In der mittelalterlichen Wahrnehmungs- und Vorstellungswelt nahm das Christentum ohne Zweifel eine herausragende Position ein. Kein aus heutiger Sicht noch so profan anmutender Bereich war nicht durchdrungen von bestimmten religiösen Vorstellungen.
Bedient man sich zum besseren Verständnis der weder in der Forschungsliteratur noch bei Michel Foucault selbst keineswegs kohärent formulierten Diskurstheorie, so wird ein theoretischer Ansatz zur Konstitution von Wahrheit und Wirklichkeit geboten. Sowohl für den französischen Philosoph und Psychologen als auch für die moderne Historiographie gibt es keine Universalien (allgemein gültige Aussagen) – also keine überzeitlichen bzw. ewigen Wahrheiten. Andernfalls wäre durch diese Art von Statik der Lauf der Geschichte vorhersagbar. Der Diskursbegriff bildet Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre das Zentrum von Foucaults Arbeit. Durch Diskurse werden Wirklichkeit und Wahrheit erzeugt, weshalb diese so sehr umkämpft seien. Diskurse wiederum seien eingebettet in verschiedene Dispositve, welche zu einer bestimmten Zeit bzw. historischen Epoche eine Art Netz oder Formation bestimmter diskursiver, praktischer und gegenständlicher – äußerst heterogener – Elemente bilden, die sich mit Wissen und Macht verbinden und damit eine Wirklichkeit konstituieren.
Inhaltsverzeichnis
1) Einleitende Worte in Bezug auf die mittelalterlich-christliche Ordnung in Verbindung mit methodologischen Überlegungen zu Michel Foucaults diskurstheoretischem Ansatz: Regulative Maßnahmen und die Konstitution von Wahrheit und Wirklichkeit durch Diskurse und Dispositive. Heran- führung an den vorstellungsgeschichtlichen (Quellen-)Zugang
1.1 Der Christentum-Dispositiv in der mittelalterlichen Ordnung: Konstitution von Wirklichkeit und Wahrheit
1.2 Die Regulation des Christentum-Dispositivs durch die päpstliche Glaubenslehre: Markierung und Diffamierung des religiös „Anderen“ und der Eingriff in die Wirklichkeit
1.3 Der doktrinäre Diskurs im Spannungsfeld der Konstitution von Wahrheit: Die Kirche als Garant des Seelenheils
1.4 Methodologie und Konzept der vorliegenden Arbeit: Diskursfelder im Werk von Peters von Dusburg „ Chronica Terre Prussie “
2) Religions- und Gottesverständnis in Peters von Dusburg „ Chronica Terre Prussie “
2.1 Peters von Dusburg „ Chronik des Preußenlandes “
2.2 Der Diskurs des religiös „Anderen“ am Beispiel der „Heiden“ und der Weizen Unkrautmetapher
2.3 Heilsgeschichtliche Zeichenhaftigkeit der Welt: Das Eingreifen Gottes in Form von Zeichen und des göttlichen Strafgerichts
2.4 Der Kreuzzugsdiskurs
3) Fremd- und Eigenzuschreibungen in Peters Preußenchronik
3.1 Das religiös „Fremde“ und das „Eigene“ aus christlicher und heilsgeschichtlicher Perspektive
3.2 Die moralisch-christliche Fremdzuschreibungsebene als „Interpretatio Christiana“
3.2.1 Das „ aquilo “-Konzept: Der „Norden“ als Sitz Satans
3.2.2 Die „Heiden“-Darstellung in der Preußenchronik
3.2.2.1 Das Konzept des „heidnischen“ Unglaubens in Peters Preußenchronik
3.2.2.1.1 Das Antisakrament
3.2.2.1.2 Der Unglaube
3.2.2.1.3 Die Laster und die bösen Werke
3.3 Die zivilisatorisch-kulturelle Fremdzuschreibungsebene
4) Zusammenfassung der Ergebnisse sowie abschließende Bemerkungen
5) Literaturverzeichnis
- Citation du texte
- Nils Marvin Schulz (Auteur), 2013, Das religiös „Andere“ im mittelalterlichen Diskurs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/282065
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