Der Sport hat einen nicht unerheblichen Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung, insbesondere was die ökologische und soziale Dimension der Nachhaltigkeit betrifft. Er ist ein wichtiges Element des gesellschaftlichen Lebens und des sozialen Miteinanders. Für viele Menschen ist er heutzutage ein wesentlicher Bestandteil der Freizeitaktivitäten. Aus gesundheitlichen Gründen ist diese Entwicklung begrüßenswert. Allerdings führen die stetige Zunahme der Zahl der Sporttreibenden zu zunehmenden Belastungen für Natur und Umwelt. Allein im Sportstättenbereich besteht nach Angaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit ein enormes Einsparungspotenzial von Treibhausgasen.
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Sportvereinen und den vielfältigen Konflikten zwischen Umwelt und Sport auseinander. Dabei wird zunächst die Soll-Situation beschrieben. In diesem Zusammenhang wird dargestellt, was heutzutage in Sportvereinen möglich ist, um eine ökologisch und sozial nachhaltige Entwicklung zu fördern. Im zweiten Teil der Arbeit erfolgt dann die Aufnahme der Ist-Situation im SSV Ulm 1846. Aufbauend auf diese Ergebnisse wird ein Maßnahmenkatalog für den Verein erstellt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einführung
1.1 Einleitung
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
2 Hauptteil
2.1 Der nachhaltige Sportverein
2.1.1 ÖkologischeNachhaltigkeit
2.1.2 Soziale Nachhaltigkeit
2.2 Der SSV Ulm 1846 - Aufnahme des Ist-Zustandes und Handlungsempfehlungen
2.2.1 Vereinsporträt
2.2.2 Methodik
2.2.3 Ökologische Nachhaltigkeit
2.2.4 Soziale Nachhaltigkeit
3 Schlussbetrachtung
I Abkürzungsverzeichnis
II Abbildungsverzeichnis
III Tabellenverzeichnis
IV Literaturverzeichnis
1 Einführung
1.1 Einleitung
Seit der UNCED-Konferenz (United Nations Conference on Environment and Development) von 1992 in Rio de Janeiro ist die Nachhaltigkeit ein bestimmendes politisches Aktions- ziel.[1] Auch bekannt als „Sustainable Development“ ist sie weltweit zum Schlüsselbegriff zukunftsfähigen Handelns von Staaten, Unternehmen und Institutionen geworden. Doch was genau bedeutet eigentlich Nachhaltigkeit?
Erstmals aufgetaucht ist der Begriff in der Forstwirtschaft, wo er eine ressourcenschonende und langfristig ergiebige Wirtschaftsweise bezeichnet hat. Durch den Raubbau am Wald wurde der wichtige Rohstoff Holz knapp. Man war gezwungen, ein Konzept zu entwickeln, das dafür sorgt, dass ausreichend Bäume nachwachsen können. Inzwischen setzt sich die Erkenntnis, zu der die Forstwirtschaft schon vor ein paar Jahrhunderten gekommen ist, in allen Bereichen des Wirtschaftens durch.[2]
In der Literatur besteht wenig Einigkeit darüber, was genau unter Nachhaltigkeit zu verstehen ist. Die von Gro Harlem Brundtland, der damaligen norwegische Ministerpräsidentin geleitete Brundtland-Kommission hat eine dauerhafte nachhaltige Entwicklung als eine Entwicklung, definiert, „die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ Zu Beginn der Diskussion um nachhaltige Entwicklung stand vor allem der Umweltschutzes im Vordergrund. Später wurde diese Perspektive nach und nach um weitere relevante Lebensbereiche erweitert, sodass das heutige Begriffsverständnis im so genannten Drei-Säulen-Modell neben der ökologischen auch eine wirtschaftliche und eine soziale Dimension der Nachhaltigkeit umfasst.[3]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb.1-1 Dreieck derNachhaltigkeit [ArgeschuleHamburg]
Eine nachhaltige Entwicklung soll also die Verbesserung der ökonomischen und sozialen Lebensbedingungen mit der langfristigen Sicherung der Lebensgrundlagen in Einklang bringen, damit auch künftige Generationen ihre Bedürfnisse erfüllen können.
