Einleitung
Der Sommer war so wie dein Haus,
drin weißt du alles stehn-
jetzt mußt du in dein Herz hinaus
wie in die Ebene gehn.
Die große Einsamkeit beginnt,
die Tage werden taub,
aus deinen Sinnen nimmt der Wind
die Welt wie welkes Laub.
Rainer Maria Rilke
Das Gedicht von Rainer Maria Rilke beschreibt eigentlich den Übergang vom Sommer zum Winter. Man könnte damit aber genauso, das Bewußtsein eines Menschen beschreiben, der an Alzheimer erkrankt ist. Die vertraute Welt des Manschen verschwimmt immer mehr und verschwindet irgendwann ganz. Eine endlose Einsamkeit beginnt.
In meiner Praxisstelle bin ich an der Gründung einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alzheimer-Patienten beteiligt. Nach einem ersten Begegnungsnachmittag mit interessanten Gesprächen mit den Angehörigen, habe ich beschlossen mich näher mit dem Thema "Alzheimer" zu befassen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Die Alzheimer-Krankheit
1.1 Allgemeine Beschreibung
1.1.1 Was ist die Alzheimer-Krankheit?
1.1.2 Ursachen
1.1.2.1 Erbfaktoren
1.1.2.2 Entzündliche Vorgänge
1.1.2.3 Umwelteinflüsse
1.1.3 Woran erkennt man die Alzheimer-Krankheit?
1.1.3.1 Warnzeichen
1.2 Die Stadien der Alzheimer-Krankheit
1.2.1 Das Anfangsstadium
1.2.2 Die mittlere Phase
1.2.3 Das dritte Stadium
2. Die Epidemiologie der Demenz
2.1 Allgemeines
2.2 Prävalenz
2.3 Inzidenz
2.4 Lebenszeitrisiko
2.5 Geschlechtsunterschiede
2.6 Regionale Unterschiede
2.7 Veränderungen über die Zeit
2.8 Entwicklung der Krankenzahlen
3. Das Leben mit der Alzheimer-Krankheit
3.1 Schwierigkeiten im Alltag
3.1.1 Eigenständigkeit
3.1.2 „Die Dinge des täglichen Lebens“
3.1.2.1 Körperpflege
3.1.2.2 Beweglichkeit
3.1.2.3 Mahlzeiten
3.2 Problematische Verhaltensweisen
3.2.1 Aggressivität
3.2.2 Probleme mit der Verständigung
3.2.3 Störungen der örtlichen Orientierung
3.2.4 Leben in der Vergangenheit
3.2.5 Ständiges Suchen
4. Ein Morgen im Leben des Ehepaars Mayer
5. Schluß
Anhang
Anhang 1
Literaturverzeichnis
Einleitung
Der Sommer war so wie dein Haus,
drin weißt du alles stehn-
jetzt mußt du in dein Herz hinaus
wie in die Ebene gehn.
Die große Einsamkeit beginnt,
die Tage werden taub,
aus deinen Sinnen nimmt der Wind
die Welt wie welkes Laub.
Rainer Maria Rilke
Das Gedicht von Rainer Maria Rilke beschreibt eigentlich den Übergang vom Sommer zum Winter. Man könnte damit aber genauso, das Bewußtsein eines Menschen beschreiben, der an Alzheimer erkrankt ist. Die vertraute Welt des Manschen verschwimmt immer mehr und verschwindet irgendwann ganz. Eine endlose Einsamkeit beginnt.
In meiner Praxisstelle bin ich an der Gründung einer Selbsthilfegruppe für Angehörige von Alzheimer-Patienten beteiligt. Nach einem ersten Begegnungsnachmittag mit interessanten Gesprächen mit den Angehörigen, habe ich beschlossen mich näher mit dem Thema „Alzheimer“ zu befassen.
1. Die Alzheimer-Krankheit
1.1 Allgemeine Beschreibung
1.1.1 Was ist die Alzheimer-Krankheit?
Die Alzheimer-Krankheit ist eine chronische, langsam fortschreitende Erkrankung des Gehirns. Sie befällt vor allem den Schläfenlappen und den Scheitellappen und führt zu Störungen des Gedächtnisses, der Sprache, des Denkvermögens, des Erkennens und der Handhabung von Gegenständen sowie der örtlichen Orientierung. Diese Störungen äußern sich im täglichen Leben durch eine verminderte Leistungsfähigkeit sowie durch eine Veränderung der zwischenmenschlichen Beziehungen.
1.1.2 Ursachen
Die Ursachen der Alzheimer-Krankheit sind bisher nur in ersten Ansätzen bekannt. Es gibt jedoch Hinweise darauf, daß an ihrer Entstehung mehrere Faktoren beteiligt sind. Dazu gehören:
1.1.2.1 Erbfaktoren
Nur in sehr seltenen Fällen stellen Veränderungen des Erbgutes die einzige und ausreichende Ursache für die Entstehung der Alzheimer-Krankheit dar. Diese familiären Formen machen wahrscheinlich nur zwischen 1% und 5% aller Krankheitsfälle aus. Man erkennt sie daran, daß Familienmitglieder in mehren Generationen betroffen sind und daß die ersten Symptome vor dem 60. Lebensjahr einsetzen.
