Die vorliegende Arbeit versteht sich als Beitrag zur aktuellen Tierethikdebatte. Ausgehend von der These, dass die natur-u. tierethische Grundfrage ("Hat die Natur einen eigenen moralischen Wert oder ist sie nur für den Menschen da?") Implikationen enthält, die problematisch sind, wird
eine alternative natur-u. tierethische Fragestellung entwickelt ("Gibt es überzeugungsfähige (also plausible) Gründe dafür, dass wir der Natur einen moralischen Status zubilligen wollen, der unser Handeln in, an und mit ihr orientiert?"). Diese Frage wird im Rahmen der Philosophie des Amerikanischen Pragmatismus, wie Richard Rorty ihn im Hinblick auf die Frage
nach der Solidarität unter Menschen entwickelte, kontextualisiert. Das Solidaritätsverständnis Rortys wird dabei auf die Tierethik angewendet, wodurch zu einer Ethik der Alterität gelangt wird, welche sich als Alternative zu klassischen Argumentationsfiguren der Tierethikdebatte
versteht. Vor allem utilitaristische und darunter die dominierenden pathozentrischen Argumente werden im Kontext ihrer subtilen metaphysischen Suche nach Objektivität kritisch untersucht. Ihre Leistungsfähigkeit im Hinblick auf die Beantwortung zentraler Fragen der Tierethik wird in Frage gestellt, wobei vor allem angezweifelt wird, dass diese Argumente langfristig für eine stetige Erneuerung und Entwicklung des begrifflichen Apparates dienlich sind,
mittels dessen wir die tierethischen Problemlagen beschreiben, diskutieren und lösen. Stattdessen etablieren sie, so die These, eine weltanschaulich nicht neutrale anthropozentrische Voreinstellung, die zur fragwürdigen moralischen Diskriminierung vieler Lebewesen führt. Die entwickelte
Alternative soll im Vergleich dazu eine angemessenere Möglichkeit eröffnen, sowohl dem Menschen als auch dem Tier in der Tierethik gerecht zu werden. Die Grundlage dafür, so
wird behauptet werden, liegt im Einnehmen einer grundlegend solidarischen Haltung gegenüber dem Anderen als Anderem. Diese Haltung soll an die Stelle einer verdinglichenden Einstellung treten, durch die der Andere in der Begegnung immer bloß zum Objekt der eigenen moralischen Willkür degradiert wird. Die Arbeit stellt einen ersten Durchlauf der Richtung dar, die sich ergibt, wenn der solidarische Pragmatismus Rortys auf Mensch-Tier-Verhältnisse angewendet wird.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort: Zur Aufgabe der Arbeit
1. Die Suche nach dem Wert. Problematische Fragestellungen innerhalb der Natur-u Tierethik
1.1 Implikationen der naturethischen Grundfrage
1.2 Die pathozentrische Argumentation als Folge der naturethischen Grundfrage
1.2.1 Der Pathozentrismus als Streben nach Objektivität
1.2.2 Das implizite Wahrheitsverständnis naturalistischer Argumentationen
1.2.3 Die anthropologische Differenz und anthropozentrische Tierethik
1.3 Eine alternative Grundfrage der Natur- bzw. Tierethik
2. Pragmatismus, Alterität und Solidarität als Alternativen der Tierethik
2.1 Der Pragmatismus als Grundlage der erneuerten tierethischen Fragestellung
2.2 Solidarität als Grundlage der Tierethik
2.3 Ethik der Alterität
3. Literaturverzeichnis
- Citation du texte
- Benjamin Baumann (Auteur), 2014, Werteverständnis und Ethik innerhalb der Mensch-Tier-Beziehung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281929
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