Auch der Sport hat inzwischen einen nicht unerheblichen Einfluss auf eine nachhaltige Entwicklung, insbesondere was die ökologische und die soziale Dimension betrifft. Der Sport ist ein wichtiges Element des gesellschaftlichen Lebens und des sozialen Miteinanders. Für viele Menschen ist er heutzutage ein wesentlicher Bestandteil der Freizeitaktivitäten. Aus gesundheitlichen Gründen ist diese Entwicklung begrüßenswert. Allerdings führen die stetige Zunahme der Zahl der Sporttreibenden und die fortschreitende Differenzierung der Sportarten zu zunehmenden Belastungen für Natur und Umwelt. Allein im Sportstättenbereich beträgt das Einsparpotenzial von Treibhausgasen nach Angaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit etwa 1 Million Tonnen pro Jahr.[4]
1.2 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit setzt sich mit der gesellschaftliche Bedeutung von Sportvereinen und den vielfältigen Konflikten zwischen Umwelt und Sport auseinander.
Im ersten Abschnitt wird die Soll-Situation beschrieben. In diesem Zusammenhang wird dargestellt, was heutzutage in Sportvereinen möglich ist, um eine ökologisch und sozial nachhaltige Entwicklung zu fördern. In zwölf Unterpunkten werden Maßnahmen zur Förderung der ökologischen Nachhaltigkeit beschrieben. Der erste Unterpunkt bezieht sich dabei auf organisatorische Maßnahmen, die unabhängig von technischen Sanierungen und teuren Investitionen durchführbar sind. Anschließend wird auf die Umweltkommunikation im Hinblick auf Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit eingegangen. Die Unterpunkte Wasser, Heizung, Lüftung, Wärmedämmung und Beleuchtung behandeln energetische Maßnahmen zur Senkung des Energie- und Wasserverbrauchs, welche hauptsächlich durch technische Sanierungen realisiert werden können. Im Anschluss daran wird die Frage behandelt, welche regenerativen Energien für die Deckung des hohen Energiebedarfs von Sportstätten in Frage kommen. Hiernach wird auf eine umweltgerechte Begrünung eingegangen. Themen wie die Anlage naturnaherWiesen, Dachbegrünung sowie die Bepflanzung und die Befestigungssysteme von Parkplätzen und Wegen spielen hier eine zentrale Rolle. Der nächste Unterpunkt setzt sich mit der Pflege und dem umweltgerechten Betrieb von Rasen- und Kunststoffrasenflächen auseinander. Anschließend wird das Thema der Mobilität im Sport betrachtet und nach Maßnahmen gesucht, wie der durch den Sport bedingte PKW-Verkehr reduziert werden kann. Auch die umweltgerechte Durchführung von Veranstaltungen wird in dieser Arbeit ausgeführt. Abschließend werden Maßnahmen zum Umweltschutz im Büro und die Möglichkeit der Einführung eines Umweltmanagementsystems im Sportverein dargelegt.
Der Großteil der Unterpunkte zielt direkt oder indirekt darauf ab, Wasser, Strom, Heizenergie und CO2 einzusparen. Damit wird indirekt auch die ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit angesprochen, da die Einspareffekte nicht nur zu einer Schonung der Umwelt und des Klimas, sondern über kurz oder lang ebenfalls zu niedrigeren Betriebskosten der Sportstätten führen, sodass hier eine klassische Win-Win-Situation besteht.
Die soziale Nachhaltigkeit stellt den kleineren, aber nicht weniger wichtigen Bestandteil des ersten Abschnitts dar. Hier stehen Themen wie Gesundheitsförderung, sozialer Zusammenhalt, sowie die Integration und Partizipation aller Mitglieder in einer Gesellschaft, der pädagogische und gesellschaftliche Wert der Sportvereine und die Herkunft der Sportartikel im Vordergrund.
