Einem in Europa gebürtigen Menschen mögen diese Fragen obsolet erscheinen: Was versteht man eigentlich gemeinhin unter Europa? Wo beginnt es, wo endet es? Wann begann es, oder auch: wo hat es seinen Ursprung? Bei näherer Betrachtung wird es jedoch klarer, dass es keine Leichtigkeit ist „Europa“ zu definieren, vor allem dann nicht, wenn man neben dem politischen Staatenverband der EU auch historische und kulturelle Aspekte in den Blickwinkel nimmt. Gerade unter dieser Betrachtungsweise bleibt selbst eine geographische Eingrenzung als Subkontinent Eurasiens höchst kontrovers. Dennoch scheint es nicht nur im Rahmen von etwaigen EU-Erweiterungen von vermehrtem Interesse zu sein, die Grenzen Europas (mitunter auch die kulturellen), soweit dies überhaupt möglich ist, zu bestimmen. Der vorliegende Essay vertritt nun die These, dass Europa als Begriff lediglich ein Sammelsurium für die unterschiedlichen und dabei völlig verworrenen Ideen ist, die sich im Laufe der Geschichte und den damit einhergehenden politischen und kulturellen Änderungen ergeben haben. Europa als Begriff kann daher kein statischer Begriff sein. Im Gegenteil: einem ständigen Wandel unterlegen, entzieht er sich einer dauernden Definition, während die Fluidität des Begriffs es ermöglicht, alle nur denkbaren Vorstellungen über seine Vergangenheit, bzw. auch alle Hoffnungen über die Zukunft Europas mit seinem Begriff in eine scheinbare Widerspruchslosigkeit zu bringen. Die Analyse jener verworrenen Ideen soll im Anschluss klären, ob man überhaupt von einer Entität Europas sprechen kann. Damit einhergehend orientiert sich der Essay an dem Problem des Seins im Gewordensein oder anders formuliert: wie stellt man das Sein von etwas fest, das noch im Werden begriffen ist, sich also in statu nascendi befindet und bereits mehrfach befand? Man denke hierbei an die Vorläufer der modernen Europäischen Union, etwa an die Brüsseler Konferenz von 1874, die Haager Friedenskonferenzen von 1899 und 1907 oder letztlich die Bemühungen um einen „Völkerbund“ nach Ende des Ersten Weltkrieges. In diesem Sinne ist „Europa“ bereits verworren als ein Kampfbegriff in der Tagespolitik, eine Utopie in der politischen Philosophie, ein Konstrukt in der Erkenntnistheorie oder ein Ideal in der Moralphilosophie.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung und methodischer Zugang
- II. Formale Beschreibung/Eidetische Reduktion
- III. Was bleibt? Die Frage nach der Entität
- IV. Ein kynischer Gedanke: der Kosmopolitismus
- V. Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay befasst sich mit der Frage nach der Entität Europas und analysiert die verworrenen Ideen, die sich im Laufe der Geschichte um den Begriff „Europa“ gebildet haben. Ziel ist es, zu klären, ob man von einer Einheit Europas sprechen kann, obwohl der Begriff einem ständigen Wandel unterliegt und sich einer dauerhaften Definition entzieht.
- Die Vielschichtigkeit des Europabegriffs
- Die historische Entwicklung des Europabegriffs
- Die Rolle von Religion, Kultur und Technik in der europäischen Identität
- Die Bedeutung von Krieg und Wettkampf für die europäische Entwicklung
- Die Frage nach der Einheit und Entität Europas
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik des Europabegriffs dar und erläutert den methodischen Zugang des Essays. Es wird argumentiert, dass „Europa“ kein statischer Begriff ist, sondern einem ständigen Wandel unterliegt. Der Essay untersucht die verworrenen Ideen, die sich im Laufe der Geschichte um den Begriff „Europa“ gebildet haben, um zu klären, ob man von einer Entität Europas sprechen kann.
Kapitel II befasst sich mit der formalen Beschreibung und eidetischen Reduktion des Phänomens Europa. Es werden verschiedene Ansätze zur Definition Europas diskutiert, wie z.B. die geographische Abgrenzung, die Rolle der Religion und die Bedeutung von Kultur und Technik. Es wird argumentiert, dass keine dieser Definitionen allein ausreicht, um den komplexen Begriff „Europa“ zu erfassen.
Kapitel III stellt die Frage nach der Entität Europas in den Vordergrund. Es wird untersucht, ob man trotz der Vielschichtigkeit des Europabegriffs von einer Einheit Europas sprechen kann. Es wird argumentiert, dass die verworrenen Ideen, die sich um den Begriff „Europa“ gebildet haben, eher auf eine Zerrissenheit als auf eine Einheit hindeuten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Europabegriff, die Entität Europas, die verworrenen Ideen, die historische Entwicklung des Europabegriffs, die Rolle von Religion, Kultur und Technik in der europäischen Identität, die Bedeutung von Krieg und Wettkampf für die europäische Entwicklung sowie die Frage nach der Einheit und Entität Europas.
- Quote paper
- Markus Uehleke (Author), 2012, Europa und seine verworrene Entität, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281991
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