Die Idee der globalen Supervenienz ist eines der kontroversesten und problematischen Konzepte in der Philosophie des Geistes. Offenkundig wollte man mit dem Konzept der globalen Supervenienz einen Mangel beheben, der in den Konzepten der schwachen und besonders der starken Supervenienz vorhanden war. Jedoch gab es auch zahlreiche Gegenargumente die zeigen sollten, dass globale Supervenienz kein nützliches Konzept sei. Diese Frage soll auch in diesem Essay diskutiert werden. Ist globale Supervenienz tatsächlich ein nützliches Konzept oder benötigt man eine andere Form der Supervenienz? Um dies greifbarer zu machen wird globale Supervenienz auf das Verhältnis von mentalen und physikalischen Zuständen angewendet. Zunächst werde ich kurz darlegen, was unter globaler Supervenienz verstanden wird beziehungsweise wie ich den Begriff im folgenden Essay verwenden werde. Dann werde ich die Vorzüge von globaler Supervenienz erläutern und darlegen, wo die Stärken des Konzepts liegen. Danach werde ich zwei populäre Gegenargumente erläutern und diskutieren. In einem Fazit werde ich versuchen eine abschließende Position zu formulieren beziehungsweise zu überprüfen ob globale Supervenienz tatsächlich ein plausibles und haltbares Konzept ist.
Die Idee der globalen Supervenienz ist eines der kontroversesten und problematischen Konzepte in der Philosophie des Geistes. Offenkundig wollte man mit dem Konzept der globalen Supervenienz einen Mangel beheben, der in den Konzepten der schwachen und besonders der starken Supervenienz vorhanden war. Jedoch gab es auch zahlreiche Gegenargumente die zeigen sollten, dass globale Supervenienz kein nützliches Konzept sei. Diese Frage soll auch in diesem Essay diskutiert werden. Ist globale Supervenienz tatsächlich ein nützliches Konzept oder benötigt man eine andere Form der Supervenienz? Um dies greifbarer zu machen wird globale Supervenienz auf das Verhältnis von mentalen und physikalischen Zuständen angewendet. Zunächst werde ich kurz darlegen, was unter globaler Supervenienz verstanden wird beziehungsweise wie ich den Begriff im folgenden Essay verwenden werde. Dann werde ich die Vorzüge von globaler Supervenienz erläutern und darlegen, wo die Stärken des Konzepts liegen. Danach werde ich zwei populäre Gegenargumente erläutern und diskutieren. In einem Fazit werde ich versuchen eine abschließende Position zu formulieren beziehungsweise zu überprüfen ob globale Supervenienz tatsächlich ein plausibles und haltbares Konzept ist.
Wie auch bei den anderen Arten von Supervenienz gibt es bei globaler Supervenienz verschiedene Definitionen. Hier wird folgende Definition verwendet: Für alle mögliche Welten w1 und w2 gilt: Wenn in W1 die physischen Eigenschaften genau gleich verteilt sind wie in W2, dann sind in W1 auch die mentalen Eigenschaften genauso verteilt wie in W2.[1] Warum benötigte man jedoch ein Konzept wie das der globalen Supervenienz? In der Supervenienztheorie stieß man schnell auf verschiedene Schwierigkeiten. Nach der lokalen Supervenienz[2] haben zwei physisch vollkommen identische Individuen auch die gleichen mentalen Zustände. Die schwache Supervenienz hat sich in dieser Hinsicht jedoch als zu locker erwiesen weshalb man meist nur noch die starke Supervenienz als einen vertretbaren Ansatz diskutiert. Nach der starken Supervenienz haben zwei physisch gleiche Individuen notwendigerweise auch in allen möglichen Welten die gleichen mentalen Eigenschaften. Ein Problem für die lokale Supervenienz ist die Frage nach dem Gehalt von intentionalen Zuständen. Es gibt gute Argumente um anzunehmen, dass nicht nur die physische Beschaffenheit den Inhalt von mentalen Zuständen bestimmt sondern auch andere Faktoren diese beeinflussen. Nehmen wir an, wir hätten zwei physisch gleich Individuen, die jedoch in anderen Kulturräumen, Sprachgemeinschaften, sozialen Gruppen oder schlicht in einer anderen Umwelt aufgewachsen sind. Es ist durchaus plausibel, dass diese Individuen auch andere mentale Zustände haben da sie in einer anderen Umwelt aufgewachsen sind. Ein entscheidendes Argument lieferten hierfür Hilary Putnam und Tyler Burge. Putnam entwarf das sogenannte Gedankenexperiment der Zwillingserde auf dem Burge dann die starke These vertreten hat, dass intentionale Zustände nicht von allein von der physikalischen Beschaffenheit ein Individuum abhängt. Auf dieses Problem reagiert die globale Supervenienz. Die globale Supervenienz zielt nämlich nicht auf den Vergleich von zwei physischen gleichen Individuen ab sondern auch den Vergleich von zwei physischen gleichen Welten. Sollten in einer Welt also die physischen Eigenschaften gleich verteilt sein so sind es auch die mentalen Eigenschaften. Damit wird das Problem der Umweltabhängigkeit von mentalen Eigenschaften umgangen. Kurz ausgedrückt könne man sagen, dass die Gesamtheit der mentalen Zustände auf die Gesamtheit der physikalischen Zustände superveniert.