Im zweiten Abschnitt erfolgt dann die Aufnahme der Ist-Situation im SSV Ulm 1846. Nach einem kurzen Porträt des Vereins und der Darstellung der Methodik wird hier in Anlehnung an die oben beschriebenen Unterpunkte darauf eingegangen, welche Maßnahmen bereits ergriffen wurden, welche Investitionen schon getätigt wurden und was in Zukunft noch gemacht und verbessert werden kann.
Im letzten Kapitel wird ein Fazit gezogen und die Ergebnisse zusammengefasst, welche abschließend noch in einem übersichtlichen Maßnahmenkatalog dargestellt werden.
Betrachtet wird in dieser Arbeit nur der SSV Ulm 1846. Die Fußballsparte wurde 2009 aus dem Hauptverein ausgegliedert und tritt seitdem als neuer eigenständiger Verein mit dem Namen „SSV Ulm 1846 Fußball“ auf. Dies war Voraussetzung für das Sanierungsprogramm des verschuldeten Vereins. In Folge dessen beschränken sich die betrachteten Sportanlagen auf die Jahnhalle, die Tennishalle, das Hallen- und Freibad, das Hans Lorenser Sportzentrum (HALO), die Geschäftsstelle sowie sämtliche Umkleidekabinen und Sanitäranlagen des SSV Ulm 1846. Die Anlagen der Fußballabteilung werden aus der Arbeit ausgeschlossen. Das betrifft im besonderen die Sportfreiflächen mit den Fußballplätzen, dem Tennenplatz und den Flutlichtern. Ebenfalls nicht behandelt wird in dieser Arbeit das Thema „Neubau von Sportstätten“, da dieser heutzutage eher die Ausnahme ist. Der Schwerpunkt wird auf die Sanierung und den effizienten Betrieb bestehender Anlagen gelegt.
Hauptteil
2.1 Der nachhaltige Sportverein
2.1.1 Ökologische Nachhaltigkeit
Wie bereits erwähnt wurde, liegt der Schwerpunkt der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit auf dem Schutz der Umwelt. In erster Linie müssen dafür die folgenden drei Kriterien erfüllt werden:[5]
- Die Nutzung regenerativer Naturgüter darf auf Dauer nicht größer sein als ihre Regenerationsrate
- Die Nutzung nicht-regenerativer Naturgüter darf nur in dem Umfang erfolgen, wie ein physisch und funktionell gleichwertiger Ersatz in Form nachwachsender Ressourcen geschaffen wird
- Die Freisetzung von schädlichen Stoffen darf auf Dauer nicht größer sein als die Absor- bierungs- und Anpassungsfähigkeit der Natur.
Um diese Kriterien zu erfüllen und um die Zukunftsfähigkeit der menschlichen Gesellschaft zu sichern, existieren im Besonderen folgende drei Strategien:[6]
- die Effizienzstrategie
- die Suffizienzstrategie und
- die Konsistenzstrategie
Die Effizienzstrategie zielt auf eine eine bessere Ressourcenproduktivität ab, d.h. das Verhältnis der eingesetzten Ressourcen zu den mit ihnen erzielten Ergebnissen soll verbessert werden. Erreicht werden soll das durch verbesserte Technik und Organisation, Wiederverwendung, Abfallvermeidung, usw. Der Nachteil dieser Strategie besteht darin, dass sie keine Verhaltensänderungen erfordert. Oft werden durch die effektivere Nutzung Produkte und Dienstleistungen oft erst zu günstigen Preisen möglich, was im Endeffekt zu einer vermehrten Nutzung und damit zu einer Überkompensierung der Einsparungen führt.
In Bezug auf die Verhaltensänderungen kommt deswegen die Suffizienzstrategie ins Spiel. Sie zielt auf eine ressourcenschonende Lebensweise mit einem geringeren Verbrauch an Ressourcen ab. Menschen sollen ihr Verhalten dahingehend ändern, dass sie die Ressour cen und Energie anders bzw. weniger nutzen. Voraussetzung dafür ist eine Veränderung des heutigen Lebensstils und ein Wertewandel.
