andreas), Hochzeit zu Kana, Heilung des Aussätzigen, Aussendung der Apostel, Christus und die Samariterin am Jakobsbrunnen, Geschichte Johannes des Täufers (vor König Herodes und Herodia, Gefangennahme und Enthauptung, Tanz der Salome und Übergabe des Hauptes) Heilung der blutflüssigen Frau, Heilung des Blindgeborenen, Christus und die Ehebrecherin, Auferweckung des Jünglings von Naim, Verklärung Christi, Christus vor den Pharisäern, Gleichnis vom reichen Prasser und dem armen Lazarus, Christus und Zachäus, Verfluchung des unfruchtbaren Feigenbaumes, Heilung der zwei Blinden, Rettung des Petrus aus dem Meere, Speisung der Fünftausend, Auferweckung des Lazarus (Nebenszene: Christus tröstet die Schwestern), Gastmahl in Bethanien und endend mit dem Einzug in Jerusalem.23
In der ersten Szene, in der das Thema der Göttlichkeit Jesu angeschlagen wird, „Die Taufe von Jesu im Jordan“, ist der Jordan als bartlose ältere Person dargestellt.24 Mit angezogenen, „wellenförmigen“ Beinen sitzt er auf dem Boden und lässt Wasser aus einem Krug strömen.25 Dieses Wasser türmt sich zu einem Berg mit sieben übereinanderliegenden Wellen auf. Der Krug ist einer Röhre ähnlich und an beiden Seiten geöffnet.26 Der aus dem Wasser emporragende Jesus und die auf ihn zu fliegende Taube sind frontal zum Betrachter dargestellt.27 Die abgewinkelten und ausgespannten Flügel der Taube ergeben die Form eines Kreuzes.28 Auch die Struktur des Gefieders ist durch das Zeichen eines Kreuzes geprägt. Jesus hat seine herunterhängenden Arme eng an den Körper gelegt und scheint in Gedanken versunken.29 Links neben Jesus befindet sich Johannes der Täufer. Mit den Fingerspitzen seiner rechten Hand berührt er den Nimbus und mit dem schräg in seiner Hand liegenden Mittelfinger weist er auf Jesus hin. Johannes hält seine linke Hand ehrfürchtig auf seiner Brust und die gespreizten Daumen zeigen nach oben, auf Falten in seiner Kleidung, die ein X ergeben.30 Dieses X verbirgt sich auch in den untersten Wellen des Jordans.31 Jesus Taufe im Jordan ist des öfteren mit der Salbung der Könige David und Salomo verglichen worden, so dass hier der Augenblick als seine messianische Königssalbung gelten kann.32 Innerhalb der Säule sind drei Reliefgruppen auszumachen; Berufung und Vollendung, Anbetung und Verherrlichung, Leben und Tod.33 Einen markanten Einschnitt markiert der Übergang der ersten zur zweiten Reliefgruppe, da Jesus dort nicht, wie in zuvor allen anderen Reliefs, selbst in Erscheinung tritt und die Szene in drei kleinere einzelne Szenen aufgegliedert ist.34
Durch die Rücken an Rücken-Ansicht wird deutlich, dass es hier zu einer neuen Szenerie kommt. Sie beginnt mit der Reliefszene „Das Martyrium des Täufers“.35 Johannes verharrt in einer Position, in der bis jetzt nur Jesus zu sehen war. Erhaben und die anderen Personen durch seine Körpergröße überragend.
[...]
1 Victor H. Elbern, Der Hildesheimer Dom : Architektur, Ausstattung, Patrozinien, Hildesheim 1973.
2 Elbern (wie Anm.1), S. 57.
3 Elbern (wie Anm.1), S. 57.
4 Elbern (wie Anm.1), S. 57.
5 Bernhard Gallistl, Die Bernwardsäule und die Michaeliskirche zu Hildesheim ,Hildesheim 1993.
6 Gallistl (wie Anm.5), S. 38.
7 Gallistl (wie Anm.5), S. 38.
8 Gallistl (wie Anm.5), S. 98.
9 Gallistl (wie Anm.5), S. 38.
10 Elbern (wie Anm.1), S. 57.
11 Elbern (wie Anm.1), S. 57.
12 Elbern (wie Anm.1), S. 57.
13 Bernhard Bruns , Die Bernwardssäule : Lebensbaum und Siegessäule, Hildesheim 1995.
14 Bruns (wie Anm.13), S. 29.
15 Bruns (wie Anm.13), S. 29.
16 Bruns (wie Anm.13), S. 29.
17 Bruns (wie Anm.13), S. 11.
18 Bruns (wie Anm.13), S. 11.
19 Bruns (wie Anm.13), S. 11.
20 Bruns (wie Anm.13), S. 24.
21 Bruns (wie Anm.13), S. 24.
22 Bruns (wie Anm.13), S. 25.
23 Bruns (wie Anm.13), S. 26.
24 Bruns (wie Anm.13), S. 37.
25 Bruns (wie Anm.13), S. 37.
26 Bruns (wie Anm.13), S. 37.
27 Bruns (wie Anm.13), S. 38.
28 Bruns (wie Anm.13), S. 38.
29 Bruns (wie Anm.13), S. 38.
30 Bruns (wie Anm.13), S. 39.
31 Bruns (wie Anm.13), S. 39.
32 Bruns (wie Anm.13), S. 39.
33 Bruns (wie Anm.13), S. 28.
34 Bruns (wie Anm.13), S. 67.
35 Bruns (wie Anm.13), S. 67.
- Citar trabajo
- Katharina Schneider (Autor), 2012, Die Bernwardssäule von Hildesheim, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282804
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