Ironische Äußerungen sind ein alltägliches Phänomen unseres Sprachgebrauchs. Bei ihrer Verwendung sagt der Sprecher etwas, ohne das wörtlich Gesagte zu meinen, um damit – so die gängige Auffassung – das Gegenteil oder etwas anderes als das Gesagte zum Ausdruck zu bringen (Attardo 2007: 136). Die Skala der Einsatzmöglichkeiten reicht hierbei von Formen des Spottens und des Kritisierens bis hin zu verschiedenen humorvollen Formen der Nicht-Ernsthaftigkeit (Lapp 1997: 11f). Ironische Äußerungen erfüllen folglich wichtige Aufgaben in der Kommunikation, da sie ebenso Vergnügen bereiten, wie Lösungen für Situationen bereithalten, die sonst evtl. nur konfliktreicher zu bewältigen wären (Hartung 2002: 9).
Nach Gießmann (1977: 420) hat jeder Sprecher die Möglichkeit zur ironischen Verwendung von Sprache, während grundsätzlich auch jeder Hörer in der Lage ist, ironische Äußerungen korrekt zu deuten. Dahinter stecken jedoch komplexe Strukturen, die nicht auf den ersten Blick zu durchschauen sind. Fraglich ist, wie der Sprecher vorgeht, um eine ironische Äußerung zu verbalisieren, und warum er sie der direkten Aussage gegenüber vorzieht. Zudem stellt sich die Frage, auf welche Weise der Hörer die eigentliche Bedeutung aus der wörtlichen Bedeutung ableiten kann bzw. wie die ironische Äußerung korrekt verstanden wird. Ironietheorien haben hier die Aufgabe, plausible Erklärungen auf diese Fragen zu geben. In der Forschung existieren allerdings keine einheitlichen Erklärungsansätze, sondern verschiedene Theorien, die jeweils versuchen, mithilfe von Beispielen den eigenen Erklärungsversuch zu bestätigen bzw. Konkurrenzmodelle zu widerlegen (Preukschat 2007: 248). Ziel dieser Arbeit ist es, drei Ironietheorien vorzustellen, die in der Forschung große Beachtung und Rezeption erfahren haben, und sie anhand von Beispielen ironischer Äußerungen kritisch zu hinterfragen. Hierzu gehören die Implikaturtheorie von Grice (1975), die Echoic Mention Theory von Sperber/Wilson (1981) und die Pretense Theory von Clark/Gerrig (1984).
Um ein grundlegendes Verständnis für die Thematik aufzubauen, gibt Kapitel zwei eine kurze Einführung in den Ironiebegriff, wobei auch traditionelle rhetorische Definitionsversuche berücksichtigt werden. Den Schwerpunkt der Arbeit bilden die linguistischen Ironietheorien in Kapitel drei. Hier werden die relevantesten pragmatischen Erklärungsmodelle zur Analyse ironischer Äußerungen präsentiert und kritisch überprüft.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Ironiebegriff
- Linguistische Ironietheorien
- Die Implikaturtheorie nach Grice (1975)
- Die Echoic Mention Theory von Wilson/Sperber (1981)
- Die Pretense Theory von Clark/Gerrig (1984)
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Analyse von Ironie in der Sprache. Ziel ist es, drei einflussreiche linguistische Ironietheorien vorzustellen und kritisch zu hinterfragen. Die Arbeit untersucht, wie Sprecher ironische Äußerungen produzieren und wie Hörer die eigentliche Bedeutung aus der wörtlichen Bedeutung ableiten können.
- Der Ironiebegriff und seine historische Entwicklung
- Die Implikaturtheorie von Grice als Erklärungsmodell für Ironie
- Die Echoic Mention Theory von Wilson/Sperber und ihre Interpretation von Ironie
- Die Pretense Theory von Clark/Gerrig und ihre Sichtweise auf Ironie als Rollenspiel
- Kritische Analyse und Vergleich der drei Theorien
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel zwei bietet eine Einführung in den Ironiebegriff, indem es traditionelle rhetorische Definitionsversuche beleuchtet und die historische Entwicklung des Begriffs nachzeichnet. Es werden verschiedene Definitionen von Ironie vorgestellt, die sich auf die Gegenteilsdefinition und die Verwendung von Ironie als Form des Spottens und Scherzens konzentrieren. Der Fokus liegt dabei auf der Unterscheidung zwischen Ironie und Lüge.
Kapitel drei stellt drei einflussreiche linguistische Ironietheorien vor und analysiert sie kritisch. Die Implikaturtheorie von Grice (Kapitel 3.1) erklärt Ironie als eine Form der konversationellen Implikatur, bei der der Sprecher etwas anderes meint, als er sagt. Die Echoic Mention Theory von Wilson/Sperber (Kapitel 3.2) betrachtet Ironie als eine Form der Echo-Äußerung, bei der der Sprecher eine vorangegangene Äußerung aufnimmt, um seine Einstellung dazu zum Ausdruck zu bringen. Die Pretense Theory von Clark/Gerrig (Kapitel 3.3) interpretiert Ironie als ein Rollenspiel, bei dem der Sprecher vorgibt, eine andere Person zu sein, um deren Meinung zu bloßstellen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Ironiebegriff, linguistische Ironietheorien, Implikaturtheorie, Echoic Mention Theory, Pretense Theory, konversationelle Implikaturen, ironische Äußerungen, Sprachgebrauch, Kommunikation, Rhetorik, Sprachphilosophie.
- Quote paper
- M. Sc. Lorraine Möller (Author), 2014, Linguistische Ironietheorien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/281722
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