Die Konsistenzstrategie verfolgt einen anderen Ansatz. Bei ihr geht es um die Vereinbarkeit von Natur und Technik. Die natürlichen und die industriellen Stoffwechselprozesse sollen einander möglichst ergänzen oder sogar verstärken. Es soll eine geschlossene Kreislaufwirtschaft aufgebaut werden, in der es keine Abfälle gibt, sondern nur wieder verwertbare Produkte. Die Konsistenzstrategie zielt also nicht auf die Verringerung der Energie- und Materialflüsse ab, sondern nur auf deren Natur- und Umweltverträglichkeit.
Die drei Strategien ergänzen sich vielfältig, sind also komplementär. Um auf Dauer eine nachhaltige Entwicklung sichern zu können, müssen deswegen alle drei Strategien zusammen betrachtet werden.
Auch im Sport kommen alle drei Strategien zum tragen. Sowohl der sparsamere bzw. effizientere Einsatz von Energie und die naturverträgliche Gestaltung der Material- und Energieflüsse, als auch die Veränderung des Verhaltens der Sporttreibenden und der Verantwortlichen im Verein werden in den folgenden Kapiteln erörtert.
Organisatorische Maßnahmen
Bei der Untersuchung von Energieeinsparpotenzialen wird das Hauptaugenmerk häufig nur auf größere bauliche und technische Maßnahmen gelegt, sodass argumentiert wird, man könne sich aus Mangel an finanziellen Mitteln kein Sparen leisten. Jedoch erfordern nicht alle Maßnahmen zur Verbesserung des Umweltschutzes und zur Senkung der Betriebskosten in Sportvereinen hohe Investitionssummen. Allein durch organisatorische Schritte können erhebliche Einsparungen erzielt werden, unabhängig von technischen Sanierungen und teuren Investitionen.
Ein erster und wichtiger Schritt ist die Aufnahme des Umweltschutzes als eigenen Punkt in die Vereinssatzung. Dadurch wird die Bedeutung des Themas hervorgehoben, sodass bei allen täglichen Aufgaben und Entscheidungen Umweltaspekte berücksichtigt werden müssen. Auch bei Vorstandssitzungen sollte der Umweltschutz regelmäßig zur Sprache kommen.[7]
Als weitere organisatorische Maßnahme müssen konkrete Verantwortlichkeiten im Verein festgelegt werden. Ohne diese fühlt sich niemand wirklich zuständig, wenn es darum geht, aktiv zu werden. Als Verantwortliche kommen Hausmeister, Hallenwarte, oder auch gesonderte Umweltbeauftragte in Frage. Auch eine Aufteilung der Zuständigkeiten kann sinnvoll sein, insbesondere dann, wenn der Umweltbeauftragte ehrenamtlich tätig ist, da von ihm dann im Normalfall nicht alle zu erledigenden Aufgaben allein durchgeführt werden können.[8] Ein weiterer Schritt ist die Optimierung des Hallenbelegungsplans. Denn nicht alle Nutzergruppen haben dieselben Anforderungen was Beleuchtung, Lüftung und vor allem Hallentemperatur angeht. Diese Tatsache sollte im Hallenbelegungsplan berücksichtigt werden. Eine wirksame Maßnahme hierbei ist die Einführung eines Stundenplans, bei dem jede Nutzergruppe im Vorhinein ihre Anforderungen bezüglich der Hallentemperatur, der Lüftung und der Beleuchtung festlegt.[9] [10] Dadurch wird die Vergeudung von Energie vermieden, da Licht und Heizung nur zu den im Voraus geplanten Zeiten und nur für die vorher bestimmten Nutzer eingeschaltet und danach wieder ausgeschaltet werden. Belegungspausen sollten weitestgehend vermieden und ansonsten während der Leerzeiten das Licht abgeschaltet und die Heizung auf Nachtabsenkung gestellt werden.[2] Im besten Fall wird der Stundenplan computergesteuert, sodass die Ab- und Anschaltung der Beleuchtung und der Heizung automatisch ablaufen und keine Energie durch etwaige Versäumnisse der Mitarbeiter verschwendet wird. Hierbei muss allerdings darauf geachtet werden, dass die Zeitschaltuhren richtig eingestellt sind, die Systemzeit also mit der tatsächlichen Nutzungszeit übereinstimmt. Bei Mehrfachhallen sollten die einzelnen Abteilungen der Halle separat regelbar sein. Genaueres hierzu finden Sie im Unterpunkt „Heizung“ auf Seite 17.