1.1.2.2 Entzündliche Vorgänge
Am Untergang von Nervenzellen bei der Alzheimer-Krankheit sind entzündliche Vorgänge beteiligt. Bestimmte Zellen des Gehirns, die Abwehraufgaben erfüllen, sind überaktiv und sondern Substanzen ab, die man auch in anderen Organen des Körpers bei Entzündungen antrifft.
1.1.2.3 Umwelteinflüsse
Untersuchungen in mehreren Ländern haben eindeutige Hinweise darauf ergeben, daß Menschen mit einer unzureichenden Schulbildung ein erhöhtes Risiko haben, die Alzheimer-Krankheit zu bekommen.
Als ein weiterer Umwelteinfluß sind jahrelang oder sogar jahrzehntelang zurückliegende Schädelhirnverletzungen bekannt, die mit einer Bewußtlosigkeit einhergehen.
1.1.3 Woran erkennt man die Alzheimer-Krankheit?
Die Symptome der Alzheimer-Krankheit sind nicht bei jedem Patienten völlig gleich. Sie hängen in gewissen Grenzen vom Ausmaß und von der Ausbreitung der Veränderungen im Gehirn ab, werden aber auch durch Perönlichkeit, Ausbildungsniveau, Lebensumstände und körperliche Verfassung beeinflußt. Dennoch zeigt die Alzheimer-Krankheit einige typische Erkennungsmerkmale. Der Arzt verwendet bei der Untersuchung bestimmte Testverfahren (vgl. Anhang 1) um mittels der Erkennungsmerkmale die Diagnose zu sichern.
1.1.3.1 Warnzeichen
Warnzeichen für die Alzheimer-Krankheit sind z.B.:
- Vergessen von kurz zurückliegenden Ereignissen
- Schwierigkeiten, sich in vertrauter Umgebung zurechtzufinden
- Probleme bei der Ausführung gewohnter Tätigkeiten
- Nachlassendes Interesse an Arbeit oder Hobbys
- Schwierigkeiten beim Treffen von Entscheidungen
1.2 Die Stadien der Alzheimer-Krankheit
1.2.1 Das Anfangsstadium
Im Anfangsstadium sind die Krankheitssymptome milde und oft kaum merklich. Betroffene stellen bei sich leichte Gedächtnislücken fest, bemerken Probleme bei der Wortfindung. Es fällt ihnen plötzlich ungewohnt schwer sich in fremder Umgebung zu orientieren oder sich das genaue Datum ins Gedächtnis zu rufen. Auf einmal dauert es länger zu Rechnen oder Schecks auszufüllen. Komplizierte Tätigkeiten fallen schwerer oder können nicht mehr ausgeführt werden, dazu gehört auch das gleichzeitige Erledigen mehrerer Aufgaben. Gewohnte Handlungen, wie z.B. Schuhe zubinden, können mißlingen. Bekannte Personen werden verwechselt. Der Gedanke quält, einfache Dinge nicht mehr zu beherrschen. Oft versuchen die Betroffenen ihre Defizite zu verbergen. Andere reagieren mutlos, mit Scham, Wut oder Angst. Im Großen und Ganzen kann der Alltag aber noch mit wenig Problemen gut gemeistert werden. Werden die Symptome der Krankheit in dieser Phase erkannt, so gibt es gute Chancen, sie mit modernen Medikamenten zu behandeln.
1.2.2 Die mittlere Phase
In dieser Phase wird die Krankheit sichtbar. Symptome und Beschwerden lassen sich nicht mehr verbergen. Für betroffene Menschen ist eine selbständige Lebensführung kaum noch möglich. Die Unterstützung durch Angehörige oder Pflegekräfte wird nötig. Die Kranken können Vergangenheit und Gegenwart oft nicht mehr unterscheiden, vergessen manchmal selbst die Namen vertrauter Personen. Die Sprache wird schwerer verständlich und die Kommunikation zunehmend schwieriger. Anziehen und waschen geht nur noch mit der Hilfe anderer. Auch das selbständige Essen bereitet Schwierigkeiten. Die Betroffenen werden unruhig und wandern viel herum. Sie finden oft die Zimmer in ihrer Wohnung nicht und können sich außerhalb der Wohnung leicht verirren. Trotz der vielen Einschränkungen bleibt das gefühlsmäßige Erleben des Patienten erhalten. Die Kranken reagieren auf unangenehme Empfindungen mit Abwehr, auf liebevolle Zuwendung vertrauter Menschen mit Freude.
1.2.3 Das dritte Stadium
Im dritten Stadium sind die Alzheimer-Patienten vollkommen auf die Hilfe anderer angewiesen. Das Gedächtnis versagt gänzlich, die Sprache beschränkt sich auf wenige Worte. Angehörige werden oft nicht mehr erkannt. Einfache Handlungen, wie Essen und Trinken, sind nur unter großen Mühen und mit Hilfe möglich. Der Gang ist schleppend und vornübergeneigt. Die Orientierung ist verloren gegangen. Es kann zu Krampfanfällen und Schluckstörungen kommen.
In dieser Phase ist eine gute fachliche Pflege wichtig. Sie soll einerseits das Leiden des Patienten verringern und andererseits den pflegenden Angehörigen entlasten.
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