Heinz Steinert kritisiert nicht ganz zu Unrecht, dass sich viele Formeln schon viel zu lange als „automatisches Zitat“ und vermeintliches Basiswissen in unser Bewusstsein buchstäblich eingegraben haben. Was das über uns selbst und das Studium und die Bedeutung klassischer Texte für die Gegenwart sagt, ist eine andere Frage. Kaum fallen bspw. Worte wie „Kapitalismus, Rationalismus, Bürokratie“ in irgendeinem Zusammenhang, denken viele Menschen schnell an Max Weber und den scheinbar offensichtlichen Zusammenhang von Religion und Kapitalismus. Oder sie denken etwas elaborierter an den nüchtern europäischen Protestantismus als Ursache für einen hoch disziplinierten, professionellen und ebenso nüchtern rational sachlichen Kapitalismus, der „unsere“ westliche, „entzauberte“ und laizistische Welt bis heute prägt. Wie das aber genau zusammenhängen soll und wie Weber das überhaupt begründet hat, ist dabei unerheblich. Eher hat diese Perspektive dabei etwas von einer Selbstlegitimation und Bestätigung der eigenen Denkweise über sich selbst. Ist das wirklich rational, an Rationalität um ihrer selbst Willen zu glauben? Man greift einfach auf den vermeintlichen tradierten Wissensbestand alter Klassiker wie Weber zurück und paraphrasiert sie. Dabei haben die Wenigsten überhaupt jemals Webers Werke (hier: „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ oder: „Wirtschaft und Gesellschaft“ u.a.) und dessen Herleitungen in Gänze je gelesen. Auch sind die Entstehung und der Zusammenhang der Texte Webers zumeist der breiten Öffentlichkeit unbekannt. Der Begriff des Kapitalismus selbst kommt dabei in der aktuell-populären Interpretation kaum über den Rang eines Schlagwortes hinaus, ähnlich wie etwa der „Kommunismus“ oder „Sozialismus“, die in ihrer zeitgeschichtlichen Bedeutung erst mal nichts anderes waren als die politischen Gegenentwürfe jenes bürgerlichen Liberalismus des 18./19. Jahrhunderts im Europa der Aufklärung. Was ist überhaupt Kapitalismus? Und wie sieht Weber ihn? Das reine Gewinnstreben? Das ist historisch falsch. Denn, so auch Weber, Kaufleute, Händler, Banken und deren unbedingte Absicht und Notwendigkeit auf Absatz, Gewinn und Ertrag und Überschuss gab es schon in der Antike in allen Erdteilen und im Orient, nicht nur im Okzident der Neuzeit! (...)
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Weber und der Kapitalismus
- Die Rolle der Religion
- Webers Stolpersteine
- Reflexion
- Schlussfolgerung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit Max Webers Analyse der Entstehung des modernen Kapitalismus, insbesondere mit der Rolle der protestantischen Ethik. Sie zielt darauf ab, Webers Argumentation zu rekonstruieren und zu analysieren, wie er die Entstehung des Kapitalismus als ein komplexes Zusammenspiel von ökonomischen, sozialen und religiösen Faktoren begreift.
- Die Entstehung des modernen Kapitalismus
- Die Rolle der protestantischen Ethik
- Webers Theorie der rationalen Herrschaft
- Die Entzauberung der Welt
- Kritik an Webers Analyse
Zusammenfassung der Kapitel
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Einleitung
Die Einleitung stellt die Relevanz von Max Webers Werk für das Verständnis des modernen Kapitalismus heraus und kritisiert die oberflächliche Rezeption seiner Theorien. Sie führt in die Problematik der Entstehung des Kapitalismus ein und stellt die zentrale Frage nach der Rolle der Religion in diesem Prozess.
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Weber und der Kapitalismus
Dieses Kapitel beleuchtet Webers Definition des Kapitalismus und seine Unterscheidung von verschiedenen historischen Formen. Es analysiert die Entstehung des modernen Kapitalismus als ein Ergebnis der Entwicklung einer neuen bürgerlichen Gesellschaftsschicht, die durch das Streben nach Gewinn und Kapitalbildung geprägt ist. Webers Analyse der Rolle der rationalen Buchführung und der Bürokratie in der Entstehung des Kapitalismus wird ebenfalls behandelt.
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Die Rolle der Religion
Dieses Kapitel fokussiert auf Webers These, dass die protestantische Ethik eine entscheidende Rolle bei der Entstehung des modernen Kapitalismus spielte. Es untersucht die spezifischen Merkmale der protestantischen Ethik, wie z.B. die Betonung von Fleiß, Disziplin und Askese, und analysiert, wie diese Werte die Entwicklung des Kapitalismus förderten.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den modernen Kapitalismus, die protestantische Ethik, Max Weber, Rationalisierung, Entzauberung, Herrschaft, Bürokratie, Wirtschaftsgeschichte, Sozialgeschichte und Religionssoziologie.
- Arbeit zitieren
- Gökhan Tokay (Autor:in), 2013, Max Webers Sicht auf die Entstehung des modernen Kapitalismus, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280784
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