Ebenfalls sehr wichtig ist die Verbrauchskontrolle. Der Wasser-, Strom- und Heizenergieverbrauch muss regelmäßig, in nicht allzu langen Abständen kontrolliert werden. In Verbrauchsintensiven Bereichen ist es ratsam, Strom-Nebenzähler zu installieren und über die einzelnen Zählerstände regelmäßig Buch zu führen. Bei gleich bleibender Nutzung sollten die Werte ungefähr konstant sein. Trifft dies nicht zu, muss die Ursache für die Verbrauchsschwankung gesucht werden. Oft gesehene Beispiele sind hier Wasserrohrbrüche oder undichte WC-Spülkästen. Zudem sollten die Verbrauchsmengen vergleichbarer Sportstätten über den Bezug von Parametern wie Nutzfläche oder Beckenfläche verglichen werden. Eine Auflistung solcher Parameter finden Sie in der Tabelle auf der nächsten Seite:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 2.1-1 Verbrauchskennwerte [Deutsche Bundesstiftung Umwelt (2007), S. 25]
Sollten die realen Verbrauchsmengen die Mittelwerte in der Tabelle signifikant übersteigen, muss der Grund dafür gesucht werden. Ursachen sind oft veraltete Technik oder schlechte Dämmung, aber auch Fehlnutzung wie beispielsweise zu hohe Temperaturen oder unnötige Beleuchtung.
Unbedingt beachtet werden muss zudem ein effizienter Betrieb der Anlagen. Allein dadurch können erhebliche Energieeinsparungen bewirkt werden. Hierfür sind Mitarbeiterschulungen notwendig, bei denen die technischen Betreuer der Anlagen einen vertieften Einblick in die Anlagentechnik erhalten und zudem für das Thema Umweltschutz sensibilisiert werden.[11] Im Unterpunkt „Umweltkommunikation“ auf S. 11 wird hierauf noch genauer eingegangen.
Eine weitere organisatorische Maßnahme besteht in der Einführung eines Hallenbuches. Wenn etwas kaputtgeht oder nicht mehr richtig funktioniert, wird das nämlich im Normalfall als erstes von den Nutzern (Sportler, Zuschauer) einer Sportstätte festgestellt. Von den technischen Betreuern wird ein Mangel oft erst viel später bemerkt. Die Nutzung eines Hallenbuches ist eine unkomplizierte und wirksame Methode, um dem entgegenzuwirken. Es kann zum Beispiel im Eingangsbereich offen hingelegt werden. Hier können dann Anmerkungen zu Mängeln oder Defekten oder sonstige Anregungen aufgeschrieben werden, z.B. über defekte Fenster, die nicht geschlossen werden können oder tropfende Wasserhähne. Auch in diesem Zusammenhang ist es wieder wichtig, dass die Zuständigkeit für das Hallenbuch zweifelsfrei geklärt ist. In Frage dafür könnten der Hausmeister oder ein anderer Technik-Beauftragter kommen. Dieser sollte die Einträge regelmäßig lesen, mit seiner Unterschrift quittieren und im besten Fall Kommentare über die weitere Vorgehensweise anbringen.
Umweltkommunikation
Der in Vereinen und Verbänden organisierte Sport verfügt über weitreichende Möglichkeiten, sowohl seine Mitglieder als auch seine Mitarbeiter zu erreichen und entsprechend zu sensibilisieren oder zu schulen. Um ihrer Verantwortung gerecht zu werden, müssen Sportvereine eine entsprechende Umweltbildung sowie Öffentlichkeitsarbeit durchführen.