Globale Supervenienz hat zudem einen weiteren Vorteil. Supervenienz im Allgemein wurde oft als ein Konzept verstanden mit dem man das Verhältnis von physikalischen und mentalen Zuständen als eine Abhängigkeit ohne Reduktion versteht. Die Idee ist, dass mentale Zustände in irgendeiner Weise von physikalischen Zuständen abhängen jedoch nicht auf diese reduziert werden können. Das Mentale ist somit nicht nur eine andere Form des Physikalischen sondern durchaus eigenständig. Um nun Abhängigkeit ohne Reduktion zu formulieren bot sich Supervenienz an. Mentale Eigenschaften supervenieren auf physikalischen Eigenschaften. Damit wäre eine Abhängigkeit von mentalen Eigenschaften vorhanden jedoch keine explizite Reduktion. Jedoch gab es bei den Spielarten der lokalen Supervenienz Probleme mit dieser Idee. Könnte es nicht doch sein, dass bei einem starken oder schwachen Supervenienzverhältnis die mentalen Zustände auf die physikalischen Zustände reduzierbar sind? Auch hier bietet das Konzept von globaler Supervenienz eine Lösung. Denn bei globaler Supervenienz sind die physikalischen und die mentalen Eigenschaften gleich jedoch nicht exakt gleich verteilt. In zwei physisch exakt gleichen Welten wären somit auch die mentalen Zustände exakt gleich aber nicht auf die gleichen Individuen exakt gleich verteilt. Somit ließe sich bei globaler Supervenienz die Idee von Abhängigkeit ohne Reduktion sehr gut unterbringen. Weiterhin hat lokale Supervenienz Schwierigkeiten mit dem Ausdrücken von verschiedenen Eigenschaften. Die Eigenschaft „Sohn“ ist beispielweise keine Eigenschaft die einzelnes Individuum in einem leeren Raum hat wie beispielweise Form oder Farbe. Ein Sohn kann Individuum F nur sein, wenn es die dazugehörigen Individuen Mutter und Vater von F gibt. Mit der globalen Supervenienz ließe sich dies lösen, da man auch immer die Beziehungen zwischen den Individuen in den Blick nimmt.
Das Konzept der globale Supervenienz hat jedoch auch entscheidende Schwächen und es wurden Einwände vorgebracht, die an der Plausibilität des Konzepts zweifeln lassen. Jaegwon Kim erhob 1987 einen entscheidenden Einwand gegen globale Supervenienz.[3] Da die Verteilung zwischen mentalen und physikalischen Zuständen nicht so eindeutig ist wie bei lokaler Supervenienz hätte dies nicht nur Vorteile. Nach Kim könnte nun ein einziges physikalisches Detail in einer Welt anders sein wodurch es schwerwiegende Folgen gäbe. Nehmen wir an, dass sich zwei Welten physikalisch nur dadurch unterscheiden, dass es im Saturn oder in der Milchstraße ein Atom anders ist. Nach Kim könnte dies bedeuten, dass Steine mentale Zustände haben, Menschen gar keine, nur ein Mensch einen mentalen Zustände hätte oder ähnliches. Dies ist dem Konzept der globalen Supervenienz geschuldet, da die mentalen Zustände nur in physikalisch Ununterscheidbaren Welten[4] gleich verteilt sind. Wenn die globale Supervenienz nach ihrer Definition jedoch solch fatale Zustände zuließe wie Kim es aufgezeigt hat, dann könne man wohl kaum zu einem lohnenswerten Konzept sprechen.[5] Kim zeigte somit auf, dass die Beziehung zwischen mentalen und physikalischen Zuständen zu locker ist. Kim selbst gab auf dieses Problem eine Lösung. Da das aufgezeigte Problem nur bei physisch unterscheidbaren Welten auftrat plädierte er für physisch ähnliche Welten. Die Welten müssten sich somit nicht exakt in jedem physikalischen Detail gleich sondern sollen nun ähnlich sein. Diese Lösung ist zunächst plausibel offenbart jedoch weitere Probleme beziehungsweise Definitionsarbeit. Wie ist Ähnlichkeit zu verstehen? Nehmen wir an, man hätte drei Welten. Unsere aktuale Welt, eine Welt in der alle Menschen zwei Meter groß sind und eine Welt in der alle Menschen einen Meter groß sind. Welche dieser Welten wäre nun unserer Welt ähnlicher? Kim Lösung greift hier nicht, da man bislang noch keine wirklich passende und allgemeine Definition von Ähnlichkeit hat. Kims Lösung behebt zwar das ursprüngliche Problem wirft jedoch die Frage auf, wie man Ähnlichkeit von Welten genau charakterisiert. Möchte man globale Supervenienz retten so muss man Ähnlichkeit genauer definieren.
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[1] Vgl. Ansgar Beckermann, Analytische Einführung in die Philosophie des Geistes. Berlin 2008. S. 211. Auch die Vorteile von globaler Supervenienz finden sich bei Vgl. Beckermann, Analytische Einführung. S. S. 212ff.
[2] Hierunter fasse ich schwache und starke Supervenienz. Lokale Supervenienz wird dabei als ein Abgrenzungsbegriff zur globalen Supervenienz verstanden.
[3] Jaegwon Kim, „Strong and Global Supervenience Revisited“, in: Philosophy and Phenoenological Research 48. 1987. S. 315 – 326.
[4] Im Englischen wird hierfür das Wort Indiscernibility verwendet.
[5] Das Argument findet sich bei Kim, „Strong and Global“, S. 325 – 326.
- Quote paper
- Sven Wunderlich (Author), 2013, Globale Supervenienz. Ein nützliches Konzept?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/280593
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