Karl der Große gilt als Symbolfigur Europas und Leitbild des idealen Herrschers. Franzosen und Deutsche bezeichnen ihn gleichermaßen als ihren Gründervater und betrachten ihn als Einer des europäischen Reiches, der das Fundament für eine gemeinsame religiöse und kulturelle europäische Identität schuf. Bereits in einer Quelle des Mittelalters, dem Aachener Karlsepos aus dem 9. Jahrhundert, wird er erstmals als „pater europae“, als Vater Europas bezeichnet.
Das Karlsbild hat sich über die vergangenen 12 Jahrhunderte hinweg immer wieder verändert. Im modernen Europa des 21. Jahrhunderts wird der Mythos von Karl dem Großen als erstem Europäer verwendet, um den Einheitsgedanken Europas zu untermauern. Ausdruck findet dies in der Verleihung des internationalen Karlspreises für besondere Verdienste um die Europäische Einheit, die alljährlich seit 1950 an Christi Himmelfahrt in Aachen stattfindet.
Es stellt sich die Frage, warum in politischen Reden zur Europäischen Idee und Integration Karl der Große als Identifikationsfigur herangezogen wird. Brauchen wir den Karlsmythos, um ein europäisches Zusammengehörigkeitsgefühl zu generieren? In dieser Studienarbeit soll die Idealisierung von Karl dem Großen als Gründungsvater Europas thematisiert werden. Inwiefern dient das moderne Karlsbild zur Schaffung einer europäischen Identität in Deutschland?
Zur Untersuchung dieser Fragestellung soll im ersten Teil dieser Seminararbeit allgemein erörtert werden, ob Mythen in einem Sozialraum ein übergeordnetes Zusammengehörigkeitsgefühl generieren können. Zur Klärung dieser Funktionsweise wird zunächst dargelegt, was unter „Europäischer Identität“ verstanden wird und wie diese gebildet werden kann. Zweitens wird auf den Begriff des Mythos und seine verschiedenen Ausprägungen eingegangen. In einem daran anschließenden dritten Schritt wird thematisiert, ob es einer Leitfigur bedarf, um eine soziale Identität zu erzeugen. Auf Grundlage dieser Ausführungen wird im zweiten Teil das Fallbeispiel des modernen Karlsmythos beleuchtet. Zunächst wird illustriert, wie sich das Karlsbild im Wandel der Zeit verändert hat, um dann darauf eingehen zu können, welche Funktion der moderne Mythos von Karl dem Großen als Vater Europas im 21. Jahrhundert bei der Bildung von europäischer Identität in Deutschland erfüllt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die identitätsstiftende Funktion von Mythen
- Definition und Eingrenzung von „europäischer Identität“
- Mythentypen und ihre Funktionen
- Der Personenmythos als mögliche identitätsbildende Ressource
- Die Idealisierung von Karl dem Großen als Gründungsvater Europas
- Entstehung und Entwicklung des Karlsbildes
- Der identitätsstiftende Charakter des modernen Karlsmythos als „Vater Europas“
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit untersucht die Idealisierung von Karl dem Großen als Gründungsvater Europas und analysiert, inwiefern das moderne Karlsbild zur Bildung einer europäischen Identität in Deutschland beiträgt. Die Arbeit beleuchtet die Rolle von Mythen bei der Generierung eines übergeordneten Zusammengehörigkeitsgefühls und untersucht, ob eine Leitfigur wie Karl der Große eine soziale Identität erzeugen kann.
- Die Bedeutung von Mythen für die Konstruktion von Identität
- Das Konzept der „europäischen Identität“ und seine Vielschichtigkeit
- Die Entwicklung des Karlsbildes im Laufe der Geschichte
- Die Funktion des modernen Karlsmythos als „Vater Europas“
- Die Relevanz des Karlsmythos für die europäische Integration in Deutschland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Idealisierung von Karl dem Großen als Gründungsvater Europas ein und stellt die Forschungsfrage nach der Funktion des modernen Karlsbildes für die Bildung einer europäischen Identität in Deutschland.
Der zweite Teil der Arbeit befasst sich mit der identitätsstiftenden Funktion von Mythen. Zunächst wird das Konzept der „europäischen Identität“ aus sozialpsychologischer Sicht beleuchtet und die Schwierigkeit einer allgemeingültigen Definition hervorgehoben. Anschließend werden verschiedene Mythentypen und ihre Funktionen erläutert, wobei der Fokus auf dem Personenmythos als mögliche identitätsbildende Ressource liegt.
Der dritte Teil der Arbeit widmet sich der Idealisierung von Karl dem Großen als Gründungsvater Europas. Zunächst wird die Entstehung und Entwicklung des Karlsbildes im Laufe der Geschichte dargestellt. Anschließend wird der identitätsstiftende Charakter des modernen Karlsmythos als „Vater Europas“ im 21. Jahrhundert analysiert und seine Funktion bei der Bildung von europäischer Identität in Deutschland beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Idealisierung von Karl dem Großen, den Gründungsvater Europas, die europäische Identität, den Personenmythos, die Geschichtswahrnehmung, die europäische Integration und die Rolle von Mythen bei der Konstruktion von Identität. Die Arbeit analysiert die Funktion des modernen Karlsbildes für die Bildung einer europäischen Identität in Deutschland und beleuchtet die Relevanz des Karlsmythos für die europäische Integration.
- Citar trabajo
- Marie-Celine Gräber (Autor), 2013, Das Leitbild des idealen Herrschers. Karl der Große als Vater Europas, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281866
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.