Umweltbildung
Den Nutzern und den Verantwortlichen (Trainer, Übungsleiter, Hausmeister, Bademeister, Reinigungspersonal) im Sportverein fehlt in aller Regel das Wissen über einen umweltschonenden Umgang mit Energie, das Problembewusstsein selbst und oft auch die Motivation zum eigenen Engagement. Auch Kenntnisse im Umgang mit den technischen Einrichtungen sind häufig nur spärlich vorhanden, sodass die Möglichkeiten zum Energie sparen hier oft gar nicht ausgeschöpft werden. Es ist also wichtig, sowohl die Nutzer, als auch die Verantwortlichen im Sportverein zu informieren und für das Thema Umweltschutz zu sensibilisie- ren.[12] Das Ziel ist dabei nicht eine bloße Aufklärung über die Umweltprobleme, sondern in erster Linie das Herbeiführen von Verhaltensänderungen.[13]
Bei den Nutzern sollte dabei auf Anregung statt auf Belehrung gesetzt werden. Eine „Zeigefinger-Pädagogik“ ist eher kontraproduktiv und stößt häufig auf Ablehnung. Die Nutzer kommen zum Sport treiben und nicht, um sich Vorlesungen über Umweltschutz anzuhören. Es gilt, die Mitglieder für den Umweltschutz zu gewinnen, ihnen damit aber nicht auf die Nerven zu gehen. Kurze, prägnante Informationen reichen dabei oft schon aus, beispielsweise ein Hinweis an den Armaturen mit: „Umweltschutz: Zwei mal drücken = stopp“.[7]
Bei den Verantwortlichen im Sportverein können konkretere Maßnahmen ergriffen werden. Ein wichtiger Ansatzpunkt sind dabei Mitarbeiterschulungen, die das entsprechende Sachwissen vermitteln. Schließlich können nur Mitarbeiter mit ausreichenden Umweltkenntnissen die ökologische Nachhaltigkeit im Sportverein verbessern. Die Inhalte der Schulungen können sich dabei auf viele Themen erstrecken. Den wichtigsten Bereich stellt die eingesetzte Technik dar, die zunehmend differenzierter und umfangreicher und damit auch häufig komplizierter und aufwendiger in der Bedienung wird. Die Einsparpotenziale einer guten, technischen Ausstattung eines Gebäudes können nur ausgeschöpft werden, wenn die Technik richtig bedient wird. Daher ist eine ausführliche Schulung der technischen Betreuer von besonderer Bedeutung.
Ein weiteres wichtiges Thema für Mitarbeiterschulungen ist der richtige Umgang mit Reinigungsmitteln. Trotz weitreichender Angebote an umweltschonenden Reinigungsmitteln wird nämlich immer noch sehr sorglos mit stark belastenden Reinigern umgegangen. Häufig wird nach dem Motto „viel hilft viel“ verfahren. Die Devise müsste aber vielmehr lauten: „So wenig wie möglich, so viel wie nötig“.[14] Eine bedarfsgerechte Dosierung kann ohne Verlust an Sauberkeit und Hygiene bis zu 30 Prozent an Kosten einsparen. Angaben zur Dosierung und Verdünnung befinden sich auf dem Produkt und sollten genau befolgt werden. Ebenfalls sehr hilfreich können entsprechende Dosiersysteme sein. Die Überdosierung stark belastender Mittel führt häufig zu Schäden an den zu reinigenden Gegenständen, Belastungen des Abwassers, gesundheitlichen Gefahren sowie vermeidbaren Mehrkosten. Neben der richtigen Dossierung ist es natürlich wichtig, darauf zu achten, welche Reinigungsmittel eingesetzt werden. Allzweck- oder Neutralreiniger, Alkoholreiniger und Scheuermittel gelten als so genannte „sanfte Reinigungsmittel“. Sie bestehen aus weniger bedenklichen Inhaltsstoffen als andere Reinigungsmittel und verfügen über eine ebenso gute Reinigungswirkung und Gebrauchstauglichkeit. Komplett verzichten sollte man auf chlorhaltige Reiniger, z.B. Abflussreiniger, da diese extrem umweltbelastend sind.[14] Auch auf WC-Duftsteine kann verzichtet werden. Ihr Beitrag zur Reinigung und Desinfektion geht gegen Null, sie belasten nur unnötig das Abwasser. Eine regelmäßige Lüftung oder Schälchen mit Aromaölen haben den selben Effekt ohne negative Nebenwirkungen.
Weitere Beispiele für Inhalte von Mitarbeiterschulungen sind die Vermeidung von Abfall, die richtige Pflege der Sportfreiflächen oder die umweltgerechte Durchführung von Veranstaltungen.
ÖffentUchkeitsarbeit
Damit Umweltprobleme und ihre potenziellen Auswirkungen öffentlich wahrgenommen werden, ist Umweltkommunikation gefordert, und zwar nach innen wie nach außen, also sowohl gegenüber den eigenen Mitgliedern als auch gegenüber der Öffentlichkeit.[15] Umweltbewusstsein hat in der Bevölkerung einen hohen Stellenwert. Das Umweltengagement im Sportverein kann deshalb einen zusätzlichen Vorteil mit sich bringen, in dem es den Verein von den Mitbewerbern abhebt. Die Mitglieder werden dadurch in der Wahl ihres Vereins gestärkt, Nicht-Mitglieder könnten zu einem Vereinsbeitritt angeregt werden.
Die Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit sind sehr vielfältig. Anfangen kann man damit, eine dauerhafte Umweltrubrik in die Vereinszeitung aufzunehmen sowie aktuelle Informationen zum Thema Umwelt auf dem schwarzen Brett oder auf einem extra „Umwelt-Brett“ be kanntzumachen. Bei der Werbung für Vereinsveranstaltungen wie Sportfeste, Reisen o.Ä. sollte die umweltfreundliche Organisation hervorgehoben werden. Weitere Instrumente sind Flyer, Broschüren, regelmäßige Newsletter, Vorträge oder Pressearbeit. Auch im Rahmen des Internetauftritts kann das Umweltengagement des Vereins betont werden. Jedoch sollte beim Ausmaß der Öffentlichkeitsarbeit nicht übertrieben werden. Der Fokus des Sportvereins sollte trotz der Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit immer noch auf der Ausübung von Sport liegen.
Wasser
Trinkwasser ist ein wertvolles Gut, dass durch den hohen Wasserverbrauch immer knapper wird. Ein sparsamer und bewusster Umgang mit Wasser ist deshalb wichtig und wirkt sich angesichts der steigenden Gebühren nicht nur positiv auf die Umwelt, sondern auch auf die Finanzen des Vereins aus.
Der größte Wasserverbrauch eines Sportvereins fällt im Sanitärbereich an. Dabei besteht hier ein enormes Einsparpotenzial. Bis zu 30 Prozent Trinkwasser können hier kostengünstig und ohne Komfortverlust eingespart werden.[13] Zusätzlich zur Wassereinsparung wird dabei in nahezu gleichem Umfang auch Heizenergie für die Erwärmung des Wassers eingespart. Neben der Beachtung einiger Verhaltensregeln ist das vor allem durch technische Hilfsmittel möglich.
Toiletten
Die Toilettenspülung macht häufig bis zu einen Drittel des Wasserverbrauchs in Sporthallen aus.[4] Bei älteren Toiletten verbraucht ein Spülgang 9 bis 12 Liter. Diese Menge wird aber in den meisten Fällen nicht benötigt. Um die Wassermenge je nach „Geschäft“ unterschiedlich bemessen zu können, sollten Spar- oder Stopptasten eingebaut werden. Mit diesen können Wassereinsparungen von bis zu 50 Prozent erreicht werden, die Amortisationszeit liegt bei weniger als einem halben Jahr. Im Fachhandel gibt es preiswerte Umrüstsätze, die problemlos nachträglich installiert werden können.[17]
Armaturen
Im Sanitärbereich sollte der erste Schritt darin bestehen, sämtliche Armaturen auf ihre Funktionsfähigkeit zu überprüfen. Ein tropfender Hahn zum Beispiel kann allein Kosten um die 40 Euro pro Jahr verursachen.[11] In den meisten Fällen ist dabei nur der Austausch der Dichtung nötig, was schnell geschehen ist und wenig Geld kostet. Die Amortisationszeit beträgt hier nur wenige Tage, die Arbeitszeit zum Einbau der Dichtung bereits eingerechnet. Eine undichte WC-Spülung schlägt sogar noch heftiger zu Buche. Hier können jährlich leicht über 750 Euro unbemerkt verrinnen.[11] Ein weiterer Grund für einen zu hohen Wasserverbrauch könnte in einem Leck in der Wasserleitung bestehen. Solche können aufgespürt werden, indem alle Verbrauchsquellen geschlossen werden und anschließend geprüft wird, ob der Zähler zum Stillstand kommt. Am einfachsten bewerkstelligen lässt sich so eine Prüfung über Nacht, da ohne Nutzung selbst die kleinste Differenz ein sicheres Indiz für Undichtigkeiten ist.[11]
Eine weitere preiswerte Möglichkeit um Wasser zu sparen ist der Einbau von Durchflussbegrenzern und -konstanthaltern. Durchflussbegrenzer reduzieren, wie der Name schon sagt, den Wasserdurchfluss. Durch Durchflusskonstanthalter wird vermieden, dass bei steigendem Leitungsdruck die Durchflussmenge steigt. Beide Stücke sind als Zubehörteile im Fachhandel erhältlich und ohne großen Aufwand nachträglich anzubringen. Eine Wassereinsparung von bis zu 50 Prozent kann durch sie erreicht werden.[16]
Einen großen Beitrag zur Wassereinsparung leisten zudem so genannte Selbstschlussarmaturen, wie sie in folgenden Abbildungen dargestellt sind:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.1-1 Selbstschlussarmatur Waschbecken [REHADAT - Informationssystem zur beruflichen Rehabilitation]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.1-2 Selbstschlussarmatur Dusche [Grohe AG]
Sie sorgen dafür, dass nur über einen festgelegten Zeitraum Wasser fließen kann. Die Fortsetzung erfolgt durch einen erneuten Handgriff. Sie wirken so nicht nur bei Vergesslichkeit, sondern üben zusätzlich einen sanften Druck auf die Duschdauer aus, ohne den Komfort erheblich einzuschränken. In der Praxis haben sich Fließzeiten von 20 bis 30 Sekunden bei Duschen und 10 bis 15 Sekunden bei Waschtischen bewährt.[11] Die folgenden Skizze veranschaulicht das Einsparpotenzial von Selbstschlussarmaturen noch einmal:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2.1-3 Einsparpotenzial bei Selbstschlussarmaturen [Eigene Darstellung in Anlehnung an Spindler et al. 2000, S. 357]
[...]
[1] vgl. Spindler et al. (2000), S. 11
[2] vgl. von Bechen (2011), S. 3
[3] vgl. Renn, Deuschle, Jäger, Weimer-Jehle (2007), S. 27
[4] > vgl. Spindler et al. (2004), S. 22
[5] vgl. Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit S. 7
[6] vgl. Spindler et al. (2004), S. 7 ff.
[7] vgl. Wilken, Neuerburg (1997), S. 19
[8] vgl. Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Stand: 05.08.2011, 13.00 Uhr
[9] vgl. Spindler etal. (2004), S. 102
[10] vgl. Spindler et al. (2004), S. 207
[2] vgl. von Bechen (2011), S. 3
[11] vgl. Spindler et al. (2004), S. 145 ff.
[12] vgl. Brinkmann (2009), S. 51
[13] vgl. Wilken, Neuerburg (1990), S. 47
[7] vgl. Wilken, Neuerburg (1997), S.19 ff.
[14] vgl. Wilken, Neuerburg (1997), S. 157
[15] vgl. Wilken, Neuerburg (2001), S. 7
[16] vgl. Wilken, Neuerburg (1997), S. 143 ff.
[4] vgl. Spindler et al. (2004), S. 22
[17] vgl. Feng Shui Forum, Ratgeberund Aktuelles
[11] vgl. Spindler et al. (2004), S. 145 ff.
[16] vgl. Wilken, Neuerburg (1997), S. 143 ff.
[11] vgl. Spindler et al. (2004), S. 145 ff.
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